Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09 PD Dr. Haci-Halil Uslucan

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 Präsentation transkript:

Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09 PD Dr. Haci-Halil Uslucan Herzlich Willkommen

Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09 PD Dr. Haci-Halil Uslucan Überblick: Vorlesungsinhalte Freitag: 09.01.2009: Geschichte der Bildungspsychologie Voraussetzungen und Folgen von Bildung: gesundes Aufwachsen: Bindung und Bildung kognitive Entwicklung: Piaget und Wygotski

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Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09 PD Dr. Haci-Halil Uslucan Einstieg zu Piaget: Sie möchten in der 4. Klasse eine Unterrichtseinheit zu Dichtung machen; darin soll auch das Thema „Symbolismus in den Gedichten“ vorkommen. Sie wissen nicht, ob ihre Schüler das verstehen werden; ob diese mit dem Begriff Symbol etwas anfangen können. Also fragen Sie, was ein Symbol ist.

Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09 PD Dr. Haci-Halil Uslucan Eines der Schüler sagt: „Es ist so ein Metallding“; ein anderes sagt: „Es ist etwas zum Spielen“. Sie intervenieren und sagen bspw. der Ring sei ein Symbol für die Ehe oder das Herz ein Symbol für die Liebe. Sie erklären, semiotisch gewandt, die Funktion eines Symbols als „aliquid stat pro aliqui“: „Etwas steht für etwas anderes.“ Ihre Schüler aber schauen sie nur irritiert und fragend an.

Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09 PD Dr. Haci-Halil Uslucan

Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09 PD Dr. Haci-Halil Uslucan 1. Biographie 2. Forschungsmethoden 3. Grundbegriffe 4. Stadientheorie

1. Biographie - geboren 09.08.1896 in Neuchatel in der Schweiz gestorben 16.09.1980 in Genf Wissenschaftliche Aktivität: - Verfasste ca. 60 Bücher und über 100 Zeitschriftenartikel - 31 Ehrendoktorate (1936 Harvard) - 12 internationale Auszeichnungen

2. Forschungsmethoden Beobachtung - eigene Kinder unter natürlichen Bedingungen - nicht standardisiert, hypothesengeleitet - aktiver Eingriff in das Beobachtungsgeschehen - aber: mögliche Beobachtungsfehler

2. Forschungsmethoden Klinische Methode - Hauptmethode - nicht standardisierte Befragung - nur Ausgangsfragen formuliert - Verlauf der Befragung steuert das Kind - später neben Befragung auch Experimente durchgeführt

3. Grundbegriffe Intelligenzbegriff: - grundlegende biologische Kategorie, die bei allen Lebewesen auftritt und das Überleben ermöglicht - keine individuelle oder interindividuelle Leistung (deshalb IQ nicht messbar) 3 Hauptaspekte des menschlichen Verhaltens: Inhalt des Verhaltens Struktur des Verhaltens Funktion des Verhaltens

3. Grundbegriffe Inhalt des Verhaltens - spezifisch beobachtbare Reaktion eines Individuums - Verhaltensinhalte verändern sich im Laufe der Entwicklung

3. Grundbegriffe Struktur des Verhaltens - dem beobachtbaren Verhaltensinhalt liegt eine kognitive Struktur zugrunde Schema: - Kategorien zur Umweltorganisation, die angeboren oder erlernt sind - Anwendung auf Verhaltensinhalte Struktur: - organisierte und koordinierte Verbindung von Schemata

3. Grundbegriffe die Struktur des Verhaltens verändert sich im Laufe der Entwicklung Modifizierung und Erneuerung von Schemata Beziehungen der Strukturen untereinander verändern sich

3. Grundbegriffe Funktion des Verhaltens - verändert sich im Laufe der Entwicklung nicht - invariante Merkmale: Organisation: Einordnung und Verarbeitung der Umwelt in Schemata und Anwendung der Schemata auf die Umwelt

3. Grundbegriffe Adaptation: Menschen haben die Tendenz, Umweltgegebenheiten an ihren Organismus anzupassen (= Assimilation), bzw. sich den Umweltgegebenheiten anzupassen ( = Akkommodation)

3. Grundbegriffe Assimilation: die Umweltinformation wird entsprechend der bestehenden Struktur verändert, sodass es in das vorhandene Schema passt - reproduktive Assimilation - generalisierende Assimilation - rekognitive Assimilation Assimilation reicht nicht aus, um neue Schemata zu bilden

3. Grundbegriffe Akkommodation: vorhandene Fähigkeiten müssen erweitert werden, weil sie nicht ausreichen, um mit den Gegebenheiten der Umwelt umzugehen Voraussetzung für die Bildung neuer Schemata: - misslungene Assimilation - Konflikt zwischen verschiedenen Assimilationsschemata - Widerlegung durch Erfahrungen

3. Grundbegriffe Äquilibrationsprinzip: ist das Streben nach einem Gleichgewicht zwischen Assimilation und Akkommodation ist der treibende Faktor der kognitiven Entwicklung Gleichgewicht bedeutet nicht Ruhezustand ! Ungleichgewicht wird von einem Gleichgewicht auf einem höheren Niveau abgelöst

4. Stadientheorie Stadium: Zeitabschnitt, in dem Denken und Verhalten des Kindes eine spezifische geistige Struktur widerspiegelt 4.1. Merkmale des Stadienbegriffs: - Stadium ist strukturiertes Ganzes in einem Gleichgewicht - Stadien bauen aufeinander auf, Regression und Überspringen ist nicht möglich - Stadien sind universell - jedes Stadium entwickelt sich von instabiler zu stabiler Struktur

4. Stadientheorie 4.2 sensumotorisches Stadium ( 0 – 2 Jahre) - Verfeinerung angeborener Reflexe - Erwerb von Schemata - Verhalten entsteht durch Zusammenspiel von Wahrnehmungseindrücken und motorischer Aktivität - keine Vorstellungstätigkeit

4. Stadientheorie 4.2.1 Reflexmodifikationen ( 0 – 1. Monat) - Übung / Perfektionierung angeborener Reflexe - Akkommodation 4.2.2 Primäre Zirkulärreaktionen ( 1. – 4. Monat) - auf eigenen Körper bezogene Kreisreaktionen - Ansätze von Imitation - primitive Antizipationen

4. Stadientheorie 4.2.3 Sekundäre Zirkulärreaktionen ( 4. – 8. Monat) - Umwelt in Kreisreaktionen einbezogen - aufgeschobene Zirkulärreaktionen möglich - beginnende Erkenntnis von: Objektkonstanz = Objekte verändern sich nicht Objektpermanenz = Objekte existieren auch außerhalb der Wahrnehmung

4. Stadientheorie 4.2.4 Koordination der sekundären Verhaltensschemata ( 8. – 12. Monat) - Kombination von Schemata führt zu Planung und Intentionalität - vorhandene Schemata für neue Ziele eingesetzt - komplexere Antizipationen möglich - Erkenntnis der Objektkonstanz nun ausgeprägt

4. Stadientheorie 4.2.5 Tertiäre Zirkulärreaktionen ( 12. – 18. Monat) - Experimente mit Verhaltensschemata - Assimilation neuer Objekte auf vorhandene Schemata bzw. Akkommodation alter Schemata auf neue Objekte / Situationen

4. Stadientheorie 4.2.6 Erfindung neuer Mittel durch geistige Kombination ( 18. – 24. Monat) - mentale Symbole zu Repräsentationszwecken genutzt - mentale Symbole dienen: - der Speicherung von Handlungsabläufen - der gedanklichen Durchführung von Probehandlungen

4. Stadientheorie 4.3 präoperationales Stadium ( 2 – 7 Jahre) = egozentrische Phase - animistisches Denken: unbelebte Gegenstände werden belebt - finalistisches Denken: Naturerscheinungen werden als zweckmäßig erklärt - artifizielles Denken: Glaube, dass alles in der Welt vom Menschen oder von Gott erschaffen wurde

4. Stadientheorie Merkmale des Egozentrismus: - keine Perspektivübernahme ( 3 Berge Versuch) - Unkenntnis von Invarianz ( Umschüttversuch) - eingeschränkter Zahlenbegriff ( Münzversuch) - unidirektionales Denken (irreversibel)

4. Stadientheorie

4. Stadientheorie 4.4 konkret-operatives Stadium ( 7 – 11 Jahre) - an konkrete Operationen gebunden ( befasst sich mit Dingen die sind und nicht die sein können) - reversible Denkoperationen möglich - Kenntnis von Invarianz

4. Stadientheorie 4.5 formal-operatives Stadium ( ab 12 Jahren) - abstraktes Denken möglich - Merkmale dieses Stadiums: - Entwicklungsoptimum erreicht - systematische Problemlösung - Vergegenwärtigung aller Erklärungsmöglichkeiten und praktische Überprüfung - Metadenken

5. Unterrichtsimplikation:

5. Unterrichtsimplikation:

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5. Unterrichtsimplikation:

5. Unterrichtsimplikation:

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