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Psychotherapie – ein Stiefkind der psychiatrischen Basis- und Vollversorgung Harald J. Freyberger A. Entwicklung von Sozialpsychiatrie und Psychotherapie.

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Präsentation zum Thema: "Psychotherapie – ein Stiefkind der psychiatrischen Basis- und Vollversorgung Harald J. Freyberger A. Entwicklung von Sozialpsychiatrie und Psychotherapie."—  Präsentation transkript:

1 Psychotherapie – ein Stiefkind der psychiatrischen Basis- und Vollversorgung
Harald J. Freyberger A. Entwicklung von Sozialpsychiatrie und Psychotherapie B. Was ist Psychotherapie ? C. Wo wird Psychotherapie betrieben ? D. Realität und Potentiale am Beispiel schizophrener Störungen

2 Ausgangspunkt Asmus Finzen (1981): Die neue Einfachheit oder die Entprofessionalisierung der Psychiatrie. Gegen den moralischen Pietismus der DGSP. Sozialpsychiatrische Informationen 11/63-63 A. Theorie- und Konzeptfeindlichkeit Psychotherapieaversion C. Milieu macht keine ausreichende Veränderung D. Wirksame Behandlung wird den Betroffenen vorenthalten

3 Geschichte der Psychotherapie in der Psychiatrie
Entwicklung der Psychoanalyse T4- und Folgeaktionen und Emigration der kritischen Psychiater und Psychoanalytiker mit personeller und inhaltlicher Nachkriegskontinuität 1946 – Abspaltung der Psychotherapie im Fach Psychosomatische Medizin und Entwicklung von Instituten, Etablierung der Verhaltenstherapie 1970 – 1980 Etablierung der Sozialpsychiatrie

4 Konsequenzen der historischen Entwicklung
Klinische (stationäre) Psychiatrie, Psychotherapie und Sozialpsychiatrie haben sich konzeptionell und institutionell nach 1945 unabhängig, getrennt und in gegeneinander stark abgegrenzten Positionen entwickelt. Sozialpsychiatrische und psychotherapeutische Kompetenz weisen einen niedrigen Überlappungsbereich auf. Die Ausbildungssysteme sind strikt getrennt.

5 Effektstärken der Ansätze
Psychopharmakotherapie: Psychotherapie: Sozialpsychiatrische Interventionen: 0.45 – 1.10 Kombination: nur zum Teil additiv (nicht zwischen Psychopharmakotherapie und Psychotherapie: Selbstwirksamkeit)

6 Differentielle Effekte
Psychopharmakotherapie: Symptomverminderung, Phasenprophylaxe Psychotherapie: Symptomverminderung, Konfliktlösung, Verbesserung interpersoneller und struktureller Funktionen Sozialpsychiatrische Interventionen: Funktionen und Fertigkeiten

7 Was ist Psychotherapie?
Psychotherapie ist … ein bewußter und geplanter interaktioneller Prozeß zur Beeinflussung von Störungen, die in einem Konsens zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe für behandlungsbedürftig gehalten wird. Es wird auf ein möglichst gemeinsam zwischen dem Therapeuten und dem Patienten entwickeltes Ziel (etwa Symptomlinderung, Änderung der Persönlichkeits-struktur) hingearbeitet.

8 Was ist Psychotherapie?
besteht aus Verfahren (z.B. TFP, VT), Methoden (z.B. IPT) und Techniken (z.B. EMDR), die komplex über Curricula erlernt werden und fortlaufend supervidiert werden müssen. Je spezifischer zugeschnitten, umso wirksamer.

9 Wo wird Psychotherapie betrieben ? Stationäre Psychotherapie (WBP, 2010)
Rententenversicherungsträger Reha-Betten im Psychiatriebereich, überwiegend Sucht Reha-Betten Psychosomatik - systematische Vernachlässigung schwerer psychischer Störungen Krankenkassen Psychiatriebetten 5.784 Psychosomatikbetten

10 Wo wird Psychotherapie betrieben ? Teilstationäre Psychotherapie
Etwa Plätze in der BRD mit Psychotherapie im engeren Sinne > 90 % in Trägerschaft psychiatrischer oder psychosomatischer (< 10%) Kliniken 50 : 50 Aufnahmemodus als Übergangs-behandlung und eigenständige Aufnahme 70:30 psychodynamische vs. verhaltenstherapeutische Orientierung Mangel an spezialisierten Angeboten

11 Wo wird Psychotherapie betrieben
Wo wird Psychotherapie betrieben ? Das ambulante System (Daten 2010, WBP) ( KJPP) in der Richtlinienpsychotherapie tätige psychologischen Therapeuten 4706 überwiegend psychotherapeutisch arbeitenden Fachärzten gegenüber Beratungsstellen Kosten 2008: 1.1 Mrd. Euro für genehmigungspflichtige und Mio. für weitere Leistungen Das System vernachlässigt systematisch Problemgruppen (z.B. Suchtpatienten, psychotische Störungen, Minderbegabung), die z.T. in einem parallel geführten und finanzierten Beratungsstellen- und Hilfenetzen abgebildet werden

12 Charakteristika der psychotherapeutischen Regelversorgung über alle Erkrankungsgruppen (CM-Basisstudie, n = 4441 Patienten, n = 105 Fachärzte) In Abhängigkeit von der Symptomatologie und der Krisenintensität - niederfrequenter Ansatz (21.4 Tage in MV, sdev = 10.4) stark variierende Konsultationsdauern (27.4 Minuten in MV, range , sdev = 31.4) - wechselnde Strategien und Techniken, wenig schulengebunden geringer Anteil von Gruppenangeboten (< 5 %), wobei > 50% der Gruppen Entspannungstechniken vermitteln keinerlei Integration sozialpsychiatrischer und psychotherapeutischer Angebote

13 Beispiel: Schizophrene Störungen Information und Psychoedukation, Familien- und Gruppentherapie
Ausgangspunkt: Expressed-Emotion-Konzept Rezidivquote nach 9-12 Monaten in High-EE-Familien/Lebenskontexten bei 52%, in NEE-Familien/Lebenskontexten bei 22% (noch drastischer erhöht bei weiteren psychischen Störungen)

14 Information und Psychoedukation (Befragung von Behandlungspaaren, n = 100)
Merkmale T P 1. Wissens-/ Kompetenzerweiterung Identifikation Frühsymptomen 3. Pharmakologische Bereitschaft 4. Bewältigungsverhalten in Krisen Reiz- und Stimuluskontrolle 6. Rehabilitation Selbsthilfegruppen Psychosenseminare

15 Personal therapy als state of the art
3-jähriges individuelles Programm mit Fokus auf kognitiver und Affektdysregulation bei Belastungen als symptomauslösende Ereignisse. 1. Identifikation von Prodromi und deren Bewältigung (Stress-Management) 2. Situations- und Konfliktlösung 3. Verbesserung sozialer Rollen Individuell applizierte und adaptierte Techniken, Kombination Einzel-/Gruppenpsychotherapie

16 Personal therapy II - Häufung von Rezidiven im 2. Jahr nach Behandlung
- zu hoch/invasiv dosierte Interventionen erhöhen das Rezidivrisiko im 1. Halbjahr Indikation für alleinlebende, sozial schlecht adaptierte Patienten in aufsuchenden Diensten und in sozialpsychiatrichen Einrichtungen gut untersucht

17 Differentielle Effekte von interaktioneller Gruppenpsychotherapie im Vergleich zu konventioneller Gruppentherapie 1. Handlungswissen über psychische Störungen und Änderungsprinzipien von Behandlungsverfahren 2. Aufbau aktiver statt passiver Änderungserwartung 3. Affektive und Selbstkonzeptentlastung („ich habe nicht allein das Problem“) 4. Differenzierung der Selbstwahrnehmung Überwindung von sozialem Rückzug und Schaffung sozialer Unterstützung (soziale Interaktion) Probehandeln Korrigierende emotionale Erfahrung

18 Neue Ansätze in der Psychosen-psychotherapie bei posttraumatischer Belastungsstörung
- ca. 40% PTSD-Komorbidität bei Inanspruchnahmepopulationen - Bedeutungsveränderung/Funktionalität akustischer Halluzinationen Erarbeitung alternativer Erklärungsmodelle für Wahngedanken und –inhalte Exposition mit Traumainhalten, um die Triggerung psychotischer Symptomatik durch PTSD-Symptomatik zu unterbrechen.

19 Was ist „Psychotherapie“ in der Regelversorgung psychotischer Patienten (n = 89 Fachärzte aus NODPAM) ? Richtlinienpsychotherapie: 8% nicht anerkannte Verfahren wie etwa Gesprächs- psychotherapie und systemische Psychotherapie: 4% „case management“: 76% Psychoedukation: 28%, manualisiert 8% Gruppenpsychotherapie: 4 % Entspannungsverfahren: 12 % Kombination mit psychopharmakologischer Behandlung: 72%

20 Am Ende, eine Kasuistik …
27jährige Sozialpädagogin, Opfer multipler sexueller und gewalttätiger Übergriffe durch den alkoholabhängigen Vater bei einer eher in der abhängig-passiven Beziehungs-konstellaton verharrenden Mutter 1. Schizophrene Episode mit 20 Jahren und 3-monatiger stationärer Behandlung und Vollremission

21 Am Ende, eine Kasuistik …
2. Schizophrene Episode mit 22 Jahren, ambulantes Management mit Teilremission und Transfer in ein Übergangswohnheim Eheschließung mit dem langjährigen Freund 25jährig, danach Geburt eines Sohnes 1 Woche danach 3. schizophrene Episode mit 3-monatiger stationärer Behandlung. Das Kind verbleibt bei der inzwischen geschiedenen Mutter.

22 Am Ende, eine Kasuistik …
Nach der Rückkehr nach Hause: Persistenz der schizophrenen Symptomatik, der Sohn wird im wesentlichen durch die Mutter versorgt Vorstellung in der Institutsambulanz mit der Frage der Einleitung einer gesetzlichen Betreuung: Diagnose: paranoide Schizophrenie, posttraumatische Belastungsstörung Vorgehen: Stationäre Intervallbehandlung mit rooming-in-Ansatz

23 Am Ende, eine Kasuistik …
In einem gestuften Programm wird die Betreuung des Sohnes zunächst vom Stationsteam übernommen und soziale Umgangskompetenz trainiert. Danach traumatherapeutisches Vorgehen. Entlassung nach 12 Wochen, 6- und 12-Monatskatamnese stabil. PTSD-Triggerung der schizophrenen Symptomatik: Reaktualisierung der Geburt des Bruders, die die Gewaltexzesse des Vater auslöste

24 Schlußfolgerungen … Psychotherapie und Sozialpsychiatrie stellen getrennte Systeme dar. Der wechselseitige Transfer vom Kompetenz ist mangelhaft. Psychotherapeutische Kompetenz steigert Behandlungs- und Betreuungseffekte substantiell („Gruppe ist nicht gleich Gruppe“). Den Betroffenen wird damit eine wirksamere Behandlung und Betreuung vorenthalten. Subjektive Seite: Angst und Vermeidungsverhalten gegenüber Supervision und Selbsterfahrung


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