Lebenssituation und Überlebensstrategien von Slum-Frauen in Neu Delhi Urbane Armut in Indien Lebenssituation und Überlebensstrategien von Slum-Frauen in Neu Delhi Dr. Constanze Weigl-Jäger Schmitten, 11.-13. Oktober 2013 Schwerpunktseminar DIZ Armut in Indien
Struktur des Vortrags 1) Urbane Armut in Indien Lebenssituation und Überlebensstrategien von Slum-Frauen in Neu Delhi, Indien
Armut in Indien Ungleiche regionale Verteilung der Armut in Indien (Süd- und Nord) → Armut vor allem in Unionsstaaten in Zentral- und im nordöstlichen Indien (Jharkand, Chattisgarh, Madhya Pradesh, Orissa, Bihar, Uttar Pradesh) Vor allem die Landbevölkerung Indiens ist von Armut betroffen → Stagnation der Nahrungsmittelproduktion und Bauernselbstmorde ↓ Die Armut auf dem Lande hat eine zunehmende Urbanisierung und Stadtflucht zur Folge
Urbane Armut in Indien Verstädterungsprozess: mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung Indiens - rund 230 Millionen Menschen - leben heute in Städten Entstehung von Megastädten (Bombay, Delhi, Kalkutta, Madras, Bangalore und Hyderabad) Rapides und unkontrolliertes Wachstum der Millionen- und Megastädte Indiens führt bereits heute zu krisenhaften Überlastungen der städtischen Kapazitäten (Abwasser-, Abfallentsorgung, Zugang Trinkwasser etc.) Urbane Armut zunehmend größer werdendes Problem, manifestiert sich in einer stetig steigenden Zahl von Slumsiedlungen
Urbaner Slum in Neu Delhi Fallstudie: Lebenssituation und Überlebensstrategien von Slum-Frauen in Neu Delhi Research Area Ethnologische Feldforschung (12 Monate) Urbaner Slum in Neu Delhi
Beschreibung des Slumviertels Bevölkerungsgröße: ca. 13 000; sehr dichte Besiedlung Arbeitsmigranten aus ländlichen Regionen Indiens Die Mehrheit der Bevölkerung sind Muslime Beschäftigung im informellen Sektor (Müllverwertung) Drogenmissbrauch, Kriminalität, Prostitution
Karte des Slums
Sample Migrantinnen (UP, Bihar und West Bengal) Frauen zwischen ca. 20-40 Jahren „Deserted Women“ Armut
Zitat Imrana, 25 Jahre alt, verheiratet, drei Söhne und eine Tochter: She lives with her husband, four children and her mother-in-law in one and a half rooms of the size of 20 square meters. Her husband worked as painter. He was self-employed but nowadays he works occasionally only. Imrana earned a little amount of additional money by doing embroidery; however at the moment she also has no orders to stitch clothes. She told me: “please note down how difficult the life for us women is here. The women here have many sorrows and problems. I cannot work, I do not earn money and I do not find any job. My husband gets 150Rs daily and from this amount my husband, our four children, my mother-in-law and me have to live. How can we pay the school of the children, how can I pay the water, the electricity, the daily household items? Since two months I have stomach pains, but we do not have any money for treatment.”
Forschungsmethoden Durchführung von quantitativen und qualitativen Methoden Teilnehmende Beobachtung Interviews mit 40 Frauen, mit Ärzten und Krankenschwestern Aufnahme von Lebensgeschichten Survey des Viertels
Lebensbedigungen im Slum – Wohnsituation und Infrastruktur Haustypen (Pakka – Kaccha), Hausstruktur Sanitäre Anlagen, Zugang zu Trinkwasser, Elektrizität
Lebensbedigungen im Slum – Wohnsituation und Infrastruktur Pavement dwellers, illegale Bebauungen Abfallentsorgung, Kanalisation
Lebenbedingungen im Slum – akute Bedrohungen Wasserkrisen Naturgefahren (Überschwemmungen, Kälte) Vertreibungsaktionen (legale & illegale Slumsiedlungen)
Lebensbedigungen im Slum - Bildungssituation Keine oder geringe Schulbildung Schlechte Qualität des staatlichen Bildungssystems Schulen im Viertel
Lebensbedigungungen im Slum - Beschäftigungssituation Arbeit im informellen Sektor (geringes Einkommen = zentrale Determinante von urbaner Armut) Tätigkeiten der Slumbewohner Hohe Rate von Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
Medizinische Versorgung im Viertel Lebensbedingungen im Slum - Gesundheit und Medizinische Versorgung Schlechte Qualität des staatlichen Gesundheitswesens, Korruption Medizinische Versorgung im Viertel Schlechte gesundheitliche Situation der Slumbewohner (v.a. Frauen und Kinder): Typhus, Tuberkulose Gesundheitsverhalten der Slumbewohner
Unterstützung durch Nachbarschaft und Verwandte Überlebensstrategien der Slumfrauen - Hunger und Ernährung Unterstützung durch Nachbarschaft und Verwandte Staatliche Einrichtung: Anganwadi Vergabe kostenloser Mahlzeiten an religiösen Stätten (Sufischrein) Rationcard
Vielen Dank! Dr. Constanze Weigl-Jäger Department of Anthropology South Asia Institute Heidelberg University weigl@uni-heidelberg.de