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Emotionen Oder: Warum Kognitionen alleine nicht ausreichen

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Präsentation zum Thema: "Emotionen Oder: Warum Kognitionen alleine nicht ausreichen"—  Präsentation transkript:

1 Emotionen Oder: Warum Kognitionen alleine nicht ausreichen
Jenny | Katja | Anna | Paddi

2 Übersicht Teil 1 Einführung in die Emotionen
Teil 2 The Navigation of Feeling Teil 3 Universalie vs. Kulturelles Konstrukt Teil 4 Kollektive Emotionen Fazit

3 Teil 1 (Jenny Schwarzkopf)
Einführung in die Emotionen

4 Übersicht Gegenstandsbeschreibung Emotionstheorien

5 1. Gegenstandsbeschreibung
Emotion und verwandte Begriffe: Stimmung, Gefühlszustand - Stimmungen o. auch Gefühlszustände werden oft als alltägliche „low-level“ Emotionen bezeichnet.

6 1. Gegenstandsbeschreibung
2 zeitgemäße Arbeitsdefinitionen: 1) nach Scherer: „Emotion ist eine Episode zeitlicher Synchronisation aller bedeutenden Subsystemen des Organismus, die 5 Komponenten bilden (Kognition, physiologische Regulation, Motivation, motorischer Ausdruck u. Monitoring/Gefühl), und die eine Antwort auf die Bewertung eines externalen oder internalen Reizereignisses als bedeutsam für die zentralen Bedürfnisse und Ziele des Organismus sieht.“

7 1. Gegenstandsbeschreibung
2) nach Oatley/Jenkins: „(1) eine Emotion wird üblicherweise dadurch verursacht, dass eine Person ein Ereignis als bedeutsam für ein wichtiges Anliegen bewertet. (2) der Kern einer Emotion sind Handlungsbereitschaft u. das Nahelegen von Handlungsplänen; eine Emotion gibt einer o. wenigen Handlung Vorrang, denen sie Dringlichkeit verleiht. So kann sie andere mentale Prozesse o. Handlungen unterbinden o. mit ihnen konkurrieren. (3) eine Emotion wird gewöhnlicherweise als ein bestimmter mentaler Zustand erlebt, der manchmal von körperl. Veränderungen, Ausdruckserscheinungen u. Handlungen begleitet o. gefolgt wird.“

8 1. Gegenstandsbeschreibung
McDougall: Furcht, Ekel, Staunen, Ärger, Hochgefühl, Unterwürfigkeit u. Zärtlichkeit Dankbarkeit = Zärtlichkeit + Unterwürfigkeit Verachtung = Ekel + Ärger Hass = Ärger + Furcht + Ekel

9 1. Gegenstandsbeschreibung
Plutchik: Furcht, Ärger, Freude, Traurigkeit, Akzeptieren, Ekel, Erwartung u. Überraschung Stolz = Freude + Ärger Liebe = Freude + Akzeptieren

10 1. Gegenstandsbeschreibung
2 Gründe für die Problematik: 1) nicht alle verbal benennbaren Emotionen können in einen charakteristischen mimischen Ausdruck übersetzt werden. 2) die Übersetzung der Gesichtssprache in die Wortsprache ist sehr schwierig.

11 1.5 Zur Universalität von Emotionen (Anna Müller)
Ekman, Paul (1988): Gesichtsausdruck und Gefühl Neurokulturelle Theorie Der Gesichtsausdruck Fazit

12 1. Neurokulturelle Theorie
Biologische und soziale Determinanten von Gefühlen Emotionale Reaktionen bestehen aus folgenden Elementen (Prozess): Entstehung von Emotion Auslöser: Reize von außen, die als spezifisch für ein Gefühl identifiziert werden Automatischer Bewertungsmechanismus: schnelle Wahrnehmung eines Reizes + Feststellung der Relevanz Affektprogramm: angeborener Mechanismus, der Muster der Reaktionsweisen steuert und organisiert Präsentation von Emotion/Handeln Darbietungsregeln (display rules): Kontrolle über emotionale Reaktionen (Maskierung) kulturell geprägt und erlernt! Bewältigungshandeln (Coping): Umgang mit Gefühl und seiner Ursache  kognitive Verhaltensweise (Bsp.: Angriff, Flucht, Verleugnung, Besänftigung)

13 2. Der Gesichtsausdruck 1. Experiment (USA - Japan)
Vergleich der Fähigkeit, Gefühle am spontanen Gesichtsausdruck von Angehörigen der eigenen Kultur zu erkennen, mit der gleichen Fähigkeit gegenüber Angehörigen einer anderen Kultur (Beurteilungsansatz)  Stressfilm  Gesichtsausdruck ist nicht kulturspezifisch, Reaktionen von Angehörigen einer fremden Kultur können richtig erkannt werden: Bedeutungszuschreibung und Beurteilung des Gesichtsausdrucks ist universal!

14 2. Der Gesichtsausdruck 2. Experiment (USA - Japan)
Messung des mimischen Verhaltens der Vpn an Hand der Facial Affect Scoring Technique (FAST) (Komponentenansatz)  Stressfilm  Die Form des Gesichtsausdrucks ist ähnlich in beiden Kulturen, d.h. das mimische Verhalten um eine bestimmte Emotion auszudrücken ist universal!

15 2. Der Gesichtsausdruck 3. Experiment (5 Schriftkulturen: USA, Brasilien, Chile, Argentinien, Japan) Erkennen gefühlsbezogener mimischer Ausdrucksformen für ein einzelnes Gefühl  Einschätzung und Klassifizierung von Fotos  gleiche Beurteilung des Gesichtsausdrucks für den Ausdruck des gleichen Gefühls in allen 5 Ländern (auch hinsichtlich Intensität)

16 2. Der Gesichtsausdruck 4. Experiment (2 schriftlose Kulturen: Fore und Dani in Neuguinea ) Erkennen von Gefühlen  an Hand von Fotos und Geschichten dazu das entsprechende Gefühl benennen  Beurteilung von Emotionen weitgehend universell Ausdruck von Gefühlen  Darstellung des mimischen Ausdrucks der Indigenen und anschließend Beurteilung von Amerikanern  weitgehende Übereinstimmung Beleg dafür, dass es zwischen den Kulturen keinen visuellen Kontakt (auch Einfluss von Massenmedien etc.) gab und doch universelle Übereinstimmungen getroffen werden konnten

17 3. FAZIT 6 universelle Emotionen: Freude/Glück, Trauer, Ärger/Wut, Ekel, Angst, Überraschung Ausdruck von Gefühlen im Gesicht wird auf Grund von Unterschieden bezüglich Auslösern, Darbietungsregeln und Konsequenzen zwar oft kulturspezifisch sein, doch gibt es daneben eine Reihe an kulturübergreifender Formen des emotionalen Gesichtsausdrucks. weltweit gleiche Mimiken verknüpft mit gleichen Gefühlen liegen der Annahme zu Grunde, dass es ein universeller Mechanismus gibt  Wiedererkennen und Ausdruck sind universell

18 Die Auslöser, die besonderen Ereignisse, die das Affektprogramm aktivieren, sind überwiegend sozial gelernt und kulturabhängig (Einfluss der Darbietungsregeln auf mimischen Ausdruck [Maske/Kontrolle]), die Bewegungen der Gesichtsmuskulatur werden vom Affektprogramm gesteuert und sind universell. Klassen von Auslösern und Handlungen werden dann zusammen mit Erinnerungen, Bildern, Gedanken etc. als Bestandteile des Erlebens von Glück, Ärger, Trauer usw. gespeichert (kognitiver Vorgang). Ihr gemeinsames Auftreten mit einem Gesichtsausdruck veranlasst dazu, die entsprechenden mimischen Verhaltensweisen als Ausdruck bestimmter Gefühle zu beschreiben.

19 Beispiel für die 6 emotionalen Gesichtsausdrücke
(Freude, Überraschung, Ärger, Ekel, Furcht, Trauer, (Verachtung)) Quelle: Zimbardo (1999), S.362

20 2. Emotionstheorien Der evolutionstheoretische Ansatz:
Hauptsächlich 3 Aspekte des Gesichtsausdrucks werden vermittelt: 1. dessen Universalität 2. seine Gemeinsamkeiten mit dem tierlichen Emotionsausdruck 3. seine genetischen Entstehungsprinzipien

21 2. Emotionstheorien  Organismische Funktion:
Die weit geöffneten Augen bei Überraschung fördern die Informationsaufnahme, der geöffnete Mund erleichtert die Atmung. Kommunikative Funktion: Gefühle und die damit verbundenen Gedanken, Absichten und Wünsche können mitgeteilt werden. Zusammenleben wird geregelt, zur Fortpflanzung wird beigetragen.

22 2. Emotionstheorien Methodische Einwände sind zwar berechtigt, jedoch
wurde die Universalität des Gesichtsausdrucks nicht widerlegt.

23 2. Emotionstheorien Kognitionstheoretische Ansätze:
Kognitionstheoretische Ansätze untersuchen Erleben u. Verhalten nicht nur anhand äußerlich beobachtbarer Erscheinungsformen, sondern schenken den kognitiven Prozessen besondere Beachtung, die in Personen bei der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt ablaufen.

24 2. Emotionstheorien In den kognitiv orientierten Theorien werden kognitiven Prozessen bei der Entstehung von Emotionen eine zentrale Rolle zugeschrieben → Emotionen werden - als Folgen von kognitiven Analysen betrachtet - abgespeichert Form von kognitiven Schemata – durch die wahrgenommene Situation werden Emotionen dann ausgelöst, wenn bisherige Erfahrungen verletzt werden.

25 2. Emotionstheorien 3 aufeinander folgende Stufen werden unterschieden: 1) ein Ereignis wird als schemadiskrepant bzw. als unerwartet eingeschätzt. 2) Überraschungsgefühl. Unterbrechung der aktuell ablaufenden Informationsverarbeitungsprozesse u. Zuwendung der Aufmerksamkeit auf das schemadiskrepante Ereignis. 3) Analyse u. Bewertung des Ereignisses, womit die Erweiterung o. Veränderung des entsprechenden kognitiven Schemas verbunden sein kann.

26 2. Emotionstheorien Stresstheorie von LAZARUS 3 Einschätzungsprozesse:
1. Primäre Einschätzung: Stress als Resultat einer Situationsbewertung 2. Sekundäre Einschätzung: Analyse von Strategien zur Bewältigung der Situation 3. Neueinschätzung: Neubewertung der aktuellen Situation 1 und 2 laufen zeitlich nicht in einer bestimmten Reihenfolge ab

27 2. Emotionstheorien Kritik:
Emotionen werden in Abhängigkeit bzw. als Ergebnis von vorausgehenden Kognitionen betrachtet. Befunde, die darauf hinweisen, dass Gefühlsurteile ziemlich unabhängig von Kognitionen sein können. sind nun Emotionen stets das Resultat von vorausgehenden Kognitionen oder spielen auch nicht-kognitive Prozesse eine Rolle? → Einigkeit, dass die Erfahrung komplexer emotionaler Zustände, wie Stolz oder Eifersucht, nur aufgrund einer Vielzahl kognitiver Prozesse gemacht werden kann

28 Teil 2 (Katja Zacharova)
The Navigation of Feeling

29 The Navigation of Feeling
William Reddy “What are emotions ?” interdisziplinäre Studie Entwicklung in der Forschung: seit den 70er „Revolution” in der Psychologie löste aktive Beteiligung der Ethnologie an der Erforschung des menschlichen Gefühlsleben aus man beschäftigt sich zunehmend mit dem kulturellen Kontext

30 Probleme in der Forschung
linguistische & methodische Schwierigkeiten Emotionen zu definieren/ kategorisieren. Wertung von Gefühlen ist fraglich, kann je nach kulturellem Kontext stark variieren. allgemeine Frage nach dem Verhältnis zwischen biologischen /genetischen bzw. kulturellen/ kontextabhängigen Faktoren

31 Konstruktivistischer Ansatz
Michelle Rosaldo “ what individuals can think and feel is overwhelmingly a product of socially organized modes of action and of talk”. Relevanz des kulturellen Einflusses Feldforschung Ende der 60er Jahre auf den Philippinen: Ethnie Ilongot zentraler Aspekt: Phänomen der Kopfjagd

32 Kurze Ethnographie der Ilongots
Stammesgesellschaft im Hochland von Nordphilippinen Jäger, Sammler, Landwirten Starke Isolierung/ Identitätsbewußtsein Wohnen in Gruppen von ca. 10 Häusern (ca. 65 Personen) Egalitäre Gesellschaftsstruktur. Führerschaft - zeitlich begrenzt

33 Allgemein zur Kopfjagd:
Kopfjagen wird als Enthauptung eines Opfers für rituelle Zwecke definiert (Hoskins) Praktiken des Kopfjagens werden in den modernen Gesellschaften allgemein als wild und unzivilisiert betrachtet. Sie haben je nach kulturellem Kontext unterschiedliche Gründe und sind i.d.R. von Geheimnissen umhüllt.

34 Verlauf der Feldforschung
Emotionale Äußerungen sind stark von lexikalischer Struktur/ sprachlichen Ausdrücken und damit verbundenen Praktiken bestimmt. liget (Wut, Energie, Neid, Hitze): positiv bewertet, bringt Energie und Motivation, steigert Effektivität Zentral für liget ist die männliche Aktivität des Kopfjagens.Todesfälle steigern liget reinigende Wirkung

35 Rosaldos Interpretation
Emotionale Aspekte spielen eine große Rolle Ilongots enthaupten ihre Opfer wenn sie ein “schweres” Herz haben, Ärger, Wut oder Druck verspüren Enthauptung soll Unruhe beseitigen, dem Enthaupter mehr Respekt verschaffen, ihn zur Heirat befähigen dient zur Unterscheidung zwischen den Geschlechtern in der sonst sehr egalitären und homogenen Gesellschaft identitätsstiftend, wichtiger Bestandteil der männlichen Initiationsrituale

36 2. Feldforschungsreise starke Veränderungen, politischer und sozialer Wandel Mitte 70er Jahre: Praktizieren von Kopfjagd wurde verboten Christianisierung durch Missionare neuen Religion: Trost und Ersatz für emotionale Bedürfnisse Das Konzept des ligets wird durch mildere, sanftere Gefühle des christlichen Glaubens ersetzt

37 Rosaldos Fazit in Bezug auf Emotionen
physiologische Aspekte sind in den meisten Fällen ambivalent und von geringer Bedeutung Art und Weise, wie ein Individuum denkt und fühlt, ist überwiegend durch sozial organisierte Kategorien und Schemata bestimmt Individuum ist ein beliebig formbares Konstrukt: Widerspruch zu den bisherigen Annahmen der traditionellen kognitiven Psychologie, die von den universellen Merkmalen menschlicher Psyche ausging Rosaldos extreme Haltung in Bezug auf Verformbarkeit und Veränderbarkeit des Individuums löste zahlreiche Debatten aus, nur wenige standen dieser Theorie kritiklos gegenüber.

38 Kritik an Rosaldo Negativ: Positiv:
zu einseitig, wenig interdisziplinär zu geringe Beachtung der geschichtlichen Ereignisse (vgl.Renato Rosaldo) emotionale Flexibilität des Individuums ist fraglich Positiv: wesentlicher Beitrag zur feministischen Debatte in der Ethnologie Revidierung westlicher Vorurteile über Gefühle neue alternative Sichtweise von Emotionen

39

40 Psychokultureller Ansatz
Versuch ethnographische und klinisch-psychologische Methoden zu vereinen Kleinman: Beziehungen zw. individuellen Gefühlen und Staatsgewalt bzw. politischem Regime “social suffering” und “moral experience” Feldforschung in China: Folgen des politischen Massenterrors und seine Auswirkungen auf das Gefühlsleben eines Individuums “psychosoziales Trauma” : Kopfschmerzen, Depressionen &Trübsinn Verbindung zw. politischen Veränderungen und der emotionalen Befindlichkeit der Allgemeinheit

41 Allgemeine Kritik an der ethnologischen Forschung der Emotionen
zu einseitig, wenig interdisziplinär Kulturen werden als uniforme Konstrukte dargestellt, das Individuum wird vernachlässigt Gefahr des Ethnozentrismus in der Bewertung der Gefühle in den untersuchten Kulturen Linguistische (Terminologie/Grammatik) und methodische Schwierigkeiten (Unterscheidungsschwierigkeiten zwischen Kognition und Emotion)

42 Reddys Vorschläge zur Bewältigung der Probleme
Einbezug der nonverbalen Sprache  nötige Verbindung zwischen den konzeptuellen Blockaden des konstruktivistischen und des psychokulturellen Ansatzes “emotives” ( “emotion” + “performance”)  gegenseitige Beeinflussung von emotionalen Äußerungen und den darauf folgenden Reaktionen Dialog zwischen Psychologie und Ethnologie Möglichkeit, eine universelle Sprache zu finden, die das Gespräch über Emotionen kulturübergreifend ermöglichen könnte Ergänzung ethnologischer und psychologischer Forschungen mit den Erkenntnissen aus Politik- und Geschichtswissenschaften

43 Geschichtliche Analyse der Emotionen am Beispiel Frankreichs
Ende des 17. Jhs absolute Monarchie artifizielle Verhaltenskodex / strenge Regel der Etikette  Unterscheidung gesellschaftlicher Schichten Einschränkung der persönlichen Freiheit und des Gefühlslebens “emotional suffering” / Sentimentalität. zunehmende Einengungen mittels gesellschaftlicher Normen  Diskrepanz zwischen individuellen Gefühlen und den moralischen Werten und Erwartungen Klassenkonflikt  Grundlage für die Französische Revolution

44 Französische Revolution
Napoleons Zivilrecht: Veränderung sowohl auf der politischen Ebene (absoluten Monarchie  Republik) als auch auf der emotionalen (Sentimentalität  Vernunft) Gesellschaftlicher Status wird nicht mehr durch die Geburt, sondern durch die persönlichen Errungenschaften bestimmt persönliche und die “emotionale” Freiheit : Schwierigkeiten, schmerzvolle Zeit der Umorientierung

45 Reddys Fazit es gibt keine natürliche Regierungsform
das emotionale Leben ist zum größten Teil durch politische Verhältnisse und gesellschaftliche Erwartungen bestimmt und somit veränderbar Konzept von “emotional suffering” : Diskrepanz zw. persönlichen Zielen und gesellschaftlichen Normen ist entscheidend für den Wandelprozess. Je größer die Diskrepanz, um so schneller / drastischer sind die Veränderungen Insgesamt sind Emotionen jedoch - unabhängig vom politischen Regime - ein wichtiger Wegweiser für das Individuum und helfen ihm da, wo die Vernunft und die mentale Kontrolle an ihre Grenzen stoßen, intuitiv die richtige Entscheidung zu treffen

46 Universalie vs. Kulturelles Konstrukt
Teil 3 (Anna Müller) Universalie vs. Kulturelles Konstrukt Oder: Wie lassen sich kulturell konstruierte mit universellen Emotionen vereinbaren?

47 GERBER, E.(1985): Rage and Obligation: Samoan Emotion in Conflict

48 Übersicht 1. Emotion und Selbstwahrnehmung
2. Subjektives Empfinden von Emotion 3. Affekte 4. Emotion in Samoa 5. Fazit

49 1. Emotion und Selbstwahrnehmung
Einfluss des Emotionskonzepts auf Organisation des „Selbst“  Zusammenspiel mehrerer Bereiche Bsp.: „alofa“ (Liebe zwischen Eltern und Kind)  verbunden mit Identität/Identifikation Kann man an Hand von Selbstberichten auf das Selbstbild einer Person schließen? Methode: linguistische Analyse  „hedonic tone“ (how pleasant or unpleasant is the feeling?)

50 2. Subjektives Empfinden von Emotionen
Kann man an Hand von verbalen Äußerungen auf subjektives Gefühlserlebnis schließen?  methodologisches Problem (drückt Emotionsvokabular tatsächlich die subjektive Empfindung aus?  Übersetzungsprobleme) Bsp.: „musu“ („Widerstand“) statt „ita“ („Ärger“)  kulturelle Definition von musu hilft Samoanern, ihre Konflikte unbewusst ablaufen zu lassen oder sie zu maskieren Subjektives Emotionsempfinden ist geprägt durch Basisaffekte (ita) und kulturellen Einflüssen (musu)

51 3. Affekte Definition: „inborn psychological program, which is activated by cultural evaluations of external situations, defined and modified by cultural concepts, and expressed in culturally appropriate behaviors” (GERBER 1985:123) Basisaffekte als biologisch begründete Komponente der menschlichen Emotion  interkulturelle Vergleichbarkeit des Emotionssystems! Inneres Erleben von Emotion und physiologische Prozesse (James-Lange-Theorie)

52 James-Lange-Theorie Auslösender Reiz ↓ Erregung Handlung ↓ ↓
Theorie peripherer Prozesse Gefühle als Begleiterscheinungen körperlicher Vorgänge: man fühlt, nachdem man der Körper reagiert hat („ich weine, also bin ich traurig“) Auslösender Reiz Erregung Handlung ↓ ↓ Wahrgenommene Erregung Interpretation der Handlung Emotionserfahrung

53 4. Emotionen in Samoa Studie: Ergebnisse:
Ziel: Erklärung der Bedeutung von Emotion Soziale und situationsspezifische Bezüge/Rahmenbedingungen Methode: Verhaltensbeobachtung und Interview; hierarchisches Cluster Ergebnisse: Emotionen werden stets externalen Situationen und Handlungen zugeschrieben: Kontext von sozialen Beziehungen  externe Orientierung ist kulturell standardisiert (keine inneren Zustände; Unfähigkeit, inneres Erleben verbal auszudrücken)  Aber: Affekt/innerlich gesteuerte Empfindungen nachgewiesen durch Gesichtsausdruck

54 4.1 Erforschung der Basisaffekte - linguistische Annäherung
Annahme: Basisaffekte bilden Basis für Kategorien von Emotionen Unterscheidung von Begriffen bzgl. ihrer „Nähe“/Ähnlichkeit mit Basisaffekten: globale Begriffe (Affekte, erfährt jedes Individuum) vs. spezifische Begriffe (kulturell geprägt, kulturspezifischer Emotionsbegriff)  Kriterien: Anwendbarkeit: situationsbezogene Wörter; Bsp.: fa’a’u’u (Wut in bestimmten Situationen, ähnelt „ita“) Stereotyp: je höher das level eines kulturellen Stereotyps, desto weniger ähnelt er den Basisiaffekten (in Samoa sind die meisten Emotionsbegriffe kulturell vorgegeben, also hoch standardisiert und stereotypisiert) Soziale Assoziation: Wörter mit starker interpersonaler Referenz (wenig Basisaffekt enthalten) Grad der Intensität: globale Begriffe, die starken Bezug zu Basisaffekten haben, enthalten ein hohes Maß an Aktivierung und Intensität

55 4.2 Soziale Werte von Emotionen
Funktion von Emotion: sozial spezifische Emotion dient als Modell, das die Gefühle der Individuen beeinflusst und leitet  Emotion leitet sozial korrekte Handlung, liefert Handlungsmuster (gute Person verfügt über sozial gut geheißene Emotion)  Emotion untermauert/ verstärkt wichtige soziale Werte Bsp.: „alofa“  Gefühl und Verhalten entsprechen moralischen Vorstellungen Verhaltensdispositionen, die mit kulturell standardisierten Gefühlen verknüpft sind, verbinden also die höheren Werte einer Gesellschaft mit den alltäglichen Verhaltensweisen, so dass diese „natürlich“ wirken (unbewusst);

56 4.3 Wut/Ärger in Samoa Wut = kulturell konstruierte Emotion  darf nicht gegen Eltern oder andere Autoritäten verwendet werden, wird also umgelenkt in mildere Gefühlsausdrücke  Samoaner sind sich der Intensität ihrer Gefühle gar nicht bewusst Selbstbild reflektiert die Fähigkeit in kulturell angemessener Weise zu fühlen (kommt Wut also auf, wird dieses inakzeptable Gefühl unterdrückt, stört aber das positive Selbstbild  widersprüchliches Verhalten: z.B. Aggression gegenüber Gleichaltrigen)

57 5. FAZIT Gerber unterscheidet zwischen kulturell bestimmten Emotionen und Emotionen auf individuell erlebter Basis, welche beide in allen Kulturen vorkommen. Kulturell konstruierte Emotion Subjektiv empfundene Emotion - konzeptionelles Klassifikations- und Definitionssystem (physiologischen Vorgängen wird soz. Bedeutsamkeit verliehen) - Einfluss bei der Entwicklung eines sozialen Selbst - Modell für angemessene Gefühle, formt die emotionale Basis für moralisch bewertete Handlungen - Basisaffekte als angeborene „Programme“, die universal sind  Kulturvergleich wird möglich - manche Basisaffekte sind global (Bezeichnung/“Prototypen“ vorhanden), andere sind spezifischer definiert und nur in bestimmten Situationen anzuwenden - Theorie der Basisaffekte hilft zu verstehen, wie in Kulturen die globalen Emotionen verbalisiert werden

58 Gerber geht davon aus, dass in Samoa Basisaffekte (globale Begriffe), so auch Wut/Ärger, zu finden sind. Diese werden jedoch von kulturell konstruierten Emotionskonzepten (spezifische Begriffe) und den damit vorgeschriebenen Ausdrucksweisen überlagert, so dass der Terminus „Wut“ nicht expliziert wird und sich die Menschen auch gar nicht über die Existenz dieses „Prototyps“ an Emotionen bewusst sind, da sie diesen Zustand stets umleiten. Nachweisbar ist „Wut“ aber an Verhaltensweisen (Mimik) oder eben in anderen Kontexten, wo kulturelle Werte nicht mehr gültig sind.

59 Teil 4 (Patricia Seidel)
Catherine LUTZ: Soziokulturelle Emotionen

60 Übersicht Emotionsforschungen und westliche Annahmen
Cross-Cultural Study of Emotions – Die Ifaluk

61 1. Emotionsforschung und westliche Annahmen
Emotionen als biologische und physikalische Vorgänge im Menschen:  Methoden zur Erforschung von Emotionen, wie z.B. Pulsmessung, Hautwiderstandsmessung, FACS (facial action coding system facial) etc.  evolutionistische Sicht: Emotionen als physikalische Warnhinweise (primitive Überlebensstrategie)

62 1. Emotionsforschung und westliche Annahmen
Klinische Sicht von Emotionen in der Psychologie  Starke Emotionen werden als Symptome für Neurosen oder Psychosen gesehen  Versuch, Emotionen im Gehirn zu lokalisieren westl. ethnopsychologisches Rahmenmodell: Emotionen als private, kognitive, versteckte, unaussprechliche und innere Vorgänge im Menschen.

63 1. Emotionsforschung und westliche Annahmen
Grobe Aufteilung in 2 Arten von Emotionen: 1. private emotion 2. public sentiment Auch in anthropologischen Studien werden Emotionen oft als universal, natürlich und prä-kulturell bezeichnet.

64 2. cross-cultural study of emotions
LUTZ forschte 1977 und ’78 bei den Ifaluk, einer kleinen indigenen Gesellschaft in Mikronesien (Westpazifik) Sie will mit ihrer Forschung den Blick in der Emotionsforschung auf soziokulturelle und kollektive Emotionen schärfen

65 Die Ifaluk Ifaluk ist ein Korallen-Atoll der Caroline Islands in Mikronesien Ca. 400 Insulaner fishing und gardening Gender relations: strikte Rollenverteilung Sharing: Essen, Tabak, Hausbauarbeiten etc. werden aufgeteilt

66 Lutz`Forschungsmethoden:
Teilnehmende Beobachtung/Feldforschung im Sinne MALINOWSKI‘s Interviews mit Erwachsenen Ifaluk und Kindern Erwachsene: Wort-für-Wort transkripiert Kinder: mit tape-recorder 2 Versionen des TAT (Thematischer Apperzeptionstest) 1. mit Inselszenen 2. nach MURRAY

67 Ergebnis: Sprache der Ifaluk ist reich an emotionalen Begriffen und Bedeutungen Viele emotionale Themen, die sich in Mythen widerspiegeln Von ca. 10 Ifaluk allein 58 emotionstragende Begriffe

68 Die Ifaluk LUTZ fand heraus, dass nicht nur die Sprache der Ifaluk reich an Emotionen ist, sondern auch ihr Alltag Für die Ifaluk ist eine Person in erster Linie ein soziales Wesen Die Gemeinschaft ist für sie von existentieller Bedeutung  sharing, Gefahr durch Taifune Emotionen sind bei den Ifaluk soziale, kollektive und öffentliche Handlungen, die zum Erhalt der Gemeinschaft dienen  Emotionen hängen zusammen, nicht getrennt

69 Die Ifaluk song (justifiable anger)  metagu (fear/anxiety)
bosu (jealousy/excitement) ker (happiness/excitement) tang (grief/frustration)  fago (compassion/ love/sadness)

70 Die Ifaluk Nicht nur Emotionen sind sozial konstruiert, auch das Individuum selbst ist Teil der Gesellschaft: Das Innere ist nicht trennbar vom Äußeren (Sozialen) Ifaluk‘s ethnopsychologische Vorstellung von we-self: kein "I-self“ (1. Person singular) Ifaluk reden in 1. Person plural („we“)

71 Die Ifaluk Selbst „innere Gedanken“ werden als „our insides“ bezeichnet und sind „emotionsgeladen“ (emotion-laden)  nunuwan (thought/emotion): auch Seele, Geist  tip- (will/emotion/desire): emotionsgeleitet, Anreiz zum Handeln

72  Aus ihrer Sicht sind wir sehr egozentristisch!
Die Ifaluk Ein/e Ifaluk würde nie auf den Gedanken kommen von individuellen Gefühlen zu sprechen und somit andere (Emotionen von Personen) ausschließen. Keiner nimmt sich heraus, sich über einen anderen zu stellen.  Aus ihrer Sicht sind wir sehr egozentristisch!

73 FAZIT

74 1. Rolle von Kognition und Kommunikation
Erleben von Emotionen wird im Informationsverarbeitungsprozess als Teil eines Zusammenhangs gespeichert  stimmungsabhängige kognitive Verarbeitung LAZARUS: Emotionale Erfahrungen können erklärt werden durch Vorgänge im Gehirn (physiolog. Aspekt, vgl. EKMAN) und durch Bewertung der Transaktionen mit der Umgebung (Hinweisreize aus der Umwelt führen zu Erregung  kognitive Bewertungstheorie der Emotion

75 2. Warum Kognitionen allein nicht ausreichen
Gefühlsurteile ziemlich unabhängig von kognitiven Operationen Soziale Funktion von Emotion: Emotionen regeln gesellschaftliches Handeln  Kommunikative Funktion  Werte und Normen  kollektiv empfundene Emotionen Probleme:  Schwierigkeiten der Explikation, Definition und Kategorisierung  Linguistisch: Übersetzungsproblem  Zugangsprobleme (Tabuthemen, Adressaten etc.)  Methodische Probleme

76 3. Interdisziplinarität: Kognitionspsycho meets Ethno
3. Interdisziplinarität: Kognitionspsycho meets Ethno!  mehr als nur ein „handshaking“

77 Interdisziplinarität:
Psychologie: Suche nach Universalien Ethnologie: - Relativierung - kulturspezifische Unterschiede

78 Literatur - Ekman, P Gesichtsausdruck und Gefühl. 20 Jahre Forschung von Paul Ekman. Paderborn: Junfermann - Gerber, E.R Rage and Obligation. Samoan Emotion in Conflict. In: White & Kirkpatrik (Eds.). Person, Self and Experience. Exploring Pacific Ethnopsychology. Berkley: University of California Press; pp - Lutz, C Unnatural emotions. Everyday sentiments on a Micronesian atoll and their challenge to Western´theory. Chicago: Chicago University Press - Otto, J.H., Euler, H.A., & Mandl, H.(eds.) Emotionspsychologie. Ein Handbuch. Weinheim: Psychologie Verlags Union - Reddy, M.W The Navigation of Feeling. Cambridge: Cambridge University Press Zimbardo, P. G.; Gerrig, R. J Psychologie. 7. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York: Springer; pp


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