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Apokalyptik & Weltbürgerkrieg

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Präsentation zum Thema: "Apokalyptik & Weltbürgerkrieg"—  Präsentation transkript:

1 Apokalyptik & Weltbürgerkrieg
Religionspolitische Überlegungen zum Verhältnis Christentum und Globalisierung

2 Überblick Erklärungsmodelle zur Lage der Welt
Apokalyptik und Globalisierung Wege aus der Gefahr

3 1. Erklärungsmodelle zur Lage der Welt
Ein „Kampf der Kulturen“? (S.P. Huntington) Der „Narzissmus der kleinen Differenz“ (S. Freud)? Die mimetische Rivalität (R. Girard): Weltbürgerkrieg

4 1.1 Ein „Kampf der Kulturen“? (S.P. Huntington)
Ein neues weltpolitisches Paradigma nach dem Ende des Kalten Krieges Kulturelle Konflikte prägen das Weltgeschehen Religion ist das „Hauptunterscheidungsmerkmal von Kulturen“ Bestätigung durch Terroranschläge der letzten Jahre? Karikaturenstreit? C. Schmitt: ein Vorläufer Huntingtons Feindschaft wurzelt in der Fremdheit der Anderen Huntington: „Kultur und die Identität von Kulturen, auf höchster Ebene also die Identität von Kulturkreisen, prägen heute, in der Welt nach dem Kalten Krieg, die Muster von Kohärenz, Desintegration und Konflikt.“ „Die Menschen brauchen Feinde zu ihrer Selbstdefinition und Motivation: Konkurrenz in Wirtschaft, Gegner in der Politik. Von Natur aus mißtrauen sie und fühlen sich bedroht von jenen, die anders sind und die Fähigkeit haben, ihnen zu schaden.“ „Menschen benutzen Politik nicht nur dazu, ihre Interessen zu fördern, sondern auch dazu, ihre Identität zu definieren. Wir wissen, wer wir sind, wenn wir wissen, wer wir nicht sind und gegen wen wir sind.“

5 1.2 Der „Narzissmus der kleinen Differenz“ (S. Freud)?
Huntingtons Fakten unterminieren seine eigene These die Aggressivität der islamischen Welt wurzelt nicht in den kulturellen Unterschieden, sondern in ihrer inneren Zerrissenheit Brüder einigen sich gegen gemeinsame Feinde der missverstandene Narzissmus der kleinen Differenz Aktuelle Untersuchung (2005): Konflikte vor allem innerhalb von Kulturen später C. Schmitt: der Bruder ist der Feind Huntington: „Ein kleinerer Junge wird zu seinem älteren Bruder halten, wenn es Streit mit anderen Jungen gibt; er wird weniger leicht geneigt sein, seinem Bruder zu vertrauen, wenn sie alleine zu Hause sind.“ Ein arabisches Sprichwort bringt die in den elementarsten menschlichen Verhältnissen wurzelnde Feindschaft mit ihrer Neigung, sich bis hin zur weltpolitischen Ebene aufzuschaukeln, gut zum Ausdruck: "Ich gegen meine Brüder, meine Brüder und ich gegen unsere Vettern, meine Brüder, Vettern und ich gegen die Welt." (zit. nach Gellner 111) Freud hat sich mehrmals zum Phänomen des »Narzißmus der kleinen Differenz« geäußert, wonach geringe Differenzen und Unterschiede zwischen menschlichen Gemeinschaften besonders konfliktträchtig sind. Er verweist dabei vor allem auf die Tatsache, daß sich »gerade benachbarte und einander auch sonst nahestehende Gemeinschaften gegenseitig befehden und verspotten«. Huntington: „Dieses Urteil beruht jedoch auf laizistischer Verblendung. Die Menschheitsgeschichte zeigt seit Jahrtausenden, daß Religion kein "kleiner Unterschied" ist, sondern vielmehr der wahrscheinlich tiefgreifendste Unterschied, den es zwischen Menschen geben kann. Häufigkeit, Heftigkeit und Gewaltsamkeit von Bruchlinienkriegen werden durch den Glauben an verschiedene Gottheiten stark gesteigert.“ C. Bertram (Die Zeit vom 30. März 2006): „Die Reibungen entstehen vielmehr zwischen eng verwandten Identitäten: Je näher man sich ist, desto mehr werden kleine Unterschiede zur explosiven Trennlinie. Wie einst territorialen Nachbarn, so ergeht es heute benachbarten Identitäten. Dann sind nicht die Christen der Feind der Muslime, sondern die Schiiten und die Sunniten.“

6 Von der Priorität des Bruder- bzw. Bürgerkriegs
Biblisch: die menschliche Gewaltgeschichte beginnt als Bruderkrieg (Kain und Abel) vgl. die vielen Bruderkonflikte in den Mythen Brüder und Freunde, nicht Fremde neigen zur intensivsten Feindschaft Basilius von Cäsarea … Thomas von Aquin … H. M. Enzensberger … Basilius der Große ( ): „Laut einem weisen Worte Salomos 'kommt dem Menschen die Eifersucht von seinem Genossen [Koh 4,4 nach LXX]'. Und so ist es in der Tat. Der Skythe beneidet den Ägypter nicht, sondern jeder seinen Landsmann. Und unter Landsleuten beneidet man nicht die Unbekannten, sondern die unmittelbare Verkehrswelt, und unter dieser wieder die Nachbarn, die Geschäftsgenossen und sonst wie Nahestehenden, unter diesen wieder die Gleichaltrigen, Verwandten und Brüder. Kurz, wie der Mehltau eine besondere Krankheit des Getreides ist, so ist der Neid eine Pest für die Freundschaft.“ Ein frühes Beispiel findet sich bei Thomas von Aquin ( ), der als mögliche Voraussetzung für Konflikte den Streit um eine gemeinsame Grenze hervorhebt: »Nicht die ..., die nichts (keine Grenze) gemeinsam haben, wie die Spanier und Perser, scheinen im Streit zu liegen, sondern diejenigen, die zugleich ein Ding gemeinsam besitzen: deswegen gibt es auch unter Brüdern Streit.« Hans Magnus Enzensberger: „Der verabscheute Andere ist ursprünglich wohl immer der Nachbar, und erst, wenn sich größere Gemeinwesen gebildet haben, wird der Fremde jenseits der Grenze zum Feind erklärt.“

7 1.3 Die mimetische Rivalität (R. Girard)
zur Ursache zwischenmenschlicher Gewalt weder Aggressionstrieb (K. Lorenz; S. Freud) noch naives Menschenbild (J.-J. Rousseau) sondern: mimetische Rivalität (gemeinsames Begehren unteilbarer Güter; siehe Konflikte im Kinderzimmer) Gleichheit und Nähe zwischen Menschen erhöht das Konfliktpotential; je weniger Differenzen, desto wahrscheinlicher sind Konflikte Norbert Bolz (Manifest): „Ironischerweise hat der moderne Demokratisierungsprozeß die Macht der Rivalität nicht geschwächt, sondern gesteigert. Gerade der moderne Gleichheitsgrundsatz erzeugt Gewalt. Der Verlust der Unterschiede erzeugt nämlich die Rivalität, für die dann die Unterschiede verantwortlich gemacht werden.“ Klaus Otto Hondrich: „Je mehr unterdrückte und benachteiligte Gruppen Befreiung und Besserstellung erfahren, desto konfliktträchtiger werden sie. Je näher die zur Gleichheit Aufstrebenden den Bevorzugten rücken, desto genauer werden verbleibende und neue Ungleichheiten wahrgenommen und desto größer werden Reibungs- und Konfliktflächen.“ mit Verweis auf Kafka betont Blumenberg (Matthäuspassion), dass die Sterblichkeit die Menschen in die mimetische Rivalität treibt: „Der Tod war es, der aus der fiktiven Schuld die reelle werden ließ: Das sterbliche Wesen kann nicht leben ohne die Schuld, wegen seiner endlichen Lebenszeit den Nächsten als den Rivalen um jedes Lebensgut nicht lieben zu können.“ [vgl. dazu N. Bolz, Wissen der Religion 72: "Das Gebot der Nächstenliebe thematisiert erstmals den Imitationskonflikt, denn der Nächste ist der Rivale."]

8 Mimetisches Begehren (triangulär)
Vorbild/Modell Objekt Subjekt

9 Mimetisches Begehren bei Kindern

10 Weltbürgerkrieg als Folge globaler Konkurrenz?
nicht kulturelle „Differenzen“ erklären nach Girard den gegenwärtigen globalen Terrorismus, sondern das Verschwinden der Differenzen steigert die Gefahr einer globalen mimetischen Rivalität Weltbürgerkrieg: die Entfesselung globaler Konkurrenz erzeugt Neid/Ressentiments und Gewalt, ohne diese politisch oder kulturell noch ausreichend kanalisieren zu können Girard: „Der Haß auf den Westen und auf alles, was er darstellt, beruht nicht darauf, daß sein Geist jenen Völkern wirklich fremd ist und daß sie sich tatsächlich gegen den ‚Fortschritt‘ wehren, den hingegen wir verkörpern würden, sondern darauf, daß ihnen der Wettbewerbsgeist ebenso vertraut wie uns selbst ist. Sie wenden sich gar nicht wahrhaftig vom Westen ab, sie können es sich nicht versagen, ihn nachzuahmen, seine Werte zu übernehmen, ohne es sich selber einzugestehen, und ebenso wie wir werden sie von der Ideologie des persönlichen oder gemeinschaftlichen Erfolgs angestachelt. Diese auf der Rivalität beruhende Konzeption, die unser Vorbild der ganzen Welt aufzwingt, kann uns nicht zu Siegern machen, ohne daß sie anderswo zu unzähligen Besiegten, unzähligen Opfern führt. Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn diese Ideologie in der Dritten Welt völlig andere Reaktionen als bei den Siegern hervorruft. Vor allem weckt sie das inbrünstige Verlangen, ein für allemal jene Kraft zu vernichten, die an der persönlichen und nationalen Niederlage schuld ist, jene gewaltige Konkurrenzmaschine, zu der sich die Vereinigten Staaten, unmittelbar gefolgt vom gesamten übrigen Westen, entwickelt haben.“

11 2. Apokalyptik und Globalisierung
Politische Freund-Feind-Muster Christliche Auflösung der politischen Feindschaft Globalisierung als apokalyptische Krise

12 2.1 Freund-Feind-Muster am Ursprung der Kultur
Sündenbockmechanismus (Girard) ursprüngliche Form der Einhegung mimetischer Rivalität führt zu einer religiös-rituellen Kulturordnung (mechanische Solidarität) getötete Sündenböcke werden zu den Göttern urtümlicher Kulturen (Polytheismus) Rivalitäten nur noch sehr begrenzt möglich C. Lévi-Strauss: traumatisches Ereignis führte zur Ausschluss von Konkurrenz in „kalten“ Gesellschaften Mechanische Solidarität (E. Durkheim): repressives Strafrecht (Solidarität gegen Abweichler); vgl. Hesiod C. Lévi-Strauss: Abwesenheit von Konkurrenz in primitiven Gesellschaften; "die Passivität und Gleichgültigkeit, die den Beobachtern aufgefallen sind, könnten eine Folge des Traumas sein, das der Berührung folgte, und nicht etwas ursprünglich Gegebenes.„ [Konkurrenzlosigkeit als Folge des Chaos vor dem Sündenbockmechanismus]

13 Der Friede der geschlossenen Gesellschaft
aus Sündenbockmechanismus -> Freund-Feind-Muster zur Kanalisierung der Gewalt nach außen rituelle Vermittlung; aus innerem Sündenbock wird äußerer Feind innere Solidarität durch Feindschaft nach außen; Krieg als Friedensgarant H. Bergson (1932): geschlossene Gesellschaften (mit statischer Religion) Zusammenhalt im Stamm dank der Feindschaft zu anderen Stämmen Antagonistische Solidarität O. Höffe: „Die antagonistische Solidarität verfolgt kollektive Interessen gegen konkurrierende Kollektiva, beispielsweise geht es um die Abwehr von Feinden oder die Selbstbehauptung gegen Widersacher.“ Aischylos, Eumeniden: „Mögen Wonne sie tauschen, In allumfassender Liebe eins, Hassen auch aus einem Geist! Dies lindert unter den Sterblichen viel.“ Girard, HG 365f: „Die rituelle Gewalt … spielt sich zwischen bereits konstituierten Gruppen ab. Die rituelle Gewalt ist immer weniger immanent als die ursprüngliche Gewalt. Indem sie mythisch-rituell wird, verschiebt sich die Gewalt nach außen, und diese Verschiebung selbst hat Opfercharakter: sie verbirgt den Ort der ursprünglichen Gewalt und schützt so die elementare Gruppe, in deren Schoß absoluter Friede herrschen muß, vor dieser Gewalt und vor dem Wissen um diese Gewalt. … Zwischen den beiden Gruppen einigt man sich also darauf, sich nie zu einigen, um sich innerhalb der einzelnen Gruppen besser einigen zu können. Es ist bereits das Prinzip jedes Krieges gegen 'äußere Feinde': die für den Zusammenhalt der Gruppe potentiell verhängnisvollen aggressiven Tendenzen richten sich, von innen gesehen, gegen außen.“ Bergson (1932): Die beiden Quellen der Moral und der Religion, S. 44f "In einem ganz anderen Sinne wiederum betrügt der Mensch die Natur, wenn er die soziale Solidarität zur menschlichen Verbrüderung erweitert ..., denn die Gesellschaften, deren Plan in der ursprünglichen Struktur der menschlichen Seele vorgebildet war und deren Plan man noch in den eingeborenen und grundlegenden Strebungen des heutigen Menschen erkennen kann, verlangten, daß zwar die Gruppe eng geeint sei, daß aber von Gruppe zu Gruppe eine virtuelle Feindschaft herrsche: man mußte immer bereit sein anzugreifen oder sich zu verteidigen.“

14 2.2 Die biblische Auflösung der alten Kulturordnungen
H. Bergson Religiöser Sprung führt zu offenen Gesellschaft (Gemeinschaft der ganzen Menschheit): dynamische Religion Prophetische Tradition Volk Israels hat universale Aufgabe (Zion) Neues Testament Feindesliebe (Mt 5, 43-45) Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37): Trennung von ethnos und ethos (vgl. I. Illich; E. Benamozegh, ) Gal 3,28: nicht mehr Jude oder Grieche Nach Illich wird die Brisanz dieses Gleichnisses erst wirklich deutlich, wenn wir "uns den Samariter als einen Palästinenser vorzustellen, der einen verwundeten Juden beisteht". Dieses biblische Gleichnis bedeutet einen deutlichen Bruch mit herkömmlichen Formen von Ethik, die alle durch eine besondere Fürsorge für die eigene Familie, Sippe oder Volk geprägt sind: "Vorher war ich eingeschränkt durch das Volk, in das ich hineingeboren wurde, und die Familie, in der ich aufgewachsen war. Jetzt kann ich wählen, wen ich lieben und wo ich lieben will. Dies bedroht zutiefst eine traditionelle Grundlage der Ethik, die immer ein ethnos war, ein historisch gegebenes 'Wir', das jedem 'Ich' vorausgeht." Durch die Menschwerdung Christi kommt eine neue Form von Liebe in die Welt, die alle herkömmlichen Muster des sozialen Zusammenlebens sprengt. E. Benamozegh; italienischer Rabbi; „Jewish and Christian Ethics with a Criticism on Mahomedism“ (1914); Gleichnis zielt letztlich auf „the abolition of country“; Samaritaner ist politischer Feind (auch Monotheist); Jesus gegen Nationalgeist und Patriotismus; persönlicher Egoismus statt Vaterandsliebe; der politische Feind wird zum persönlichen Freund Gal 3,28 Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus.

15 Die Kritik von Celsus (2. Jhd.)
Celsus: antiker Philosoph, der die älteste Streitschrift gegen das Christentum verfasste Celsus kritisiert christliche Tendenz hin zur Welteinheit Christentum will alles unter einen nomos bringen Monotheismus führt zum „Aufruhr“ (stasis); (Welt-) Bürgerkrieg moderne politische Verteidiger von Celsus: L. Strauss, C. Schmitt, E. Voegelin C. Schmitt, Nomos der Erde: "Weltbürgerkrieg" (Verwandlung des bisherigen Kriegs des Völkerrechts; ohne Großräume)

16 2.3 Globalisierung als apokalyptische Krise
für Girard resultiert Globalisierung aus biblisch vorangetriebenen „Tod aller Kulturen“ „globale Entdifferenzierung und eine gewisse Uniformierung des Planeten“; vgl. Englisch aber keine naive Verteidigung der Globalisierung Entdifferenzierung erhöht die Gefahr von Rivalität und Gewalt „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Mt 10,34)

17 Apokalyptik bei Girard
Apokalypse bedeutet wörtlich „Offenbarung“ (vgl. Illich) Zerstörungspotential geht mit Aufdeckung der Ursprungsgewalt einher die biblische Perspektive wirft Blick auf Vergangenheit und Zukunft Apokalypsen der Synoptiker zeigen Gewalt, die Menschen sich gegenseitig antun (keine göttliche Gewalt: Mt 24,6f) Wir leben nach Girard in einer objektiv apokalyptischen Situation Ausdrücklich hält Illich fest, dass wir heute nicht in einer nach-christlichen Ära leben, sondern in einer apokalyptischen Welt: "Ich zumindest glaube, dass ich nicht in einer nachchristlichen Welt lebe – ich lebe in einer apokalyptischen Welt." Dabei unterstreicht er ausdrücklich, dass es sich bei seiner Einschätzung unserer Weltlage nicht um die Beschwörung eines Untergangsszenarios handelt, sondern um eine – wenn auch mit möglichen Katastrophen verbundene – Situation der Offenbarung bzw. Enthüllung: Das Wort "apokalyptisch" bedeutet "im modernen Sprachgebrauch eine Art von Katastrophe. Für mich bedeutet es offenbaren oder enthüllen.“ Auf die Gefahren, die Illich aus der möglichen Pervertierung des Christentums hervorgehen sieht, verweist er in seinen Gesprächen mit Cayley immer wieder mittels des lateinischen Sprichworts corruptio optimi pessima, dem Gedanken, dass die Verderbnis der Besten das Schlimmste sei. Diese "Verderbnis der Besten" tritt dann ein, wenn "die Frohe Botschaft institutionalisiert wird und die Liebe verkehrt wird in den Anspruch auf Dienstleistungen". Moderne Institutionen sind nach Illich insofern "sündhaft", als sie der Versuch sind, "mit menschlichen Mitteln bereitzustellen, was nur Gott ... geben konnte".

18 Girard über Apokalypse
„Nicht bloß, was ihr voraufgeht, also Mythen und Rituale, klärt die christliche Offenbarung auf, sondern auch alles, was nach ihr kommt: die von uns laufend produzierte Geschichte, die immer vollständigere Zersetzung des archaischen Heiligen, die Öffnung auf eine globalisierte, von den alten Knechtschaften befreite Zukunft, die jedoch zugleich allen opferkultischen Schutz verloren hat.“ (ISHB 229)

19 Menschliche Gewalt „Wenn die Menschen den Frieden zurückweisen, den Jesus ihnen anbietet, den Frieden, der nicht aus Gewalt kommt und deshalb über das menschliche Verstehen hinausgeht, wird die Wirkkraft der Offenbarung Jesu zunächst durch Gewalttätigkeit in Erscheinung treten, durch eine sakrifizielle und kulturelle Krise, die unerhört radikal sein wird, weil es kein sakralisiertes Opfer mehr geben wird, das ihre Wirkungen unterbrechen würde.“ (EG 211)

20 Objektiv apokalyptische Situation
„Zu sagen, daß wir uns in einer objektiv apokalyptischen Situation befinden, heißt keineswegs ‚das Ende der Welt anzukündigen‘, sondern sagen, daß die Menschen zum ersten Mal wirklich die Herren ihres Schicksals sind. Der ganze Planet befindet sich angesichts der Gewalt in einer Situation, die sich mit der primitivsten Menschengruppe vergleichen läßt, nur daß wir diesmal wissen, worum es geht; wir haben keine sakrifiziellen Opferreserven und keine sakralen Mißverständnisse mehr, um diese Gewalt von uns abzuwenden.“ (EG 272f)

21 Apokalyptische Gefahren der modernen, globalisierten Welt …
der moderne Krieg folgt einer „Steigerung zum äußersten“ (C. von Clausewitz) Mimetische Eskalation; Massenvernichtungswaffen; Terrorismus menschliche Rivalität auf Kosten der Umwelt (Verschiebung der Gewalt) Naturkatastrophen und menschlich verursachte Katastrophen sind miteinander eng verschränkt; vgl. Mt 24,7 Globale Gleichgültigkeit statt Solidarität vgl. erkaltete Liebe (Mt 24,12) Globalisierung und „Ende“ der Welt vgl. Mt 24,14 Thureau-Dangin: „Der Wirtschaftsliberalismus als herrschende Ideologie bringt die Menschen dazu, in einer offenen Welt ohne Grenzen und ohne enge Gemeinschaften zu leben. Aber an die Stelle der alten Abgrenzungen und Feindseligkeiten tritt nun nicht eine allgemeine Solidarität oder gar eine universelle Brüderlichkeit. Im Gegenteil: Dieses Wirtschaftssystem ermuntert die Menschen zur völligen Gleichgültigkeit.“ [schon Gleichnis vom Samariter ist Beispiel für konkurrierende „Gleichgültigkeit“] Ökokrise: positional goods; Geländewagen; Bergson: „Raserei nach Luxus“ (durch Nachahmung gesteigert) M. Serres, Naturvertrag: "Seit Gott tot ist, bleibt uns nichts weiter als der Krieg. Sobald aber die Welt selbst mit dem – und sei es konfliktgeladenen – Zusammenschluß dieser Völker einen Naturvertrag eingeht, gibt er den Grund für den Frieden, ebenso wie die gesuchte Transzendenz. Untereinander müssen wir Frieden schließen, um die Welt zu retten, und mit der Welt, um uns selbst zu retten."

22 3. Wege aus der Gefahr Gewaltfreiheit als christliche Tugend
Christliche Solidarität Neue Einfachheit aus lebendiger Mystik

23 3.1 Gewaltfreiheit als christliche Tugend
„Der endgültige, vorbehaltlose Verzicht auf Gewalttätigkeit zwingt sich uns auf als conditio sine qua non des Überlebens der Menschheit und eines jeden einzelnen von uns.“ (Girard, EG 140) das setzt entsprechende Praxis der christlichen Kirchen voraus

24 3.2 Christliche Solidarität
Politische Freund-Feind-Muster müssen theologisch als „Strukturen der Sünde“ verstanden werden Sollicitudo rei socialis (1987) Beispiel: Ost-West-Konflikt (Teilung der Welt in ideologische Blöcke); SRS 36 Wurzel in persönlichen Sünden: „Gier nach Profit“ und „Verlangen nach Macht“ (SRS 37)

25 Christliche Solidarität
Solidarität als „christliche Tugend“ persönliche Umkehr muss Strukturen der Sünden überwinden  Solidarität (SRS 38) Solidarität als christliche Tugend (SRS 40): bis zur Feindesliebe; Trinität als höchstes Modell der Einheit Eucharistie (vgl. SRS 48) Umkehrung des Sündenbockmechanismus Hingabe Jesu transformiert Menschenopfer (hostia) und Feindschaft (hostis) Eucharistie beginnt nicht mit Einschwörung auf äußere Feinde, sondern mit der Einsicht in die eigene Schuld Sollicitudo rei socialis Nr. 40: „Die Solidarität ist zweifellos eine christliche Tugend. … Im Licht des Glaubens strebt die Solidarität danach, sich selbst zu übersteigen, um die spezifisch christlichen Dimensionen des völligen Ungeschuldetseins, der Vergebung und der Versöhnung anzunehmen. Dann ist der Nächste nicht mehr nur ein menschliches Wesen mit seinen Rechten und seiner grundlegenden Gleichheit mit allen, sondern wird das lebendige Abbild Gottes, des Vaters, erlöst durch das Blut Jesu Christi und unter das ständige Wirken des Heiligen Geistes gestellt. Er muß also, auch als Feind, mit derselben Liebe geliebt werden, mit der ihn der Herr liebt, und man muß für ihn zum Opfer bereit sein, auch zum höchsten: 'das Leben für die eigenen Brüder geben' (vgl. Joh 3,16). Das Bewußtsein von der gemeinsamen Vaterschaft Gottes, von der Brüderlichkeit aller Menschen in Christus, der 'Söhne im Sohn', von der Gegenwart und dem lebenschaffenden Wirken des Heiligen Geistes wird dann unserem Blick auf die Welt gleichsam einen neuen Maßstab zu ihrer Interpretation verleihen. Jenseits der menschlichen und naturgegebenen Bindungen, die schon so fest und eng sind, zeigt sich im Licht des Glaubens ein neues Modell der Einheit des Menschengeschlechtes, an dem sich die Solidarität in letzter Konsequenz inspirieren muß.“

26 3.3 Neue Einfachheit aus lebendiger Mystik
H. Bergson die „Raserei“ nach Luxus fordert als Antwort eine neue „Einfachheit“: dadurch weniger Neid und weniger Verschwendung Mystik und Jenseitsvision erhalten eine neue Bedeutung „Freude wäre in der Tat die Einfachheit des Lebens, die durch eine weitverbreitete mystische Intuition in der Welt fortgepflanzt würde, Freude wäre auch die Einfachheit, die in einer geweiteten wissenschaftlichen Erfahrung automatisch einer Jenseitsvision folgen würde.“ (Bergson) oder aber immer mehr „Reglementierung“ …


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