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Herausforderung Altern

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Präsentation zum Thema: "Herausforderung Altern"—  Präsentation transkript:

1 Herausforderung Altern
Heuer werde ich 55, ich bin alt – zumindest sagen mir das meine beiden Töchter (17 und 18 Jahre alt). Welches Alter verköpere ich nun? Welches Bild vom Alter vermittle ich? Solange ich berufstätig bin und nicht arbeitslos, solange habe ich eine akzeptierte Rolle. Ältere Menschen sind anders. Sie lernen anders, sie leben anders, sie sind, wie Odo Marquard sagt, theoriefähig. Gegenwärtig werden ältere Menschen, wenn sie aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind als Konsumenten gesehen. Wir sehen weniger die Würde des Alters. Erwünscht ist, dass ältere Menschen ein rotes Cabrio fahren, wandern, sich liften lassen, als silver traveler unterwegs sind. Das mag ja seine guten Seiten haben, aber hat das Alter nicht mehr als nur den Konsum zu bieten? Älterwerden ist ein Abenteuer. In die Zukunft mit der Vergangenheit als Hintergrund. Vergessen wir nicht unseren Ursprung. Franz Kolland Institut für Soziologie – Universität Wien 22. November 2010

2 Was zeigt uns der sozio-demographische Strukturwandel?
Strukturwandel seit Mitte des 19. Jahrhunderts! Lebenserwartung wächst seit 150 Jahren jährlich um rd. 3 Monate; sie wird – so die Langlebigkeits-Optimisten - bis 2050 auf rund 100 Jahre an- steigen! Ausbau der Alterssicherung Wandel der Produktionsweise Demographische Alterung ist kein biologischer Prozess sondern soziales Ereignis!

3 Bevölkerungspyramide 2008, 2030, 2050
„Aeging“ Alter 2030 boomer Jahre Babyboomer Alter heute Jg Jahre

4 . ..

5 Telefonapplikation für Baby Boomer
Are you one of the members of the vast Baby Boomer population looking to lead a normal and healthy life? Discover how you can live a completely fulfilling life.

6 Höchste Lebenserwartung von Frauen 1840-2000 (2040)
Japan Norwegen Die Lebenserwartung steigt weiter!!! Record female life expectancy from 1840 to the present [suppl. table 2 (1)]. The linear-regression trend is depicted by a bold black line (slope = 0.243) and the extrapolated trend by a dashed gray line. The horizontal black lines show asserted ceilings on life expectancy, with a short vertical line indicating the year of publication (suppl. table 1). The dashed red lines denote projections of female life expectancy in Japan published by the United Nations in 1986, 1999, and 2001 (1): It is encouraging that the U.N. altered its projection so radically between 1999 and 2001. Die Langlebigkeits-Optimisten Oeppen/Vaupel 2002 Schweden Oeppen/Vaupel 2002

7 Anzahl der über 65-jährigen chronisch behinderten US-Amerikaner
Kompression der Morbidität ? Alltagskompetenz verbessert sich im historischen Wandel (Manton/ Gu 2000) Anzahl der über 65-jährigen chronisch behinderten US-Amerikaner Altersbedingte Behinderungen und chronische Krankheiten können verhindert oder zumindest hinaus geschoben werden. In den USA ist in den vergangenen 20 Jahren ein wesentlicher Rückgang an altersbedingten Leiden zu beobachten, desgleichen auch in England, Schweden und anderen entwickelten Staaten. Ein Teil dieser Abnahme ist auf ein erhöhtes Ausbildungsniveau (1), auf einen höheren Lebensstandard (2) und auf bessere Gesundheit in früheren Lebensstadien (3) zurückzuführen. Bessere Lebensgewohnheiten (4) sind hier gleichfalls von Bedeutung. Wie bereits erwähnt, kann schon das Unterlassen von Rauchen (4a) und eine maßvolle Intensivierung der körperlichen Aktivität (4b) die Gefahr einer Herzkrankheit oder sonstiger Erkrankung erheblich reduzieren. Ein Wandel in der allgemeinen Einstellung der Mitmenschen (5), die diese neuen Gewohnheiten stützen, ist gleichfalls wichtig, sowohl was das Vermeiden von Behinderungen als auch die Eliminierung von Einschränkungen, denen sich Behinderte ausgesetzt sehen, betrifft.

8 Schokoladengeschäft, ganz originell (Der Standard, 27.11.2008)
Was ist Altern? „Möchten Sie 150 Jahre alt werden?“ (Inst.Allensbach) 1956: 55% 1986: 41% % Das Alter ist fremd in einer jugend-dominierten Kultur! Schokoladengeschäft, ganz originell (Der Standard, )

9

10 Einschränkungen in Aktivitäten des täglichen Lebens nach Alter und Geschlecht (Angaben in %)
Quelle: Statistik Austria, Gesundheitsbefragung 2006/07

11 Alternde Gesellschaften Gesellschaften des langen Lebens
oder Gesellschaften des langen Lebens Kritische Folgen der Langlebigkeit:  Ökonomische Absicherung (Pensionen)  Gesundheit/ Pflege: Demenz, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen Innovationsfähigkeit: Dequalifizierung Langlebigkeit und Gesundheit im Alter sind nicht die obersten Ziele der Natur! -> Die Natur liebt das Altern nicht (Paul Baltes): Aber…

12 Die Langlebigkeitsdividende
Potentiale für Erwerbsarbeit Potentiale für Freiwilligenarbeit Potentiale für Pflegearbeit Aber auch: Potential für eine Vita Activa, für selbstbestimmte und kreative Tätigkeiten – für ein bewusst gestaltetes Leben „Späte Freiheit“ Entwürfe von neuen Lebensformen: Wohnen, Nachbarschaft, active citizenship

13 Entberuflichung Ruhestand ist ein „verbindlich normiertes soziales Konstrukt“ (Fürstenberg 2002); es ist kein notwendiges Übel sondern anstrebenswertes Ziel (Ehmer 1990). 1. „Pensions-Normale“ unter Kaiser Joseph II 1781 1889 Bismarcksche Alters- und Invaliditätsversicherung Gesetzliches Pensionsantrittsalter: ASVG Männer: 65 Jahre Frauen: 60 Jahre (bis 2024) – bis 2033 dann 65 Jahre Öffentlicher Dienst Männer/Frauen: 65 Jahre Tatsächliches Pensionsantrittsalter: Männer: 58,9 Jahre (OECD: 63,5 Jahre) Frauen: 57,9 Jahre (OECD: 62,3 Jahre) Militär- und Beamtenadel, höherer Adel und Geistlichkeit blieben bevorzugte Integrationsinstrumente des „schwarz-gelben“ Nationalbewußtseins im vielgestaltigen Habsburgerstaat bis Ab 1773 erhielten die Beamten fixe Gehälter, ab 1785 vorherrschende Entlohnform. Die Einkommen höherer Ränge sanken: z.B. Obereinnehmer 1773: 2500 Gulden, nach 1773: 640 Gulden) wurde die „Pensionsnormale“ ( niedrige Pension nach Dauer der Dienstzeit) eingeführt. Nachdem bei den österreichischen Salinen die Alters- und Krankenversorgung durch sogenannte ”Provisionsnormale” neu festgelegt worden war, wurde auch im Erzbistum Salzburg 1791 eine ”Pensionsnormale” erlassen. Damit wurden Altersversorgung, Abfertigungen und Erziehungsbeiträge für die Salzarbeiter und deren Witwen und Waisen systematisch geregelt. Das System sah vor, die Empfänger der Unterstützungen in drei Klassen einzuteilen. Als Grundlage dafür dienten die Beschäftigungsdauer und die Bedürftigkeit der Arbeiter. Finanziert wurden die Unterstützungen je zur Hälfte von der Salinenamtskasse und den Bruderladen. Einzig die Krankenversorgung blieb zunächst allein den Bruderladen vorbehalten, die jedoch traditionell von der Salzburger Hofkammer und vom Halleiner Pflegamt finanzielle Zuschüsse erhielten wurde die Pensionsnormale durch eine Bestimmung ergänzt, die auch die Verteilung von Krankengeldern vorsah.(28) Anspruch auf die Unterstützungen hatten nur die ständigen Arbeiter, die unständigen Arbeiter waren auf gnadenhalber gewährte Beiträge aus den Bruderladen angewiesen. Auch das ist ein neuerlicher Hinweis auf die Differenzierung innerhalb der Arbeiterschaft. Die moderne Altersphase „Ruhestand“ als finanziell gesicherte, von Verpflichtungen freie Lebenszeit ist erst spät eingeführt worden. In Oesterreich entstand 1781 auf Initiative von Kaiser Joseph II das erste zusammenfassende Pensionsgesetz für Beamte ('Pensions-Normale') im deutschen Sprachraum, Renten- oder Pensionsregelungen für Amtsträger. Die erste Regelaltersgrenze belief sich zunächst auf das Alter von 70 Jahren(!!) und wurde 1889/91 über Bismarcks gesetzliche Rentenversicherung eingeführt. Alter war zunächst in den Zielsystemen der Sozialpolitik noch nicht als eigener Versicherungsfall verankert. Alter wurde als Unterkategorie eines breiten Spektrums von Invalidität aufgefasst. Die «Kaiserliche Botschaft» von 1881 Darin heißt es: " ... Aber auch diejenigen, welche durch Alter oder Invalidität erwerbsunfähig werden, haben der Gesamtheit gegenüber einen begründeten Anspruch auf ein höheres Maß an Fürsorge, als ihnen bisher hat zuteil werden können. Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens, welches auf den sittlichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht ... " 24.Mai 1889 Mit 165 gegen 145 Stimmen verabschiedet der Reichstag in dritter Lesung das von der Regierung vorgelegte Gesetz zur Alters- und Invaliditätssicherung. Es tritt am 22.Juli 1889 nach Zustimmung des Bundesrates und des Kaisers in Kraft. Es ist das letzte der 3 umfassenden Sozialversicherungsgesetze - nach dem Krankenversicherungsgesetz von 1883 und dem Unfallversicherungsgesetz von die Reichskanzler Otto von Bismarck im Reichstag durchsetzen kann. Die Bestimmungen des Alters- und Invaliditätsgesetzes sehen vor: Das Gesetz gilt für die durch Alter oder Invalitität hervorgerufene Erwerbsunfähigkeit. Die Gewährung einer Invaliditätsrente ist erst nach 5jähriger Beitragszahlung möglich (Wartezeit). Der Rentenanspruch für eine Altersrente beginnt mit der Vollendung des 70.Lebensjahres ( ! ) und setzt eine dreißigjährige ( ! ) Beitragszahlung voraus. Es besteht Versicherungszwang für alle Lohnarbeiter der Industrie, des Handwerks und der Landwirtschaft. Träger der Versicherung sind die dafür einzurichtenden Landesversicherungsanstalten. Finanziert wird die Versicherung zu je einem Drittel von den Arbeitnehmern, den Arbeitgebern und vom Reich, letzteres in Form von Zuschüssen. Das Gesetz wird mit den Stimmen der beiden konservativen Fraktionen, der Nationalliberalen und von 15 Abgeordneten des Zentrums angenommen. Gegen das Gesetz stimmen die Sozialdemokraten, die Linksliberalen, die Welfen, die Elsaß-Lothringer und die Mehrheit des Zentrums. (Nach Chronik der Deutschen, Dortmund 1983) Die vorzeitige Verrentung stellte in den späten 1980er Jahren noch einen bedeutsamen und einschneidenden Vorgang der, der die biografische Phase des Älterwerdens im Beruf und des Übergangs in den Ruhestand prägte. Die Statuspassage Pensionierung wird durch das Verhältnis von drei Lebensbereichen zueinander bestimmt, aus denen Verpflichtungen und Erwartungen, aber auch Angebote und Dispositionsmöglichkeiten erwachsen: Berufs- und Arbeitswelt Partnerschaft/Familie „freie“ soziale Beziehungen Wahrnehmungs- und Handlungsweisen sind untrennbar mit den Handlungsspielräumen und Optionen verbunden, die in den drei Bereichen institutionalisiert sind. Die Vermittlung zwischen diesen drei Bereichen lässt sich als „Balance-Arbeit“ bezeichnen. Sie ist beeinflusst von erlernten Dispositionsspielräumen, die durch externe Bedingungen und innere Autonomie modifiziert werden. Strukturwandel der Arbeit: Verberuflichung Kompression (vorne und hinten) Flexibilität Verberuflichung bedeutet, daß trotz struktureller Arbeitslosigkeit die Erwerbsbeteiligung in den letzten Jahrzehnten weiter angestiegen ist, wobei von ihr insbesondere die Frauen profitierten. Dabei bleibt allerdings festzuhalten, daß ein erheblicher Prozentsatz der erwerbstätigen Frauen nicht in vollem Umfang, sondern teilzeitbeschäftigt ist. Von hier auch Auswirkungen auf die Pflegeleistungen. Die zunehmende Verberuflichung ist eng verknüpft mit einer Flexibilisierung der Arbeitszeit. Es hat weniger die Zahl der Vollzeitbeschäftigten zugenommen als die der Teilzeitarbeitskräfte und atypischen Beschäftigungsformen. Die Expansion der Teilzeitbeschäftigung gehört zweifellos zu den signifikantesten Trends des gegenwärtigen Strukturwandels der Arbeit. Gleichsam parallel zur Verberuflichung des mittleren Lebensalters verläuft die Entberuflichung des Alters. Die Erwerbsquoten der über 55jährigen zeigten in den letzten Jahrzehnten ausschließlich einen Rückgang. Die "Dysfunktionalität" des älter werdenden Menschen für den Arbeitsprozeß beruht darauf, daß zum einen der materiell-biologische Verschleiß in intensivierten Arbeitsprozessen und unter schlechten Um- und Arbeitsweltbedingungen kein Arbeiten für die gesamte Länge des Lebens ermöglicht. Dazu kommt, daß in der zunehmend verwissenschaftlichten Arbeitswelt "Erfahrung" immer weniger zählt. Das Wissen hat eine hohe Umschlaggeschwindigkeit und es hat sich außerdem vom Subjekt gelöst. Es ist in "objektiven Wissensspeichern" zugänglich. Als Erfahrungs- und Traditionsspeicher der Arbeitswelt verliert der ältere Mensch an Bedeutung. Aufgrund dieser Bedingungen und der Demografie wird eine geänderte Zusammensetzung der Erwerbsbevölkerung erwartet. So wird erwartet, daß in den nächsten zehn Jahren die Anzahl der unter 30jährigen Erwerbstätigen um etwa 10% zurückgehen wird. Reaktionen: Es wächst der Wunsch nach jungen ausländischen Arbeitskräften Es kommt zu einer Konkurrenz um junge Arbeitskräfte - vor allem in den Wachstumsbranchen, die ihre Belegschaft verjüngen. Dies könnte zu einer branchenspezifischen und technologischen Segregation der Altersgruppen führen. Es kommt zu einer steigenden Wertschätzung der älteren Arbeitnehmer (unretirement) vor allem in Dienstleistungsberufen. Der Strukturwandel der Wirtschaft wird sich weniger stark über einen Generationswandel vollziehen als vielmehr über einen Wandel der Erwerbstätigen im mittleren und höheren Alter - Stichwort: Lebenslanges Lernen. 13

14 Kompression der Erwerbsarbeit
In den europäischen Wohlfahrtsstaaten wird einerseits eine Verlängerung der Erwerbsphase favorisiert und andererseits sehen sich Menschen ab 40 Jahren auf dem Arbeitsmarkt mit negativen Altersstereotypen konfrontiert. Es zeigt sich eine Öffnung der Schere zwischen individuell vorhandenem und gesellschaftlich nicht genutztem Alterspotential Die Kompression der Lebenserwerbsarbeit ist begleitet von einem Machtverlust der „abhängigen Bevölkerung“ (Junge/Alte) Die Medikalisierung der Gesellschaft verstärkt das Defizitmodell des Alters (Frailty, Anti-Ageing) Widersprüchliche Strategien Seit den 1990er-Jahren haben sich die Widersprüche zwischen den Strategien vorzeitiger Pensionierungen und erwarteten finanziellen Engpässen der Altersvorsorge europaweit verstärkt. Es wird immer deutlicher, dass sich Sozialpolitik und Wirtschaft eine vorzeitige Ausgliederung älterer Menschen langfristig kaum mehr leisten können. Trotzdem kennen viele Firmen und Verwaltungen weiterhin feste Altersregelungen, welche eine Weiterbeschäftigung nach Erreichen des AHV-Alters ausschliessen. Es gibt primär drei Gründe, weshalb der Trend zur (Weiter-)Beschäftigung älterer beziehungsweise pensionierter Arbeitskräfte inskünftig Bedeutung gewinnen wird: Erstens kann die zukünftig erwartete demographische Alterung besser bewältigt werden, wenn mehr Menschen länger erwerbstätig bleiben. Demographisch gesehen erscheint die in den letzten Jahrzehnten erfolgte Ausbreitung von Frühpensionierungen langfristig unhaltbar. Immer häufiger wird deshalb die Förderung der Altersteilzeitarbeit oder selbst eine Erhöhung des Rentenalters ins Gespräch gebracht. Die «International Association for the Study of Insurance Economics» in Genf bezeichnet die Altersteilzeitarbeit als 4. Säule der Altersvorsorge und gibt zur Förderung der Idee ein Newsletter «The Four Pillars» heraus. Zweitens nimmt in den jüngeren Rentnergenerationen die Zahl älterer Männer und Frauen zu, die auch im höheren Lebensalter fachlich und beruflich kompetent und motiviert bleiben. Zunehmend mehr gut qualifizierte ältere Frauen und Männer sind interessiert, auch im höheren Alter «produktiv» zu bleiben. Alle gerontologischen Studien belegen zudem, dass aktive Engagements wesentlich zu einem erfolgreichen Altern beitragen. Schon heute wären nicht wenige pensionierte Männer (14 Prozent bis 19 Prozent) bereit, bei einem interessanten Angebot zumindest teilzeitlich erneut berufstätig zu sein, wobei weniger finanzielle als berufliche und soziale Motivationen (Interesse an beruflichem Engagement und an sozialen Kontakten) im Vordergrund stehen. Inskünftig wird die Zahl älterer Menschen ansteigen, welche das AHV-Alter dazu benützen, fachlich engagiert zu bleiben oder im Alter als «Jungunternehmer» tätig zu werden. Modellorganisationen - wie Adlatus und Senexpert - illustrieren, dass es möglich und sinnvoll ist, im höheren Lebensalter weiterhin produktiv zu bleiben, beispielsweise zugunsten jüngerer Generationen. Drittens gewinnt der Seniorenmarkt an Bedeutung. Die demographische Alterung konfrontiert Unternehmen häufiger mit älteren Kundinnen und Kunden, und eine «zu junge Belegschaft» erhöht das Risiko, an den Bedürfnissen dieses wachsenden Kundenkreises vorbeizuproduzieren. Heutige ältere Frauen und Männer sind aktiver als frühere Generationen, da viele ältere Menschen von einem hohen Wohn- und Lebensstandard profitieren. Lebte vor 12 Jahren eine knappe Mehrheit der 50- bis 79-jährigen Personen als Mieter, sind gegenwärtig eine knappe Mehrheit in dieser Altersgruppe Wohneigentümer. Ein ausgeglichener Generationenmix im Unternehmen hilft, die Bedürfnisse wohlhabender, kritischer Senioren besser abzudecken. Wie rasch die Entwicklung von einer Strategie der (zumindest teilweise forcierten) Frühpensionierung zur gezielten Förderung der Altersteilzeitarbeit voranschreitet, ist ungewiss. Sie hängt davon ab, wie rasch Arbeitskräfte erneut knapp werden, ob Vorurteile gegenüber älteren Arbeitnehmern verschwinden und ob die berufliche Weiterbildung auch ältere Menschen integriert. Zumindest kurz- bis mittelfristig ist eine weitere Polarisierung des «Altersarbeitsmarktes» wahrscheinlich, indem einerseits weiterhin viele Menschen sich vorzeitig pensionieren lassen beziehungsweise frühpensioniert werden, andererseits eine wachsende Elite aktiver und kompetenter AHV-Rentnerinnen und -rentner beruflich engagiert bleibt.

15 Lebenserwartung und Erwerbsarbeit OECD-Länder

16 Veränderungen der Struktur des Lebenslaufs
Alter früher: heute und in Zukunft: alt mittel jung Freizeit Bildung Arbeit Freizeit Arbeit Bildung nach Riley & Riley, 1992

17 Wohnen im Alter: Was wissen wir?
Die Mehrheit älterer Menschen lebt in Privatwohnungen. Trotz wachsenden Pflegebedarfs lebt die Mehrheit selbständig. Dies gilt auch und zukünftig verstärkt für Hochaltrige (80+). Wohnen als Zusammenspiel von Wohnstandard und Wohnerleben; z.T. gegensätzliche Wohnwünsche: Anregung – Ruhe; Privatheit – soziale Kontakte Alterswohnen kann und muss gelernt werden (Saup/Reichert 1997) Durchschnittlich halten sich Ältere mehr als drei Viertel des Tages zu Hause auf (Baltes et al. 1998) Der einzelne kann sich vorausschauend damit befassen. So kann er sich über Umweltbedingungen informieren, die auf die von ihm erwarteten Veränderungen in seiner sozialen Umwelt, mit seiner Verfügbarkeit über soziale, finanzielle Ressourcen abgestimmt sind. Des weiteren können die verschiedenen „Wohnmodelle“, die für sie/ihn in der Altersphase einmal in Frage kommen, jeweils mit ihren Konsequenzen durchdenken. Verantwortung für sein eigenes Lebensschicksal zu übernehmen heißt auch, eine vorausschauende Wohn- und Lebensplanung zu betreiben. Saup/Reichert 1997, Funkkolleg. Daher: Alltag im Alter ist Wohnalltag 17

18 Wohnen im Alter: Was wissen wir?
Alter ist nicht gleich Alter, daher: Es gibt kein altersgerechtes Wohnen. Schichtzugehörigkeit bestimmt Wohnverhalten. Wohnbedürfnisse sind lebensgeschichtlich geprägt (nicht das Nützliche wird beim Umzug mitgenommen!). Bedarf und Nachfrage können auseinanderfallen. Ein hoher Bedarf an Wohnanpassung kann mit einer geringen Nachfrage verknüpft sein. Ursache: Kosten werden überschätzt, Behinderungen werden verdrängt. - Sperrfrist 26. März Text für Medien mit wichtigsten Erkenntnissen aus dem Age Report 2009 Age Report 2009 Einblicke und Ausblicke zum Wohnen im Alter Ältere Frauen und Männer wohnen mehrheitlich gut und in grosszügigen Platzverhältnissen. Nur wenige befassen sich mit einem altersbedingten Wohnwechsel, auch wenn die meisten ihre Wohnverhältnisse nicht als alters- oder behindertengerecht einstufen. Der Age Report liefert neue Zahlen und Fakten zu Wohnformen, Wohnwünschen und Wohnbedürfnissen älterer Menschen in der deutschsprachigen Schweiz. Dazu wurden mehr als tausend Personen im Alter ab sechzig befragt. Wie vielfältig das Wohnen im Alter aussehen kann, zeigen acht Reportagen, die über Wohnveränderungen von älteren Frauen und Männern berichten. Mit der Pensionierung wird die Wohnung oft zum Lebensmittelpunkt. Deshalb ist in späteren Lebensjahren eine gute Übereinstimmung zwischen individuellen Bedürfnissen und Wohn­faktoren ein besonders wichtiges Kriterium für Lebensqualität. Wohntrends Vier zentrale Wohntrends im Alter lassen sich festhalten: Erstens ist der Anteil älterer Menschen in Wohnungen mit nur ein bis zwei Zimmern gesunken, wogegen der Anteil älterer Menschen mit vier und mehr Zimmern anstieg. In der Schweiz müssen sich nur wenige ältere Menschen mit engen Wohnverhältnissen begnügen. Der Wohnstandard der grossen Mehrheit älterer Menschen kann als gut bis sehr gut eingeschätzt werden. Zweitens zeigen ältere Frauen und Männer heute eine sehr hohe Wohnzufriedenheit. Trotzdem schätzen viele ältere Menschen ihre aktuelle Wohnung nicht als altersgerecht ein. So stufte 2008 nur ein Viertel der 60-jährigen und älteren Befragten ihre Wohnung als alters- bzw. behindertengerecht ein. Drittens ist der Anteil der Wohneigentümer bei neuen Generationen älterer Menschen angestiegen, und nahezu die Hälfte der 55- bis 64-Jährigen lebt in einer eigenen Wohnung bzw. in einem eigenen Haus. Wird versteuertes Wohneigentum (inkl. Ferienwohnung) mitgezählt, besitzen heute fast 60% der 55- bis 64-Jährigen privates Wohneigentum. Viertens hat sich die Wohnmobilität auch älterer Menschen deutlich erhöht. So stieg der Anteil von Haushalten mit Personen im Alter von 60 bis 74 Jahren, die innerhalb der letzten 5 Jahre ihren Wohnort wechselten, zwischen 1970 und 2007 von 8% auf gut 20%. Gleichzeitig haben sich Verkehrsmobilität und Internet-Anschluss im Alter weiter erhöht. Wohnalternativen Für fast die Hälfte (49%) der befragten über 60-Jährigen erscheint keine Wohnalternative zur jetzigen Wohnung als attraktiv. Die andere Hälfte (51%) bejaht neue Wohnoptionen, wobei ein freiwilliger Wechsel in eine kleinere Wohnung, eine Alterswohnung oder – bei wohlhabenden Personen – in eine Seniorenresidenz im Vordergrund steht. Nach der Antizipation eines altersbedingten Wohnwechsels gefragt, haben nahezu zwei Drittel (63%) der befragten Personen sich noch keine Gedanken gemacht. Ein Fünftel (22%) gibt an, sich schon gedanklich mit einem altersbedingten Wohnwechsel befasst zu haben, dies aber nicht gründlich. Nur ein Zehntel (11%) erwähnt, sich schon gründlicher mit Fragen eines Wohnwechsels aus Altersgründen auseinandergesetzt zu haben. Wohnformen für das Alter In den letzten Jahrzehnten wurden vielfältige Wohn- und Pflegeformen für ältere Menschen entwickelt: a) Bei mehr Wohnprojekten wird eine Durchmischung der Generationen angestrebt. Einer­seits soll eine soziale Trennung der Generationen vermieden werden. Andererseits vermögen jüngere und ältere Menschen durch gegenseitige Kontakte zu profitieren. Eine gute altersmässige Durchmischung einer Wohnsiedlung garantiert allerdings noch keine intergenerationelle Gemeinschaft, und je näher zusammen gewohnt wird, desto wichtiger sind gegenseitige Toleranz und Offenheit. b) Trotz verstärkter Individualisierung steigt in Teilen der Bevölkerung der Wunsch nach mehr sozialen Kontakten. Allerdings werden Bedürfnisse nach sozialem Zusammensein und Beibehaltung einer Privatsphäre oft gleichzeitig betont. Deshalb unterscheiden sich die gemeinschaftlichen Wohnformen für die zweite Lebenshälfte von der Idee der Wohn­gemeinschaft der 1970er-Jahre: Es geht nicht um die Aufgabe von Individualität durch kollektive Wohn- und Lebensformen, sondern um die Ergänzung der eigenen Individualität durch gemeinschaftliche Kontakte. c) Betreutes Wohnen im Alter erlaubt selbständiges Wohnen im Alter auch bei gesundheitlichen Einschränkungen. In den letzten Jahren wurde das Konzept des betreuten Wohnens bzw. Service-Wohnens in zwei Richtungen ausgedehnt: Erstens wurde das Prinzip des betreuten Wohnens auch auf stärker pflegebedürftige alte Menschen ausgedehnt. Zweitens gewann das Prinzip „Wohnen mit Service“ im Rahmen einer modernen Dienst­leistungsgesellschaft generell eine verstärkte Attraktivität. d) Aufgrund steigender Zahl hochaltriger Menschen erhöht sich die Zahl an demenz­erkrankten Menschen. Da demenzerkrankte Menschen am besten in einem geschützten Rahmen zurechtkommen, erweisen sich dezentralisierte Pflegestationen und überschaubare Wohngruppen oft als geeignete Wohnform, neben einer guten familialen Versorgung. Pflegewohngruppen, die eine Ausrichtung auf Alltagsaktivitäten erlauben, führen dazu, dass verbliebene Kompetenzen mobilisiert und emotionale Zugänge geöffnet werden. Anschauliche Beispiele mit vielen Bildern Die Alternsprozesse von Menschen verlaufen unterschiedlich, und die enorme Vielfalt an Alternsprozessen impliziert eine Vielfalt von Wohnformen für ältere und hochaltrige Menschen. Der reich bebilderte Age Report liefert nicht nur eindrückliches Zahlenmaterial zur Dokumentation dieser Vielfalt, sondern zeigt auch anschauliche Beispiele auf. In acht individuellen Porträts werden unterschiedliche Wohnformen und Lebensentwürfe im Reportageteil des Age Reports angeleuchtet. Dafür hatte die Age Stiftung ältere Frauen und Männer gesucht, die eine Wohnveränderung ins Auge fassten und die bereit waren, sich dabei von einer Journalistin und einer Fotografin begleiten zu lassen. Ob Pendeln zwischen Zürich und Süditalien, ob ein Umzug ins Altersheim, der Kauf einer Eigentumswohnung oder der Einzug in eine Hausgemeinschaft, die Motivationen und die Geschichten könnten unterschiedlicher nicht sein, und die Reportagen zeigen auf, dass Wohnen im Alter alles andere als ein einheitliches Konzept darstellt. Analyse: François Höpflinger, Reportagen: Paula Lanfranconi, Fotos: Ursula Meisser

19 Angenommen Sie werden eines Tages pflegebedürftig: Welche Wohnform wünschen Sie sich? (Österreich, IFES 2010)

20 Gesundheit (Majce 2006) Zwei Drittel der 50-und-Mehrjährigen in Österreich bezeichnen ihren Gesundheitszustand als „gut“ oder „sehr gut“. Multimorbidität („Frailty“): das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer, in der Regel chronisch-degenerativer Krankheiten, nimmt mit dem Alter markant zu. Je mehr Krankheiten man hat, je schlechter man die eigene Gesundheit einstuft, desto pessimistischer und defensiver ist die Grundhaltung und desto negativer ist das allgemeine Lebensgefühl. Soziale Integration hat einen bedeutenden protektiven Wert für die Gesundheit im Alter.

21 Soziale Ungleichheit und Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen (SHARE, D, n=1.921, 50+, in %)
Knesbeck/Mielck: Z Gerontol Geriat 42:39–46 (2009)

22 Soziale Ungleichheit und geriatrisches Assessment durch den Hausarzt (SHARE, D, n=1.921, 50+, Angaben in %) Knesbeck/Mielck: Z Gerontol Geriat 42:39–46 (2009)

23 Soziale Determinanten von Gebrechlichkeit (Frailty)
Alter/ Geschlecht Bildungsstand/ Einkommen Soziale Unterstützung/ Soziale Netzwerke Physische Aktivität/ Outdoor-Bewegung Ernährung Woo, J., Goggins,W., Sham, A., Ho, S.C., Social determinants of frailty. Gerontology 51, 402–408.

24 Altern und soziale Beziehungen
Je älter jemand wird, desto wahrscheinlicher ist ein kleineres soziales Netzwerk. Einschränkungen der Mobilität und Singularisierung bestimmen das Alter als strukturell isolierte Lebenssituation. Soziale Beziehungen haben eine wesentliche salutogene Wirkung, d.h. es besteht ein Zusammenhang zwischen der Größe bzw. Dichte des sozialen Netzwerks und (psychischer) Gesundheit.

25 Soziale Beziehungen im hohen Alter
Wir bewegen uns in Jahrgangskohorten durch alters-differenzierte Institutionen (z.B. Schule, Freizeitorga-nisationen). Das hat Konsequenzen im hohen Alter. Peer-Group-Beziehungen sind über den Lebenslauf zwar günstig, im hohen Alter aber für jene problematisch, die überleben. Der Verlust sozialer Beziehungen im Alter ist nicht nur ein Verlust, der durch die Langlebigkeit entsteht, sondern auch Ergebnis von Alterstypisierungen und Altersdifferen-zierungen, die im Zuge der Industrialisierung entstanden sind.

26 Bewegung im Pflegeheim
Wie wird man bettlägrig? Immobilität wird als „normaler“ Prozess gesehen. Liegen hat patho-physiologische Folgen (z.B. abnehmende Muskeltätigkeit, Thromboseneigung, eingeschränkte Wahrnehmung) Ortsfixierte Patienten brauchen Bewegung. Lösungen: Rollstuhlfreie Tage; täglich: bewusstes Stehen. Pflegecharta: Ältere Menschen haben das Recht, an die frische Luft zu kommen. Angelika Zegelin (2005): „Festgenagelt sein“ - Der Prozess des Bettlägerigwerdens. Bern: Huber.

27 Georg Christoph Lichtenberg
Ich habe es sehr deutlich bemerkt, dass ich eine andere Meinung habe, wenn ich liege und eine andere, wenn ich stehe. Georg Christoph Lichtenberg

28 „Für den Laden war ich noch nicht reif“
100-Jährige verlässt Seniorenheim „Für den Laden war ich noch nicht reif“ Man muss sich nicht alles bieten lassen, findet Maria Milz. Weil sie sich schlecht behandelt fühlte, zog die 100-Jährige nach knapp zwei Monaten wieder aus dem Altenheim aus. Nun wohnt sie wieder im eigenen Haus. Frau Milz war noch nicht reif für das Altenheim: „Da hab ich meine Tochter angerufen und gesagt: 'Komm sofort, sag ich, 'hier bleib ich keine Stunde mehr!'„ Foto: Laif

29 Altersbilder beeinflussen das Handeln in der Spätlebensphase

30 Der menschliche Lebenslauf: Aufstieg, Stillstand und Niedergang
In vorindustriellen Gesellschaften hohe Unsicherheit und Unberechenbarkeit des Lebenslaufs Versuch, biologische Prozesse in vertrauten Denkfiguren zu interpretieren, als Rhythmen der Natur = Suche nach Stabilität und Regelmäßigkeit

31 Das Leben erzählt in vier Flaschen

32 Altersbilder in der Gegenwart
Kehrseite der Einführung der Pensionsversicherung: Funktionsverlust des Alters Von der unsicheren zur sicheren Lebenszeit Entstehung eines Jugendkultes Defizitmodell des Alters Seit der Jahrhundertwende blickt die Jugend nicht mehr zum Alter auf - vielmehr ist es die Jugend, die zum Orientierungspunkt für alle Altersgruppen wird und damit auch Verhalten und Einstellungen der Alten beeinflußt. Die jungen Generationen lehnten immer häufiger die Führung durch die Erwachsenen ab. Und auch der unbezweifelbare soziale Fortschritt der Pensionsversicherung hatte seine Kehrseite. Durch das systematische und kollektive Ausscheiden aus der Berufswelt ab einem bestimmten Alter verknüpfen sich mit dieser Altersgruppe Assoziationen von Funktions-, wenn nicht gar Nutzlosigkeit, von Entbehrlichkeit und von einem Status der Nehmenden, nicht mehr Gebenden. Bis ins 20. Jahrhundert war vor allem die eigene Arbeitskraft und nicht die Familie die wichtigste Stütze für die alten Menschen in ihrer Statuszuweisung im Altersgruppenaufbau der Gesellschaft. Damit konnte auch die Unabhängigkeit von den jungen Generationen erwirkt werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigen Literatur und Kunst einen Wandel in den Generationenbeziehungen. Es kommt zu einer negativen Bewertung des Alters, die durch die rasch expandierende Jugendbewegung verschärft wird. Die Jugendbewegung war neben einer Reaktion gegen die Erstarrungen, Einengungen und Konventionen der bürgerlichen Gesellschaft mit ihren ersten negativen Folgeerscheinungen der Industrialisierung (darum der Slogan "Aus grauer Städte Mauern") und Verstädterung auch eine Reaktion gegen die Vormachtstellung der älteren Generationen. Die Jugend, die sich als Anhängsel der alten Generation fühlte, suchte ihren Weg in das öffentliche Leben. Sie strebte nach einer Lebensführung, die dem "jugendlichen Wesen" entspricht. Bart, Spitzbauch und Kneifer, mit denen sich bis dahin Jüngere ausstaffiert hatten, um älter zu wirken und in Beruf und Gesellschaft ernst genommen zu werden, wichen jetzt den Symbolen der Jugend: einem sportlich geübten Körper und einer körperbetonten Mode. Folge: Age-ism, d.h. zu alt, zu teuer, zu krankheitsanfällig

33 „Ordnung“ des Lebenslaufs im 20. Jh.
Wo sind die Frauen? Paul Steinberg 1954, n. P.Thane 2005: 276

34 „Ich fühle mich jünger als ich bin.“
Altersgruppen % “I can remember when Gloria Steinem turned 50, and people kept saying, ‘You look good for 50.’ It really does make you think, ‘What is 50 supposed to look like?’” (T. Antonucci) (n=1.000; 50 Jahre und älter, 2006, Österreich) Gesundheitszustand, Soziale Schicht, Lebensform, Alter: p<.01 34

35 Altersverweigerung

36 Alterskultur: Sun City in den USA : Active Adult Retirement Communities
Wenn von einer Alterskultur die Rede ist, dann ist eine weitere Entwicklung zu nennen, die in den USA in den 1960er Jahren ihren Anfang hatte, nämlich den retirement communities bzw. Sun Cities in Arizonas und Florida. Eine ähnliche Entwicklung findet sich zeitverzögert auch in Europa, wo sich ältere Menschen aus dem Norden in Nachbarschaft von ihresgleichen im Süden ansiedeln. Dabei muss allerdings auf einen fundamentalen Unterschied zwischen beiden Lebensformen hingewiesen werden. Während in ersterer ein starker bzw. sogar strenger Anspruch auf Aktivität, Teilnahme, Anti-Aging (Bewegung, Betätigung, Geselligkeit) besteht, ist dieser Anspruch in letzterer Lebensform weniger ausformuliert.

37 Alterskultur? So…

38 oder so?

39 Selbstbestimmung und Würde des Alters
Neben der Selbständigkeit im Alter gilt die Selbstbestimmung als wesentlich für das späte Leben (vgl. Ganner 2006) Die Erziehung zum autonomen Bürger wurzelt in Kants Forderung nach dem „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ Autonomie ist ein „Zustand, in dem der alte Mensch sich in der Lage sieht, seine Lebensziele durch den Gebrauch eigener Verhaltenskompetenzen und Ressourcen zu erreichen Autonomieförderung steht im Zusammenhang mit der „Normalisierung“ von Lebenslagen im Fall von Hilfe- bzw. Pflegebedürftigkeit In der Fähigkeit zur Selbstbestimmung liegt ein entscheidender Faktor für eine befriedigende Lebensführung im Alter. Paradox ist, dass die Selbstbestimmung nur auf Wegstrecken von Unsicherheit erworben werden kann. Es geht nicht nur um den Erhalt der Kompetenz zur Erfüllung der alltäglichen Anforderungen, sondern es geht um die auf das Ich angewandte, als individuell fokussierte Kompetenz, die Selbstbestimmung im Alter. Ein hoher Score im Index der „Activities of Daily Living“ ist eine Bedingung aber nicht das Ziel. Nicht Selbständigkeit erst Selbstbestimmung, so die These, ermöglicht eine hohe subjektive Lebensqualität (Kolland/ Rosenmayr 2006). So verstehen wir z.B. auch besser, dass Gesundheit kein Ziel an sich, sondern ein Mittel ist, um Ziele und Zustände zu erreichen und um so innerlich bejahte Wege überhaupt oder besser gehen zu können. Es bildet sich eine Eigenkraft individueller und gesellschaftlicher Gestaltung heraus. Sie fordert und fördert ihrerseits Gesundheit als Kapazität und vorausschauendes Handeln. Die älteren und alten Menschen der Zukunft werden sich nicht mehr bloß auf das Gegensteuern nach Erkrankungen verlassen können. Lebensentwicklung als der dem Altern gegenläufige Prozess, dürfte nicht mehr als gehobene Form der „Restverwertung“ unter optimierenden Bedingungen aufgefasst werden. Autonomieförderung steht im Zusammenhang mit der "Normalisierung" von Lebenslagen, auch im Falle der Hilfe- und Pflegeabhängigkeit. Danach soll sich das Leben in Betreuungseinrichtungen oder mit Sozialen Diensten so wenig wie möglich von den alltäglichen Lebensbedingungen unterscheiden. Für die Altenhilfe wären diese Entwicklungen folgenreich, da sie die Organisationen dazu herausfordern, ihre Leistungspalette, deren Darbietung und damit auch die Organisation umzugestalten.

40 Ausblick: Neue Leitbilder des Alters
Erfolgreichen Altern: Aktive Gestaltung der Lebensphase Alter: Bewegung, lebenslanges Lernen, Gesundheit. Gesellschaftspolitisch hat es vor allem gesundheitsfördernde Ansätze und individuelle Strategien eines aktiven Alterns zur Folge. Produktives Altern: Alte Menschen erbringen gesellschaftlich wertvolle Leistungen. Sozialpolitisch heißt das Ausdehnung der Lebensarbeitszeit und Aufwertung der Freiwilligenarbeit. Bewusstes und selbstgestaltetes Altern: Lebenslange Entwicklung und Selbstverwirklichung in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft. Sozialpolitisch richtet es sich gegen negative Altersbilder. Solidarisches Altern: Gerechtigkeit und Generationensolidarität zwischen Jung und Alt. Neue Kultur der Pflege.

41 „Hätte ich gewusst, dass ich so lange leben werde, hätte ich besser auf mich aufgepasst.“
(Eubie Blake, Komponist, an seinem 100. Geburtstag) Zur Lösung des Dilemmas, welches sich ergibt, wenn wir uns die Lebensmitte ansehen, einer zunehmenden Unübersichtlichkeit von Vollberufstätigkeit, Teilberufstätigkeit, Brückjobs, ehrenamtlichen Engagements, braucht es die Vorstellung, dass das alte Modell des Lebenslaufs nicht mehr gültig ist. Die Dreiteilung des Lebenslaufs mit seinen klaren Grenzen ist empirisch immer weniger feststellbar. Die Antwort auf diese Veränderungen ist, dass wir akzeptieren, dass es eine erhebliche Diversität an Erfahrungen in der 2. Lebenshälfte gibt, mit multiplen Übergängen und unterschiedlichen Ergebnissen. Das Resultat wird ein sehr verschiedenes Leben im Alter sein, als das, wie es sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezeigt hat. Alter wird damit zur Pioniersituation und zu einer echten Herausforderung (Kalbermatten 2004) sowohl für den Einzelnen wie auch für die Gesellschaft. Ältere befinden sich in einer neuen Situation, frühere Beispiele der Lebensgestaltung im Alter müssen nicht mehr stimmen. Bildung wird zu einem Teil des Lebens, sie liefert zentrale Inhalte und ist ein Mittel der Lebensorganisation. Der Bildungsmarkt für ältere Menschen sollte sich nicht nur auf Wachstum orientieren, sondern einer qualitativen Veränderung des Alters Rechnung tragen. sapere aude, "wage es, weise zu sein"; dies Wort des Horaz (Episteln I, 2, 40) sagt in unübertrefflicher Kürze, dass man nur durch eigene Arbeit die wahre Lebensweisheit finden kann, dass es also dabei wie bei jedem anderen schweren Werk auf den ersten energischen Entschluss ankommt. -


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