Winterreise und Wunderhorn

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ПРЕЗЕНТАЦИЮ ПОДГОТОВИЛА ВОРОБЬЁВА Т. А. УЧИТЕЛЬ НЕМЕЦКОГО ЯЗЫКА МБОУ «СОШ с.СЕРГИЕВКА КАЛИНИНСКОГО РАЙОНА САРАТОВСКОЙ ОБЛАСТИ»
Und wenn ihr euch das Staunen erhalten könntet über die täglichen Wunder eures Lebens, so wäre euer Schmerz nicht weniger erstaunlich als die Freude.
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 Präsentation transkript:

Winterreise und Wunderhorn Wiederholung: einige Leitaspekte 1.2.2017

Entwicklung: Volkslied – Kunstlied und zurück Esoterik – Exoterik ‚Cross the border, close the gap’(Leslie Fiedler 1969) – Ineinander von Hochkunst und Alltagskunst

genauer soziologisch: ⦁ 18. Jh. Umstrukturierung der Öffentlichkeit ⦁ Infrastruktur der Hochkunst – höfische Spielstätten werden weniger wichtig, öffentlich-kommerzielle werden wichtiger

Romantik: Orientierung an Volk und Mittelalter als Konzept Wien: Unterhaltung und Hochkunst, Umgebung Schuberts (Kärntnertotheater) Romantik: Orientierung an Volk und Mittelalter als Konzept Wien: Unterhaltung und Hochkunst, Umgebung Schuberts (Kärntnertortheater) Romantik: Orientierung an Volk und Mittelalter als Konzept Volksliedersammlung Wunderhorn: von oben herab?

Tonmalerei (nicht: Programmmusik): Reflexe von Stimmungen, Befindlichkeiten und Handlung in der Tongestaltung – dadurch Illusionseffekte, unmittelbares Hineinversetzen

Musikbeschreibung:   Tempo: largo, grave über andante bis prestissimo (Zusätze ‚con brio‘, ‚amabile‘ usw.) Tongeschlecht: Dur – Moll (Wechsel beachten) Lautstärke: forte – piano (mezzof/p), crescendo/decrescendo Artikulation/Ausdruck: staccato – legato

Naturerfahrung: das Unendliche als das Erhabene Kant: das Dynamisch-Erhabene der Natur Entgrenzungen Ich – Außenwelt Ambivalenz: zwischen Euphorie und Verzweiflung/Ortlosigkeit

„Die Arme des Menschen strecken sich nach der Unendlichkeit aus: alle unsere Begierden sind nur Abteilungen eines großen unendlichen Wunsches. Es ist sonderbar, daß man von der Phantasie, deren Flügel einen unendlichen Raum und eine unendliche Zeit bedecken wollen [...] nicht weiter fortgeschlossen hat auf den Willen. Alle unsere Affekten führen ein unvertilgbares Gefühl ihrer Ewigkeit und Überschwenglichkeit nach sich – jede Liebe und jeder Hass, jeder Schmerz und jede Freude fühlen sich ewig und unendlich.“ (Jean Paul: Quintus Fixlein, Kap. 39)

Bsp.: J. v. Eichendorff: Mondnacht (Robert Schumann) Es war, als hätt' der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt'. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus.

H. v. Kleist: Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft Nichts kann trauriger und unbehaglicher sein, als diese Stellung in der Welt: der einzige Lebensfunke im weiten Reiche des Todes, der einsame Mittelpunkt im einsamen Kreis. Das Bild liegt, mit seinen zwei oder drei geheimnisvollen Gegenständen, wie die Apokalypse da, als ob es Youngs Nachtgedanken hätte, und da es, in seiner Einförmigkeit und Uferlosigkeit, nichts, als den Rahm, zum Vordergrund hat, so ist es, wenn man es betrachtet, als ob einem die Augenlider weggeschnitten wären.

Romantik: Programmaspekte (F. Schlegel, Novalis und all die anderen) • Kultur des Individuums und seiner Ansprüche (St. u. Dr.) • Glücksansprüche des Individuums • Aufwertung der Phantasie/Einbildungskraft: Illusion • ‚progressive Universalpoesie‘ (Schlegel):… Begleitlektüre: Jeßing/Köhnen S. 46-57

Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennte[n] Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die Poesie mit der Philosophie, und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will, und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie, und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisiren, und die Formen der Kunst mit gedieg[e]nem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen, und durch die Schwingungen des Humors beseelen. (Friedrich Schlegel 1798/1992, I, 204; 116. Fragment)

• Mischgattung/Hybride; Eichendorffs Taugenichts: Novelle, Autobiographie, Reisebericht, Märchen, Lied • Kunstautonomie/Freiheit von Fremdzwecken; Streben nach Selbstgesetzgebung der Künste seit den 1780er Jahren • Verfestigung: Stereotypenbildung und Aufbau von Standardsitationen im Wunderhorn Kollektivsymbole: Innen – Außen; Poesie des Herzerns – Prosa der Verhältnisse

→ Romantik: Übersteigerung des subjektiven Pols „Schön ist das, was in der bloßen Beurteilung (also nicht vermittelst der Empfindung des Sinnes nach einem Begriffe des Verstandes) gefällt. Hieraus folgt von selbst, daß es ohne alles Interesse gefallen müsse.“ (Kant: Kritik der Urteilskraft § 29) „Es kann keine objektive Geschmacksregel, welche durch Begriffe bestimmte, was schön sei, geben. Denn alles Urteil aus dieser Quelle ist ästhetisch; d.i. das Gefühl des Subjekts, und kein Begriff eines Objekts, ist sein Bestimmungsgrund.“ (Kant, KdU § 17) → Romantik: Übersteigerung des subjektiven Pols

• Radikalfolgerung: „Poesie ist Poesie“ (Novalis) • Dichten über das Dichten: „Poesie der Poesie“ (Schlegel) / Selbstreferenz • „poetische Stimmung in uns“ (Novalis) • Fragment als Prinzip, offene Formen • Vielfalt der Gattungen, Mischformen, „Gesamtkunstwerk“ • manchmal gesuchte Rätselhaftigkeit • der Leser als Ko-Autor

weitere Motive: • Entgrenzung • Entpersönlichte Religion: Mythen statt Christentum • Nacht- und Todessehnsucht • Rückwärtsgewandtheit/Mittelalter • zweckfreie Liebe: Herz vs. Vernunft • Leben als Kunstwerk – „Lebenskunstlehre“ (F. Schlegel) • das Schöne kann auch das Hässliche, Kranke sein

Sozialgeschichte/Politik Französische Revolution Der idealistische Weg: politische Ideale durch Kunst umsetzen Schiller: Idee eines ‚ästhetischen Staates‘ … und die Wirklichkeit nach 1806

Industrialisierung: erster Schub in Deutschland Beschleunigung des Lebens Befreiungskriege, Scheitern Napoleons Wiener Kongress 1814/15: Restauration des feudalen Status Schikanen gegen Liberalismus – und auch gegen Nationalismus

Karlsbader Beschlüsse 1819 (Ministerialkonferenz): Freiheitsbeschränkungen, Polizei, Zensur Polizei- und Spitzelstaat Zensur: Verbot öffentlicher schriftlicher Meinungsfreiheit Überwachung Universitäten und Professoren im reaktionären Deutschen Bund zahlreiche Inhaftierungen, sog. ‚Demagogenverfolgung‘ Bekräftigung 1832 nach ‚Hambacher Fest‘ (Demonstration für Einheit und Freiheit Aufhebung erst 1848 durch neu gegründeten Dt. Bundestag

Schiller: Götter Griechenlands Schubert https://www.youtube.com/watch?v=6AwoKZuaZg4&list=RD6AwoKZuaZg4&index=1 Schiller: Ode an die Freude / Beethovens 9. Sinfonie https://www.youtube.com/watch?v=tuYtRA-TXas 1:01:18

„Gott ist todt. Gott bleibt todt. Wir haben ihn getödtet „Gott ist todt! Gott bleibt todt! Wir haben ihn getödtet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besass, es ist unter unsern Messern verblutet, - wer wischt dieses Blut von uns ab? Mit welchem Wasser können wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Grösse dieser That zu gross für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nun ihrer würdig zu erscheinen? Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft (1882)

Jean-Jacques Francois Le Barbier: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 1789 (1789, Öl auf L., 71 x 56 cm)

Louis-Etienne Boullée: Kenotaph für Isaac Newton (1784) (geplante Höhe: 150 m)

Claude-Nicolas Ledoux: Entwurf für eine Nationalbibliothek (1785)

Kult der Vernunft (Radierung 1793, 12 x 20 cm): Kathedrale Notre Dame umfunktioniert - Altar mit Schauspielerin als Verkörperung der Vernunft; Mädchenprozession in antiken Gewändern; Philosophenbüsten; Flamme der Vernunft

Pierre-Antoine Demachy: Kultus des höchsten Wesens (1794) – Deismus, zivilreligiöser Kult, eingesetzt 1794 von Robespierre, aufgehoben nach dessen Hinrichtung

Sarastro: Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht, Zernichten der Heuchler erschlichene Macht! Chor. Heil sei euch Geweihten! Ihr dranget durch Nacht! Dank sei dir, Osiris, Dank dir Isis, gebracht! Es siegte die Stärke Und krönet zum Lohn Die Schönheit und Weisheit Mit ewiger Kron! https://www.youtube.com/watch?v=Fm-4LdLFr_E 2:44:12