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Was ist Kunst? - Ein Crashkurs für Leute, die Kunst doof finden

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Präsentation zum Thema: "Was ist Kunst? - Ein Crashkurs für Leute, die Kunst doof finden"—  Präsentation transkript:

1 Was ist Kunst? - Ein Crashkurs für Leute, die Kunst doof finden
Christian Raupach,

2 Nur mal unter uns: Kunst ist doof!
Meine Geschichte Kunstbegriff der kritischen Theorie

3 Was ist Kunst? Wahrnehmung, Symbole, Realität
Ludwig Wittgenstein: Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt. Symbolvielfalt führt zu Wahrnehmungsvielfalt. Welche Symbole haben wir für unbewusste und unterbewusste Wahrnehmung? Banane und gelb

4 Was ist Kunst? Kunst als Form der Wahrnehmung des Nichtidentischen I
Standardsymbole, Standardwahrnehmung Standard-Sublimierung Wo bleibt der Rest / das Nichtidentische? Aufklärung als Angst vor dem Unkontrollierbaren Nichtidentisches bewusst suchen und zulassen Gesellschaft liebt Standards bzw. Identität: vorhersagbar, berechenbar, kontrollierbar, vergleichbar, reproduzierbar, konkret Rationalität als Käfig, Angst vor dem Unkontrollierbaren in uns selbst. Triebe halten sich nicht an standardisierte Sublimierung. Verdrängung ist schädlich Lösung: Auseinandersetzung, Nichtidentisches suchen Das findet sich am einfachsten dort, wo wir es am wenigsten vermuten: in unmittelbarer Nachbarschaft zum Identischen

5 Fountain von Marcel Duchamp
Oh schau mal, ein Pissbecken! Das ist doch keine Kunst! Quelle:

6 Was ist Kunst? Kunst als Form der Wahrnehmung des Nichtidentischen II
Nichtidentisches durchbricht Schematismen, z.B. Mann-Frau-Dualismus Quelle:

7 Was ist Kunst? Kunst als Form der Wahrnehmung des Nichtidentischen III
Nichtidentisches hinterfragt Wertvorstellungen & Geschmacksurteile

8 Was ist Kunst? Kunst als Form der Wahrnehmung des Nichtidentischen V
Kunst = Begegnung mit dem Nichtidentischen

9 Was ist Kunst? Das Kunstmoment I
„Keine Kunst“ = Kunst Marcel Duchamp - Fountain, Quelle: Quelle:

10 Was ist Kunst? Das Kunstmoment II
Hemmschwellen-Erfahrung? Kunst! Valie Export – Tapp & Tastkino, Quelle:

11 Was ist Kunst? Das Kunstmoment III
Interaktionsästhetik Irritation Provokation Christian Raupach, Kulturkritik des Web 2.0: Nicht die Erde bebt, der Vibrator brummt an den Lustzentren des Spießertums Interaktionsästhetik, weil individuell und betrachterabhängig Keine Irritation, keine Kunst. Tatsächliche Provokation, kein kalkuliertes, erwartbares Provokatiönchen (Roche)

12 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität I
Gefährliche Verdrängung des Nichtidentischen - führt zu widersprüchlichem Handeln Gesellschaftliche Widersprüche als Widersprüche des Identischen. „Wir sind aufgeklärt!“ – Ach ja?

13 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität II
Wie aufgeklärt sind wir? Arm & reich

14 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität III
Wie aufgeklärt sind wir? Individuum und Gesellschaft

15 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität IV
Wie aufgeklärt sind wir? Menschengemachte Kriege, Hunger, Seuchen, Genozide

16 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität V
Widersprüchlichkeit ignorieren führt zu Entfremdung

17 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität VI
Prokop: Die Suche nach dem Nicht-Identischen ist die nach der Erfahrung bis Erkenntnis der Widersprüche des Identischen, also ein Element des kritischen Erfahrungsmodus (Prokop, Mit Adorno gegen Adorno, S. 176). "kritisch" = analysierend

18 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität VII
Denkanstöße: Warum signiert der ein Pissoir? Warum signiert der nicht mit seinem echten Namen, macht aber kein Geheimnis aus seiner wahren Identität? Was unterscheidet dieses Pissoir von anderen Pissoirs? Was unterscheidet dieses Kunstwerk von anderen? Wieso liegt das Pissoir ausgerechnet auf dem Rücken? Wieso gibt’s eigentlich für den männlichen Uriniervorgang ein eigenes Auffangbecken? Ist das nicht diskriminierend?

19 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität VIII
Wieso habe ich mir diese Fragen noch nie in einem Baumarkt am Pissoir- Regal gestellt, sondern stelle sie mir hier, vor dem Kunstwerk? Ist ein signiertes Pissoir so ähnlich wie eine Markenjeans – wir alle wissen, dass eine Marke einer Jeans keinen Gebrauchswert hinzufügt, und suchen trotzdem nach Gründen, Markenjeans besonders zu behandeln? Wenn dieses Kunstwerk kaputt geht, kann man es dann einfach durch ein anderes Pissoir mit Signatur ersetzen? Kunst ist ja ziemlich blöd, wenn sie nur den Alltag verdoppelt. Aber macht Kunst das nicht eigentlich immer? (z.B. Landschafts- und Porträtmalerei). Oder ist diese Verdoppelung vielleicht nur vordergründig?

20 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität IX
Kunst macht uns kritisch.

21 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität X
Was uns nicht kritisch macht, ist keine Kunst!

22 Wozu Kunst? Die Widersprüchlichkeit der Realität XI
„Kritisch“ – Sachverhalte in wechselnde Konstellationen setzen Tourist Gaze?

23 Wozu Kunst? Menschsein als Aushalten von Widersprüchen
(Un-)Lösbarkeit gesellschaftlicher Widersprüche Ignorieren ist Realitätsverweigerung, macht realitäts-untüchtig. Besser: Aushalten Macht realitätstüchtig Macht autonom Versöhnt mit eigener unbewusster & unterbewusster Wahrnehmung

24 Was sagt uns Kunst? Kunst ist nicht die Pressesprecherin von KünstlerInnen! I
Uns oder mir? Autonomie – auch gegenüber KünstlerIn Intentionalität ja, Intention nein »Kunstwerke sind Nachbilder des empirisch Lebendigen, soweit sie diesem zukommen lassen, was ihnen draußen verweigert wird, und dadurch von dem befreien, wozu ihre dinghaft-auswendige Erfahrung sie zurichtet.« (Adorno, Ästhetische Theorie, S. 14.) Generalisierte Aussagen sind identitätsfixiert KünstlerInnen verhelfen der Kunst zu einer Stimme, überlassen ihr aber das Sprechen

25 Was sagt uns Kunst? Kunst ist nicht die Pressesprecherin von KünstlerInnen! II
Nicht-Identität ist nicht Eigenschaft, sondern subjektiver Erfahrungswert KünstlerInnen nehmen an ihren Werken etwas andres als nichtidentisch wahr, als BetrachterInnen das tun.

26 Was sagt uns Kunst? Kunst sagt uns das, was wir nicht hören wollen! I
Kunst und Schein Identische Realitätswahrnehmung ist scheinbare Realitätswahrnehmung Schein und Sein Angst vor dem Sein Kunst ist schein-bar identisch, so verstehen wir überhaupt ihre Sprache. Sie reflektiert aber diesen Schein, und verweist deshalb über ihn hinaus. So sehen wir auf das Nichtidentische in der Kunst, das das Nicht identische des "empirisch Lebendigen" widerspiegelt.

27 Was sagt uns Kunst? Kunst sagt uns das, was wir nicht hören wollen! II
Denkanstöße: Sie ist doch verhüllt! Das Tabu brechen die "ZuschauerInnen"! Ist haptische Wahrnehmung irgendwie schmuddeliger als optische oder akustische? Habe ich Angst, hinein zu fassen? Warum? Was erwarte ich? Was würde mich schockieren? Wie fühlt sich die Darstellerin? Fühlt sich das für sie an, wie für eine Stripperin? Würde ich das auch mal machen? Was würde mich erwarten? Wieso sollte ich? Wieso sollte ich nicht?

28 Was sagt uns Kunst? Wenn etwas uns Dinge sagt, die wir hören wollen, handelt es sich nicht um Kunst! I Vertrautes macht uns nicht nachdenklich Kunstmoment: Unvorbereitet Unvertrautes wahrnehmen „Mona Lisa“ ist keine Kunst. „Mona Lisa“ sagt uns nur Vertrautes. Etwas an "Mona Lisa" müsste uns irritieren, damit sie Kunst wäre. Mona Lisa ist natürlich aus werkästhetischer Sicht Kunst. Aber das ist nur für ExpertInnen spannend, für uns alle relativ langweilig. Wir interessieren uns selten wir Kunsttechniken, ähnlich wie für Techniken des Zusammenbaus von Plasmabildschirmen.

29 L.H.O.O.Q. von Marcel Duchamp
Provoziert Sie das? Vielleicht hilft Ihnen das, mit dem Werk Mona Lisa in ein "Gespräch" (Kunstmoment) zu kommen Halten Sie das einfach nur für Blödsinn? Stellen Sie sich vor, Sie würden das Original "Mona Lisa" nicht kennen. Was ändert sich? Quelle:

30 L.H.O.O.Q., rasée von Marcel Duchamp
Was ist der Unterschied zum Original? Was ist der Unterschied zu L.H.O.O.Q.? Halten Sie das einfach nur für Blödsinn? Stellen Sie sich vor, Sie würden L.H.O.O.Q. nicht kennen. Was ändert sich? Merken Sie, wie viel Zeit Sie gerade mit "Mona Lisa" verbringen? Haben Sie das vorher schon mal gemacht? Quelle:

31 Zum Schluss eine Zusammenfassung I
Was sagt uns Kunst? Kunst sagt uns Dinge, die wir nicht hören wollen. Die Botschaft des Werks ist nicht, was es sagt, sondern das Sprechen selbst. Die Gesprächsinhalte ergeben sich aus dem Gespräch, aus der Interaktion. Wozu Kunst? Wir haben außerhalb der Kunst kaum Möglichkeiten, nichtidentische Erfahrungen zu machen. Kunst macht uns kritisch, und damit realitätstüchtig.

32 Zum Schluss eine Zusammenfassung II
Was ist Kunst? Kunst ist, mehr als alles andere (Wissenschaft, Religion, Journalismus), Auseinandersetzung mit Realität, weil nur Kunst systematisch die Erfahrung des Nichtidentischen thematisiert. Man könnte auch sagen: Nichts ist realer als Kunst.

33 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Wenn Ihnen das alles zu schnell ging: Im Spätsommer erscheint mein Buch "Kulturkritik des Web 2.0", darin werden die Gedanken dieses Vortrags ausführlich vertieft. Wenn Sie lieber zu den (recht schwierigen) Originalquellen greifen wollen, greifen Sie zu Adornos "Ästhetische Theorie" und ergänzend zu Adornos "Negative Dialektik"


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