VERTRETER DER DEUTSCHSPRACHIGEN EXPERIMENTELLEN LYRIK
Ernst Jandl 1. August 1925 in Wien geboren Studium – Germanistik, Anglistik 1950 – 1979 – Lehrer an Gymnasien 1954 – Lebenspartnerschaft und enge literarische Zusammenarbeit mit Friederike Mayröcker 1973 – Mitbegründer der Grazer Autorenversammlung zahlreiche Auszeichnungen für sein Schaffen 9. Juni 2000 in Wien Friederike Mayröcker 20. Dezember 1924 in Wien geboren Englischlehrerin an Wiener Hauptschulen Studien der Germanistik und Kunstgeschichte Gründungsmitglied der Grazer Autorenversammlung, Mitglied der Akademie der Künste Berlin, des Forum Stadtpark Graz und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt zahlreiche Literaturpreise auch als Zeichnerin tätig
Jandl: 1956 – 1999 Bücher – Gedichte (Andere Augen, der künstliche Baum, der gelbe hund, Augenspiel, Otto Mops hopst, peter und die kuh…) – Visuelle Gedichte (sprechblasen) – Prosa (Gemeinschaftsarbeit) 1966 – 1979 Stücke 1968 – 1993 Hörspiele (Fünf Mann Menschen) 1984 – 1999 Tonträger 1971 – Film - Traube Mayröcker: 1956 – Bücher – Gedichte (metaphorisch, Winterglück, Das besessene Alter, Mein Arbeitstirol) – Prosatexte (Erzählungen, Roman), Kinder und Jugendbücher 1991 – Stück (Nada. Nichts. Ein Konversationsstück.) 1968 – 2005 Hörspiele Filme – 1975, 1990, 2009 (Das Schreiben und das Schweigen)
ottos mops (Ernst Jandl) ottos mops trotzt otto: fort mops fort ottos mops hopst fort otto: soso otto holt koks otto holt obst otto horcht otto: mops mops otto hofft ottos mops klopft otto: komm mops komm ottos mops kommt ottos mops kotzt otto: ogottogott
auf dem land (Ernst Jandl) rininininininininDER brüllüllüllüllüllüllüllüllEN schweineineineineineineineinE grununununununununZEN hununununununununDE bellellellellellellellellEN katatatatatatatatZEN miauiauiauiauiauiauiauiauEN katatatatatatatatER schnurrurrurrurrurrurrurrurrEN gänänänänänänänänSE schnattattattattattattattattERN
ziegiegiegiegiegiegiegiegEN meckeckeckeckeckeckeckeckERN bienienienienienienienienEN summummummummummummummummEN grillillillillillillillillEN ziriririririririrPEN fröschöschöschöschöschöschöschöschE quakakakakakakakakEN hummummummummummummummummELN brummummummummummummummummEN vögögögögögögögögEL zwitschitschitschitschitschitschitschitschERN
im park (Ernst Jandl) bitte ist hier frei nein hier ist besetzt danke bitte ist hier frei nein hier ist besetzt danke bitte ist hier frei nein hier ist besetzt danke ist hier frei nein hier ist besetzt danke ist hier frei hier ist besetzt danke ist hier frei nein besetzt danke bitte ist hier frei nein danke hier frei besetzt danke ist hier frei nein hier ist leider besetzt danke ist hier frei bitte danke
was brauchst du (Friederike Mayröcker) was brauchst du? einen Baum ein Haus zu ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch wie groß wie klein wenn du aufblickst zur Krone dich verlierst in grüner üppiger Schönheit wie groß wie klein bedenkst du wie kurz dein Leben vergleichst du es mit dem Leben der Bäume du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund die Gestirne das Gras die Blume den Himmel
Maiglöckchen die Blume sehen nicht sehen sehen ihren Duft dann erst wirklich sehen die Blume, im Garten, ihre schwertlieben Blätter, immergrün. Was für 1 Wunder was für 1 Glück 1 Engel von Duft erhebt sich aus ihrer Blüte umzittert unsere Seele / Amen.
Friederike Mayröcker. Requiem für Ernst Jandl. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN ernstjandl.com lyrikline.org naemlich_des_vogel_greif- friederike_mayroecker_42106.html erlangen.de/seiten/4_programm/2006/bilder/sammlu ng/Rittenberg_Mayroecker_Jandl.jpg