Gruppendynamik und Gruppenpsychotherapie AAIN-Delmenhorst

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 Präsentation transkript:

Gruppendynamik und Gruppenpsychotherapie AAIN-Delmenhorst 29.03.2008

Geschichte der Gruppen-(therapie) Die Gruppe ist älter als das Individuum Pratt (1905): Tb-Patienten Marsh: by the crowd they have been broken, by the crowd they shall be healed Alfred Adler: 1. Psychiater, Gruppe J.L. Moreno: Gruppenpsychotherapie, Psychodrama und Soziometrie

Wurzeln, Beeinflussungen Die Arbeit mit Patienten: Den psychotherapeutischen Pionieren der Gruppenarbeit ging es primär um die Arbeit mit Patienten. Neben psychiatrischen und psychoanalytischen Ansätzen gilt vor allem Moreno mit seinem Psychodrama als Wegbereiter der Gruppentherapie. Sozialpsychologie: Auf sozialpsychologischem Gebiet hat sich Kurt Lewins in den Vereinigten Staaten entwickelter Ansatz, zunächst vorwiegend für die Führungskräfteausbildung in der Industrie konzipiert, zur klassischen Gruppendynamik weiterentwickelt. Humanistisch-psychologische Ursprünge auf dem Hintergrund der Begegnungsphilosophie: Bei der Encounter-Bewegung, in den USA auch „Therapie für Normale“ genannt, stand der Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung und der Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen im Vordergrund.

Merkmale von Gruppen Relative Kleinheit und Einheit Face-to-Face-Kontakt Gemeinsame Werte und Ziele („Bindemittel“) Rollen, Funktionen, Positionen („Die Gruppe ist ein Ort, an dem das Individuum seine Eigenständigkeit bewahren und entwickeln kann und gleichzeitig eine soziale Bezogenheit erfährt, die über eine solipsistische Haltung hinausweist.“ J.Fengler) Relative Dauer

Gruppendynamik Muster, in denen Vorgänge und Abläufe in einer Gruppe von Menschen erfolgen eine Methode, die gruppendynamische Vorgänge beeinflusst und erfahrbar macht (Die Eigenschaften und Fähigkeiten einer Gruppe sind verschieden von der Summe der Eigenschaften und Fähigkeiten der einzelnen Personen der Gruppe.) die wissenschaftliche Disziplin, die diese Muster und Methoden erforscht

Gruppenphasen Jede Gruppe entwickelt sich in Phasen, deren Abfolge immer ähnlich verläuft: Dependenz – Abhängigkeit, Flucht Konterdependenz – Kampf/Trotz Lösung, Interdependenz – Karthasis Harmonie – Flucht Entzauberung – Kampf Konsensbildung

Die Teamuhr (B.W. Tuckmann ) forming (Orientierungsphase) storming (Machtkampfphase) norming (Vertrautheitsphase) performing (Differenzierungs- und Leistungsphase) informing (Päsentation der Ergebnisse, Kontaktaufnahme nach außen)

Arbeitsprinzipien der GD Niedrigstrukturiertheit und initiale Verunsicherung (unfreezing) Das Hier-und-Jetzt-Prinzip Feedback Feedbackregeln: erbeten, beschreibend, konkret, angemessen „unfreezing – change – refreezing“

Das Johari-Fenster

vorher nachher

Methoden zur Vergrößerung des Quadranten A Informationen über sich preisgeben Feedback geben und aufnehmen Das Selbstbild des andern akzeptieren und ihn ernst nehmen Selbst mitteilen, wenn die eigenen Grenzen erreicht sind Bereitschaft, das Selbstverständnis zu erweitern, wodurch die Bereitschaft, Feedback zu geben, und zu empfangen wächst.

Die therapeutischen Faktoren in der Gruppentherapie (Yalom) Hoffnung-Einflößen Universalität des Leidens Mitteilung von Informationen (z.B. didaktische Unterweisung, direkter Rat) Altruismus Korrigierende Rekapitulation der primären Familiengruppe Entwicklung von Techniken des mitmenschlichen Umgangs (z.B. soziales Lernen) Nachahmendes Verhalten

Weitere Wirkfaktoren Interpersonales Lernen (z.B. interpersonale Beziehungen, korrigierende emotionale Erfahrungen, Gruppe als sozialer Mikrokosmos) Gruppenkohäsion Katharsis Existentielle Faktoren

Analytische Gruppenpsychotherapie Bion, Tavistock-Modell, Work-Group (aufgabenbezogen, deutlich durch Führung und Aufgaben strukturiert) versus basic assumption (Grundeinstellungsgruppe, durch Verlust der Führung und Strukturierung, entwickelt unbewusste Gruppendynamik zur Bewältigung z.B. Paarbildung, Projektion von.. auf Gruppenmitglied oder Leiter usw) Foulkes, „Group Analysis“, Vorläufer des Göttinger Modells (Heigl-Evers)

Allgemeine Formen der (analytischen) Gruppentherapie Einzeltherapie in der Gruppe (z.B. Schindler) Psychoanalyse der Gesamtgruppe (z.B. Argelander) Integrative Modelle (z.B. Göttinger Modell) in Literatur ca. 40 Modelle zu finden

Das Göttinger Modell Bildung von Patientengruppen nach 3 Hauptkriterien: Schwerstgestörte Patienten – psychoanalytisch interaktionelle Methode Weniger schwergestörte Pat. mit besserem Reflexionsvermögen – tiefenpsychologisch-analytische fundierte Gruppentherapie Neurotische Pat. – analytische Gruppentherapie

Ausschlusskriterien für Gruppenpsychotherapie (Yalom) Hirnverletzungen Paranoide Züge Hypochondrische Züge Drogen- und Alkoholabhängigkeit Akute Psychosen Antisoziale Züge

Weitere Kontraindikationen: Akute Krisensituationen Schwer Depressive und Suizidgefährdete Unfähigkeit zur regelmäßigen Teilnahme an den Sitzungen Ansonsten gelten die Einschränkungen, die auch für die Einzeltherapie gelten:

Unfähigkeit zur Einhaltung des Therapierahmens Mangelnde Impulskontrolle Übertragungspathologie Therapie als Bedürftigkeitsbefriedigung Profuse Regressionsneigung

Probleme in und durch Gruppentherapie Hohe Abbruchrate (17 – über 50%; 35%) Machtfunktion des Gruppenleiters Geringe Einflussmöglichkeiten des Pat. auf den Therapieprozess (Gruppendynamik) Kontraproduktive Interaktionsmuster

Aufnahme- und Ausschlusskriterien Geeignete Kandidaten für eine Gruppentherapie Möglicherweise ungeeignete Kandidaten für eine Gruppentherapie