BAWO Fachtagung 2016: konkurrenzlos wohnungslos?! Teilhabe statt Ausschluss Armutsbekämpfung durch Nonprofit Organisationen: Leistungen und Lücken in der.

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 Präsentation transkript:

BAWO Fachtagung 2016: konkurrenzlos wohnungslos?! Teilhabe statt Ausschluss Armutsbekämpfung durch Nonprofit Organisationen: Leistungen und Lücken in der Bearbeitung der Problemlage „Wohnen“ ao.Univ.Prof in. Dr in. Karin Heitzmann, MSc. --- WU—Forschungsinstitut Inequality & Institut für Sozialpolitik

Übersicht  Eckdaten zur Studie  Ergebnisse zur Problemlage „Wohnen“  Sonstige Ergebnisse

Eckdaten zur Studie  Studie: Österreichische Nichtregierungsorganisationen in der Armutsbekämpfung: Entwicklungen, Leistungen, Lücken  Nachfolgeprojekt zu einer Studie aus 2005 (Dawid/Heitzmann 2006)  Laufzeit: Dez – Dez  Projektpartner*innen: WU Wien, Österr. Armutskonferenz, BMASK  Projektziele  Leistungen sozialwirtschaftlicher NROs in Österreich im Armutsbereich  Rahmenbedingungen der Arbeit

Eckdaten zur Studie  Methodik  Leitfadengestütze Expert*inneninterviews mit NROs in Österreich  2 Interviewrunden  1. (Anfang 2015): Fokus auf Veränderungen im Vergleich zu 2005  2. (Mitte 2015): Fokus auf Beschäftigung, Migration, Gesundheit  Evidenz zu 26 Organisationen, 34 Expert*innen, 42 Interviewstunden, 475 Transkriptionsseiten  Begleitung durch Beirat (Wissenschaft, Praxis, Administration)  Z.B. Auswahl der Interviewpartner*innen  Z.B. Auswahl der Schwerpunkte für die 2. Interviewrunde

Übersicht  Eckdaten zur Studie  Ergebnisse zur Problemlage „Wohnen“  Sonstige Ergebnisse

Ergebnisse zur Problemlage „Wohnen“  „Wohnen“: kein Schwerpunktthema der Projektstudie  Aber: für viele Interviewpartner*innen das aktuelle Thema schlechthin  Aufnahme in Studie als eigenes Schwerpunktthema  Leistungen der NROs, die wir befragt haben  Wärmestuben; betreute Wohnmöglichkeiten, Unterkünfte für z.B. Asylwerber*innen und anerkannte Flüchtlinge, Wohnheime für z.B. ehemals Obdachlose, Bereitstellung von Notwohnungen, vielfältige Wohnberatungen und –begleitungen, Delogierungspräventionen, etc.

Ergebnisse zur Problemlage „Wohnen“  Problem- und Konfliktfelder sowie Lücken  Hohe Wohnungskosten  Prekäre Wohnverhältnisse Prekäre Wohnverhältnisse  Kleine Wohnungen, Überbelag, z.T. schlechte Wohnqualität  Scheidungen/Trennungen auf Grund der Wohnkosten erschwert  Kinder leben länger bei den Eltern bzw. ziehen wieder zu den Eltern  Versteckte Wohnungslosigkeit Versteckte Wohnungslosigkeit  Hohe Solidarität z.B. unter Flüchtlingen  Anzahl der Wohnungslosen

Ergebnisse zur Problemlage „Wohnen“  Problem- und Konfliktfelder sowie Lücken  Diskriminierung am privaten Wohnungsmarkt  „Dazu kommt ja, dass private Vermieter beinhart sagen: Ich nehme keinen Neger, ich nehme keine Negerin mit drei kleinen Kindern, ich nehme keine Türken. Also wenn Sie schwarz sind, Alleinerzieherin und drei Kinder haben, können Sie sich eigentlich eingraben in [Stadt].“

Ergebnisse zur Problemlage „Wohnen“  Lösungen (?)  Instrumente der Sozialwirtschaft greifen nur bedingt: „Ich würde sagen, dass wir an strukturelle Grenzen stoßen, wo im Grunde die Politik irgendwo das Problem lösen müsste.“  Mietrechtsnovelle  Gemeindebauten Gemeindebauten  Zugang oft vom Aufenthaltstitel abhängig  Notunterkünfte bzw. Start- oder Übergangswohnungen Notunterkünfte  Auszahlung der Wohnbeihilfe direkt an VermieterInnen  Ad Wohnbeihilfe (und anderen Sozialleistungen): Zugang oft vom Aufenthaltstitel abhängig  Aufsuchende Sozialarbeit (v.a. gegen Verwahrlosung)Verwahrlosung

Übersicht  Eckdaten zur Studie  Ergebnisse zur Problemlage „Wohnen“  Sonstige Ergebnisse

Sonstige Ergebnisse  Zunehmende Spezialisierung der Einrichtungen  Knapper werdende Budgets  Förderpraxis (leistungsorientierte Finanzierung)  Komplexere Problemlagen der KlientInnen  Zunehmende Spezialisierung der SozialarbeiterInnen  Auch in der Ausbildung

Sonstige Ergebnisse  Folgen der zunehmenden Spezialisierung  Effizienzgewinne  Effektivität (?)  Professionalisierung  V.a. Kooperationen: standardisierter und formalisierter als früher  Bessere Zusammenarbeit mit z.B. AMS (bzw. den MitarbeiterInnen)  Aber auch: Probleme mit Geldgebern z.T. noch in der Wohnungslosenhilfe  Professionalisierung versus Mission; Identitätsverlust  „Professionalisierung hat auch mit Abgrenzung zu tun. Dann sage ich, es ist natürlich mehr ein Job als eine Berufung.“

Forschungsinstitut INEQ & Institut für Sozialpolitik Welthandelsplatz 1, 1020 Vienna, Austria ao.UNIV.PROF in. DR in. KARIN HEITZMANN T F Danke!

Anhang

Zitate aus den Interviews  Ad prekäre Wohnverhältnisseprekäre Wohnverhältnisse  „Oder Schimmelbefall. Früher habe ich das oft gehabt in der Beratung: Foto vom Schimmel machen, an das Wohnungsamt schicken. Da haben die Leute wirklich innerhalb von ein paar Monaten eine neue Wohnung gehabt. […] Heute kannst du nicht einmal mehr ein Foto von einem Schimmel hinschicken, weil die sagen, ich habe schon Schimmelfotos da, das interessiert uns überhaupt nicht. Da hat sich irrsinnig viel zum Negativen gewandelt.”

Zitate aus den Interviews  Ad prekäre Wohnverhältnisseprekäre Wohnverhältnisse  „In diesen Gesundheitsgruppen, die wir voriges Jahr hatten, da ging es um Vorsorge. […] Es ging auch darum, wie wichtig lüften ist. […] Eine der Teilnehmerinnen in der Gruppe hat gesagt: Ich habe ja gar keine Fenster, wenn ich lüften will, öffne ich die Eingangstür und lasse das Fenster am Gang draußen offen. Weil sie lebt in diesem Kammerl, das früher der Hausmeister hatte, in diesen alten Wohnungen, wo er sein Putzzeugs gelagert hat. […] Mit ihrer Tochter, mit ihrem Enkelkind. Ich habe gesagt: Was machst du, wenn du kochen musst? ~ Am Gang, mit einer Herdplatte. Und wenn sie dann reingehen, ist es finster. Und sie gehen nicht zurück [ins Herkunftsland], weil zu Hause ist es noch viel, viel schlimmer.“

Zitate aus den Interviews  Ad prekäre Wohnverhältnisseprekäre Wohnverhältnisse  „Ein ganz ein großes Problem, weil viele Frauen nach der Scheidung sagen, sie möchten allein wohnen und sich die Wohnung allein finanzieren können. Da ist es oft in Wien ganz schwierig, eine leistbare Wohnung für nur eine Person zu finden oder für eine Person mit Kind zu finden. […] Wir finden eine Wohnung für 400, 500 Euro, aber schon im Bewusstsein, das führt langfristig auch zu Schulden. […] Immer mehr von unseren Klientinnen wohnen in Wohngemeinschaften, mit anderen Personen, und versuchen, das so irgendwie hinzukriegen. Oder was wir leider auch an Negativbeispielen haben, sie bleiben in Abhängigkeitsverhältnissen.“

Zitate aus den Interviews  Ad prekäre Wohnverhältnisseprekäre Wohnverhältnisse  „Die Mieten sind einfach horrend in [Stadt]. Dadurch sind dann die Wohnungen zu klein und das fördert natürlich wieder Gewalt und Konflikte, Abhängigkeiten. ~ Genau. Dass die Leute bei ihren Eltern wohnen zum Beispiel, obwohl es hinten und vorne kracht. [...] Soziale Spannungen ohne Ende eigentlich.“

Zitate aus den Interviews  Ad versteckte Wohnungslosigkeitversteckte Wohnungslosigkeit  „Wenn die Flüchtlings-Communities, die ethnischen Gruppen, nicht so solidarisch untereinander wären, dann würde man die Obdachlosigkeit auch sehen, aber man sieht sie nicht, weil die Leute einander helfen. Viele Flüchtlinge sagen, also die, die wirklich ganz neu da sind, die niemanden kennen, die gehen durch die Stadt, bis sie jemanden sehen, der so ausschaut wie sie und reden den dann an. [...] Manchmal denke ich mir, es wäre gut, es wäre nicht so, weil dann würde man es sehen. Die sozialen Probleme werden versteckt, dadurch dass die Leute solidarisch sind.“

Zitate aus den Interviews  Ad GemeindebautenGemeindebauten  „Ich sage es ganz brutal, es braucht jemand, nur weil er als Student eine Gemeindewohnung gekriegt hat, nicht als Hofrat 130 m 2 […]. Sozial gestaffelte Wohnungen hat man nur bis zu dem Zeitpunkt zu beziehen, solange man unter diesem Einkommenslimit ist. […] Das ist die Lösung. Es gibt die Wohnungen.“  „Wenn man es einmal in so eine Stadtwohnung geschafft hat, dann ist das bis zur Bahre, wurscht was man verdient und wie man lebt und was man so braucht – das wird dann nicht einmal geprüft.“

Zitate aus den Interviews  Ad NotunterkünfteNotunterkünfte  „Ich weiß aus den Vernetzungstreffen, aus der Wohnungslosenhilfe, dass alle Einrichtungen, die eine Wohnmöglichkeit haben, zum Beispiel das Frauenhaus, Mutter-Kind-Heim oder pro mente, je nachdem für welche Zielgruppe, die haben alle dieses Flaschenhalsproblem. Die haben meistens irgendein sozialpädagogisches Konzept, das eigentlich vorsieht, dass man nachher die Leute in normale Wohnungen lässt. Das passiert aber nicht. […] Das ist alles verstopft von Dauerwohnverhältnissen. Oder die Integrationswohnungen von den Flüchtlingen, die kriegen sie dann ja nicht mehr raus irgendwie. Weil dann nachher nichts da ist. Das heißt, die Effektivität von den Einrichtungen wird eigentlich dann ad absurdum geführt.“

Zitate aus den Interviews  Ad NotunterkünfteNotunterkünfte  „Dadurch sind die Notschlafstellen verstopft, das wären ja zwei Häuser mit insgesamt 150 Plätzen, wo auf ganz wenigen Plätzen ein Wechsel stattfindet, die meisten sind dauerhaft belegt. I: Das heißt, das sind in Wirklichkeit gar keine Notschlafstellen? Ganz richtig. Die Fluktuation ist derart gering, wenn man täglich anruft: Vielleicht wird heute ein Platz frei, schick den Klienten um fünf vorbei. Da ist ganz schlimm geworden in den letzten drei Jahren.“

Zitate aus den Interviews  Ad VerwahrlosungVerwahrlosung  „Massiv im Zunehmen ist diese Gruppe der Verwahrlosungen, die vor zehn Jahren noch nicht so ein Thema war. […] aber natürlich ist diese Gruppe der Personen, die von Verwahrlosung bedroht sind, die auch verwahrlost sind, am Körper und im Umfeld, die ist groß. Und es reicht von jungen psychisch kranken Personen, egal ob jetzt mit Suchthintergrund oder anderen psychischen Geschichten. Die es einfach nicht mehr schaffen, dass sie aus dem Bett rauskommen und die Wohnung saugen und den Müll runterbringen.“

Zitate aus den Interviews  Ad VerwahrlosungVerwahrlosung  „Es gibt auch diese Gruppe der alleinlebenden alten Personen, die einfach brechen. Wenn ich im vierten Stock wohne und alleine bin, nicht mehr mobil bin und keinen Hilfsdienst habe, da ist auch die Frage, wie bringe ich den Müll runter, wie halte ich die Wohnung sauber. Wenn ich da alleine bin und mir keiner zugeht, dann passiert halt so etwas wie Verwahrlosung in der Wohnung. […] Es gibt auch diese klassischen Messies natürlich, die einfach anhäufen und sammeln usw. Ja, es gibt alles.“