Kühlmittel für Motoren M.Mauel BZE 03.2016. Kühlmittel ist nicht gleich Kühlmittel! Viele Hersteller haben eigene Anforderungen an ein Kühlmittel formuliert,

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 Präsentation transkript:

Kühlmittel für Motoren M.Mauel BZE

Kühlmittel ist nicht gleich Kühlmittel! Viele Hersteller haben eigene Anforderungen an ein Kühlmittel formuliert, welche in verschiedenen Standards festgehalten wurden. Ein ganz entscheidender Punkt ist aber, dass diese Mittel nicht alle untereinander mischbar sind! Im schlimmsten Fall können durch das Mischen verschiedener Kühlmittel Motorschäden entstehen. Im Folgenden werden daher die wichtigsten Standards erläutert.

Der Volkswagen-Konzern hat sich bei der Entwicklung von Kühlmitteln und deren Standards besonders engagiert (in Zusammenarbeit mit Haertol Chemie aus Magdeburg), weshalb sie diese auch benannt haben. VW-Standards sind: G11, G12, G12+, G12++ und G13 (Stand: Okt. 2012). Ein weiterer Konzern, der sich mit der Entwicklung beschäftigte, ist BASF (Glysantin), dessen Standards lauten: G30, G40, G48, G05, G33 und G34. Früher enthielt das typische Kühlmittel Silikate (G11 oder G48)! Das Silikat verhindert zwar Alukorrosion (Aufbau einer Al-Silikat-Schutzschicht auf Aluteilen), baut aber schnell ab und muss daher regelmäßig erneuert werden (Wechsel der Kühlflüssigkeit). Irgendwann kamen VW und andere aber auf die Idee, statt des Silikats organische Verbindungen für den Korrosionsschutz einzusetzen, da diese länger vorhalten, somit wurde der Standard G12 geschaffen.

Da diese beiden Standards sich aber nicht vertragen, kam es durch Verwechselungen und Unkenntnis zunehmend zu Problemen. Bei Mischung von G11 und G12 entstehen einerseits aggressive Säuren, andererseits kann das Kühlmittel verklumpen und Kanäle zusetzen. Daher entwickelte man G12+ (entspricht G30), welches silikatfrei, aber mit den anderen mischbar ist. Danach kam G12++ (entspricht Glysantin G40), welches bei VW/Audi in allen Fahrzeugen verfüllt wurde und gegenüber G12+ folgende Vorteile besitzen soll: -Besserer Korrosionsschutz, -höherer Siedepunkt (135°C), -bessere Wärmeableitung, -Lebensdauerfüllung für Grauguss- und Alumotoren. Mittlerweile wurde bei VW G12++ von G13 abgelöst, welches nicht mehr auf Glykol-Basis (aus Erdöl gewonnen) sondern auf Glycerin- Basis (aus biologischen Abfallprodukten) aufbaut, was für VW günstiger (Herstellung) und umweltverträglicher ist, auch da bei der Produktion ca. 11% CO2 eingespart werden.

Welches Kühlmittel ein Fahrzeug benötigt, kann man i.d.R. aus den Unterlagen des Fahrzeuges ersehen. Im Zweifel sollte aber eine Werkstatt zu Rate gezogen werden. Sollte einmal das passende Kühlmittel nicht zur Verfügung stehen, ist eine Auffüllung mit reinem Wasser (zumindest bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt) die bessere Wahl. Das Kühlwasser sollte dann kurzfristig wieder durch das passende Kühlmittel ergänzt bzw. ausgetauscht werden. Der Betrieb ausschließlich mit Kühlmittel ist nicht zu empfehlen, da der Gefrierpunkt des reinen Kühlmittels zu früh erreicht und die Siedetemperatur und Wärmeableitung reduziert wird. Ebenso sollte auch im Sommer nicht auf Kühlmittel verzichtet werden, da dieses auch der Korrosion und der Verschlammung des Kühlsystems vorbeugt. Das Mischungsverhältnis Wasser/Kühlmittel sollte daher bei den meisten Kühlmitteln zwischen 40/60 und 60/40 liegen.

Beachten Sie auch, dass in einigen Regionen in den letzten Jahren Extremtemperaturen von -27°C und weniger in kalten Nächten erreicht wurden. Wenn das Kühlwasser gefriert und sich dadurch das Wasser ausdehnt, drohen Schäden an Kühlern und Leitungen (bersten), Wasserpumpe (blockiert) und auch Motor (Block reißt). Das Kühlmittel sorgt auch dafür, dass selbst bei gefrierendem Kühlwasser dieses zunächst (bis ca. 5°C unter die eigentliche Frostschutzgrenze) eine breiige Konsistenz bildet, welche sich noch gegeneinander und somit bei Ausdehnung z.B. noch in den Ausgleichsbehälter verschieben lässt. In der Werkstatt kann ermittelt werden, bis zu welcher Temperatur ihr Kühlwasser frostsicher ist.

Aufgaben des Kühlmittels: Frostschutz Korrosionsschutz Erhöhung der Siedetemperatur des Kühlwassers Verbesserung der Wärmeableitung Schmierung von Wasserpumpe, Thermostat etc. Verhinderung der Verkalkung Reduzierung von Blasenbildung

Das Kühlmittel bildet eine Schutzschicht zwischen den Metalloberflächen und der Kühlflüssigkeit und verhindert so einen elektrischen Austausch zwischen unterschiedlich edlen Metallen. Das setzt die Korrosion herab. Dieses wiederum reduziert die Bildung von "Rostschlamm", welcher einerseits durch Ablagerung Kanäle verstopfen und andererseits eine schmirgelnde Wirkung an Oberflächenentwickeln kann. Außerdem beschleunigt er weitere Korrosion. Korrodierte Oberflächen stören wiederum die Temperaturabgabe des Motors an das Kühlmittel und reduzieren so die kühlende Wirkung. Der Siedepunkt wird durch das Kühlmittel und den Druck im Kühlsystem erhöht (z.B. bei 1 bar Überdruck und ca. 50% Kühlmittelanteil auf ca. 110°C, also um ca. 10%). Das verhindert einerseits das frühzeitige Überkochen des Kühlsystems, andererseits erlaubt es den Kfz-Herstellern, die Motoren in einem höheren und dadurch verbrauchsgünstigeren Temperaturbereich zu halten, was auch dem Lochfrass entgegenwirkt.

Die Bildung von Blasen im Kühlsystem (durch Dampf oder durch Schwingungen) kann zu Problemen führen, da deren Zerplatzen sich wie Miniexplosionen im Kühlsystem auswirken und auf diese Weise das Material (auch Zylinderwände usw. durch Kavitation bzw. Lochfrass) schwächen können. Um Blasenbildung und den Lochfrass zu verhindern, muss der Überdruck im Kühlsystem möglichst aufrecht erhalten werden (Aufgabe des Deckels des Ausgleichsbehälters: ggf. erneuern), außerdem müssen Thermostat und Viscolüfter bzw. Thermoschalter die Temperatur möglichst in einem Bereich zwischen 90° und 100°C halten, da in diesem Bereich der höhere Wasserdruck die Dampfblasenbildung reduziert bzw. verhindert, die beim Platzen Schäden im Kühlsystem hinterlassen können. Da viele Eigenschaften des Kühlmittels mit der Zeit ihre Wirkung verlieren, ist eine regelmäßige Erneuerung des Kühlmittels erforderlich.

Wasserzugabe: Destilliertes, stark alkalisches oder säurehaltiges Wasser sind für die Motorkühlung ungeeignet, allerdings ist dessen Verwendung je nach Region ggf. sinnvoller, da stark kalkhaltiges "hartes" Leitungswasser zu Ablagerungen und somit reduzierter Kühlleistung führen kann. BASF empfiehlt daher bei chlorhaltigem Wasser oder hartem Wasser (3,655 mmol/l; entspricht 20°dH) die Verwendung vollentsalztem oder destillierten Wassers. Aus o.g. Gründen ist der Wechsel silikathaltiger Kühlmittel in kürzeren Abständen erforderlich (je nach Fahrzeughersteller werden meist 2 bis 4 Jahre empfohlen), als bei silikatfreien. ( ca. 10 Jahre )

Übersicht über die verschiedenen Standards: Standard VW: G11 grün/ blaugrün für: BMW, Deutz, MAN, Maybach, Mercedes, Mini Benziner(ab 2001), MTU, Rolls-Royce, Smart, Volvo, Zastava Audi (bis Bj. 07/1996), Opel (bis Bj.07/2000), Porsche (alle Modelle außer 911 bis Bj. 1995), Saab, Seat, Škoda, VW (bis Bj. 07/1996) Geeignet auch für: Chrysler und Ferrari nicht mischbar mit G12! G12 rot/rosa für: VW-Mororen nach 1997 nicht mischbar mit G11/G48! G12+ rotviolett für: Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, MAN, Mini Diesel (ab Bj. 2007), MTU, Porsche (ab Bj. 1996), Seat, Škoda, VW Geeignet auch für: Chevrolet, Citroën, Honda, Hyundai, Jaguar, Kia, Land Rover, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Opel, Peugeot, Renault, Saab, Suzuki, Toyota. mischbar G12++ rotviolett (Nachfolger von G12+) für: Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Seat, Škoda, VW (alle ab Bj. 2008), MAN (ab Bj. 12/2011), Mercedes-Benz Trucks (ab Bj. 10/2011), Porsche (911, Boxster, Cayman, Cayenne, Panamera ab Bj. 1997) Geeignet auch für: Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Seat, Škoda, VW (alle ab Bj. 2005). mischbar G13 lila für: Für alle Modelle des VW-Konzerns mischbar mit allen Vorgängerprodukten, seit 2010 in allen Motoren des Konzerns im Einsatz.

Standard VWStandard BASF G11G48 G12 G12+G30 G12++G40 G13 G05 G33 G34 G05gelb  Besonders verträglich mit Graugussmotoren G33blaugrün  Spezialprodukt für Peugeot/Citroen, silikatfrei  ACHTUNG: Aufgrund der Farbe Verwechselungsgefahr mit silikathaltigem Kühlmittel nach G11/G48!! G34orange  Spezialprodukt für GM und Opel, silikatfrei

Wie funktioniert die Schutzfunktion des Kühlmittels? Es wird eine Schutzschicht zwischen den Metalloberflächen und der Kühlflüssigkeit im Kühlsystem gebildet. Dadurch wird ein elektrischer Austausch zwischen unterschiedlichen Edelmetallen unterbunden und schützt vor Korrosion. Es verhindert die Entstehung von sogenanntem „Rotschlamm“. Dieser würde durch seine Ablagerung zur Verstopfung von Kanälen führen oder Oberflächen abschmirgeln und weitere Korrosion vorantreiben.

Neue Form der Frostschutzmittel: Die Suche nach einem deutlich langlebigeren Kühlmittel begann. Durch die Verwendung organischer Säuren konnten jene Probleme gelöst werden. Die Grundbasen EG und PG blieben bestehen, jedoch wurden die Silikate (anorganische Säuren) durch organisch-chemische Mittel, wie z.B. Caboxylat, ersetzt. Das erste Kühlmittel auf Basis der Organic Acid Technology [OAT] entstand. Als Besonderheit der neuen Formel gilt die silikatfreie Zusammensetzung. Organischen Säuren dienen nun als Korrosionsschutz. Durch eine verlängerte Nutzungsdauer des Kühlmittels von rund 10 Jahren oder ca Kilometern wurden diese Kühlmittel auch unter den Namen „Long Life Coolant“ (LLC) oder „Extended Life Coolant“ (ELC) bekannt.

Kühlmittelfarben als Standard?? Ein weitverbreiteter Irrtum besteht immer noch darin, dass die Farbe des Kühlmittels generellen Aufschluss über die chemische Zusammensetzung gibt. Das ist falsch! Nicht jedes orangene Kühlmittel ist gleich ein Indikator für organische Säuren o.ä. Jeder Kühlmittelhersteller ist in der Farbgebung seiner Produkte völlig frei und losgelöst von gedachten Standards. Farben können lediglich bei einzelnen Herstellern auf verschiedene Basen hinweisen (*Siehe VW und BASF Produkte).

Falsches Kühlmittel und seine Folgen: Durch die Wahl des falschen Kühlmittels entstehen schnell fatale Folgen. Metalle im Kühlsystem werden angegriffen, Korrosion entsteht und blockiert die Kühlung. Motorschäden sind die Folge. Auch das Mischen verschiedener Kühlmitteln ist nicht immer unbedenklich. Werden vom Hersteller ausschließlich Kühlmittel mit Silikaten empfohlen, sollte dies auch beherzigt werden. Das Beimischen anderer Additive kann schließlich den Korrosionsschutz verhindern und sogar umkehren. Hierzu ein Blick in die Unterlagen der Hersteller: