Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Theorie und Praxis der Berufswahlvorbereitung im Fach AWT

Ähnliche Präsentationen


Präsentation zum Thema: "Theorie und Praxis der Berufswahlvorbereitung im Fach AWT"—  Präsentation transkript:

1 Theorie und Praxis der Berufswahlvorbereitung im Fach AWT
Informationen für die Berufsberater der Agentur für Arbeit in Würzburg Dr. Peter Pfriem, Fachvertretung Did. d. Arbeitslehre, Uni WÜ

2 Theorie und Praxis der Berufswahlvorbereitung im Fach AWT
Gliederung: Komponenten eines allgemeinen Konzepts der Berufswahlvorbereitung Quellen der Etablierung des Berufswunsches Die Theorien des Berufswahlprozesses (Auswahl) Konsequenzen für die Praxis der Berufswahlvorbereitung Grundanforderungen der Ausbildungsreife – Aussagen des StMUK

3 Komponenten eines allgemeinen Konzepts der Berufswahlvorbereitung
Der Beruf - seine Zugangs-qualifikationen, seine Anforde-rungen, seine Tätigkeitsmerkmale, sein „Status“, seine Vorzüge und Nachteile – auch subjektiv gesehen Ich – meine Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse, Interessen und Neigungen Der Arbeitsmarkt – Angebot und Nachfrage an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen…, zunächst regional: seine strukturellen Entwicklungen, Einflüsse technologischer Entwicklungen, seine Anforderungen, Konsequenzen wirtschaftlicher Entwicklungen…

4 Komponenten eines allgemeinen Konzepts der Berufswahlvorbereitung
Die Beschäftigung mit dem „Ich“ geschieht beim Berufswähler teils ungelenkt, teils und notwendigerweise auch gelenkt… Im Unterricht In der Freizeit Im Schulleben Im privaten Haushalt An außerschulischen Lernorten (Erkundung, Praktikum, BIZ, Messen, Ausstellungen…) Für einen erfolgreichen Berufswahlprozess beschäftigt sich der Berufswähler bewusst mit sich selbst und reflektiert über sich… Ich – meine Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse, Interessen und Neigungen

5 Komponenten eines allgemeinen Konzepts der Berufswahlvorbereitung
Diese Komponente wird immer stärker ins Bewusstsein des Berufswählers gehoben durch den „berufskundlichen Unterricht“. Dieser vermittelt Informationen im Klassen-zimmer, in Kooperation mit der Berufsbera-tung, im vor- und nachbereiteten Praktikum, in der vor- und nachbereiteten Erkundung. Das auf diese Weise vermittelte „Profil“ von Berufen wird dem gegenübergestellt, was die Berufswähler als „berufliches Selbstkonzept“ für sich herausgebildet haben. Dieses entsteht bei der Verknüpfung zwischen typischen beruflichen und gesellschaftlichen Bedingungen, individuellen Interessen, Werthaltungen und Handlungskompetenzen… Der Beruf - seine Zugangs-qualifikationen, seine Anforde-rungen, seine Tätigkeitsmerkmale, sein „Status“, seine Vorzüge und Nachteile – auch subjektiv gesehen

6 Komponenten eines allgemeinen Konzepts der Berufswahlvorbereitung
Nicht von Anfang an, aber zunehmend intensiv beeinflusst der regionale Arbeitsmarkt die Entwicklung des beruflichen Selbstkonzepts („Ich“ ) und seine Wechselwirkung mit dem jeweiligen berufskundlichen Wissensstand („Beruf“). Damit wird der Berufswahlprozess über die (oft regional unterschiedlichen ) Zugangsqualifikationen, die regionale / überregionale Wirtschaftsstruktur und damit das Angebot an Arbeitssuchende vom Arbeitsmarkt beeinflusst. Der Arbeitsmarkt – Angebot und Nachfrage an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen…, zunächst regional: seine strukturellen Entwicklungen, Einflüsse technologischer Entwicklungen, seine Anforderungen, Konsequenzen wirtschaftlicher Entwicklungen…

7 Komponenten eines allgemeinen Konzepts der Berufswahlvorbereitung
ICH BERUF ARBEITSMARKT Regelkreise ergeben sich jedesmal neu, wenn eine Entscheidung nicht zum Abschluss kommen kann. Ergibt sich zwischen den Komponenten keine Passung, werden persönliche Entscheidungen / eine neue intensive Beschäf-tigung mit den eigenen „Zugangsvoraussetzungen“ notwendig. Risiko: Wunschvorstellungen werden an vermutete berufliche Anforderungen angepasst oder „Zufallswahl“ der nächstliegenden Alternative.

8 Komponenten eines allgemeinen Konzepts der Berufswahlvorbereitung
ICH BERUF ARBEITSMARKT Zwischen den Komponenten stehen Strukturen und Einrichtungen zur Hilfe zur Verfügung: Berufsberatung Förderlehrgänge Die Bewertung von Strukturen Medien mit Informationsangeboten und Einrichtungen in ihrer Be- Mitarbeiter von Berufsverbänden deutung für den Berufswahlpro- Schule, Arbeitslehreunterricht zess ist individuell / vom Einzel- Lehrkraft als Bezugsperson fall abhängig… Eltern Peer-Group …

9 Quellen der Etablierung des Berufswunsches…
Entscheidungsimpulse für die Berufswahl Verwandte Zeitung/Funk/Fernsehen Lehrer Geschwister Freunde Betriebsbesichtigung Betriebspraktikum Berufsberater/BIZ Eltern Mehrfachnennungen waren möglich Quelle: Josef Wilhelm, Berufsberatung Würzburg

10 Quellen der Etablierung des Berufswunsches…
Wie bist du auf deinen Berufswunsch gekommen? (Mehrfachantworten möglich) Einzel-nennun-gen % Absolut-nennungen 1 Praktikum (Betrieb, BBW, Berufsschule…) (3) 216 25,8% 2 Wunsch / Einfluss der Eltern (1) 146 17,4 % 3 Eigene Interessen / Hobbys 133 15,9 % 4 Eigenes Wissen und Können 71 8,5 % 5 Einfluss / Rat von Freunden 63 7,5 % 6 Gespräch mit dem Berufsberater (2, zus. m. BIZ) 54 6,5 % 7 Arbeitslehreunterricht (auch BWFU …) (6) 47 5,6 % 8 Sonstige Einflüsse 42 5,0 % 9 Fernsehen (z.B. Beobachtg. v. Menschen b. d. Arbeit) 35 4,2 % 10 Einfluss / Rat von Geschwistern (5) 30 3,6 % Quelle: Moosecker/Pfriem, Erhebung bei 370 L-Schülern und FöLehrg.-Teiln.

11 Die Theorien des Berufswahlprozesses
Dibbern (1997,86) beschreibt die Berufswahl als „…mehrjährigen, psychosozialen Entwicklungs-, Lern- und Entscheidungsprozess, in dem individuelle, soziale, ökonomische und politische Faktoren in Wechselbeziehung stehen…“. Dieser Prozess verläuft in „…Phasen, in denen mehr entwick-lungsbedingte oder mehr entscheidungsbedingte, d.h. rationale Akte vollzogen werden“. Dieser Prozess kann didaktisch beeinflusst werden, da „…die Rationalität des beruflichen Entscheidungsverhaltens von Interaktionen (abhängt)“. Nach Dibbern kann rationales Berufswahlverhalten „…nur bedingt gefordert werden, weil es abhängig bleibt von individuellen Dispo-sitionen wie Leistungsmotivation, Anspruchsniveau, Risikobereit-schaft… und vom sozialen Umfeld.“ Dibbern, H.: Berufsorientierung. In May, H. (Hg.): Lexikon der ökonomischen Bildung. Wien 1997

12 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) ► Der entscheidungstheoretische Ansatz betrachtet die Berufslaufbahn als einen Entscheidungsprozess, den das Individuum zu vollziehen hat. ► Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Struktur des Entscheidungsprozesses. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

13 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) Fragen, die gestellt werden, sind die Fragen nach…. … der Entwicklung des Entscheidungsprozesses, … der Abfolge der Entscheidungshandlung, … den Prämissen der Entscheidung, … dem Nachfrageverhalten nach Informationen und … den Motiven des Berufswählers. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

14 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) Der Berufswähler hat durchaus Entscheidungsspielraum… … durch die Tatsache, dass berufliche Situationen nicht generell und eindeutig durch Normen (Vorschriften, Verordnungen u. a.) festgelegt sind. Dadurch kann und muss er aus einer Anzahl alternativer Handlungsmöglichkeiten auswählen und sich entscheiden! Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

15 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) Hoppe stellte hierzu vier Handlungs- und Entscheidungssituationen auf : Die Entscheidung für eine (Erst-) Berufsausbildung bzw. für eine weitere Schulbildung; 2. die Entscheidung für einen bestimmten (Ausbildungs-) Betrieb bzw. für eine bestimmte Schule; 3. die Entscheidung für aktives Eintreten zur Gestaltung der Arbeitswelt; 4. die Entscheidung für mobiles und disponibles Verhalten im Erwerbsleben. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000 Hoppe, M.: Berufsorientierung. Studien zur Praxis der Arbeitslehre. Weinheim/Basel 1980

16 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) Problematik von Erstberufswahl und Berufswahlunterricht: ► erste bedeutende Entscheidungssituation mit Übernahme von Verantwortung und mit Konsequenzen… ► findet in krisenhaftem Lebensabschnitt (Adoleszenz) statt; - Lösungskrise und Identitätskrise ► kennzeichnet Nahtstelle zwischen dem Bildungs- und dem Beschäftigungssystem; Widersprüche zwischen den Systemen als „Berufswahlprobleme“ erkennbar! ► entscheidet mit über spätere Berufs- und (Weiter-) Bildungsmöglichkeiten. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

17 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) Drei Modelle zur Erklärung des Berufswahlverhaltens: Modell der „rationalen Wahl“: Der Berufswählende will eine optimale, rationale Berufswahl treffen. 2. Modell des „Durchwurschtelns“: Die eigenen Wunschvorstellungen werden den geschätzten beruflichen Anforderungen wechselseitig angepasst. 3. Modell der „Zufallswahl“: Es erfolgt eine Entscheidung aufgrund situativer Kriterien für die nächstliegende Alternative. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

18 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) Das reale Entscheidungsverhalten tritt nie in der „reinen Form der Modelle“ auf, sondern liegt dazwischen. Es wird beeinflusst durch ein „inneres Modell“ des Berufswählers von der Berufs- und Arbeitswelt“. Dieses „innere Modell“ reduziert die Komplexität der Entscheidungssituationen und - steuert die Informationsaufnahme und Informationsverar- beitung Der Jugendliche greift realistisch auf soziale Beziehungsnetze institutionelle Angebote zurück Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

19 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) Der entscheidungstheoretische Ansatz und die Didaktik: Er zielt auf den Aufbau von Entscheidungskompetenzen und Berufswahlreife ab. Für die Schülerinnen und Schüler ist anzustreben, dass sie die Struktur von Handlungs- und Entscheidungsvorgängen kennen lernen und die Entscheidungssituationen der Berufswahl durch bewusstes Entscheidungsverhalten bewältigen können. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

20 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) Der entscheidungstheoretische Ansatz und die Didaktik: Eine „rationale Wahl“, das Ideal dieses Ansatzes, erfordert jedoch umfassende Informationen berufskundlicher Art und eine hohe Reife bei der Selbsteinschätzung eigener Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen – damit ist sie in der Regel (zumindest für Jugendliche) nicht möglich. In der Praxis steht beim Berufswahlprozess leider nicht so sehr der Berufswähler im Mittelpunkt – soziale, politische, gesellschaftl. und ökonomische Bedingungen sind häufig letztlich von größerer Bedeutung. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

21 Die Theorien des Berufswahlprozesses
1. Der entscheidungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 301 ff.) Der entscheidungstheoretische Ansatz und die Didaktik: ► Der entscheidungstheoretische Ansatz zielt auf rationales Verhalten der Berufswähler ab. ► Seine Berücksichtigung im Unterricht die Fähigkeit durch das Eröffnen von Handlungsfreiräumen und Aufzeigen alternativer Möglichkeiten verbessern helfen. ► Wegen der beschränkten Informationsverarbeitungskapazität sucht das Individuum nach einer Lösung, die subjektiv als zufriedenstellend empfunden wird. Somit ist Berufswahl nach diesem Ansatz ein Prozess der eingeschränkten Rationalität. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

22 Die Theorien des Berufswahlprozesses
2. Der entwicklungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 304 ff.) ► Berufswahl ist ein lebenslanger beruflicher Entwicklungsprozess im Rahmen der Gesamtpersönlichkeit. ► Beim Vorgang der beruflichen Entwicklung werden individuelle Interessen, Werthaltungen, Handlungskompetenzen mit den typischen beruflichen und gesellschaftliche Bedingungen verknüpft. ► Zur Sicherung einer kontinuierlichen persönlichen Entwicklung wird ein berufliches Selbstkonzept, ein „Bild von sich selbst“ ausgebildet. Dieses beinhaltet integrierte Erfahrungen über die eigene Person und die eigene Lebensgeschichte. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

23 Die Theorien des Berufswahlprozesses
2. Der entwicklungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 304 ff.) - Das sich nach diesem Ansatz ausbildende berufliche Selbstkonzept hat Erklärungs- und Vorhersagewert für gegenwärtiges und zukünftiges Verhalten. - Es beeinflusst die Sichtweise des Individuums von sich selbst und seine Wahrnehmung beruflicher Wirklichkeit - Es verändert sich bei neuen beruflichen Situationen, dennoch behält das Individuum seine „berufliche Identität“: der Einzelne sieht und erfährt die Berufs- und Arbeits-welt immer vor dem Hintergrund seiner Stellung in ihr. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

24 Die Theorien des Berufswahlprozesses
2. Der entwicklungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 304 ff.) ► Berufswahl ist ein integrierter Abschnitt des beruflichen Entwicklungsprozesses – das berufliche Selbstkonzept zum Zeitpunkt der Berufswahl entscheidet über diese mit! ► Enger Zusammenhang zwischen persönlichen Entwick-lungsphasen des Berufswählers und seinem Berufsverhalten: Handeln des Berufswählenden ist nur aus dem Verlauf seiner Entwicklungsgeschichte und Sozialisation zu verstehen! Es stehen sich gegenüber: rechtlich und sozial normierte objektive Bedingungen und subjektive Bedingungen der Berufswahl , die Ausdruck der individuellen Lebenswelt sind. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

25 Die Theorien des Berufswahlprozesses
2. Der entwicklungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 304 ff.) Nach diesem Ansatz entsteht bei der Berufswahl eine Krise, die aus der Angst des Einzelnen vor der Übernahme von Berufsrollen erwächst, die dem individuellen Selbstkonzept nicht entsprechen oder sogar widersprechen und dadurch die Selbstverwirklichung behindern. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

26 Die Theorien des Berufswahlprozesses
2. Der entwicklungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 304 ff.) Der entwicklungstheoretische Ansatz und die Didaktik: - Berufswahlunterricht setzt an beruflichen Erfahrung der Schülerinnen und Schüler an: berufliche Selbstkonzepte sollen erkundet und erweitert werden! ► Auseinandersetzung mit subjektiven Interessen und objektiven Faktoren und Bedingungen der Berufswelt ► Notwendig sind subjektiv bedeutsame Informationen: … Informationsinhalte (Arbeitsbedingungen Verdienst- möglichkeiten…) … Informationsträger (Schule, Betriebe, Berufsberater…) … Informationsformen (Filme, Erkundung, Vorträge…) Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

27 Die Theorien des Berufswahlprozesses
2. Der entwicklungstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 304 ff.) Der entwicklungstheoretische Ansatz und die Didaktik: Der entwicklungstheoretische Ansatz ist in der Lage, vor allem Probleme im Berufswahlunterricht zu verdeutlichen, die sich aus dem jugendlichen Alter der Berufswähler ergeben. Die für die Entwicklung eines tragfähigen beruflichen Selbstkonzepts nötigen „beruflichen Erfahrungen“ sind meist nicht vorhanden Einmal ausgebildete Selbstkonzepte sind sehr stabil! Entwicklungspsychologisch liegt die Vermutung nahe, dass wichtige Voraussetzungen der Berufswahlreife bei den Jugendlichen noch nicht erfüllt sind. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

28 Die Theorien des Berufswahlprozesses
3. Der allokationstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 305 ff.) ► Berufswahl ist nach diesem Ansatz ein lebenslanger, gesellschaftlicher Zuweisungsprozess (Allokationsprozess) ► Die Berufswahl ist von ökonomischen, soziokulturellen und sozialpsychologischen Faktoren abhängig: (Schichtzugehörigkeit, Familie, geschlechtsspezifische Erwartungen, Einkommensmöglichkeiten, Arbeitsmarktlage usw.) Auf diese Faktoren hat der Berufswähler nur geringen Einfluss! Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

29 Die Theorien des Berufswahlprozesses
3. Der allokationstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 305 ff.) Vor der Berufswahl werden somit durch das Milieu (Familie, Freunde…) und durch den Arbeitsmarkt die Fähigkeitseinschätzungen des Berufswählenden korrigiert. Danach haben für die Berufswahl hohe Wirksamkeit: Vorhandene Berufskontakte der (v.a. durchs Elternhaus geprägte) Erwartungshorizont über Schulabschlüsse verfügbare Bildungs- / Ausbildungs-chancen Gegebenheiten des zugänglichen Arbeitsmarktes Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

30 Die Theorien des Berufswahlprozesses
3. Der allokationstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 305 ff.) ► Die primär durch die Gesellschaft geprägten Bedingungen der Berufswahl schränken somit die individuellen Handlungs-möglichkeiten und die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen stark ein. Auch, wenn er als subjektive Entscheidung erlebt wird, ist der Berufswahlvorgang somit in erster Linie weitgehend von außen bestimmt! ► Berufliches Handeln ist nach diesem Ansatz durch Zuweisungsprozesse determiniert. Es erfolgt eine weitere Einengung der beruflichen Möglichkeiten durch rechtliche und soziale Normierung! Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

31 Die Theorien des Berufswahlprozesses
3. Der allokationstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 305 ff.) Der allokationstheoretische Ansatz und die Didaktik: - Die im Unterricht thematisierte Erstberufswahl ist im Allokationsprozess eine zentrale Zuweisungssituation! - Gegenstand des Berufswahlunterrichts sollen die gesellschaftlichen Bedingungsfaktoren sein, damit einem unrealistischen Entscheidungsindividualismus vorgebeugt werden kann… Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

32 Die Theorien des Berufswahlprozesses
3. Der allokationstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 305 ff.) Der allokationstheoretische Ansatz und die Didaktik: Ziele des Berufswahlunterrichts nach diesem Ansatz: Analyse vorgegebener gesellschaftlicher Bedingungen Erkennen alternativer beruflicher Handlungsmöglichkeiten Entwickeln von Strategien zur Bewältigung von Berufsproblemen den Lernenden Chancen und Grenzen ihrer Handlungs-spielräume deutlich machen und Befähigung zu einer begründeten Berufswahlentscheidung Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

33 Die Theorien des Berufswahlprozesses
4. Der interaktionstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 306 ff.) ► Berufswahl ist ein Interaktionsprozess, in dem ein Berufswähler mit anderen Personen interagiert, um das Problem der Berufswahl zu lösen. ► Berufswähler macht Erfahrungen mit verschiedenen Interaktionspartnern und deren spezifischen beruflichen Vorstellungen und Verhaltensweisen. Dabei geschieht Aneignung von handlungs- und entscheidungsrelevantem Berufswissen, von Werthaltungen und Verhaltensfähigkeiten. ► Im interaktiven Prozess werden ursprüngliche Erwartun-gen modifiziert und ergänzt. Berufliche Entwicklung ist stark von den Interaktionspartnern und deren Verhaltensorientie-rungen beeinflusst. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

34 Die Theorien des Berufswahlprozesses
4. Der interaktionstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 306 ff.) Interaktionspartner beim Berufswahlprozess sind … ... Eltern und Verwandte … Gleichaltrige … Lehrer … Berufsberater … Angehörige von Organisationen Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

35 Die Theorien des Berufswahlprozesses
4. Der interaktionstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 306 ff.) Auswertung empirischer Untersuchungen (nach Lange): Abhängigkeit individueller Wertvorstellung verschiedener Berufe von familiären Werthaltungen und Interessen. b) Überblick über Berufsalternativen durch Aufklärungs-arbeit der Bundesagentur für Arbeit; Beeinflussung der Informationsbeschaffung durch Eltern. c) Schulische Einflüsse auf Differenziertheit der Entschei-dungsregeln und auf allgemeine Berufswahlinfor-mationen. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000 Lange, H.: Berufswahl als Interaktionsprozess – Theoretische Vorüberlegungen für ein empirisches Projekt. In Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. H , 479 ff.

36 Die Theorien des Berufswahlprozesses
4. Der interaktionstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 306 ff.) Der interaktionstheoretische Ansatz und die Didaktik: ► Aufgabe des Berufswahlunterrichts ist, den (berufswahlbezogenen) Interaktionsprozess zu fördern. Um dies zu erreichen muss man… … den Schüler befähigen, diesen Prozess zu organisieren und durchzuführen … Kommunikations- und interaktionsorientierte Unterrichtsverfahren anwenden … mit anderen Lernorten und Interaktionspartnern kooperieren Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

37 Die Theorien des Berufswahlprozesses
4. Der interaktionstheoretische Ansatz (vgl. u.a. Dedering 306 ff.) Der interaktionstheoretische Ansatz und die Didaktik: Der interaktionstheoretische Ansatz berücksichtigt, dass alle Partner am Prozess der Berufswahlvorbereitung in einen Interaktionsprozess hineingezogen sind und einbezogen werden müssen, der nach einer bestimmten Systematik abläuft. Hier kommt es besonders darauf an, die Fähigkeiten der Jugendlichen zur Kommunikation und zur Verarbeitung der von den Interaktionspartnern vermittelten Informationen zu verbessern. Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000

38 Die Theorien des Berufswahlprozesses – Konsequenzen für die Praxis
Thesen zum berufswahlvorbereitenden Unterricht: Grundsätzlich kann niemals eine Berufswahltheorie Grundlage für die Gestaltung von Berufswahlunterricht oder Berufsberatung sein. Alle Theorien müssen bei dieser Arbeit fokussiert bleiben. Je nach Schulart, regionalen Gegebenheiten des Lebensumfeldes eines Berufswählers, sozialem / gesellschaftlichem Umfeld, der persönlichen Wesensart und den individuellen Lernvoraussetzungen treten die Gesetzmäßigkeiten mancher Berufswahltheorien mehr in den Vordergrund oder auch zurück…

39 Die Theorien des Berufswahlprozesses – Konsequenzen für die Praxis
Thesen zum berufswahlvorbereitenden Unterricht: 2. Berufswahlunterricht erfordert in jedem Falle die Förderung kommunikativer Kompetenzen. Diese sind Voraussetzung für erfolgreiche Interaktion zum Erwerb von Informationen für Berufswahlentscheidungen, beim konkreten Erscheinen auf dem Arbeitsmarkt und gleichzeitig Teil der berufsbezogenen Handlungskompetenz. Dieses Ziel ist nur zu erreichen durch die Herstellung „kommunikativer Situationen“ in Unterricht und Berufsberatung, durch Simulationsverfahren wie Rollenspiele und Fallbeispiele oder auch Planspiele.

40 Die Theorien des Berufswahlprozesses – Konsequenzen für die Praxis
Thesen zum berufswahlvorbereitenden Unterricht: 3. Berufswahlunterricht erfordert Kooperation zwischen allen am Berufswahlprozess beteiligten Partnern. Der Berufswahlprozess ist ein Entscheidungsprozess und verlangt die Vermittlung von Informationen berufskundlicher Art und über den Arbeitsmarkt, deren Beschaffung dem Klassenlehrer in der geforderten Aktualität nicht möglich ist. Die „Quellen der Etablierung von Berufswünschen“ sind vielfältig und in der Regel personal. Sie müssen im Sinne einer Förderung des beruflichen Selbstkonzepts untereinander abgestimmt sein, um kontraproduktives Wirken zu verhindern.

41 Die Theorien des Berufswahlprozesses – Konsequenzen für die Praxis
Thesen zum berufswahlvorbereitenden Unterricht: 4. Berufswahlunterricht ist eine Aufgabe, die sich lückenlos von der Primarstufe bis zum Zeitpunkt der Erstberufswahl fortsetzen muss. Die Ausbildung des beruflichen Selbstkonzeptes als Ergebnis einer Entwicklung muss von der „Phantasiewahl“ in der Primarstufe über die „Problemwahl“ in der Pubertät zur Ermöglichung einer „realistischen Wahl“ (die Entwicklungspsychologie hält diese ab dem 17. Lebensjahr für möglich…) begleitet werden. Ist die Ausbildung eines solchen Selbstkonzepts erst einmal abgeschlossen, kann es nur noch schwer verändert oder beeinflusst werden.

42 Die Theorien des Berufswahlprozesses – Konsequenzen für die Praxis
Thesen zum berufswahlvorbereitenden Unterricht: 5. Berufswahlunterricht erfordert Realbegegnung. Bei der Entwicklung von Berufswahlreife und eines beruflichen Selbstkonzepts und bei der Hinführung zu einer „realistischen Wahl“ oder einer ansatzweise „rationalen Wahl“ muss der Berufswähler auf eigene Berufserfahrungen („Erfahrungen mit Arbeit“) zurückgreifen können. Diese können durch Arbeitsplatz-erkundungen (auch im persönlichen Umfeld), Betriebserkundun-gen, Erkundungen in berufsbildenden Einrichtungen und vor allem in didaktisch gut betreuten Praktika ermöglicht werden. Des Weiteren sind Erfahrungen mit „Jobs“ der Jugendlichen zu reflektieren.

43 Die Theorien des Berufswahlprozesses – Konsequenzen für die Praxis
Thesen zum berufswahlvorbereitenden Unterricht: 6. Berufswahlunterricht erfordert die Integration allgemeinbildender und arbeitspraktischer Fächer. Sowohl die Hinführung zu einer möglichst rationalen Wahl wie auch die Begleitung der persönlichen Entwicklung des Berufswählers er-fordert die Unterstützung beim Erwerb der Fähigkeit zur Selbst-reflexion. Diese bezieht sich auf die Selbst- und Fremdbeurteilung eigener Fähigkeiten und Fertigkeiten, fachlicher, personaler, sozialer und methodischer Kompetenzen. Sowohl der Arbeitslehre-Lehrer wie auch der Berufsberater müssen bei der Begleitung des Berufs-wahlprozesses auf solche Beurteilungsergebnisse zurückgreifen können, um die Beratung auf eine breite Informationsbasis stellen zu können.

44 Grundanforderungen der Ausbildungsreife – Aussagen des Bay. StMUK
Basis für die schulische Unterrichtsarbeit: Art. 131 BV: Ziele der Bildung „Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden. Thesen: Schule ist mehr als das Erstreben einer Mindestqualifizierung für die Ausbildung… Schule vermittelt neben beruflicher Orientierung auch Allgemeinwissen, Weiterqualifizierungen, Werte und Schlüsselqualifikationen Schule ist Grundlage für lebenslanges Lernen

45 Grundanforderungen der Ausbildungsreife – Aussagen des Bay. StMUK
Definitionen: 1.) Ausbildungsreife Person ist ausbildungsreif, wenn sie die „allgemeinen Merkmale der Bildungs- und Arbeitsfähigkeit erfüllt und die Mindest-voraussetzungen für den Einstieg in die berufliche Ausbildung mitbringt. Dabei wird von den spezifischen Anforderungen einzelner Berufe abgesehen („Berufseignung“). Fehlende Ausbildungseignung zu einem gegebenen Zeitpunkt schließt nicht aus, dass diese zu einem späteren Zeitpunkt erreicht werden kann.

46 Grundanforderungen der Ausbildungsreife – Aussagen des Bay. StMUK
Definitionen: 2.) Berufseignung Person verfügt über die Merkmale, die Voraussetzung für die jeweils geforderte berufliche Leistungshöhe sind. Gleichzeitig weist der Beruf / die berufliche Tätigkeit / die berufliche Position die Merkmale auf, welche Voraussetzung für die berufliche Zufriedenheit der Person sind.

47 Grundanforderungen der Ausbildungsreife – Aussagen des Bay. StMUK
Definitionen: 3.) Vermittelbarkeit Vermittelbarkeit einer Person ist bei gegebener beruflicher Eignung für eine Ausbildung / berufliche Tätigkeit nicht durch Einschränkungen erschwert oder verhindert. Einschränkungen: marktabhängig betriebs- oder branchenbezogen in der Person oder ihrem Umfeld begründet

48 Grundanforderungen der Ausbildungsreife – Aussagen des Bay. StMUK
Merkmale der Ausbildungsreife prägen sich im Schulleben aus: -Kernfach Deutsch (Recht)Schreiben, Lesen – mit Texten und Medien umgehen, Sprechen (mündliches Ausdrucksvermögen) und Zuhören (Gesprochenes verstehen) -Kernfach Mathematik Mathematische Grundkenntnisse – Zahlen, Messen, Raum und Form, Daten… Räumliches Vorstellungsvermögen -Kernfach Arbeit-Wirtschaft-Technik Wirtschaftliche Grundkenntnisse (auf berufsbezogenes Wissen wird hier nicht eingegangen!)

49 Grundanforderungen der Ausbildungsreife – Aussagen des Bay. StMUK
Merkmale der Ausbildungsreife prägen sich im Schulleben aus: Sozialkompetenzen: Kritik- und Konfliktfähigkeit Leistungsbereitschaft und Durchhaltevermögen Kommunikationsfähigkeit Selbsteinschätzungs- und Informationskompetenz Verantwortungsbewusstsein Umgangsformen Bearbeitungsgeschwindigkeit (hier wird die Leistungsfähigkeit angesprochen…!)

50 Grundanforderungen der Ausbildungsreife – Aussagen des Bay. StMUK
Merkmale der Ausbildungsreife prägen sich im Schulleben aus: Weitere Hinweise: auch weitere, von der Schule kaum oder nicht beeinflussbare Faktoren spielen eine Rolle (entwicklungspsychologische Anlagen, körperliche Leistungsfähigkeit… Fortschritt der körperlichen Reife und allgemeiner Gesundheitszustand sollen den physischen Mindestanforderungen eines Acht-Stunden-Tages gerecht werden. - die Zusammenstellung dieser Grundanforderungen dient als Basis für die Erstellung eines Mottos / Profils einer Klasse, Jahrgangsstufe oder Schule….

51 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit –
ich hoffe, Ihre Argumentationsbasis für die dringend erforderliche Zusammenarbeit mit der Schule etwas „verbreitert“ zu haben…


Herunterladen ppt "Theorie und Praxis der Berufswahlvorbereitung im Fach AWT"

Ähnliche Präsentationen


Google-Anzeigen