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“Aus Opfern werden Täter?“

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Präsentation zum Thema: "“Aus Opfern werden Täter?“"—  Präsentation transkript:

1 “Aus Opfern werden Täter?“
Helmut Kury Vortrag auf der Tagung der „Bundesarbeitsgemeinschaft der Ärzte und Psychologen in der Straffälligenhilfe e.V.“ - BAGÄP Erfurt – 19. Mai 2011

2 „Aus Opfern werden Täter?“ Gliederung
Täter – über welche Täter sprechen wir? Selektivität der Strafverfolgung und Sanktionierung Wer sind die Täter, von welchen Tätern sprechen wir? Inhaftierte Täter – waren sie zunächst Opfer? Sozialstatistik Baden-Württemberg Wer sind die Opfer? Sozialisationseinflüsse Ergebnisse der Forschung zur „intergenerational transmission“ Kriminalpolitische Schlussfolgerungen

3 „Aus Opfern werden Täter?“
Ein „Fall“: Vater und Sohn wurden wegen eines Tötungsdeliktes zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt. Vater „delegierte“ die Tat an den Sohn. Dieser kommt aus gestörter Familie (Scheidung, Gewalt), wurde nach der Scheidung selbst sehr aggressiv, lebte beim Vater, Mutter, Heim. Alkohol. Vater „beauftragte“ den Sohn, der keine Schusswaffenerfahrung hatte, das Opfer in die Knie zu schießen, traf nicht und erschoss das Opfer. Fall „K“ (junger Mann tötet zwei Menschen) Fall „sexueller Missbrauch“, missbrauchte Ehefrau Aber: RAF-Mitglieder kamen aus „guten“ Familien?!

4 Aus Opfern werden Täter?
Dominique Strauss-Kahn, Direktor des IWF: Vorwurf der versuchten Vergewaltigung in NY, schon vorher „auffällig“. Zu Guttenberg: Die Uni Bayreuth stellt eindeutig fest, dass eine bewusste Täuschung bei der Abfassung der Diss. stattgefunden habe („Fälschung als Arbeitsmuster“), das ist eine Straftat. Nachfolger de Maizière kritisiert schlampige Arbeit im Verteidigungsministerium, hat wenig Brauchbares hinterlassen. Koch-Mehrin hat (fast) alle Ämter aufgegeben nach Plagiatsvorwürfen zu ihrer Diss. Tochter von Steuber wurde der Dr.-Titel entzogen, FDP-Politiker Chatzmarkakis hat abgeschrieben. Diss. werden jährlich eingereicht, 2 % – 3 % sind „gefälscht“, pro Jahr bis zu 600 gefälschte Dissertationen.

5 Aus Opfern werden Täter?
Korruption (Siemens), Bestechung im Ausland ist üblich. Wirtschaftsstraftaten (Maschmeier). Kriminalität im Sport, Sportwetten „Fleischfabrikant vor Gericht“ (BZ vom , S. 9) „Großrazzia in Bordellen“ (BZ vom , S. 10) Onlinekäufer betrogen (BZ vom ) Ärzte rechnen oft falsch ab

6 Aus Opfern werden Täter?
ARD 16. Mai 2011: Beckmann: „Jugendgewalt in Deutschland – Kuscheljustiz statt Opferschutz?“ Zu Gast: Eltern zweier Opfer von Jugendgewalt (ein Sohn wurde getötet) bzw. ein Mann, der helfen wollte bei einem Angriff Jugendlicher auf einen anderen und schwer verletzt wurde. Die Opfererlebnisse werden breit dargestellt, Täter haben sich nicht „ehrlich“ entschuldigt. „Tätergeschichten“ werden nicht dargestellt, gesprochen wird allerdings über härtere Sanktionen. Buschkowski meint nebenbei: „Alle Gewalttäter haben als Kind selbst Gewalterfahrungen gemacht“.

7 Sexueller Missbrauch: Pfoten weg BIOS, 15. 5. 2011

8 BIOS (Newsletter vom 15. Mai 2011)
„Nahezu täglich lesen wir in den Zeitungen über die Aufdeckung weiterer Missbrauchsfälle. Doch leider hört man viel zu wenig über Präventionsmaßnahmen, die Eltern und Kinder stärken und ihnen helfen, sich gegenüber der unangenehmen Nähe eines anderen Menschen zu wehren und sich selbstbewusst abzugrenzen. Die DVD basiert auf dem von Irmi Wette von der Konstanzer Puppenbühne konzipierten und seit Jahren erfolgreich in Baden-Württemberg aufgeführten Theaterstück "Pfoten weg!".

9 Über welche Täter sprechen wir?
Das Dunkelfeld wird von einigen Autoren auf mindestens 90 % geschätzt. Selbst bei Tötungskriminalität wird das Dunkelfeld auf 50 % bis zu 80 % geschätzt Von denen, die polizeilich registriert werden, wird nur ein kleiner Teil zu einer Freiheitsstrafe verurteilt (ca. 8 %).

10 Über welche Täter sprechen wir?
BadZeitg vom 17. Mai 2011, S. 6: „3500 waren zu schnell. Bei einer Geschwindigkeitskontrolle im Bereich der Autobahn-Baustelle bei Offenburg registrierte die Autobahnpolizei Umkirch am Sonntag in sechs Stunden sage und schreibe Autofahrer, die zu schnell unterwegs waren, 580 Autos pro Stunde. Erlaubt sind dort 60 Stundenkilometer, die höchste gemessene Geschwindigkeit betrug 118 Stundenkilometer“. Zum Mitschreiben: zu schnell waren 580 pro Stunde, d. h. fast 10 pro Minute, somit alle 6 Sekunden einer. Leider wurde nicht berichtet, ob sich überhaupt jemand an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten hat.

11 Sanktionen (Heinz 2011 in Kury-Shea)

12 Erst Opfer – dann Täter? Kriminalitätstheorien:
- Biologische Theorien (angeboren) - Können sich soziale Bedingungen „biologisch“ auswirken Psychologische (Persönlichkeit und Straffälligkeit) - Soziologische (gesellschaftliche Bedingungen und Straffälligkeit) - Ökonomische (wirtschaftliche Bedingungen und Straffälligkeit)

13 Erst Opfer – dann Täter? Wacquant (2009: „Bestrafen der Armen“)
S. 298: „In Schach-Halten durch Strafe ist Fürsorge nicht für die Armen, sondern für die Gesellschaft gegen die Armen, indem man ihre störendsten Mitglieder ‚verschwinden‘ lässt …“ (USA).

14 Erst Opfer – dann Täter? Sozialstatistik der Zugänge im Jugendvollzug Baden-Württemberg Erste Polizeikontakte mit 14 Jahren Nur 45 % der Pbn. hatten einen Schulabschluss 27 % haben Sonderschule besucht, davon haben nur 8 % einen Abschluss 24 % hatten keinen festen Wohnsitz Strafe wird verbüßt für durchschn. 2,3 Delikte Bei 59 % wirkte Alkohol bei der Tat mit 53 % hatten vor dem 14. Lebensjahr Kontakt mit Polizei

15 Sozialstatistik (2) 20 % lebten vor Verhaftung mit Eltern zusammen
12 % mit Mutter alleine 16 % alleine Durchschnittlich 4,3 Wechsel der Lebensgruppen In 52 % der Familien Probleme In 34 % Alkoholprobleme der Erziehungspersonen 20 % der Erziehungspersonen haben während des Verfahrens keinen Beistand geleistet, uninteressiert. 75 % der Haupternährer kamen aus Unterschicht 15 % der Haupternährer sind auch verurteilt 48 % sind vor dem 14. Lebensjahr in unvollst. Fam. Aufgewachsen Wenn in unvollst. Familie aufgewachsen, deutlich früher Kontakt mit Polizei, früher inhaftiert 43 % hatten Heimaufenthalte, 50 % waren in mehr als 1 Heim

16 Sozialstatistik (3) 38 % sind mindestens einmal von zu Hause oder aus dem Heim abgehauen (nach dem 14. Lebensjahr: 55 %) 79 % sind Schulschwänzer (36 % häufig) 63 % wiederholten Klassen 55 % haben keinen Schulabschluss 27 % besuchten zuletzt Sonderschule 79 % haben keine Berufsausbildung abgeschlossen 89 % waren arbeitslos Unter den Freunden waren überwiegend Straftäter (32 %), nur wenige (44 %). Keine oder kaum Freizeitgestaltung in Familie: 56 % 65 % haben Schulden nach Entlassung

17 Powerpoint Scheurer über Therapie im Strafvollzug (23. 2. 2011)

18 Powerpoint Scheurer über Therapie im Strafvollzug (23. 2. 2011)

19 Erst Opfer – dann Täter? F. von Liszt (1905): „Die beste Kriminalpolitik ist eine gute Sozialpolitik“ Frühkindliche Sozialisation ist entscheidend für das ganze Leben Die Kriminalitätsrate in Japan ist erheblich niedriger als in Deutschland Resilienzforschung: Oft sind es „Kleinigkeiten“ (Oma, Opa), die Schäden reduzieren. Oft bestimmen „Zufälligkeiten“ (Freund, Clique) die Richtung der Entwicklung

20 Wird Emotionalität gelernt?
- Forschungsprojekt der Uni Aachen: Aggressionstäter reagieren auf aggressive Inhalte weniger emotional als eine Vergleichsgruppe

21 Vom Opfer zum Täter? - Zweiter Periodischer Sicherheitsbericht: „In zahlreichen internationalen Studien konnte gezeigt werden, dass – abgesehen von tödlichen Folgen – die elterliche physische Gewalt gegen Kinder – neben gesundheitsschädigenden Effekten (…) Entwicklungsverzögerungen und kognitiven Beeinträchtigungen, die sich auch in verminderten Schulleistungen und ungünstigeren Zukunftschancen niederschlagen – ein erhöhtes Risiko von Delinquenz im Jugendalter nach sich zieht“.

22 Vom Opfer zum Täter? - Missbrauchte/vernachlässigte Kinder haben im Erwachsenenalter nach zahlreichen Untersuchungen im Vergleich zur Kontrollgruppe eine um ca. 1/3 höhere Wahrscheinlichkeit, straffällig zu werden. Seit den 1960er Jahren wurde mehr und mehr untersucht, was „behind closed doors“ tatsächlich passiert. BadZeitg. Vom 16. Mai 2011, S. 28: Klassische Ehe ist ein Auslaufmodell, „Die Patchwork-Familie wird immer mehr zur Regel“. Es wird eine „deutliche Abnahme der ‚klassischen Familie‘ gesehen.

23 Vom Opfer zum Täter? Gesellschaftliche Bedingungen haben sich enorm verändert – Auswirkungen auf Unsicherheitsgefühle, soziale Netze werden dünner. Afrikanisches Sprichwort: „Zur Erziehung eines Kindes bedarf es eines ganzen Dorfes“.

24 Vom Opfer zum Täter? Honig (1990, S. 349) betont, dass eine „Verschiebung der Machtbalance in den Generations- und Geschlechterbeziehungen … die Sensibilisierung für familiale Gewalt nicht allein als Zeichen für veränderte Wertmaßstäbe zu interpretieren (wäre), sondern auch als eine Reaktion auf eine erhöhte Offenheit und Instabilität familial organisierter Beziehungen zwischen Männern und Frauen, Eltern und Kindern“. Erhöhte Scheidungsraten in westlichen Industrieländern.

25 Vom Opfer zum Täter? Mangelnde Sozialpolitik/Familienpolitik bringt später enorme Kosten (Strafverfolgung usw.) Dalley (2002, S. 262): „In short, the remaining question is a simple one: Do we pay now or later?“ Man könnte noch hinzufügen: Später wird es teurer. The Foundling Museum, London: „Every child and every generation of children throughout history and across the globe represents the future”. Tradiert sich Gewalt in Familien von Generation zu Generation?

26 Gewalt in der Familie Wie hat sich Gewalt in der Familie in den letzten Jahren entwickelt? Gewalt in der Familie scheint in Deutschland zurückzugehen. Neue gesetzliche Bestimmungen, Aufklärung, mehr Sensibilität. Period. Sicherheitsbericht weist auf Rückgang der Opferzahlen von Gewalt gegen Kinder hin. Der soeben erschienene „Drogen- und Suchtbericht 2011“ der Bundesregierung weist auf einen Rückgang hin.

27 Gewalt in der Familie Gewalt in der Familie ist ein unklarer Begriff, Schwierigkeiten mit deren „Messung“. Psychische Kindesmisshandlung Physische und psychische Vernachlässigung Körperliche Bestrafung Sexueller Missbrauch

28 Gewalt in der Familie Die Entwicklung der polizeilich registrierten Fälle von Misshandlung von Schutzbefohlenen in den letzten gut 10 Jahren zeigt, dass die Zahl der einschlägigen Straftaten eher zugenommen hat. Period. Sicherheitsber. (2006, S. 113): „Seit 1993 hat sich die Opfergefährdungszahl der kindlichen Opfer einer Misshandlung von Schutzbefohlenen etwa verdoppelt“. Gestiegene Sensibilität – mehr Anzeigen, erhöhte Kontrollintensität?! Bussmann (2005) konnte in seiner Dunkelfelduntersuchung zeigen, dass zwischen 1992 und 2005 die schwere körperliche Gewalt gegenüber Kindern deutlich zurückgegangen ist.

29 Heute Opfer – morgen Täter?
In Deutschland fehlen repräsentative Studien zum Ausmaß von Kindesmisshanldung (Müller u. Schröttle 2004; Bussmann 2005; Bannenberg u. Rössner: Hallenser Gewaltstudie). Müller-Schröttle (2004): zwischen 21 % - 32 % der Frauen wurden durch körperliche Gewalt viktimisiert. 17 % mit Verletzungen. 4 % mit Waffengewalt. 13 % erfuhren sexuelle Gewalt. Untersuchungen zur „Vererbung“ von Gewalt sind in Deutschland so gut wie nicht bekannt.

30 Heute Opfer – morgen Täter?
In den USA seit den1960er Jahren Untersuchungen (Curtis 1963: „Violence breeds violence“). Unter dem Stichwort „intergenerational transmission of violence“ und „cycle of violence“ zahlreiche Untersuchungen zur Frage, wieweit sich gewaltsame Erziehungserfahrungen von Generation zu Generation fortpflanzen.

31 Heute Opfer – morgen Täter?
- MacEwen (1994): Gewalt ist gelernt und wird so an die nächste Generation vermittelt. Die Schwere des missbräuchlichen Verhaltens begünstigt eine Übernahme des missbräuchlichen Verhaltens, das Geschlecht des „Täters“ hatte keinen Einfluss.

32 Heute Opfer – morgen Täter?
Zuravin u.a. (1996): Wieweit ist Ausmaß der Gewalt und die familiäre Bindung für die Übernahme von Gewalthandeln wichtig? Attachment-Hypothese konnte bestätigt werden: Eine schlechtere Bindung in der Herkunftsfamilie begünstigte die Übernahme des missbräuchlichen Erziehungsverhaltens. Mütter, die schwere Formen des sexuellen Missbrauchs als Kind erfahren hatten (Vergewaltigung), hatten mit höherer Wahrscheinlichkeit ein ebenfalls missbrauchtes Kind. Diese Ergebnisse werden von anderen Studien bestätigt Fall „K Ravensburg“.

33 Heute Opfer – morgen Täter?
- Eltern, die als Kinder in ihren Herkunftsfamilien schlecht betreut wurden, wenden mehr körperliche Strafen an. Mütter, die als Kinder in ihren Familien mehr zurückgewiesen wurden, haben mehr negative Gefühle gegenüber den eigenen Kindern. Mütter, die als Kind eine positive Beziehung zu ihrer Mutter hatten, haben auch engere Beziehungen zu den eigenen Kindern und sind mehr auf diese bezogen.

34 Heute Opfer – morgen Täter?
- Pearl S. Buck: „Kinder, die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben“. The Foundling Museum, London: „I want a home where I feel loved“.

35 Heute Opfer – morgen Täter?
McCloskey u. Bailey (2000) untersuchten 179 Familien mit Kindern. 18 % der Töchter wurden Opfer sexuellen Missbrauchs. Missbrauchte und nicht missbrauchte Gruppen unterschieden sich nicht in: Ethnie, Einkommen, Familienkontakt, biologischem/nicht biol. Vater, elterliche eigene Missbrauchsgeschichte, Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Unterschiede zeigten sich bei: Eltern übten mehr Gewalt aus, mehr Wohnungswechsel, Mütter hatte ebenfalls eine sexuelle Missbrauchsgeschichte. 54 Mütter berichteten eigenen sexuellen Missbrauch in der Kindheit, 23 von ihnen hatten missbrauchte Tochter. Bei Missbrauch und Drogen der Mutter in der Kindheit: 83 % der Töchter berichteten einen Missbrauch.

36 Heute Opfer – morgen Täter?
- Mädchen, deren Mütter sexuell missbraucht wurden, hatten eine 3,6-fache höhere Wahrscheinlichkeit, ebenfalls sexuell missbraucht zu werden. Das spricht für die „intergenerational transmission of child sexual abuse“.

37 Heute Opfer – morgen Täter?
Tajima (2002) führte eine Sekundäranalyse der US-amerikanischen „National Family Violence Survey“ durch. Misshandlungen von Frauen stellten einen signifikanten Risikofaktor für körperliche Kindesmisshandlungen dar. Selbst eine geringfügige Misshandlung von Frauen führte zu einer erheblichen (150 %) Zunahme von Kindesmisshandlungen. Ross (1996): Männer, die ihre Frauen misshandelten, taten das auch bei den Kindern Straus (1994): 71 % der misshandelten Frauen schlugen ihre Kinder, Kontrollgruppe: 48 %.

38 Heute Opfer – morgen Täter?
- Pears u. Capaldi (2001): Eltern, die als Kinder misshandelt wurden, misshandelten signifikant häufiger ihre Kinder. - Wichtig für die „Transmission“ ist: - eigene Missbrauchserfahrung., - Konsistenz der erlebten Disziplinierung, - psychische „Störung“ der Eltern.

39 Heute Opfer – morgen Täter?
Einige Studien überprüften die „Transmission“ über mehrere Generationen (Conger u.a. 2003; Hops u.a. 2003; Thornberry u.a. 2003). Doumas u.a. (1994) untersuchten 3 Generationen. Transmission von aggressivem Verhalten vor allem bei männlichem Verhalten, nicht bei weiblichem. Conger u.a. (2003) sehen hierin eine Bestätigung der sozialen Lerntheorie.

40 Heute Opfer – morgen Täter?
Hops u.a. (2003) befragten nicht nur, sondern beobachten das Erziehungsverhalten in den Familien zusätzlich. Die Ergebnisse bestätigen ebenfalls die Hypothese einer „transmission of violence“. Corvo u. Carpenter (2000): Alkohol und Drogen sind ein wesentlicher Faktor bei der transmission of violence. Wird von zahlreichen Studien bestätigt. Tolman u. Bennett (1990) fanden neben Alkohol u. Drogen vielfach weitere Persönlichkeitsprobleme.

41 Heute Opfer – morgen Täter?
- Guille (2004) untersucht Vater-Kind-Beziehung und Gewalt in der Familie. Häusliche Gewalt wurde bis in die frühen 1980er Jahre als eine reine Frauenangelegenheit gesehen. - Er fand kein einheitliches Profil von prügelnden Männern, Resultate sind teilweise widersprüchlich. Konsistent ist, dass Männer, die schlagen, als Kind selbst Opfer waren – entweder direkt oder indirekt als Zeugen elterlicher Partnergewalt.

42 Heute Opfer – morgen Täter?
- Hotaling u. Sugarman (1986) geben einen Überblick über die Ergebnisse von 52 Studien, es wurden 97 Risikomerkmale überprüft. Die Gewalterfahrung des Mannes in der Herkunftsfamilie war der bedeutsamste Faktor hinsichtlich späterer eigener Gewaltausübung. Bei Frauen konnte der Zusammenhang nicht gefunden werden.

43 Heute Opfer – morgen Täter?
- Newcomb u. Locke (2001): methodisch differenzierte Längsschnittstudie. Bei Müttern und Väter eine Weitertradierung von Gewalterfahrung in die nächste Generation. Sexueller Missbrauch in der Kindheit führte bei Müttern zu einem aggressiven und bei den Vätern zu einem zurückweisenden Erziehungsstil. Missbrauchte Männer zeigten ein schädlicheres Erziehungsverhalten als missbrauchte Frauen.

44 Heute Opfer – morgen Täter?
Widom u. Maxfield (2001): Längsschnittstudie an inhaftierten Strafätern, Vergleich von Misshandelten mit Kontrollgruppe. Misshandlungserfahrungen in der Kindheit erhöhten die Wahrscheinlichkeit einer Inhaftierung im Jugendalter um 59 %, im Erwachsenenalter um 28 %. Die Wahrscheinlichkeit von Gewaltstraftaten stieg um 30 %. Misshandelte Jugendliche waren bei ihrer ersten Inhaftierung jünger, hatten bereits nahezu doppelt so viele Straftaten begangen und wurden öfters inhaftiert. Als Kinder körperlich Misshandelte hatten die höchste Wahrscheinlichkeit, für eine Gewalttat inhaftiert zu werden. Auch missbrauchte und vernachlässigte Mädchen hatten ein um 73 % höheres Risiko für Gewalttaten.

45 Heute Opfer – morgen Täter? Zusammenfassung
- Bei allen methodischen Schwächen einzelner Studien kann gesagt werden, dass vor allem schwere und langdauernde Gewalt gegenüber Kindern die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Betroffenen später in ihren eigenen Familien bzw. Lebensgemeinschaften wiederum Gewalt ausüben.

46 Heute Opfer – morgen Täter? Zusammenfassung
- Schwere Gewalt und Missbrauch in der Familie verursachen, vor allem, wenn diese früh eintreten und lange andauern, mit großer Wahrscheinlichkeit Schäden bei den Kindern, die auch zu psychischen Beeinträchtigungen, sozialer Fehlanpassung oder auch gesundheitlichen Problemen führen können.

47 Heute Opfer – morgen Täter? Zusammenfassung
Risikofaktoren, die Kindesmisshandlung begünstigen, sind: - Partnerschaftsgewalt - frühere Misshandlung des Kindes (bereits misshandelte Kinder haben ein höheres Opferrisiko) - Unterstützung harter Strafen und Ablehnung des Kindes - Eigene Misshandlungs-/Vernachlässigungserfahreun der Eltern - hohe Impulsivität - starke Gefühle der Belastung - Mangel an Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse des Kindes - unrealistische Erwartungen an das Kind - depressive Störungen und andere Störungen (dissoz. Pers-Störung, Suchtabhängigkeit der Eltern)

48 Heute Opfer – morgen Täter? Zusammenfassung
- Galm u.a. (2007): Risikofaktoren wie Armut, Status als allein erziehender Elternteil, große Zahl von Kindern in der Familie, junges Alter der Mutter sind „für sich genommen schwach vorhersagestarke Risikofaktoren, die jedoch im Zusammenspiel und insbesondere in der kumulierenden Wirkung mit vorhersagekräftigeren Risikofaktoren von Bedeutung sind“.

49 Heute Opfer – morgen Täter? Zusammenfassung
Neben den Risikofaktoren gibt es auch protektive Faktoren, wie - gute psychische und physische Gesundheit der Eltern - wenig Stress in der Familie - unterstützende Beziehungen zu entfernteren Familienangehörigen (Onkel, Opa usw.) oder Personen außerhalb der Familie

50 Heute Opfer – morgen Täter? Zusammenfassung
Schlechte familiäre Bedingungen setzen Kinder einer größeren Gefahr allgemein aus, machen sie vulnerabler (Pädophile erkennen die „Opfer“) Frauen, die sexuell missbraucht wurden, haben in ihrem sozialen Umfeld mehr Sexualstraftäter als die Kontrollgruppe (McCloskey u. Bailey 2000).

51 Heute Opfer – Morgen Täter?
Selbst bei teilweise widersprüchlichen Forschungsergebnissen kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Sozialisationsbedingungen einen wesentlichen Einfluss auf das Sozialverhalten, somit auch Straffälligkeit haben. Prävention bedeutet etwa bessere Familienpolitik. Härtere Strafen als Prävention sind nicht bzw. nur marginal wirksam. Wie gesagt: Wollen wir heute oder später bezahlen?

52 Heute Opfer – Morgen Täter?
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