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Deutsche Literatur 1890-1920 Vorlesung 13.

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Präsentation zum Thema: "Deutsche Literatur 1890-1920 Vorlesung 13."—  Präsentation transkript:

1 Deutsche Literatur Vorlesung 13

2 Jahrhundertwende

3 Epocheneinordnung Impressionismus Jugendstil Symbolismus Dekadenz fin-de-siècle Literatur der Jahrhundertwende Zeitalter des Ästhetizismus

4 Impressionismus, Symbolismus und Jugendstil bezeichnen eine literarische Epoche zwischen 1890 und 1910/1914 Der Impressionismus löst den Naturalismus ab. Es wird Kritik an der „platten“ Abspiegelung von Wirklichkeit und an sozialkritischen Ambitionen geübt; man wendet sich gegen naturalistische „Rinnsteinkunst“ und setzt die „Goldschmiedekunst des Wortes“ (Friedrich Nietzsche) dagegen Der Impressionismus ist geprägt durch ein Streben nach Verinnerlichung und neuer Romantik. Die Welt wird sinnenreich erlebt: Eindruck und Empfindung verdrängen die Reflexion „Geheimnis“, „Schönheit“ und „Seele“ sind Schlüsselbegriffe

5 Wirtschaftlich und politische Situation
rapide Zunahme der Industrialisierung seit 1850 Aufkommen des ökonomischen, industriellen und technologischen Modernismus massive Veränderungen auf sozialem, wissenschaftlichem und technischem Gebiet Entwicklung zum Finanz- und Monopolkapitalismus - massives Vordringen des Nationalismus, des Antisemitismus und des Imperialismus; man erobert „Schutzgebiete“ in Afrika, Neuguinea, der Südsee, den Samoainseln und China 5

6 Damit einher geht eine Aufwertung des „Dichterberufes“
Der Dichter ist Magier, Wissender, er kann „tiefste Seelenregungen in ganzer Klarheit ans Licht ziehen“ Der Dichter besitzt Zugang zu den Bereichen des Geheimnisvollen, Phantastischen, Überwirklichen

7 Gesellschaft und Politik
Es existieren unbefriedigende Herrschaftsverhältnisse: Deutschland wird von einem Monarchen regiert, der sich in einem hohen Maße durch Selbstüberschätzung und hohle Machtdemostration auszeichnet das Parlament hat wenig Befugnisse das Bürgertum ist, obwohl zu Ansehen und ökonomischem Einfluss gekommen, von der Macht ausgeschlossen es regiert der Militarismus, der alle Teile der Bevölkerung erfasst die Arbeiterparteien sind zur stärksten politischen Gruppierung aufgestiegen, aber ohne Machtbefugnis

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9 Die Macht lag in den Händen der feudalaristokratischen Junkerkaste
Die Macht lag in den Händen der feudalaristokratischen Junkerkaste. „Dieser Typ war gesellschaftlich tonangebend. Seine führende Rolle fand ihren Ausdruck im Militarismus. Man kann diese Erscheinung als die Übertragung militärischer Denk- und Verhaltensweisen auf zivile Lebensverhältnisse definieren. Der Militarismus realisierte sich im Volksheer der Kaiserzeit, in dem nahezu jeder Bürger neben seinem Beruf einen militärischen Rang als Reservist bekleidete, und nach diesem Rang – nicht nach seiner Stellung im bürgerlichen Leben – bemaß sich seine gesellschaftliche Geltung.“ (Ulrich Karthaus)

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11 Die Folgen der gesellschaftlichen Entwicklung:
Die Künstler geraten ins Abseits, werden zu Außenseitern in einer rein materiell wahrgenommenen Umwelt Gemeinsam ist den Künstlern eine kritische Spannung zum wilhelminischen Kaiserreich, das eine geistfeindliche, autoritäre und waffenstarre Fassade aufweist

12 Die Stimmung des "fin-de siècle", also das Bewußtsein, in einer zerrütteten und dem Ende zugehenden Zeit zu leben, ist ein zeitspezifisches Gefühl. Der Begriff wird aus Frankreich übernommen und steht dort in Zusammenhang mit dem Begriff der Décadence. In Deutschland wird das Leben – die europäische Entwicklung rasant aufholend – immer unübersichtlicher und hektischer und als solches empfunden, so daß die Vorstellung vom nahenden Untergang einen paradoxen Halt bieten konnte und das „Fin-de-siècle“ als Vokabel populär wurde.

13 Philosophie und Geistesgeschichte
bahnbrechend ist die Philosophie Friedrich Nietzsches, die eine „Umwertung aller Werte“fordert; man glaubt, die Welt sei nur im Ästhetischen zu retten; der Dichter wird zum Erneuerer und Seher Aufkommen der Psychoanalyse (Siegmund Freud) „Verwissenschaftlichung der Welt“; Rationalismus und Positivismus

14 Abkehr der Intellektuellen von der Politik:
Tobt der Pöbel in den Gassen, ei, mein Kind, so lass ihn schrei’n. Denn sein Lieben und sein Hassen ist verächtlich und gemein! Während sie uns Zeit noch lassen, wollen wir uns Schönerm weih’n. Will die kalte Angst dich fassen, spül sie fort mit heißem Wein! Lass den Pöbel in den Gassen: Phrasen, Taumel, Lügen, Schein, Sie verschwinden, sie verblassen – Schöne Wahrheit lebt allein. (Hugo von Hofmannsthal, 1890, angesichts einer Arbeiterdemonstration in Wien) Aber für politische Freiheit habe ich gar kein Interesse. (Thomas Mann in einem Brief, 1904)

15 Zustandsbeschreibung der Literatur um 1900
Nie zuvor war die deutsche Literatur stilistisch und formal so vielgestaltig wie in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Das spezifische der Literatur der Jahrhundertwende ist - mehr als in jeder anderen literarischen Epoche vielleicht - die Gleichzeitigkeitd des Ungleichzeitigen, das Nebeneinander verschiedenster Stilrichtungen und literarischer Tendenzen, die sich schwerlich in die pauschalen Begriffe der obengenannten "Epochen" einzwängen lassen. Die Zeit der homogenen Epochenstile in der deutschsprachigen Literatur ist endgültig vorbei. Die deutschsprachige Literaturszene um 1900 ist unübersehbar und weist eine bis dahin ungekannte Pluralität der Stilrichtungen auf.

16 "Merkwürdig genug: der Naturalismus war an der Tagesordnung, und Gerhart Hauptmann galt als sein Fahnenträger [...] die geisterhaften Suggestionen der späten Ibsen-Stücke waren da; die vom französischen Parnaß herstammende, esoterische Spracherneuerung Stefan Georges [...]; die kulturgesättigte [....], wienerisch-mürbe Kunst Hugo von Hofmannsthals; der pathetisch-moralisierende Sexual-Zirkus Frank Wedekinds; Rilke und sein so neuer, so verführerischer lyrischer Laut, all das behauptete Gleichzeitigkeit, war Willensausdruck dieser sehr reich bewegten Zeit [...]." (Thomas Mann) Das Bild wird noch vielfältiger, wenn man z.B. die damals so erfolgreiche, zivilisationskritische "Heimatkunstbewegung" hinzunimmt, oder die Tradition der proletarischen Literatur, oder die beiden großbürgerlichen Jungautoren Thomas und Heinrich Mann, oder auch einen Zeitgenossen wie Karl May.

17 Der "Stilpluralismus" der Jahrhundertwende ist nicht nur ein ästhetisches Oberflächenphänomen, sondern Resultat eines grundsätzlich neuen, modernen Verhältnisses von Literatur und Gesellschaft. Die Literatur wird hier auf bisher ungekannte Weise mit ihrer eigenen Machtlosigkeit angesichts der harten gesellschaftlichen Tatsachen konfrontiert - und reagiert darauf mit experimenteller Pluralisierung. Eben dies macht die Literatur der Jahrhundertwende um 1900 auch und gerade für die Beobachter an der Jahrhundertwende von 2000 zu einem faszinierenden und vielleicht lehrreichen Gegenstand.

18 Wie ein in tausend Farbnuancen schillerndes Jugendstil-Mosaik stellt sich die literarische Landschaft der Jahrhundertwende dar. Mehr noch: so eklatant klaffen die Gegensätze zwischen der Lyrik Stefan Georges und Christian Morgensterns, den Dramen Frank Wedekinds und Hugo von Hofmannthals, der Prosa Robert Musils und Paul Scheerbarts, daß die Zusammenfassung dieser Literaten auf reiner Zeitgenossenschaft zu beruhen scheint. So fragwürdig literaturgeschichtliche Periodisierungsansätze oft sein mögen – im Fall der etwa vier Jahrzehnte, die das Jahr 1900 umrahmen, kann durchaus von einer Epoche die Rede sein, wenn man bereit ist, unter der Oberfläche auseinanderstrebender Strömungen und Einzelerscheinungen eine gemeinsame Tiefenstruktur zu entdecken, die allerdings nicht auf programmatischen und ästhetischen Übereinstimmungen beruht, sondern Reflex des historischen Bewußtseins jener Jahre ist: 'Zeitgeist' im völlig wertfreien Sinne.

19 Ein Spezifikum der Dichtung ist die Sprachskepsis:
Nach 1886 setzen radikale Zweifel an der Sprache selbst ein; die Frage nach der Genauigkeit und Unmittelbarkeit der Sprache rückt in den Vordergrund: "Eine völlig exakte Reproduzierbarkeit der Natur durch die Kunst ist ein Ding der absolutesten Unmöglichkeit, - und zwar (...) aus dem einfachen (...) Grunde, weil das betreffende Reproduktionsmaterial, das uns Menschen nun einmal zu Verfügung steht, stets unzulänglich war, stets unzugänglich ist und stets unzulänglich bleiben wird" (Arno Holz) "Ist es möglich, denkt er, daß man noch nichts Wirkliches und Wichtiges gesehen, erkannt und gesagt hat" (Rilke)

20 Bedeutende Vertreter der Epoche
(Lyrik) Symbolismus: Stefan George, Hugo von Hofmannsthal Impressionismus: Detlev von Liliencron, Max Dauthendey, Richard Dehmel, Christian Morgenstern, Julius und Heinrich Hart, Peter Hille.... (Drama) Frank Wedekind (Frühlings Erwachen) Arthur Schnitzler (Der Reigen) (Prosa) Hugo von Hofmannsthal, Peter Altenberg, der frühe Hermann Hesse, der frühe Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Otto Julius Bierbaum...

21 Benjamin Franklin (Frank) Wedekind 1864- 1918
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22 Impressionismus

23 Charakteristika des Impressionismus
die Intuition wird zum Prinzip des Kunstschaffens gemacht der Künstler beansprucht fern der gesellschaftlichen Welt eine ästhetizistisch-“schöne“ Eigenwelt man fordert eine „Kunst frei von jedem Dienst“ (so Stefan George 1892 in seiner Zeitschrift „Blätter für die Kunst“ Kritik am Impressionismus: - wirklichkeitsferner Eskapismus; Flucht aus der Realität in subjektivistisch-phantastische Traumwelten - Unbestimmtheit der inhaltlichen Aussage

24 Einfluss der Malerei Der Impressionismus als Kunstform wird von der Malerei geprägt. In Frankreich lösen Monet und Manet, in Deutschland Liebermann feste Formen in Farbflecke und Punkte auf, die sich erst unter einer bestimmten Perspektive wieder zusammenfügen und neue und überraschende Eindrücke hervorrufen. Entsprechend wird in der Dichtung mit Beobachtungen, Bildern, seelischen Operationen und Prozessen verfahren, die ekstatisch und subjektiv erfahren werden.

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27 Impressionismus ist die Kunst des „Eindrucks“, dessen individuelle Nuance und Farbschattierung gestaltet werden soll; eine Kunst der Stimmung, wie sie der vergängliche Augenblick hervorruft; ihn will der Impressionist festhalten. Der Farbreiz ist wichtiger als Inhalt und Komposition der Bilder: Die reale Struktur der Dinge schwindet vor der Beleuchtung, sie lösen sich auf in Farb- und Lichtreflexe. Im Mittelpunkt steht die Kunst der „persönlichen Augenblicksempfindung“; die Dinge, wie sie wirklich sind, werden vom Künstlergenie nicht reproduziert, sondern subjektiv gestaltet. Bevorzugte Gattungen sind die Lyrik und die Prosaskizze.

28 Orientierung sucht man in einem „Zurück zur Natur“
Orientierung sucht man in einem „Zurück zur Natur“. Es ist die Zeit der Reformkleidung und der Reformhäuser. Neoromantik statt Technisierung, Industrialisierung und Verwissenschaftlichung des Lebens; statt dessen Rückbesinnung auf die Ursprünge des Lebens. Gleichzeitigkeit der Phänomene: rassisch-völkische, national-religiöse, idealistisch-formalistische und romantisch-antikapitalistische Strömungen sind nicht auf einen Nenner zu bringen. Kritik an der Epoche: „Von der Revolution (1848) zur Enttäuschung, zum Pessimismus und einer resignierten, machtgeschützten Innerlichkeit“ (Thomas Mann)

29 Es wurde der Übermensch geliebt, und es wurde der Untermensch geliebt; es wurde die Gesundheit und die Sonne angebetet, und es wurde die Zärtlichkeit brustkranker Mädchen angebetet; man begeisterte sich für das Heldenglaubensbekenntnis und für das soziale Allemannsglaubensbekenntnis; man war gläubig und skeptisch, naturalistisch und preziös, robust und morbid; man träumte von alten Schlossalleen, herbstlichen Gärten, gläsernen Weihern, Edelsteinen, Haschisch, Krankheit, Dämonien, aber auch von Prärien, gewaltigen Horizonten, von Schmiede- und Walzwerken, nackten Kämpfern, Aufständen der Arbeitssklaven, menschlichen Urpaaren und Zertrümmerung der Gesellschaft. Dies waren freilich Widersprüche und höchst verschiedene Schlachtrufe, aber sie hatten einen gemeinsamen Atem; würde man diese Zeit zerlegt haben, so würde ein Unsinn herausgekommen sein wie ein eckiger Kreis, der aus hölzernem Eisen bestehen will, aber in Wirklichkeit war alles zu einem schimmernden Sinn verschmolzen.“ (R. Musil in: Mann ohne Eigenschaften)

30 Symbolismus

31 Was ist Symbolismus ? Unter Symbolismus versteht man eine literarische Bewegung, die in den achtziger Jahren in Paris ihren Ausgang nahm und sich von dort nach Europa und Amerika ausbreitete. In dem Bewusstsein, einer dem Untergang geweihten Kultur anzugehören, wenden sich die Künstler und Dichter von der alltäglichen Wirklichkeit ab und dem Geheimnisvollen, dem Exklusiven, der artifiziellen Schönheit zu. Die Künstler wenden sich von der technischen, sozialen Realität ab, indem sie ihre subjektiven Empfindungen und Wahrnehmungen zum Ausdruck bringen.

32 Die Rätselhaftigkeit der Welt äußert sich in der Symbolkraft der Dinge, die über sich hinaus auf eine Welt des Traums, der Mystik weisen. Der Symbolismus ist eine Gegenströumg zum Naturalismus.

33 Entstehung und Entwicklung
Der deutsche Symbolismus entstand in der symbolistischen Poesie in Frankreich. Andererseits beeinflusste die deutsche Romantik den französischen Symbolismus. Die kreative Eigenart der deutschen symbolistischen Dichtung steht im Bezug zu den französischen Vorbilder. Symbolismus ist in einer seiner Haupttendenzen verfeinerter Impressionismus (impressionistische Errungenschaften sind in den Symbolismus eingegangen) Der Jugendstil hat die Impulse der symbolistischen Poetik in sich aufgenommen, ist eigentlich eine Abänderung des Symbolismus.

34 Autoren und Werke Ricarda Huch (1864 - 1947): Gedichte
Stefan George ( ): Algabal; Das Jahr der Seele Hugo von Hofmannsthal ( ): Der Tor und der Tod; Jedermann Rainer Maria Rilke ( ): Das Stunden-Buch Thomas Mann ( ): Buddenbrooks; Tonio Kröger

35 Der Begriff Symbolismus richtet sich gegen den naturwissenschaftlichen Positivismus, den Realismus und Naturalismus. Er sucht das den Dingen zugrunde liegende Geheimnis. Dieses spricht er nicht aus, sondern beschwört es durch ästhetisch-suggestive Darstellungsmittel. Stilmittel sind Klangmalerei, Assonanzen, Metrum und Reime werden bewusst in die Aussagestruktur integriert. Mit Vorliebe bedient man sich der Synästhesie, der Vermischung von Eindrücken verschiedener Sinnesorgane. Der frz. Symbolismus geht auf Charles Baudelaire zurück, der 1857 die „Fleur du Mal“ veröffentlichte. Weitere Vertreter des frz. Symbolismus sind Verlaine, Rimbaud, Mallarmé, Valery und Claudel. Ihr Ziel ist die „poésie pure“ oder das Prinzip des „l’ art pour l’art“, der Kunst um ihrer selbst willen, ohne Zweck und Absicht. „Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge“ und „Etwas, wie ein moralisches oder unmoralisches Buch, gibt es nicht. Bücher sind gut geschrieben oder schlecht geschrieben.“ (Oscar Wilde in „Das Bildnis des Dorian Gray“)

36 Der Symbolismus gewinnt in Deutschland zuerst um 1890 durch die Dichtung Baudelaires und Verlaines Einfluss. Er ist vor allem eine Reaktion gegen den Naturalismus. Die Kunst hat nicht Sachverhalte mitzuteilen oder gar Lehren zu vermitteln, sondern soll mit Hilfe einer bewusst gestalteten Sprache, die symbolische Kraft und Musikalität vereint, eine tiefere Wirklichkeit erschließen. In Deutschland sind George, Rilke und Hofmannsthal die bedeutendsten Vertreter. Unter dem Einfluss der Franzosen bekennt sich Stefan George zu einer strengen Form, zur Distanz vom Alltäglichen und Gemeinen, und stellt den Alltagsjargon der Naturalisten eine hochartifizielle, gestelzte Sprache entgegen.

37 Mein garten bedarf nicht luft und nicht wärme
Der garten den ich mir selber erbaut Und seiner vögel leblose schwärme Haben noch nie einen frühling erschaut Von kohle die stämme von kohle die äste Und düstere felder am düsteren rain Der früchte nimmer gebrochene läste Glänzen wie lava im pinienhain Ein grauer schein aus verborgener höhle Verrät nicht wann morgen wann abend naht Und staubige dünste der mandel-öle Schweben auf beeten und anger und saat Wie zeug ich Dich aber im heiligtume – So fragt ich wenn ich es sinnend durchmass In kühnen gespinsten der sorge vergaß – Dunkle grosse schwarze blume? (Stefan George)

38 Ballade des äußeren Lebens
Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben, Und alle Menschen gehen ihre Wege. Und süße Früchte werden aus den herben Und fallen nachts wie tote Vögel nieder Und liegen wenige Tage und verderben. Und immer weht der Wind, und immer wieder Vernehmen wir und reden viele Worte Und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder. Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen, Und drohende, und totenhaft verdorrte... Wozu sind diese aufgebaut? und gleichen Einander nie? und sind unzählig viele? Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen? Was frommt das alles uns und diese Spiele, Die wir doch groß und ewig einsam sind Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele? Was frommts, dergleichen viel gesehen haben? Und dennoch sagt der viel, der „Abend“ sagt, Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben. (Hugo von Hofmannsthal)

39 Wozu sind diese aufgebaut? und gleichen
Einander nie? und sind unzählig viele? Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen? Was frommt das alles uns und diese Spiele, Die wir doch groß und ewig einsam sind Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele? Was frommts, dergleichen viel gesehen haben? Und dennoch sagt der viel, der „Abend“ sagt, Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben. (Hugo von Hofmannsthal)

40 Rainer Maria Rilke ( ) Der österreichische Dichter, vielleicht der genialste Lyriker seiner Zeit, hat viele europäische Dichter und Philosophen beeinflusst. Die zarten Bilder und Klänge seiner Verse erschließen eine neue Welt der Innerlichkeit und des dichterischen Ausdrucks. Werke: Gedichtsammlungen: „Das Stundenbuch“, „Neue Gedichte“, Essays: „Rodin“, „Worpswede“, Übersetzungen.

41 Der Dichter  Du entfernst dich von mir, du Stunde. Wunden schlägt mir dein Flügelschlag. Allein: was soll ich mit meinem Munde? mit meiner Nacht? Mit meinem Tag? Ich habe keine Geliebte, kein Haus, keine Stelle auf der ich lebe. Alle Dinge, an die ich gebe, werden reich und geben mich aus.   (Rainer Maria Rilke)

42 Regenduft Schreie. Ein Pfau. Gelb schwankt ein Rohr. Glimmendes Schweigen von faulem Holz. Flüstergrün der Mimosen. Schlummerndes Gold nackter Rosen Auf braunem Moor. Rauschende Dämmerung in weißen Muscheln. Granit blinkt eisengrau. Matt im Silberflug Kranichheere Über die Schaumsaat stahlkühler Meere. (M.v. Dauthendey)

43 Jasmin  Wachsbleich die Sommernacht. Auf erddunkeln Moderlachen Singen rosigblaue Irislichter. Wetterleuchten, schwefelgrün, in Splittern. Eine weiße dünne Schlange sticht Züngelnd nach dem blauen Mond. Rosen Weinrot brennen Gewitterwinde. Purpurblau der Seerand. Hyazinthentief die ferne Küste. Ein Regenbogen, veilchenschwül, Schmilzt durch weihrauchblaue Abendwolken. Im Thaudunkel lacht Eine heiße Nachtigall. (Max Dauthendey)

44 Liebeslied Ich bin eine Harfe Mit goldenen Saiten, Auf einsamem Gipfel Über die Fluren Erhöht.  Du lass die Finger leise Und sanft darübergleiten, Und Melodien werden Aufraunen und aufrauschen, Wie nie noch Menschen hörten Das wird ein heilig Klingen Über den Landen sein.  Ich bin eine Harfe Mit goldenen Saiten Erhöht, Und harre Deiner, Oh Priesterin! Dass meine Geheimnisse Aus mir brechen Und meine Tiefen Zu reden beginnen Und wie ein Mantel Meine Töne Um Dich fallen – Ein Purpurmantel Der Unsterblichkeit (Christian Morgenstern)

45 In meinem schwarzen Taxuswald singt ein Märchenvogel –
die ganze Nacht.  Blumen blinken.  Unter Sternen, die sich spiegeln, treibt mein Boot.  Meine träumenden Hände tauchen in schwimmende Wasserrosen.  Unten, lautlos, die Tiefe.  Fern das Ufer! Das Lied... Um mein erleuchtetes Schloss wehn Cypressen. Ich höre sie nicht. Ich fühle sie. Alle meine Lichter werden erlöschen, der letzte Geigenton verklingt, durchs Fenster in meinem brechenden Blick spiegelt sich der Mond (aus Arno Holz, Phantasus)

46 Thomas Mann 1875 6. Juni: Thomas Mann wird als Sohn des Speditionskaufmanns und späteren Senators Heinrich Mann und dessen Frau Julia (geb. Bruns) in Lübeck geboren. 1894 Mann verläßt das Gymnasium in der Obersekunda. In München arbeitet er als Volontär bei einer Versicherungsgesellschaft. Seine erste Novelle "Gefallen" erscheint in der Zeitschrift "Die Gesellschaft".

47 Thomas Mann 1895 Aufgrund des Erfolgs seiner ersten Veröffentlichung gibt er seine Stellung auf und entschließt sich, als freier Schriftsteller zu arbeiten. 1895/96 Beiträge für die von seinem Bruder Heinrich Mann herausgegebene konservative Zeitschrift "Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt". 1898 Die Novellensammlung "Der kleine Herr Friedemann" wird publiziert.

48 Thomas Mann 1899 Auf einer Urlaubsreise nach Dänemark entsteht die Novelle "Tonio Kröger". 1901 Manns größtes Prosawerk " Buddenbrooks" - ursprünglich als Gemeinschaftsarbeit der Brüder geplant - erscheint in zwei Bänden und wird von der Kritik begeistert aufgenommen 1903 Die Novellensammlung "Tristan" - darin enthalten "Tonio Kröger"- erscheint. 1912 Die Erzählung "Der Tod in Venedig" erscheint. 1922 Aussöhnung mit dem Bruder. Mit seiner Rede "Von deutscher Republik" tritt Mann zum ersten Mal als politischer Mahner und Befürworter der Republik hervor. 1924 In einem Prozeß geistiger und politischer Neuorientierung entsteht der Zeit- und Bildungsroman "Der Zauberberg", an dem er seit 1913 gearbeitet hat.

49 Thomas Mann Nobelpreis für Literatur für die "Buddenbrooks". 1930
1929 Nobelpreis für Literatur für die "Buddenbrooks". 1930 Die Erzählung "Mario und der Zauberer" erscheint. 1933 11. Februar: Mann begibt sich auf eine Reise durch Europa 1938 Emigration nach Princeton (USA), wo er als Gastprofessor an der Universität tätig ist. 1939 Der Roman "Lotte in Weimar" entsteht. 1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg vertritt Mann in dem offenen Brief "Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre" die Kollektivschuld-These. Sie stößt vor allem bei den Autoren der "Inneren Emigration" auf Widerstand.

50 Thomas Mann 1947 Sein Altersroman "Doktor Faustus" erscheint. Zwei Jahre später wird als Selbstkommentar "Die Entstehung des Doktor Faustus" veröffentlicht. 1949 Erster Besuch im Nachkriegsdeutschland. 1954 Mann vollendet den ersten Teil des Romans "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", der fragmentarisch bleibt. 1955 Er erhält den Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Kunst. 12. August: Thomas Mann stirbt in Zürich.

51 Werke „Buddenbrooks” (Roman, 1901),
„Der Tod in Venedig” (Novelle, 1913), „Tonio Kröger” (Erzählung 1903) „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull” (Roman, 1922) „Der Zauberberg” (Roman, 1924) „Joseph und seine Brüder” (Roman1933) „Lotta in Weimar” (Roman 1936) „Doktor Faustus” (Roman, 1947)

52 „Buddenbrooks” "Seelengeschichte des deutschen Bürgertums, von der nicht nur dieses selbst, sondern auch das europäische Bürgertum überhaupt sich angesprochen fühlen konnte".

53 DER UNTERTAN 53

54 Kurzbiographie * 27. März 1871 als Sohn eines Speditionskaufmanns in Lübeck 1889 Abbruch des Gymnasiums – Buchhändlerlehre 1890/91 Volontär beim S. Fischer Verlag – Studium in Berlin 1893/94 Umzug nach München – 1. Roman „In der Familie“ 1895/96 „Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt“ 1914 Heirat mit Maria Kanova 1933 Ausschluss aus der Akademie der Künste – Aberkennung deutscher Staatsbürgerschaft 1939 Heirat mit Nelly Kröger 1940 Flucht in die USA (1944 Selbstmord seiner Frau) † 12. März 1950 in Santa Monica 54

55 Seine Werke 1893 In einer Familie (Roman)
1897 Das Wunderbare (Novelle) 1900 Im Schlaraffenland (Roman) 1905 Professor Unrat oder das Ende des Tyrannen (Roman) 1910 Geist und Tat (Essay) 1915 Zola (Essay) 1914 Der Untertan (Roman) 1933 Der Hass. Deutsche Zeitgeschichte (Essay) 55

56 Seine Bedeutung Novellist, Dramatiker, Romancier und Essayist Verwendete Themen in seiner Literatur Vor dem Krieg: Themen der neuromantischen Moderne, z.B. Rausch u. Trieb Nach dem Krieg: Beschränkte sich auf die Nachwirkungen des Krieges auf die Ostblockländer Gesellschaftskritisch Kritisiert das wilhelminisches Zeitalter In Weimarer Republik warnte er vor nationalsozialistischen Kräften Kämpfte im Exil gegen das nationalsozialistischen Regime 56

57 Entstehung und Rezeption
Heinrich Mann begann 1906 den Roman „Der Untertan“ zu schreiben, wurde jedoch erst 1914 veröffentlicht. Zählt zur bürgerlichen Literatur vor dem 1. Weltkrieg Analyse der nationalistischen Politik und Machtverhältnisses unter Kaiser Wilhelm II. Fortsetzung von „Der Untertan“ ist der Roman „Die Armen“ (1917) Trilogie „Das Kaiserreich“ wurde mit „Der Kopf“ (1925) 57

58 Hauptpersonen Diederich Heßling Der alte Buck Agnes Göppel
Guste Daimchen Napoleon Fischer 58

59 Inhalt Diederich Heßling wird als Sohn eines Papierfabrikanten in Netzig geboren. In seiner Kindheit genießt er eine strenge und autoritäre Erziehung und versucht schon in der Schule seine Stellung zu sichern, indem er seine Mitschüler für die Lehrer bespitzelt. Danach studiert Diederich Chemie in Berlin, wo er der Studentenverbindung „Neuteutonia“ beitritt. Durch diese Verbindung wird er zum fanatischen Anhänger des jungen Kaiser Wilhelm. Auch seinen verkürzten Militärdienst kann er seiner Bruderschaft verdanken. In Berlin geht er eine Liebesbeziehung mit Agnes Göppel, der Tochter eines Geschäftspartners der Papierfabrik ein, beendet jedoch aus Angst seine Stellung zu verlieren die Beziehung. Als Doktor der Chemie übernimmt er nach dem Tod seines Vaters den Betrieb in Netzig. Dort spielt er sich als Geschäftsmann auf, fordert von seinen Arbeitern Zucht und Ordnung und droht sogar gegen sozialistisches Gedankengut vorzugehen. Er heiratet auch Guste Daimchen. Seine Mutter und seine beiden Schwestern behandelt er nur mit wenig Respekt, obwohl er sie liebt. 59

60 Aufbau und Struktur Bildungsroman Erzählt Lebensgeschichte von Diederich Heßling Unterteilung in sechs Kapitel Sozialisation Diederichs (Familie, Schule, Militär und Universität) Politik und Liebe – lernt Agnes Göppel kennen Rückkehr nach Netzig, Übernahme der Fabrik Politik Politik, Hochzeit Guste und Diederich, Wahlkampf 60

61 Sprache und Stil Gehört zur bürgerlichen Literatur vorm 1. Weltkrieg
Verwendung des Realismus Geschehnisse aus der Perspektive Diederichs Viele direkte Reden Verwendung vom Dialekt in den direkten Reden 61

62 Textbeispiel zu Sprache & Stil
Eigentlich war sich nicht hübsch. Sie hatte eine zu kleine, nach innen gebogene Nase, auf deren freilich sehr schmalem Rücken Sommersprossen saßen. Ihre gelbbraunen Augen lagen zu nahe beieinander und zuckten, wenn sie einen ansah. Die Lippen waren zu schmal, das ganze Gesicht war zu schmal. ‚Wenn sie nicht zu viel braunrotes Haar über der Stirn hätte und dazu den weißen Teint ...‘ „Junge, dass de mir nischt verschüttest! Was entziehst de mir überhaupt mein‘ Läbensunterhalt! Das ist `ne ganz gemeine, böswilliche Existenzenschädichung, und i kann dich glatt verklaachen!“ 62

63 63

64 Interpretation Der Begriff MACHT Antisemitismus Antifeminismus
Antisozialismus 64

65 Interpretation „Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt“ „Fürchterlicher als Gnom und Kröte war der Vater ...“ „Leute! Da ihr mir untergeben seid …“ „Einer ist hier der Herr, und das bin ich“ „Unvergleichlich idealere Werte enthielt das Bier“ 65

66 Hermann Hesse ( )

67 Wichtige Werke „Peter Camenzind“ – 1904 „Unterm Rad“ – 1906
„Demian“ – 1919 „Siddharta“ – 1922 „Der Steppenwolf“ – 1927 „Das Glasperlenspiel“

68 Preise und Ehrungen Hesse wird in die Preußische Akademie der Künste gewählt 1926 1946 Hesse erhält den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt 1946 Er wird für sein Lebenswerk mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet 1947 Ihm wird die Ehrendoktorwürde der Universität Bern verliehen 1955 Hesse erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

69 „Unterm Rad“: I n h a l t Hans Giebenrath Bestehen des „Landexamen“
Klosterseminar Maulbronn Einzug in die Stube „Hellas“ Freundschaft mit Hermann Heiler Neues Weltbild Hans bekommt Probleme in der Schule Heiler wird aus dem Klosterseminar heimgeschickt Heimkehr Hans Giebenraths Selbstmordgedanken Schöne Jugendzeit ist vorbei Liebe zu Emma Mechanikerlehre Stürzt betrunken in einen Fluss

70 Personen 1.) Hans Giebenrath Schmächtiger Junge
Abhängig von seinem Vater Geringes Selbstbewusstsein Ist immer bestrebt, der Beste in der Schule zu sein Hat es schwer Anschluss zu finden introvertiert

71 Personen 2.) Hermann Heiler Gegenteil von Hans Sehr selbstständig
Leichtsinnig und kritisierend Genie extrovertiert

72 Personen 3.) Lehrer, Rektor und Stadtpfarrer 4.) Herr Giebenrath
Treiben Hans zum Lernen 4.) Herr Giebenrath Kleinbürgerlich Setzt Hans Leistungsdruck aus 5.) Schumacher Flaig Erkennt, dass Hans auf sein Leben verzichtet

73 Entstehung / Rezeption
Autobiographischer Hintergrund Hesse schreibt über seine Erfahrungen in Maulbronn, seiner Jugend und Schulzeit Schauplätze sind nahezu identisch Identifizierung mit Hermann Heiler und Hans Giebenrath „Initialien-Spiel“: H.H. (Hermann Hesse – Hermann Heiler – Hans und Hermann) Entstehung zwischen Oktober 1903 und Juni 1904 erschienen 1906

74 Aufbau / Stil 1.) Aufbau 2.) Stil Epik Sieben Kapitel „Er“ - Erzählung
Prosa

75 Textauszug „So ist’s gut, so ist’s recht, mein Lieber. Nur nicht matt werden, sonst kommt man unters Rad. „ (Gespräch zwischen Hans und Ephorus – S 93/92) „Es war etwas in ihm, etwas Wildes, Regelloses, Kulturloses, das musste erst zerbrochen werden, eine gefährliche Flamme, die musste erst gelöscht und ausgetreten werden. Der Mensch, wie ihn die Natur erschaffen, ist etwas Unberechenbares, Undurchsichtiges, Gefährliches. Er ist ein von unbekanntem Berge herbrechender Strom und ist ein Urwald ohne Wege und Ordnung. Und wie ein Urwald gelichtet und gereinigt und gewaltsam eingeschränkt werden muss, so muss die Schule den natürlichen Menschen zerbrechen, besiegen und gewaltsam einschränken; ihre Aufgabe ist es, ihn nach obrigkeitlicherseits gebilligten Grundsätzen zu einem nützlichen Gliede der Gesellschaft zu machen und die Eigenschaften in ihm zu wecken, deren völlige Ausbildung alsdann die sorgfältige Zucht der Kaserne krönend beendigt.“ S 46-47

76 Interpretation 1.) Zum Titel – „Unterm Rad
Leistungsdenken / übertriebener Ehrgeiz Schaut auf Mitschüler herab Vergeudet seine Jugend Hans kann Leistungsdruck nicht standhalten Kommt sprichwörtlich „unter die Räder“ Selbstmordgedanken Genialer Kopf – sozialer Krüppel Mitläufer

77 Interpretation 2.) Schulsystem und Erziehung Vom Schulsystem gebrochen
Hermann Hesse bezieht sich dabei auf eigene Erfahrungen Keine Entwicklung von Persönlichkeit Wünsche und Vorstellungen werden auf Hans projiziert Schule – finanzielle Möglichkeiten „Landexamen“ : einzige Chance auf Bildung

78 Interpretation 3.) Gegenwartsbezug
Eltern projizieren Wünsche oder unerreichte Ziele auf Kinder Leistungsdruck Standesdenken

79 Franz Kafka

80 Franz Kafka war ein deutschsprachiger Schriftsteller.
Geboren am 3. Juli 1883 in Prag, Österreich-Ungarn Gestorben: 3. Juni 1924 in Kierling bei Klosterneuburg, Österreich

81 Seine Eltern waren Juden.
Er musste schon im Kindesalter die Waren seines Vaters in umliegende Dörfer ausliefern. Später arbeitete er als reisender Vertreter, dann als selbstständiger Galanteriewarenhändler (accessories) in Prag. Seine zwei Brüder sind früh gestorben. Er hatte noch 3 Schwestern, die später in Konzentrationslagern umkamen. Kafka gehörte zu den zehn Prozent der Bevölkerung Prags, deren Muttersprache Deutsch war. Außerdem beherrschte, er wie beide Eltern, Tschechisch.

82 Von 1889 bis 1893 besuchte Kafka die „Deutsche Knabenschule“ am Fleischmarkt in Prag. Dann wechselte er an das humanistische Staatsgymnasium in der Prager Altstadt. Auch an dieser Schule war die Unterrichtssprache Deutsch. Bereits in seiner Jugend beschäftigte sich Kafka mit Literatur. Zu seinen frühesten Freunden in der Oberschulzeit gehörte Rudolf Illowý, der schon 1898 das Gymnasium verließ.

83 Er hatte Beziehungen mit folgenden Frauen:
Felice Bauer, eine Berliner Angestellte, die Kafka am 13. August 1912 in der Wohnung Max Brods kennen lernte. Zunächst noch einmal mit Felice Bauer (1917), dann mit der Prager Sekretärin Julie Wohryzek (1919). Journalistin Milena Jesenská Kindergärtnerin Dora Diamant. Kafkas Schwestern: v.l. Elli, Valli, Ottla

84 Krankheit und Tod: Er hatte Lungentuberkulose, eine Erkrankung, die zur damaligen Zeit nicht heilbar war. Im Herbst 1918 erkrankte er an der Spanischen Grippe, die eine mehrwöchige Lungenentzündung nach sich zog. Kafkas Gesundheitszustand verschlechterte sich von Jahr zu Jahr Kafka verlor die Fähigkeit zu sprechen und konnte nur noch unter Schmerzen Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen. Franz Kafka starb am 3. Juni 1924 im Sanatorium Kierling bei Klosterneuburg.

85 Werke 1909 – Ein Damenbrevier 1909 – Gespräch mit dem Beter 1909 – Gespräch mit dem Betrunkenen 1909 – Die Aeroplane in Brescia 1912 – Großer Lärm (1912) 1913 – Betrachtung (Buch mit 18 Prosatexten, u.a. mit: Der Ausflug ins Gebirge, Der plötzliche Spaziergang) 1913 – Das Urteil 1913 – Der Heizer (Erstes Kapitel des Romanfragments „Der Verschollene“) 1913 – Entschlüsse 1915 – Die Verwandlung 1915 – Vor dem Gesetz Bestandteil des Romanfragments Der Prozess 1918 – Der Mord (1918; frühere Fassung von Ein Brudermord (1919)) 1918 – Ein Landarzt (Erzählung von 1918 und Titel des Buches mit 13 weiteren Prosatexten, u.a. mit: Elf Söhne, Ein Bericht für eine Akademie) 1919 – In der Strafkolonie 1919 – Ein Landarzt UB Bielefeld 1921 – Der Kübelreiter 1924 – Ein Hungerkünstler (Erzählung von 1922 und Titel des Buches mit drei weiteren Prosatexten, u.a. Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse.

86 Postum veröffentlicht (Auswahl)
1904–1905 – Beschreibung eines Kampfes 1907–1908 – Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande 1914–1915 – Der Dorfschullehrer (Brods Titel: Der Riesenmaulwurf) 1915 – Blumfeld, ein älterer Junggeselle 1916–1917 – Der Gruftwächter 1916–1917 – Die Brücke (Titel von Brod) 1917 – Eine Kreuzung 1917 – Der Jäger Gracchus (Titel von Brod) 1917 – Beim Bau der Chinesischen Mauer 1917 – Eine alltägliche Verwirrung (Titel von Brod) 1919 – Brief an den Vater 1920 – Heimkehr (Titel von Brod) 1920 – Das Stadtwappen (Titel von Brod) 1920 – Kleine Fabel (Titel von Brod) 1922 – Forschungen eines Hundes (Titel von Brod) 1922 – Das Ehepaar 1923–1924 – Der Bau (Titel von Brod) 1925 – Der Prozess (Niederschrift 1914/15; abweichend von Kafkas Schreibweise für das Romanfragment werden Der Prozess, Der Prozeß oder Der Proceß verwendet) 1926 – Das Schloss (Niederschrift 1922; Romanfragment) 1927 – Der Verschollene (erste Entwürfe 1912)

87 Er hat auch viele Tagebücher und Briefe geschrieben.
Viele Werke von ihm wurden verfilmt: 1997 – Das Schloss 2003 – Entschlüsse 2004 2006 – Großer Lärm 2006 – Pferdekopf 1977 – Die Verwandlung (The metamorphosis of Mr. Samsa) 1968 – Das Schloss 1962 – Der Prozess (Le procès)

88 Franz Kafka – Das Schloß
Es war spätabends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schloßberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloß an. Lange stand K. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor. Dann ging er, ein Nachtlager suchen; im Wirtshaus war man noch wach, der Wirt hatte zwar kein Zimmer zu vermieten, aber er wollte, von dem späten Gast äußerst überrascht und verwirrt, K. in der Wirtsstube auf einem Strohsack schlafen lassen. K. war damit einverstanden. Einige Bauern waren noch beim Bier, aber er wollte sich mit niemandem unterhalten, holte selbst den Strohsack vom Dachboden und legte sich in der Nähe des Ofens hin. Warm war es, die Bauern waren still, ein wenig prüfte er sie noch mit den müden Augen, dann schlief er ein. Aber kurze Zeit darauf wurde er schon geweckt. Ein junger Mann, städtisch angezogen, mit schauspielerhaftem Gesicht, die Augen schmal, die Augenbrauen stark, stand mit dem Wirt neben ihm. Die Bauern waren auch noch da, einige hatten ihre Sessel herumgedreht, um besser zu sehen und zu hören. Der junge Mensch entschuldigte sich sehr höflich, K. geweckt zu haben, stellte sich als Sohn des Schloßkastellans vor und sagte dann: »Dieses Dorf ist Besitz des Schlosses, wer hier wohnt oder übernachtet, wohnt oder übernachtet gewissermaßen im Schloß. Niemand darf das ohne gräfliche Erlaubnis. Sie aber haben eine solche Erlaubnis nicht oder haben sie wenigstens nicht vorgezeigt.

89 Mehr Photos

90 Kafka → Einzelgänger Freundschaft: Max Brod, Franz Werfel. Verhältnis zu Frauen schwierig : zweimal hat er sich 1914 verlobt und das Verlöbnis wieder gelöst; unerfüllte Liebe zu Milena Jesenska, Starb an Kehlkopftuberkulose Testament: Werke verbrennen - wurden aber gegen seinen Willen von Max Brod veröffentlicht.

91 Die Verwandlung (Novelle)
Gregor Samsa ist Handelsreisender Rückkehr von Geschäftsreise → wohnt für ein paar Tage bei seinen Eltern. Als er eines Tages aufwachte → Verwandlung zum Käfer

92 Wird zu Hause eingesperrt.
Schwester(17) bringt ihm sein Essen Gregor – hat kein Essen zu sich genommen- schwach und stirbt

93 Hugo von Hofmannsthal Das Märchen der 672. Nacht
„In Wirklichkeit aber rollt draußen das rasselnde, gellende, brutale und formlose Leben.“

94 Hugo von Hofmannsthal Das Märchen der 672. Nacht Biografie Geboren am in Wien Militärdienst 1898 Dr. phil. Ab 1906 Zusammenarbeit mit R. Strauss, der seine Operntexte vertonte Gestorben am in Rodaun beim Aufbruch zur Beerdigung seines Sohnes

95 Hugo von Hofmannsthal Das Märchen der 672. Nacht Inhalt Ein junger, schöner, elternloser Kaufmannssohn zieht mit vier ausgewählten Dienern auf seinen Landsitz. In einem empfangenen Brief wird einer der Diener beschuldigt ein „abscheuliches Verbrechen“ begangen zu haben. Der Kaufmannssohn will den Dienern einmal die Arbeit ab- nehmen, indem er sich um diese Angelegenheit kümmert und zurück in die Stadt reist. Dort sieht er in den ver- schiedensten Gegenständen und Menschen seine Diener wieder und wird letztlich von einem Pferd in den Unterleib getreten, so dass „er Galle, dann Blut“ erbrach und starb.

96 Hugo von Hofmannsthal Das Märchen der 672. Nacht Interpretation Hofmannsthals Zwei-Seelen-Psychologie „Tierseele“ Körper-Seele „obere Seele“ (Geist-Seele) Ein In-den-Vordergrund-Stellen des Körperlichen und Sinnlichen bezeichnet Hofmannsthal als Materialismus.

97 Hugo von Hofmannsthal Das Märchen der 672. Nacht Interpretation
Ästhetizismus Das „dankbare“ Sich-Hinabbeugen des Hohen, Feinen und Sensiblen zu denen, unter denen er „leidet“, die aber als einzige das tiefe und wahre - nicht das schöne - Leben repräsentieren (deshalb kann auch aus diesem Bereich allein der Tod kommen). Feudalistisch-patriarchalischer „Materialismus“, der so heißen mag, weil er aus dem Wissen herrührt, auf die „Mater“ des Lebens und damit auch des Todes angewiesen zu sein, und weil aus diesem Wissen auch das Bedürfnis erwächst, die Leben-Tod-„Mater“ zu verehren und sich ihr zu nähern.

98 Hugo von Hofmannsthal Das Märchen der 672. Nacht Interpretation „Er fühlte sie (4 Diener) leben, stärker, eindringlicher, als er sich selbst leben fühlte. [...] Wie das Grauen und die tödliche Bitterkeit eines furchtbaren, beim Erwachen vergessenen Traumes lag ihm die Schwere ihres Lebens, von der sie selber nichts wußten, in den Gliedern.“ „Aber da keine Krankheit in ihm war, so war der Gedanke (an den Tod) nicht grauenhaft, eher hatte er etwas Feierliches und Prunkendes ...“ „Er hasste seinen vorzeitigen Tod so sehr, dass er sein Leben hasste, weil es ihn dahin geführt hatte.“

99 Hugo von Hofmannsthal Das Märchen der 672. Nacht Naturalismus Vorraussetzung Determination: Mensch als Produkt von Herkunft, Vererbung und Milieu Vorbilder Heinrich Heine Georg Büchner Kennzeichen Detailgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit Darstellung des hässlichen und ästhetisch Unschönen Dialekt Sekundenstil

100 Arthur Schnitzler * 15.5.1862 in Wien † 21.10.1931 in Wien
Seine wichtigsten Werke: 1892 – Anatol (Sammlung von Einaktern) 1895 – Liebelei (Schauspiel) 1901 – Lieutnant Gustl (Novelle) 1903 – Der Reigen (Szenen) 1924 – Fräulein Else (Erzählung)

101 ARTHUR SCHNITZLER ( ) 1862 als Sohn eines Arztes in Wien geboren Akademisches Gymnasium 1885 Promotion zum Doktor der Medizin 1888 begann er als Sekundararzt in Wiener Kliniken zu arbeiten Assistent seines Vaters an der Poliklinik bis zu dessen Tod 1893 1901 wird Schnitzler wegen der Novelle Leutnant Gustl sein Offiziersrang aberkannt 1908 Grillparzer-Preis (Zwischenspiel) 1914 Raimund-Preis (Der junge Medardus) 1920 Wiener Volkstheaterpreis (Professor Bernhardi) 101

102 “Leutnant Gustl” Arthur Schnitzlers Leben im Kontext: Modernismus, “Wiener Moderne”… Kontexte für “Gustl”: Freud; Anti-Semitismus…

103 Österreich-Ungarn (1869-1918)

104 Österreich-Ungarn (1869-1918) – „Vielvölkerstaat“

105 Wien im 19. Jahrhundert: Ringstraße
Franzensring um 1888

106 Wien: Ringstraße – Historismus
Park Ring 1885 Schotten Ring 1885

107 "Wiener Moderne" "Wiener Moderne": "antinaturalistische" Literatur und Kunst Naturalismus: Mensch: determiniert durch Milieu und Veranlagung Mimesis (mimetic imitation of reality) Antinaturalistische Kunst: Sprachkritik: Hugo von Hofmannsthal ( ): "die abstrakten Worte, deren sich doch die Zunge naturgemäß bedienen muss, um irgendwelches Urteil an den Tag zu geben, zerfielen mir im Munde wie modrige Pilze". Aus: "Ein Brief" (1902) Wichtigkeit der subjektiven Perzeption: Impressionismus

108 Impressionismus Claude Monet, "Impression, soleil levant" (1872)

109 "Wiener Moderne" Jugendstil (art nouveau): Gustav Klimt ( )

110 Sigmund Freud an Arthur Schnitzler (14. Mai 1922)
Verehrter Herr Doktor Nun sind auch Sie beim 60sten Jahrestag angekommen, [...]. Ich will Ihnen ... ein Geständnis ablegen, [...]. Ich habe mich mit der Frage gequält, warum ich eigentlich in all diesen Jahren nie den Versuch gemacht habe, Ihren Verkehr aufzusuchen und ein Gespräch mit Ihnen zu führen (wobei natürlich nicht in Betracht gezogen wird, ob Sie selbst eine solche Annäherung von mir gerne gesehen hätten). Die Antwort auf diese Frage enthält das mir zu intim erscheinende Geständnis. Ich meine, ich habe Sie gemieden aus einer Art von Doppelgängerscheu. Nicht etwa, daß ich sonst leicht geneigt wäre, mich mit einem anderen zu identifizieren oder daß ich mich über die Differenz der Begabung hinwegsetzen wollte, die mich von Ihnen trennt, sondern ich habe immer wieder, wenn ich mich in Ihre schönen Schöpfungen vertiefe, hinter deren poetischem Schein die nämlichen Voraussetzungen, Interessen und Ergebnisse zu finden geglaubt, die mir als die eigenen bekannt waren. Ihr Determinismus wie Ihre Skepsis - was die Leute Pessimismus heißen -, Ihr Ergriffensein von den Wahrheiten des Unbewußten, von der Triebnatur des Menschen, Ihre Zersetzung der kulturell-konventionellen Sicherheiten, das Haften Ihrer Gedanken an der Polarität von Lieben und Sterben, das alles berührte mich mit einer unheimlichen Vertrautheit.

111 Schnitzler und Freud Technique of free association – interior monologue Sigmund Freud, "Traumdeutung" (1899) Arthur Schnitzler, "Liebelei" (1895) Arthur Schnitzler, "Traumnovelle" (1926) Schnitzlers Novelle "Spiel im Morgengrauen" (1927) wurde verfilmt - Metro-Goldwyn-Mayer: "Daybreak" (1931)

112 Schnitzler: Österreicher und Jude
Antisemitismus in Wien: Karl Lueger, antisemitischer Bürgermeister 1897 bis 1910 "als österreichischer Staatsbürger jüdischer Rasse zur deutschen Kultur mich bekennend" (Schnitzler, Tagebuch 1918) "Nicht weniger stark als Sie glaube ich zu empfinden, was ich dem deutschen Volke danke. Aber selbst wenn ich, unter völliger Vernachlässigung meiner Rassezugehörigkeit, (was mir anfechtbar erschiene) alles, was ich besitze, dem Deutschtum zu danke glaubte, so drängte sich mir doch manchmal die Überlegung auf, wie vieles das Deutschtum selbst den kulturellen und ethischen Leistungen des Judentums, soweit seine Geschichte zurückreicht, zu verdanken hat, und würde mich immerhin auch einigermaßen in der Schuld meiner Ahnen fühlen." (Brief, 1913) "Wir wandeln in einem Gedrängel von Einsamkeiten" (Schnitzler, Tagebuch 1910)

113 Erster Weltkrieg "Habt ihr nicht gewußt, dass in dem Wort Krieg wie in einer durchsichtigen und zerbrechlichen Schale alle jenen anderen Worte enthalten sind: Mord, Verstümmelung, Raub, Plünderung, Seuche, Blindheit, Läuse, Vergiftung, lebendiges Verbrennen, Ersticken, Verdursten und noch hundert andere [...]?" (Schnitzler, Aphorismen und Betrachtungen)

114 Liebelei

115 Die Personen Hans Weiring (Violinspieler am Josefstädter Theater) Christine Weiring (seine Tochter) Mizi Schlager (Modistin) Katharina Binder (Frau eines Strumpfwirkers) Lina (ihre neunjährige Tochter) Fritz Lobheimer (junger Mann) Theodor Kaiser (junger Mann) Ein Herr (Ehemann der Geliebten) Liebelei

116 Inhalt Theodor, der mit Mizi liiert ist, hat seinem Freund - als Erholung von einer strapaziösen "Liebestragödie" mit einer verheirateten Frau - eine unverbindliche "Liebelei" mit Christine Weiring verordnet. Die vier Freunde verbringen gerade einen stimmungsvollen Abend, als der Gatte der ehemaligen Geliebten erscheint und Fritz in einem Gespräch unter vier Augen zu einem Duell herausfordert. Am darauf folgenden Tag gibt Fritz gegenüber Christine vor für kurze Zeit auf ein Gut zu verreisen. Christine erfährt zwei Tage später von Theodor, dass Fritz im Duell für eine andere Frau getötet wurde und bereits begraben ist. Voller Verzweiflung stürzt sich Christine aus dem Fenster. Liebelei

117 Entstehung/Rezension
entstanden 1894 uraufgeführt 1895 im Burgtheater Wien Schnitzlers erster großer Bühnenerfolg 1896 erstmals in Berlin gedruckt 1914 verfilmt Liebelei

118 Aufbau und Struktur 1. Akt spielt in der Wohnung von Fritz
Kennen lernen der Personen, der Liebestragödie; Auftauchen des Ehemannes 2. Akt spielt in der Wohnung von Christine Besuch von Fritz bei Christine 3. Akt spielt in der Wohnung von Christine Christine erfährt von Fritzens Tod und bringt sich um Liebelei

119 Sprache und Stil Liebelei
THEODOR: Kannst du nicht warten, bis wir alle trinken? … Also Kinder, bevor wir uns so feierlich verbrüdern, wollen wir auf den glücklichen Zufall trinken, der der … und so weiter… MIZI: Ja, ist schon gut! LINA: Guten Tag, Fräul’n Mizi. MIZI: Servus, kleiner Fratz! Liebelei

120 Sprache und Stil Liebelei
CHRISTINE: Nein, es ist gar nicht schön, dass du mir nie was von dir erzählst… Schau, mich interessiert ja alles, was dich angeht, ach ja… alles – ich möcht’ mehr von dir haben als die eine Stunde am Abend, die wir manchmal beisammen sind. Dann bist du ja wieder fort, und ich weiß gar nichts… Da geht dann die ganze Nacht vorüber und ein ganzer Tag mit den vielen Stunden – und nichts weiß ich. Darüber bin ich oft so traurig. Liebelei

121 Sprache und Stil Liebelei …
CHRISTINE Was nicht geahnt? – Dass ich ihn geliebt habe?! - Weiring zieht sie an sich CHRISTINE sich von Weiring losmachend Führen Sie mich zu seinem Grab! WEIRING Nein, nein – MIZI Geh nicht hin, Christin’ – THEODOR Christine… später… morgen… bis Sie ruhiger geworden sind – CHRISTINE Morgen? – Wenn ich ruhiger sein werde?! – Und in einem Monat ganz getröstet, wie? – Und in einem halben Jahr kann ich wieder lachen, was-?! Auflachend Und wann kommt denn der nächste Liebhaber? ... Liebelei

122 Interpretation Aktualität Liebe und Liebelei Der Tod Liebelei

123 Also da? Das ist das Fenster von dem du mir erzählt hast, an dem du immer arbeitest was? Und die schöne Aussicht! Ich kann nicht, ich kann nicht… Er geht mühsam von der Tür bis zum Fenster Was will sie… Was will sie… Er sieht durchs Fenster ins Leere Sie kommt nicht wieder – sie kommt nicht wieder! Er sinkt laut schluchzend zu Boden

124 Reigen

125 Die Personen Reigen Die Dirne Der Soldat Das Stubenmädchen
Der junge Herr Die junge Frau Der Ehegatte Das süße Mädl Der Dichter Der Schauspieler Der Graf Reigen

126 Inhalt In zehn Dialogen gestaltet Schnitzler die Gespräche von Paaren vor und nach dem Geschlechtsakt. Jeder Dialog beschreibt das Zusammentreffen von zwei Personen, die meist unterschiedlichen Gesellschaftsschichten entstammen. Immer in dem darauf folgenden Dialog wird jeweils ein Partner ausgetauscht, bis sich beim Zusammentreffen der letzten mit der ersten Person der “Reigen” schließt. Reigen

127 Entstehung/Rezension
1903 Veröffentlichung der ersten Buchausgabe in Wien und Leipzig 1904 Verbot des Reigens von der Berliner Staatsanwaltschaft Trotzdem Aufführungen 1922 bat Schnitzler den S. Fischer Verlag keine weiteren Theateraufführungen des Stücks mehr zu genehmigen Dieses Aufführungsverbot wurde von Schnitzlers Sohn Heinrich über den Tod des Autors hinaus verlängert Erst seit 1. Januar 1982 darf "Reigen" wieder aufgeführt werden. Max Ophüls verfilmte Arthur Schnitzlers „Reigen“ 1950. Reigen

128 Aufbau und Struktur Reigen Das Stück ist in zehn Szenen aufgebaut:
Die Dirne und der Soldat Der Soldat und das Stubenmädchen Das Stubenmädchen und der junge Herr Der junge Herr und die junge Frau Die junge Frau und der Gatte Der Gatte und das süße Mädl Das süße Mädl und der Dichter Der Dichter und die Schauspielerin Die Schauspielerin und der Graf Der Graf und die Dirne Reigen

129 Sprache und Stil Reigen Keine Namen Keine Beschreibungen der Personen
Figuren reden im Dialekt und nach der Schrift Soldat - Stubenmädchen Szene: vor dem Geschlechtsakt: STUBENMÄDCHEN: Aber mit der blonden mit dem schiefen Gesicht haben S’ doch mehr ’tanzt als mit mir. SOLDAT: Das ist eine alte Bekannte von einem meinigen Freund. STUBENMÄDCHEN: Von dem Korporal mit dem auf’drehten Schnurrbart? SOLDAT: Ah nein, das ist der Zivilist gewesen, wissen S’, der im Anfang am Tisch mit mir g’sessn ist, der so heis’rig red’t. STUBENMÄDCHEN: Ah, ich weiß schon. Das ist ein kecker Mensch. SOLDAT: Hat er Ihnen was ’tan? Dem möchte’ ich’s zeigen! Was hat er Ihnen ’tan? nach dem Geschlechtsakt: STUBENMÄDCHEN: Ich hab’ halt ’dacht, Herr Franz, Sie werden mich z’ Haus führen. SOLDAT: Z’ Haus führen? Ah! STUBENMÄDCHEN: Gehn S’, es ist so traurig, allein z’ Haus gehen. SOLDAT: Ja, ja, ist schon gut. Aber tanzen werd’ ich doch noch dürfen. STUBENMÄDCHEN: Ja, ich werd’ warten. SODAT: Wissen S’, Fräul’n Marie, ein Glas Bier lassen’s Ihnen geben. Zu einer Blonden sich wendend, die eben mit einem Burschen vorbeitanzt, sehr hochdeutsch Mein Fräulein, darf ich bitten?- Reigen

130 Interpretation Soziale Pyramide Doppelmoral „Anonymität“ Aktualität
Reigen

131 Traumnovelle

132 Stell dir doch vor, was diese Frauen für eine Existenz führen
Stell dir doch vor, was diese Frauen für eine Existenz führen! Voll Lüge, Tücke, Gemeinheit und voll Gefahren!

133 Inhalt Traumnovelle Ehe von Fridolin und Albertine Geständnis Notfall
Liebesgeständnis der Tochter des toten Patienten Nächtlicher Spaziergang Geheime Veranstaltung Verschleierte Frau Entlarvung Opferung Traum von Albertine Zweiter Rundgang Gespräch Neuanfang Traumnovelle

134 Entstehung/Rezension
Schnitzler begann mit der Arbeit an der "Traumnovelle" 1907 1925 erschien das Werk in mehreren Ausgaben in der "Dame", einer Berliner Zeitschrift 1926 wurde die "Traumnovelle" in Form eines Buches herausgebracht = Resultat der langjährigen Beschäftigung Schnitzlers mit Freuds Psychoanalyse. 1999 verfilmte Stanley Kubrick die Traumnovelle unter dem Titel „Eyes Wide Shut“. Traumnovelle

135 Aufbau und Struktur Traumnovelle 1. – 3. Kapitel: Einleitung
gegenseitige Geständnis von gedanklicher Untreue, Fridolins Hausbesuch bei dem verstorbenen Patienten, das Liebesgeständnis dessen Tochter 4. – 6. Kapitel: Haupthandlung Besuch bei der geheimen Gesellschaft, das Erzählen des Traumes und das Suchen der unbekannten Retterin 7. Kapitel: Schluss Versöhnung und Aussprache von Fridolin und Albertine Traumnovelle

136 Sprache und Stil Traumnovelle
Die Menschen, die dort zurückgeblieben waren, die lebendigen gerade so wie der Tote, waren ihm in gleicher Weise gespensterhaft unwirklich. Er selbst erschien sich wie entronnen; nicht so sehr einem Erlebnis als vielmehr einem schwermütigen Zauber, der keine Macht über ihn gewinnen sollte. Als einzige Nachwirkung empfand er eine merkwürdige Unlust, sich nach Hause zu begeben…) fragte er zweifelnd und hoffnungsvoll zugleich: „Was sollen wir tun, Albertine?“ Sie lächelte, und nach kurzem Zögern erwiderte Sie: „Dem Schicksal dankbar sein, glaube ich, dass wir aus allen Abenteuern heil davongekommen sind – aus den wirklichen und aus den geträumten.“ Traumnovelle

137 Interpretation Traumnovelle Zentraler Konflikt Traum und Wirklichkeit
Rolle der Frau Ehemoral Aktualität Traumnovelle

138 Und Frauen standen unbeweglich da, alle mit dunklen Schleiern um Haupt, Stirn und Nacken, schwarze Spitzenlarven über dem Antlitz, aber sonst völlig nackt.

139 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!


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