Allgemeine Einführung in die Substitutionsbehandlung

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Allgemeine Einführung in die Substitutionsbehandlung Modul 1 Allgemeine Einführung in die Substitutionsbehandlung

. . Was ist Opiatabhängigkeit ? Opiatkonsum kontra Opiatabhängigkeit Abhängigkeit ist ein komplexes Syndrom: Metabolische, biologische, psychosoziale Aspekte, chronischer Rückfall. Unterschiedliche Prävalenz in den verschiedenen Ländern.

Die Neurobiologie der Opiatabhängigkeit. Verlangen (Heroinhunger oder Craving) entsteht bei einer Unterfunktion des körpereigenen Opioidsystems, bzw. der natürlichen Endorphine. Die wiederholte Bloßstellung an das Opioid führt zur Adaptation im Gehirn und es entsteht eine pharmakologische Abhängigkeit. Bei manchen Menschen wird diese Adaptation bzw. Markierung chronisch oder irreversibel. Aus dieser Perspektive betrachtet ist die Substitutionsbehandlung eine Ersatztherapie – wenn verabreicht in angemessener Dosis – und kompensiert für die beeinträchtigte Funktion der köpereigenen Opiatrezeptoren.

Kann Opiatabhängigkeit geheilt werden? Verschiedene Behandlungsformen: stationär, drogenfrei, ambulant, psychosozial, mit medizinischer Unterstützung Die Substitutionsbehandlung hat sich für die Mehrheit der Opiatabhängigen als die wirksamste Form der Behandlung erwiesen.

Prävalenz des problematischen Drogenkonsums in der EU pro 100,000 Einwohnern im Alter von 16-65 (EMCDDA, 2002) Deutschland 200-300 (0,2-0,3%) Niederlande “ Österreich “ Dänemark 400-600 (0,4-0,6%) Finnland “ Frakreich “ Irland “ Spanien “ Norwegen “ Italien 600-900 (0,6-0,9%) Luxemburg “ Portugal “ UK “

HIV-Prävalenz unter intravenösen Drogenkonsumenten in der EU (EMCDDA, 2002) * (regionale Daten in Klammern) Österreich 0 – 4.9 Belgien 0.5 (5.9)* Dänemark (0 – 3.4) Finnland (0 – 7.9) Frankreich 15.9 – 19.3 Griechenland 0.0 – 2.2 Irland 3.5 – 8.7 Italien 15.8 (2.3 – 32.8) Luxemburg 3.6 Niederlande (0.5 – 25.9) Portugal (9.2 - 48) Spanien 33.5 Schweden 2.6 UK England und Wales 0.3 – 2.9 Schottland 0.6

Substitutionsbehandlung Anwendung eines sicheren Medikamentes: Agonist Wirkt ähnlich wie Opiate Hat eine längere Halbwertzeit Lindert Entzugserscheinungen Langzeitbehandlung Erhaltungstherapie kontra Entgiftungsbehandlung

Agonist Antagonist Blockieren oder Aufheben einer Wirkung Blockiert die Wirkung von Opiaten Blockiert die Aufnahme von Opiaten Erzeugt keine euphorische Wirkung Führt nicht zur physischen Abhängigkeit Naltrexon, Naloxon (bei Notfall, z.B. Überdosis) Substitutionsbehandlung Wirkt ähnlich wie Opiate Stimuliert die Resorption von Opiaten Reduziert das Verlangen nach Opiaten Erzeugt keine euphorische Wirkung Kann zur physischen Abhängigkeit führen Methadon, LAAM, Morphin, Heroin

Heroin use and methadone dose

Ziele der Substitutionsbehandlung Reduzierung des Risikoverhaltens Senkung des intravenösen Konsums Verminderung des Konsums illegaler Drogen Verbesserung des physischen und sozialen Wohlbefindens Erhöhte Inanspruchnahme von medizinischen Diensten Anbieten von Gesundheitserziehung Angehen von sozialen Problemen Reduzierung der Beschaffungskriminalitat

Methadon Vollsynthetisches Opiat Eingeführt in den 60'er Jahren in den Vereinigten Staaten Weltweit sind eine halbe Million Menschen in Methadonbehandlung In Europa werden 90% der Substitutionsbehandlungen mit Methadon durchgeführt

Zunahme in der Zahl der methadongestützten Drogenkonsumenten (x 100) in den 15 EU-Mitgliedsstaaten (1993-2000) Source: EMCDDA 2000

Andere Opiate zur Substitutionsbehandlung: Buprenorphin LAAM Diamorphin Retardiertes Morphin

Geschichte der Substitutionsbehandlung in der EU EMCDDA 2002 Country 1st availability of methadone Introduction of other substitute medications österreich 1987 Buprenorphine (1997) slow-release morphine (1997) Belgien 1994 Dihydrocodeine Dänemark 1970 Buprenorphine (1998) Finnland 1974 Buprenorphine (1997) Frankreich 1995 Buprenorphine (1996) Deutschland Griechenland Irland 1992 1993 Dihydrocodeine (1985), heroin (2002), Buprenorphine (2000) - Italien 1975 Buprenorphine (1999) Luxemburg Niederlande Portugal 1989 1968 1977 Dihydrocodeine (1994), Mephenon (1989) Heroine (1997) Buprenorphine (2000) Spanien Sschweden VK 1983 1967 Heroin (2002) Buprenorphine (1999), Heroin 1926)

Umfang der Behandlung

Behandlungsformen WHO (1990) Kurzzeitentgiftung: Dosissenkung auf Null innerhalb eines Monats oder darunter Langzeitentgiftung: Dosissenkung auf Null innerhalb eines Monats oder darüber hinaus Kurzzeiterhaltung: stabile Dosis für einen Zeitraum von sechs Monaten oder darunter Langzeiterhaltung: stabile Dosis für einen Zeitraum von sechs Monaten oder darüber hinaus

Vergleich zwischen Erhaltungs- und Entgiftungsbehandlung in der EU im Jahr 2000. Land Erhaltungstherapie oder Entgiftungsbehandlung Frankreich Irland Portugal Schweden Primarily maintenance (75-100% of treatment aimed at maintenance) Dänemarken Deutschland Spanien Niederlande Österreich Finnland UK 50 – 75% of treatment aimed at maintenance Griechenland Italien Primarily detoxification (under 30% of treatment aimed at maintenance) Source:EMCDDA 2000 (estimates)

Behandlungsmodalitäten Niederschwellige Programme Leicht zugänglich Auf Schadensbegrenzung orientiert Primärziel: Verbesserung der Lebensqualität und die Linderung von Entzugssymptomen Bieten ein breitgefächertes Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten Hochschwellige Programme Haben selektive Aufnahmekriterien Sind abstinenzorientiert Inflexible Behandlungsmöglichkeiten Beratung und Psychotherapie, (Einzel- und Gruppengespräche), ist verpflichtet Urinkontrollen und strikte Entlassungsregeln

Aufgliederung der Substitutionsbehandlung (EMCCDA, 2002) Hausärztliche Praxis: Österreich, Belgien, Frankreich (Buprenorphin), Deutschland, Irland, Luxemburg, UK, Dänemark Spezialisierte Zentren: Dänemark, Frankreich (Methadon), Italien, Niederlande, Portugal, Spanien Spezialisierte Zentren, beschränktes Angebot: Finnland, Griechenland, Schweden, Norwegen

Schlussfolgerung Opiatabhängigkeit ist eine komplexe und oft chronische Krankheit Prävalenz in ganz Europa Ersatztherapie (Substitution) ist eine nützliche Behandlungsform Verschiedene Formen und Modalitäten der Behandlung (von Entgiftung bis Erhaltung), medikamentöse Behandlung, etc., sind in allen EU-Mitgliedsstaaten erhältlich.