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Information und Gesellschaft

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Präsentation zum Thema: "Information und Gesellschaft"—  Präsentation transkript:

1 Information und Gesellschaft
Rafael Capurro Hochschule der Medien Sommersemester 2006

2 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
Übersicht Einführung: Mediale (R-)Evolutionen I. Information – Wissen – Gesellschaft II. Informationsgesellschaft III. Informationspolitik R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

3 Einführung: Mediale (R-)Evolutionen
Strukturwandel der medialen Öffentlichkeit Kulturen mit vorwiegend mündlicher Tradition: Sokratische Öffentlichkeit; Plato und die Schrift; die Bibliothek des Aristoteles Das Forum der „Leserwelt“: Kant und die Aufklärung Die Funktion der politischen Öffentlichkeit und die Massenmedien: Habermas Aufklärung im Cyberspace: Globalisierung, Privatheit, Inhaltsregulierung, allgemeiner Zugang R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

4 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache“ (L. Wittgenstein, Philos. Unters. 43): „Sprachspiele“ und „Lebensformen“ Begriffsdefinitionen hängen von den Theorien, in denen die Begriffe eingebettet sind, ab R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

5 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Information: Wissensmitteilung, das mitgeteilte Wissen Etymologie: lat. informare = bilden, durch Unterweisung Gestalt geben; gr. idea, morphé: Ontologie (formen) und Epistemologie (mitteilen) In-formatio und Bildung Information als interdisziplinärer Begriff R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

6 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Das nachrichtentechnische Modell von Claude Shannon (1948): R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

7 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Ebene A: Wie genau können Zeichen bzw. Symbole übertragen werden? (technische Ebene) (Shannons Problem) Ebene B: Wie präzis können Symbole die gewünschte Bedeutung übertragen? (semantische Ebene) Ebene C: Wie effektiv wirkt die empfangene Bedeutung in der gewünschten Weise? (pragmatische Ebene) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

8 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Die vier Ebenen des Informationsbegriffs (Siehe: Wikipedia): Codierung Syntax Semantik Pragmatik R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

9 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„ES IST WARM“ Codierung: 27 Buchstaben des Alphabets ASCII-Code Genetischer Code Braille-Schrift Binärcode… Wie häufig kommen die Zeichen vor? R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

10 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Syntax: Information als Struktur, die es zu übermitteln gilt. Grundprinzip der syntaktischen Information ist die Unterscheidbarkeit Jede Stelle hat im Falle der 27 Buchstaben 27 mögliche „Zustände“ Im Falle des Binärcodes müssen diese Zustände durch mehrere Bits dargestellt werden – genauer: durch fünf (= 32 Zustände bzw. 2 hoch 5) in der Art: A 00001; B 00010; C 00011; D … „ES IST WARM“ = … R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

11 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Je nach der Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Zeichen im Zeichenvorrat kann man die Anzahl der Ja/Nein (binären) Entscheidungen unterschiedlich groß machen: für häufige Zeichen benötigt man dann weniger Bits. Selten auftretende Zeichen haben einen höheren Informationsgehalt. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

12 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Semantik: strukturierte, syntaktische Informationen werden erst durch die Interpretation verstehbar/verwertbar. Dazu braucht man ein Bezugssystem: man muss „wissen“, was warm bedeutet. In diesem Sinne lässt sich sagen, dass Information nicht „übertragen“ wird, sondern erst durch die Interpretation im Zusammenhang mit dem jeweiligen Bezugssystem „entsteht“. Bezugssysteme können z.B. eine Gehirnzelle, das Gehirn als Ganzes, ein Lebewesen, eine Mensch, eine Institution …sein. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

13 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Pragmatik: die Information soll den Empfänger verändern Information (als übertragenes Wissen) muss neu und relevant sein: z.B. man soll sich entsprechend anziehen… R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

14 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Zusammenfassung: Information als Nachricht, Auskunft, Belehrung, Aufklärung (Alltagsbedeutung) Information als Verringerung von Ungewissheit (Shannon) Information als Wissensgewinn (Semantik) Information als Mitteilung, die den Zustand des Empfängers verändert (Pragmatik) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

15 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Information in der Informationswissenschaft (Siehe: Kuhlen A1) Jenseits der Informationstheorie Information als „surrogate of knowledge“ (Farradane), da Wissen eine interne kognitive Struktur des Menschen ist, die nicht direkt zugänglich ist „Sprachspiele“: Das ist keine Information, das weiß ich schon R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

16 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Die DIKW-Hierarchie: Daten -> Information -> Wissen (Knowledge) -> Weisheit/Verstehen (Wisdom/understanding) Vernetzungs-/Verstehensmodell nach Bellinger et al. Understanding relations (relations) Understanding patterns (knowledge) Understanding principles (wisdom) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

17 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

18 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Abweichend von der DIKW-Hierarchie/Pyramide wird die folgende Zuordnung der drei Grundbegriffe zu den semiotischen Ebenen so dargestellt: Daten : syntaktisch Wissen: semantisch Information: pragmatisch R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

19 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

20 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Transformationsmodell Wissen – Information nach Kuhlen: Informationelle Pragmatik Information ist Wissen in Aktion Information ist Wissen in Kontext Das Problem der Validität (Wahrheitswert) der Information: Information in Wissen umwandeln Das Problem der (Informations- und Wissens-) Autonomie: Auslagerung der Informationsarbeit R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

21 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„Informationell autonom zu sein, bedeutet nicht, all das Wissen präsent zu haben, das zur Lösung eines aktuellen Problems gebraucht wird (das wäre Wissensautonomie), wohl aber in der Lage zu sein, selber auf die Informationsressourcen, die auf den Märkten oder in sozialen Beziehungen verfügbar sind, zugreifen und sie produktiv nutzen zu können (oder diese Arbeit bewusst und kontrolliert an entsprechende Ressourcen delegieren zu können.“ (Kuhlen, A 1, S. 17) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

22 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

23 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„Informationelle Ressourcen werden benötigt, um auf konstruktive und rezeptive Weise Informationsarbeit durchführen zu können. Konstruktive Informationsarbeit dient der Darstellung von Wissen und der aktiven Teilhabe an Diskurse. Rezeptive Informationsarbeit dient der Aufnahme des Wissens anderer, sei es personal oder vermittelt über medial ausdifferenzierte Informationsprodukte, aber auch der Abwehr, dem Ausfiltern und Abblocken von Wissen, das man nicht auf sich einwirken lassen will.“ (Kuhlen, A 1, S. 17) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

24 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„Entsprechend könnte das zentrale Bildungsziel von Informationsgesellschaften, in der ererbte, also nicht selber erworbene Privilegien nicht zählen sollen, darin gesehen werden, im Prinzip jedem die Voraussetzung für informationelle Autonomie zu schaffen. Wissen, zumal es sich nicht im Gebrauch verbraucht, gehört jedem/allen, wenn es denn einmal in die Welt gesetzt worden ist. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

25 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Aber es kann nur zum Besitz werden, a) wenn man in technischer Hinsicht darauf zugreifen kann bzw. b) überhaupt Kenntnis von der unüberschaubar gewordenen Vielzahl der im Prinzip verfügbaren Informationsmärkten sich verschaffen kann und wenn man c) Validität (die Semantik) und d) Relevanz (die Pragmatik) der selber erarbeiteten oder von anderen bereitgestellten Informationen einschätzen kann (also informationelle Urteilskraft hat).“ (Kuhlen A 1, S. 17) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

26 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Gesellschaft: einer der vieldeutigsten Begriffe der Soziologie Im weiteren Sinne: umfaßt alle Organismen Im engeren Sinne: die menschliche Gesellschaft G. unterscheiden sich durch ihre Kultur und ihre geographische Eingrenzung Die Entstehung der modernen „bürgerlichen“ G. (Wirtschaft) und die Trennung von G. und Staat (Hegel): Recht als Grundlage der Gesellschaft; Gesellschaftsvertrag R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

27 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Die Gesellschaft in der modernen soziologischen Theorie: Niklas Luhmann „Soziale Systeme“: Die Grunddifferenz System/Umwelt (anstelle von: Ganzes/Teil) Die zunehmende Differenzierung der Gesellschaft als rekursive Systembildung: Der Blick des Beobachters ist immer der Blick aus einem Teilsystem der Gesellschaft (=strukturelle Kopplung) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

28 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Keine Koordination durch das Gesamtsystem (Selbst-) Differenzierung von Gesellschaftssystemen und Interaktionssystemen („Autopoiese“) Die Gesellschaft läßt sich nicht außerhalb der Gesellschaft beschreiben Sinn als Medium der Gesellschaft wird kommunikativ erzeugt R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

29 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„die Welt ist ein unermeßliches Potential für Überraschungen, ist virtuelle Information, die aber Systeme benötigt, um Information zu erzeugen, oder genauer: um ausgewählten Irritationen den Sinn von Information zu geben.“ (N. L.: Die G. der G., I, 46) „Sinnhafte Entitäten“ (empirische Objekte, Symbole, Zeichen, Zahlen…) werden rekursiv erzeugt. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

30 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„In der kommunikativen Erzeugung von Sinn wird diese Rekursivität vor allem durch die Sprache geleistet. (…) Darüber hinaus gibt es aber auch Objekte, die als wahrnehmbare Dinge mit sozialem Sinn angereichert werden können (…) man denke an Könige, Münzen, Fußbälle“ (N.L. a.a.O. 48) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

31 I. Information – Wissen - Gesellschaft
„Das Gesellschaftssystem wird demnach nicht durch ein bestimmtes „Wesen“, geschweige denn durch eine bestimmte Moral (Verbreitung von Glück, Solidarität, Angleichung von Lebensverhältnissen, vernünftig-konsensuelle Integration usw.) charakterisiert, sondern allein durch die Operation, die Gesellschaft produziert und reproduziert. Das ist Kommunikation.“ (N.L. a.a.O. 70) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

32 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„Für das Zustandekommen von Kommunikation ist unerläßlich, daß alle Beteiligten mit Wissen und mit Nichtwissen beteiligt sind.“ (N.L. a.a.O. 70) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

33 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„Man sagt, die Kommunikation übertrage Nachrichten oder Informationen vom Absender auf den Empfänger. Wir werden versuchen, ohne diese Metapher auszukommen“ (N.L. Soziale Systeme 1996, 193) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

34 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„Die Übertragungsmetapher legt das Wesentliche der Kommunikation in der Akt der Übertragung, in die Mitteilung (…) Die Mitteilung ist aber nichts weiter als ein Selektionsvorschlag, eine Anregung.“ (a.a.O ) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

35 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„Die Selektion, die in der Kommunikation aktualisiert wird, konstituiert ihren eigenen Horizont: sie konstituiert das, was sie wählt, schon als Selektion, nämlich als Information. Das, was sie mitteilt, wird nicht nur ausgewählt, es sich selbst schon Auswahl und wird deshalb mitgeteilt.“ (N.L. a.a.O) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

36 I. Information – Wissen – Gesellschaft
„Auch diese Überlegung lehrt, daß es bei Kommunikation nie um ein Geschehen mit zwei Selektionspunkten geht – weder im Sinne der Übertragungsmetapher als Geben und Annehmen, noch im Sinne der Differenz von Information uns Mitteilungsverhalten. Kommunikation kommt nur zustande, wenn diese zuletzt genannte Differenz beobachtet, zugemutet, verstanden und der Wahlt des Anschlußverhaltens zu Grunde gelegt wird. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

37 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Dabei schließt Verstehen mehr oder weniger weitgehende Mißverständnisse als normal ein; aber es wrid sich, wie wir sehen werden, um kontrollierbare und korrigierbare Mißverständnisse handeln.“ (N.L. a.a.O. 196) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

38 I. Information – Wissen – Gesellschaft
Fazit: Kommunikation als Einheit von Mitteilung, Information und Verstehen. Informations- und Wissensautonomie sind deshalb nie „absolut“, sondern immer „systemrelativ“. Man muß die „Informationsgesellschaft“ und ihre (ethischen) Anforderungen – wie z.B. freier Wissenszugang - ausdifferenziert denken, d.h. bezogen auf die Teilsysteme der Gesellschaft. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

39 II. „Informationsgesellschaft“: Wandel der Konnotationen
(nach: D. Klumpp: Informationsgesellschaft – nur eine „symbolische“ Diskussion? In: D. Klumpp et al.: next generation information society? Mössingen 2003, S. 27) MODERNISIERUNG ARBEIT TECHNIKGESTALTUNG INFRASTRUKTUREN MEDIENREFORM WISSEN NACHHALTIGKEIT GLOBALISIERUNG DEMOKRATIE SICHERHEIT POLITIKSYMBOLIK R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

40 II. Theorien der IG (1) (nach Webster)
Ökonomische Definition Technologische Definition Arbeitsbezogene Definition Raum-zeitbezogene Definition Kulturelle Definition (nach Frank Webster: Theories of the Information Society, London 1995) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

41 II. Theorien der IG (2) (nach Webster)
"The information society as post-industralism“: Daniel Bell "Information, the Nation State and Surveillance“: Anthony Giddens "Information and Advanced Capitalism“: Herbert Schiller "Information Management and Manipulation“: Jürgen Habermas and the Decline of the Public Sphere„ Information and Restructuring: Beyond Fordism? R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

42 II. Theorien der IG (3) (nach Webster)
Information und Postmoderne Jean Baudrillard: Verlust des Realen Gianni Vattimo: Pluralismus Mark Poster: „mode of information“ Jean-François Lyotard: das postmoderne Wissen Ignacio Ramonet: Infotainment Jeremy Rifkin: The Age of Access R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

43 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
II. Theorien der IG (4) "modern societies have been... 'information societies' since their inception. There is a fundamental sense... in which all states have been 'information societies', since the generation of state power presumes reflexively gathering, storage, and control of information, applied to administrative ends. But in the nation state, with its peculiarly high degree of administrative unity, this is brought to a much higher pitch than ever before." (A. Giddens: The Social Theory and Modern Sociology, Cambridge 1987: 178; Zitat nach Webster 1997, 59). R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

44 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
II. Theorien der IG (5) Das gilt ganz besonders für die moderne Kriegsführung, die ebenfalls wesentlich eine Informationskriegsführung ist. Der moderne Staat ist ein Überwachungsstaat. Giddens steht in der Tradition kritischer Sozialtheoretiker wie Karl Marx, Emile Dürckheim und Marx Weber, aber auch in intellektueller Nachbarschaft mit postmodernen Autoren wie Michel Foucault, der Jeremy Benthams Metapher des Panoptikums als eines (informationellen) Überwachungssystems übernimmt. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

45 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
II. Theorien der IG (6) Hier sind, wie Webster mit Recht bemerkt, deutliche Anspielungen auch an G. Orwells "Big Brother" (Webster 1995, 73). Giddens hebt aber auch die Chancen der Informationsgesellschaft hervor: Sie muß nicht nur dazu dienen, die Kontrollmöglichkeiten staatlichen Managements zu stärken, sondern sie kann auch die Wahlmöglichkeiten der Bürger mehren (A. Giddens: The Consequences of Modernity, 1990; ders.: Modernity and Self-Identity 1991) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

46 II. Informationsgesellschaft: „next generation information society“:
Claus Leggewie: „Von der elektronischen zur interaktiven Demokratie. Das Internet für demokratische Eliten“ (Klumpp et al. 115ff) Direkte Demokratie Assoziative Demokratie Deliberative Demokratie Zwei Gespenster: „elektronischer Populismus „Fragmentierung der Öffentlichkeit“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

47 II. Informationsgesellschaft next generation…
Der „gut informierte Bürger“ zwischen dem mäßig an Politik interessierten „Menschen auf der Straße“ und dem Experten „Das Internet ist Medium und Gegenstand einer „Globalisierung“, die nicht auf wirtschaftliche Vorgänge beschränkt ist, sondern eine kulturelle Kerndimension aufweist und den politischen Prozeß in all seinen Aspekten ergriffen hat.“ (a.a.O. 119) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

48 II. Informationsgesellschaft next information…
„politikbezogene Digitalisierung“ in folgenden Bereichen: Parteienkommunikation Parteienorganisation Oline-Wahlkämpfen Bürgerbeteiligung in „digitalen Bürgervereinen“ Online-Gesetzgebung Online-Wahlen Online-Protest R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

49 II. Informationsgesellschaft next information…
„Man weiß aus der (bisher unzureichenden) Forschung über die Wirklichkeit solcher E-Diskurse, dass sie noch stark von den Konventionen herkömmlicher Medien geprägt bleiben. Die Funktion „Sprechen/Schreiben“ (Expression) wird stärker bedient als die Funktionen „Zuhören“ (Reziprozität), „Antworten“ (Responsivität), „andere Standpunkte einnehmen“ (Empathie) und „(Sich-)Überzeugen(-Lassen)“ (Persuasion) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

50 II. Informationsgesellschaft: next generation…
genau jene Elemente also, welche bei interpersonaler Koordinierung und öffentlicher Kooperation besonders wichtig sind. Auch interaktive Medien werden im praktischen Bereich weiter als Instrument der Verteilung und Beschaffung von Information (one-to-many, many-to-one) genutzt und zwar überwiegend von relativen homogenen Gruppen bzw. von Teilnehmern, die im Schutz der Anonymität verharren. (…) Online-Deliberation will also gelernt und eingeübt sein.“ (a.a.O. 125) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

51 II. Informationsgesellschaft next generation…
„Ob die neuen Medien einen Beitrag zu Transparenz und praktischer Demokratisierung leisten können, ist offen. (…) Der monolitische Mythos E-Democracy ist einer vielfältigen Praxis elektronischer Demokratie gewichen, die, wie nicht anders zu erwarten, Licht- und Schattenseiten hat.“ (a.a.O ) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

52 II. Informationsgesellschaft
Informationswirtschaft - Netzwerk-Unternehmen (Siehe: Folien Castells) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

53 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
ICIE: Localizing the Internet: IRIE 2004/2: CATaC’06 (Cultural Attitudes towards Technology and Communication): institute of network cultures: R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

54 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
Charles Ess: Can the Local Reshape the Global? (In: R. Capurro et al.: Localizing the Internet. München 2006): „far from serving as value-free or morally neutral tools, CMC technologies themselves appear to embed and foster the cultural values and communicative preferences of their Western designers.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

55 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
From Computer-Mediated Colonization to Culturally-Aware Design: „A first example of cultural conflict in the deployment of CMC technologies is provided by Abdat and Pervan (2000), who observed the cultural impacts of anonymity features in a Group Support System deployed in Indonesia.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

56 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
„Subordinates indeed felt free to offer critical comments. Their superiors, however, operating from a Confucian framework that emphasizes the importance of „face“ experienced these comments nonetheless as an attack upon their face.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

57 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
As a second example: South Africa has attemped to establish Learning Centres intended to empower indigenous peoples by helping them take advantage of the multiple potentials and capacities of ICTs. A series of observers have noted, however, that these Centres repeatedly fail – in part, because of basic cultural conflicts. Briefly, the Centres reflect their designer‘s Western emphasis on individual and silent learning – in contrast with indigenous preferences for learning in collaborative and often noisy, performative ways (Postma 2001). R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

58 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
This conflict is also captured in Edward T. Hall‘s distinction between high and low context cultures (1976). In this schema, contemporary societies such as the United States, the United Kingdom, and the Germanic countries show a preference for literate (i.e., textual), high content (but low context) information transfer – while societies such as Arabic cultures, indigeneous peoples, and many Asian cultures prefer instead more oral, low content (but high context) modes of communication. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

59 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
These conflicts, happily, are not always fatal for local cultures. On the contrary, a range of examples show how persons in „target“ cultures may resist, and indeed reshape Western-based CMC technologies and the values and preferences they embed. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

60 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
Japanese engineers have designed a number of CSCW systems that use high-bandwidth video to help create the sense of their collaborators‘ embodied presence and non-verbal communication (Heaton 2001). R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

61 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
More proactively, when the Malaysian government sought to introduce Internet access to the Kelabit, a highland people on the island of Borneo, a research team – including an anthropologist originally from the Kelabit community – first developed a base-line socio-economic profile of the community in order to establish the context and content of Internet use suited to the extant community culture and communication preferences (Harris et al, 2001). R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

62 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
Best practices of culturally-aware CMC: As an initial example, Paul Leonardi has examinded U.S. and Hispanic websites for U.S. and Latin-American-based phone companies – and responses to these sites by both Hispanic and non-Hispanic viewers. Leonardi draws on Gert Hofstede‘s individualism / collectivism axis as a primary framework for analysis (1980). R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

63 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
Briefly, the cultures of Latin America and U.S. Hispanics tend to be more collective in their orientation, in contrast to the more individualist culture of (white) North America. Especially with regard to the use of images and language (…) Hispanic websites used words (primarily, the pronoun nosotros, „we“) and images (photographs of groups rather than solitary individuals) to reflect and foster the Hispanic cultural value of collectivism and group membership. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

64 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
CATaC’06: Conference Themes: Culture isn‘t ‚culture‘ anymore The Internet isn‘t the ‚Internet‘ anymore Gender, culture, empowerment and CMC CMC and cultural diversity Internet research ethics Ethics and justice: From copyright to the ethics of development Free software / Open-Source software R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

65 II. Informationsgesellschaft Informationskulturen
institute of network cultures, amsterdam ( Convention of international creative industries researchers (2006) Incommunicado Reader Urban Screens 2005 (Amsterdam) The Art and Politics of Netporn A Decade of Webdesign R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

66 II. Informationsgesellschaft Code
Informationsrecht: Lawrence Lessig: „Code und andere Gesetze des Cyberspace“ (Berlin 1999) Regulierbarkeit Der Code und andere regulierende Instanzen Anwendungen R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

67 II. Informationsgesellschaft Code
„Wir müssen erst noch verstehen lernen, wie Regulierung dort (im Cyberspace, RC) funktioniert und das Leben beeinflusst. Und dazu müssen wir über den herkömmlichen Horizont des Juristen – Gesetze, Regelungen und Normen – hinausschauen. Wir müssen uns mit einem neuen Regulator auseinandersetzen.“ (Lessig, a.a.O. 24) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

68 II. Informationsgesellschaft Code
„Der Code ist das Gesetz. Dieser Code stellt die größte Bedrohung für liberale und libertäre Ideale dar, aber zugleich das größte Versprechen. Wir können die Architektur oder den Code des Cyberspace so gestalten, dass unsere Grundwerte einen größtmöglichen Schutz genießen; und wir können sie so gestalten, dass diese Werte verschwinden.“ (Lessig a.a.O ) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

69 II. Informationsgesellschaft Code
„Wenn der Code des Cyberspace Eigentum darstellt (…), dann kann er kontrolliert werden; wenn er kein Eigentum darstellt, ist eine Kontrolle sehr viel schwieriger. Das Fehlen von Eigentumsrechten ist von entscheidender Bedeutung: wenn niemand Eigentümer des Cyberspace ist, wenn niemand über die Nutzung von Ideen bestimmen kann, mit einem Wort: wenn der Cyberspace Gemeineigentum ist, dann wird es möglich sein, bestimmte Formen staatlicher Kontrolle in Grenzen zu halten.“ (Lessig a.a.O ) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

70 II. Informationsgesellschaft Code
„In einer Weise, die von den Gründervätern Amerikas instinktiv verstanden worden wäre, ist „freier Software“ oder „Open-Source-Software“ – oder ein „offener Code“, wie ich hier (ein wenig feige) sagen möchte, um nicht in einem später noch zu erläuternden Sinne Partei zu ergreifen – selbst ein Instrument zur Kontrolle willkürlicher Macht.“ (Lessig a.a.O. 27) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

71 II. Informationsgesellschaft Code
„Die Zwänge sind zwar verschieden, aber es besteht eine enge wechselseitige Abhängigkeit zwischen ihnen. Technologien können Normen und Gesetze untergraben, aber auch stärken. (…) Normen arbeiten mit der Stigmatisierung durch die Gemeinschaft, Märkte mit Preisen, Architekturen mit physischen Erschwernissen, und das Recht arbeitet mit der Androhung von Strafen.“ (Lessig, a.a.O. 162) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

72 II. Informationsgesellschaft Code
Markt Architektur Recht Normen R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

73 II. Informationsgesellschaft Code
„Wenn wir nichts tun, wird der Code des Cyberspace sich verändern. Die unsichtbare Hand wird in voraussagbarer Weise dafür sorgen. Nichts tun heißt zumindest, das hinzunehmen. Es heißt, die Veränderungen zu akzeptieren, die diese Änderungen des Code mit sich bringen werden. Es heißt, einen Cyberspace zu akzeptieren, der weniger frei oder auf andere Weise frei ist als der bisherige.“ (Lessig, a.a.O. 199) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

74 II. Informationsgesellschaft Code
„Zumindest in einigen Bereichen sollten wir uns daher zum Cybespace nicht als Kunde und Verbraucher, sondern als Mitglieder verhalten. In einem merkwürdigen, aber durchaus vertrauten Sinne müssen wir Verantwortung für die Beschaffenheit des Cyberspace übernehmen. Wir müssen Bürger des Cyberspace werden, wie wir zum Beispiel Bürger der Vereinigten Staaten und des Bundesstaates Massachusetts sind. Wenn wir alle drei zugleich sind, müssen wir klären, wiediese verschiedenen politischen Gemeinschaften sich zueinander verhalten sollen.“ (Lessig, a.a.O. 353) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

75 II. Informationsgesellschaft Code
„Wie aber verhalten wir uns in diesen unterschiedlichen Rollen als Bürger mehrerer Gemeinschaften? (…) Eine mögliche Lösung liegt im so genannten Subsidiaritätsprinzip. Subsidiarität bedeutet, dass lokale Fragen auf lokaler Ebene entschieden werden (…) Was arabische Staaten für „lokal“ halten, was in Amerika keineswegs als lokal gelten.“ (Lessig a.a.O. 354) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

76 II. Informationsgesellschaft Code
„Wir könnten im Cyberspace ein Identifizierungssystem aufbauen, das bestimmte Formen lokaler Kontrolle ermöglicht; wir können es so gestalten, dass einige Formen lokaler Kontrolle eine Rolle spielen. Aber einfache Antworten sind hier gar keine Antworten. Es wäre verheerend, wenn der Cyberspace in lokaler Hinsicht wieder vollständig kontrollierbar würde – wenn man also die Geographie einfach auf den Cyberspace übertrüge - , wie es auch verheerend wäre, wenn es gar keine lokale (also auch keine kollektive) Kontrolle mehr gäbe.“ (Lessig a.a.O. 362) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

77 II. Informationsgesellschaft Code
„Die meisten von uns sind keine radikalen Freigeister. Wir mögen gegen den Staat sein, doch in der Mehrzahl glauben wir, dass es kollektive Werte gibt, die privates Handeln leiten sollten. Wir sind außerdem der Überzeugung, dass die technische Welt, die da gerade entsteht, eine Regulierung durch kollektive Werte bedarf. Unser Problem ist nur, dass wir nicht wissen, wie und durch wen diese Regulierung erfolgen soll.“ (Lessig a.a.O ) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

78 III. Informationspolitik: WSIS: Genf 2003, Tunis 2005
„Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel“ (Wolfgang Kleichwächter) Deklarationen (Prinzipien, Aktionsplan) Neues globales Problembewußtsein Neues globales Verhandlungsforum „Internet Governance“ (ITU, ICANN, Arbeitsgruppe) Neue Rolle der Zivilgesellschaft R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

79 III. WSIS: Declaration of Principles
„A. Our Common Vision of the Information Society We, the representatives of the peoples of the world, declare our common desire and commitment, to build a people-centred , inclusive and development-oriented Information Society, where everyone can create, access, utilize and share information and knowledge, enabling individuals, communities and peoples to achieve their full potential in promoting their sustainable development and improving their quality of life, premised on the purposes and principles of the Charter of the United Nations and respecting fully and upholding the Universal Declaration of Human Rights.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

80 III. WSIS: Declaration…
B. An Information Society for All: Key Principles 1. The role of governments and all stakeholders in the promotion of ICTs for development 2. Information and communication infrastructure: an essential foundation for an inclusive information society 3. Access to information and knowledge R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

81 III. WSIS: Declaration…
4. Capacity building 5. Building confidence and security in the use of ICTs 6. Enabling environment 7. ICT applications: benefits in all aspect of life 8. Cultural diversity and identity, linguistic diversity and local content R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

82 III. WSIS: Declaration…
9. Media 10. Ethical dimensions of the Information Society 11. International and regional cooperation C. Towards an Information Society for All Based on Shared Knowledge R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

83 III. Die WSIS-Prinzipien
Nach: R. Kuhlen: Interessenverflechtungen. In: Information. Wissenschaft & Praxis 54, 2003, „Oberziel von WSIS: Überwindung des Digital divide“ „Zugang und Zugriff (Access) zur Information und freier Wissensaustausch soll zu den fundamentalen menschlichen Rechten gezählt werden. Universaler Zugriff auf Wissen und Information zu (v)erträglichen Kosten (affordable costs) ist Bedingung für Überwindung des Digital divide auf allen Ebenen. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

84 III. Die WSIS-Prinzipien
„Die Informationsgesellschaft muss sich in transparenten, für alle nachvollziehbaren Umgebungen entwickeln: „democracy, transparency, accountability and good governance“ gehören zusammen.“ „Nur informationell gebildete Bürger (empowerment human capacity) können an der Informationsgesellschaft teilnehmen. Wissenschaft und Technologie müssen ausreichend abgesichert sein, damit sie weiter innovativ bleiben können.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

85 III. Die WSIS-Prinzipien
„ Kulturelle und sprachliche Vielfalt muss als Bedingung für Entwicklung in der Informationsgesellschaft weiter erhalten und gefördert werden, wesentlich auch durch die Produktion lokaler Inhalte.“ „Die Probleme der komplexen Politik-Bereiche der Informationsgesellschaft können nur durch die Beteiligung der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft gelöst werden („establishing new and innovative multi-stakeholder public-private partnerships“) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

86 III. Die WSIS-Prinzipien
„Auch in elektronischen Räumen müssen sich Vertrauen, Privatheit und Sicherheit entwickeln können, um bisherige Werte moderner Gesellschaften in die Informationsgesellschaft zu transformieren.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

87 III. WSIS: Plan of action
to connect villages with ICTs and establish community access points (by 2010) to connect universities (by 2005), colleges, secondary schools (by 2010) and primary schools (by 2015) with ICTs to connect public libraries, cultural centres, museums, post offices and archives with ICTs to connect health centres (by 2010) and hospitals (by 2005) with ICTs R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

88 III. WSIS: Plan of action
to connect all local and central government departments (by 2010) and establish websites and addresses (by 2005) to adapt all primary and secondary school curricula to meet the challenges of the Information Society, taking into account national circumstances To ensure that all of the world‘s population have access to television and radio services R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

89 III. WSIS: Plan of action
To encourage the development of content and to put in place technical conditions in order to facilitate the presence and use of all world languages on the Internet. To ensure that more than half the world‘s inhabitants have access to ICTs within their reach. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

90 III. „Die WSIS-Dokumente sind Kompromiss-Papiere“
Chr. Dietz, G. Amshoff: Ein zaghafter Schritt zur Überwindung des digitalen Grabens. „We, the representatives of the peoples…“ „Der Plan of Action begrenzt diese Vision aber gleich in seinem ersten Artikel auf „promoting the use of ICT-based products, networks, services and applications“. Dementsprechend beschränken sich die Empfehlungen, die der Aktionsplan bis zum Jahr 2015 vorschlägt, weitgehend auf die Stärkung der ICT.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

91 III. „Die WSIS-Dokumente…“
„Umstritten war der Bereich der Internet-Sicherheit. Insbesondere von zivilgesellschaftlichen Gruppen wurde befürchtet, dass Information Security in Folge des 11. September 2001 leicht einen Vorwand zur Überwachung von Privatpersonen bieten könnte.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

92 III. „Die WSIS-Dokumente…“
„Ebenfalls sehr umstritten war der Bereich der „traditionellen“ Massenmedien. So betont die Declaration of Principles die Bedeutung von Pressenfreiheit und Pluralität der Medien. Im gleichen Atemzug aber kann ihr Aufruf zu „responsible use and treatment of information by the media in accordance with the highest ethical and professional standards“ auch als Einladung zur staatlichen Zensur interpretiert werden. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

93 III. „Die WSIS-Dokumente…“
Und die Betreiber der Community Media (Bürgerradios, Nachbarschaftszeitungen etc.) können mit dieser Formulierung ausgegrenzt werden, weil sie oft nicht über eine journalistische Ausbildung verfügen. Andererseits empfiehlt der Plan of Action aber auch die Förderung von „media based in local communities.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

94 III. „Die WSIS-Dokumente…“
„Wer reguliert das Internet? „Eine aus Regierungsvertretern, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft gebildete Arbeitsgruppe soll jetzt die technischen und politischen Aspekte der „Internet-Governance“ studieren und bis zum zweiten Teil des Gipfels im November 2005 konsensfähige Vorschläge erarbeiten“. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

95 III. „Die WSIS-Dokumente…“
„Neue Fördermechanismen erforderlich? „Ebenfalls heftig umstritten war der „Digitale Solidaritätsfonds“ (…) So hat die US-Regierung angekündigt, auf bilateraler Basis 400 Millionen Dollar zur Förderung von US-Investitionen im Telekommunikations- und ICT-Bereich in Entwicklungsländern zur Verfügung zu stellen. Microsoft teilte mit, dass das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) für einen Zeitraum von 5 Jahren eine Milliarde Dollar in den Ausbau von ICT in „underserved communities“ stecken will.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

96 III. „Die WSIS-Dokumente…“
Armutsbekämpfung durch ICT? „So wünschenswert diese Absichten erscheinen mögen, erwecken sie doch allzu leicht die Erwartung, durch die Investition in die IuK-Technologien ließen sich diese Probleme weitgehend aus der Welt schaffen. Und tatsächlich zieht sich dieser Fortschrittsglaube wie ein roter Faden durch die Declaration of Principles wie den Plan of Action.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

97 III. „Die WSIS-Dokumente…“
Informationsbörse und Erfahrungsaustausch: „Großes Interesse fand das World Forum on Communication Rights, das u.a. von der Kampagne Communication Rights in the Information Society (CRIS) und der Heinrich-Böll-Stiftung getragen war.“ „Besonders Augenmerk fanden auch die Werkstattberichte zu Open-Source-Software und freien Betriebssystemen.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

98 III. „Die WSIS-Dokumente…“
„Bisher ist noch offen, wie die zweite Phase des Weltinformationsgipfels (16. bis 18. November 2005 in Tunis) gestaltet sein wird. Schon jetzt lässt sich aber absehen, dass die beiden vertagten und besonders umstrittenen Themen Internet Governance und Digital Solidarity Fund im Mittelpunkt der Diskussion stehen werden.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

99 III. „Die WSIS-Dokumente…“
„War es Zeit und Geld wert, Teilnehmer aus 170 Ländern nach Genf zu bringen, um zwei wenig innovative Papiere zu verabschieden? (…) Wo sonst, wenn nicht in einem globalen Forum, sollten Kernfragen von Global Governance wie die internationale Regulierung des Internets diskutiert werden? Die erste Phase des WSIS war ein wichtiges Forum zur Sondierung von Konflikten, es hat eindeutig das Problembewußtsein aller daran aktiv Beteiligten geschärft.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

100 III. WSIS: Civil Society
„Shaping Information Societies for Human Needs“ Social Justice and People-Centred Sustainable Development Centrality of Human Rights Culture, Knowledge and Public Domain Enabling Environment R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

101 III. Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft
Heinrich-Böll-Stiftung: „Die „Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft“ fordert einen an Nachhaltigkeitsprinzipien orientierten freizügigen und inklusiven Umgang mit Wissen und Information. Die Herausforderung der Wissensgesellschaft besteht darin, den Menschen das Wissen anderer über den Zugang zu Information offen zu halten und sie so auf einer sicheren Grundlage handlungsfähig zu machen. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

102 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ Die Charta setzt einen Akzent gegen die zunehmende Privatisierung und Kommerzialisierung von Wissen und Information. Denn eine Gesellschaft, in der der Schutz von geistigem Eigentum das Wissen zunehmend zum knappen Gut macht, ist nicht nachhaltig. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

103 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft, wenn der Zugang zum Wissen freizügig und inklusiv ist, und kooperative Formen der Wissensproduktion als Grundlage für die Entfaltung von Innovation und Kreativität gefördert werden. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

104 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft, wenn in ihr gesichertes Wissen die Grundlage für wirksame Maßnahmen für die Bewahrung unserer natürlichen Umwelt bildet. Denn diese ist gerade auch durch den steigenden Ressourcenverbrauch bedroht, der von der massenhaften Verbreitung von Informationstechnologien ausgeht. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

105 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft, wenn in ihr erstrittene Menschen- und Bürgerrechte für die Zukunft elektronisch bestimmter Umwelten bewahrt und gefördert werden. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

106 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft, wenn der Zugriff auf Wissen und Information allen Menschen weltweit die Chance eröffnet, sich in ihrem privaten, beruflichen und öffentlichen Leben selbstbestimmt zu entwickeln, und wenn er zukünftigen Generationen den Zugang zu dem in medialer Vielfalt dargestellten Wissen der Vergangenheit bewahrt. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

107 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft dann, wenn die Entwicklungsmöglichkeiten des Nordens nicht weiter zu Lasten des Südens und die Entwicklungsmöglichkeiten von Männern nicht weiter zu Lasten von Frauen gehen. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

108 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ Die „Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft“ proklamiert folgende Werte und Rechte, die es für BürgerInnen in der globalen Wissensgesellschaft zu bewahren und zu fördern gilt: R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

109 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ 1. Wissen ist Erbe und Besitz der Menschheit und damit frei. 2. Der Zugriff auf Wissen muss frei sein. 3. Die Verringerung der digitalen Spaltung muss als Politikziel hoher Priorität anerkannt werden. 4. Alle Menschen haben das Recht auf Zugang zu den Dokumenten öffenlticher und öffentlich kontrollierter Stellen. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

110 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ 5. Die ArbeitnehmerInnenrechte müssen auch in der elektronisch vernetzten Arbeitswelt gewährleistet und weiterentwickelt werden. 6. Kulturelle Vielfalt ist Bedingung für individuelle und nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung. 7. Mediale Vielfalt und das Angebot von Information aus unabhängigen Quellen sind unerlässlich für den Erhalt einer aufgeklärten Öffentlichkeit. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

111 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. „Charta…“ 8. Offene technische Standards und offene Formen der technischen Produktion garantieren die freie Entwicklung der Infrastrukturen und somit eine selbstbestimmte und freie Kommunikation 9. Das Recht auf Achtung der Privatheit ist ein Menschenrecht und ist unabdingbar für die freie und selbstbestimmte Entfaltung von Menschen in der Wissensgesellschaft. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

112 R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)
III. Deutschland und EU Deutschland: Rückblick und Ausblick IuD-Programm und nachfolgende Fachinformationsprogramme Vgl. Vorlesungsskript Kap. 2: Informationsgesellschaft Deutschland 2006 Europa: eEurope 2005: Eine Informationsgesellschaft für alle. Aktionsplan R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

113 III. Informationsgesellschaft Deutschland 2006
Aktionsprogramm „Informationsgesellschaft Deutschland 2006“ (BM für Wirtschaft und Arbeit/BMWA und BM für Bildung und Forschung/BMWF) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

114 III. NRI - Networked Readiness Index
R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

115 III. Aktionsplan: Ziele
R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

116 III. Aktionsplan: Ziele
R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

117 III. Aktionsplan: Ziele
R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

118 III. Internetnutzer ab 14 Jahren in Deutschland 1997-2003
R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

119 III. PCs je 100 Einwohner im Jahr 2002
R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

120 III. Festnetzkanäle und Mobilfunkteilnehmer in Deutschland 2000-2003
R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

121 III. eEurope 2005: Eine Informationsgesellschaft für alle
Ziele des Aktionsplans: Breitbandanschlüsse für öffentliche Verwaltungen, Schulen und das Gesundheitswesen Interaktive öffentliche Dienste Bereitstellung von Online-Gesundheitsdiensten Beseitigung von Schranken, die die Einführung von Breitbandnetzen behindern Überprüfung der Rechtsvorschriften für den elektronischen Geschäftsverkehr Bildung eines Sonderstabs für Computer- und Netzsicherheit. R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

122 III. Ubiquitous Computing (nach F. Mattern)
„Quantensprünge“ des Internet 70er-Jahre: Experimentier- und Forschungsnetz (remote login, Datentransfer) 80er-Jahre: Kommunikationsmedium von Mensch zu Mensch ( ) 90er-Jahre: Kommunikationsmedium Mensch-Maschine (WWW-Server) 10er Jahre des 21.Jahrhunderts: Kommunikationsmedium Ding-Ding (Alltagsgegenstände, Sensoren, ubiquitous computing, pervasive computing) R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

123 III. Ubiquitous Computing
"Der in diesem Sinne zu verstehende Begriff 'ubiquitous computing' wurde bereits vor über zehn Jahren von Mark Weiser, bis zu seinem frühen Tod 1999 leitender Wissenschaftler am Forschungszentrum von XEROX in Palo Alto, geprägt (Weiser 1991). (...) Generell solle der Computer als Gerät nach Weisers Auffassung verschwinden, dessen informationsverarbeitende Funktionalität aber (eben ganz im wörtlichen Sinne des ubiquitous computing) überall verfügbar sein. Aufdringliche Technik solle einer 'calm technology' Platz machen.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

124 III. Ubiquitous Computing
„Während Weiser den Begriff ''ubiquitous computing' eher in akademisch-idealistischer Weise als eine unaufdringliche, humanzentrierte Technikvision versteht, die sich erst in der weiteren Zukunft realisieren lässt, hat die Industrie dafür inzwischen den Begriff 'pervasive computing' mit einer leicht unterschiedlichen Akzentuierung geprägt (Hansmann u.a. 2001; Burkhardt u.a. 2001): Auch hier geht es um die überall eindringende und allgegenwärtige Informationsverarbeitung, allerdings mit dem primären Ziel, diese eher kurzfristig im Rahmen von Electronic-Commerce-Szenarien und Web-basierten Geschäftsprozessen nutzbar zu machen.“ R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)

125 III. Ubiquitous Computing
EU-Website zum Thema ‚disappearing computing‘: The Disappearing Computer: Future and Emerging Technologies: R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2006)


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