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Einführung in das Thema Narzisstische Persönlichkeitsstörung

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Präsentation zum Thema: "Einführung in das Thema Narzisstische Persönlichkeitsstörung"—  Präsentation transkript:

1 Einführung in das Thema Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Wutke WS 2009 / 2010

2 Themen 2 x 2 Sichten auf den Narzissmus Exkurs: narzisstische Wut
Eigenschaften des Selbstwertsystems Beispiele für Selbstwertregulatoren Umgang mit Lob und Kritik Strategien für den (beruflichen) Umgang mit Kränkungen + Kritik Psychologische Eigenschaften von Menschen mit Störungen der Selbstwertregulation Scham im Kontext der Affekte

3 Narzissmus 2 Ebenen der Betrachtung: → Ebene der (beobachtbaren) Symptome narzisstische Persönlichkeitsstörung → Ebene des psychischen Funktionierens Narzissmus-Komponente psychische Störungen 2 Funktionen → Narzissmus als Abwehr → Narzissmus als Selbst(wert)system

4 Betrachtung auf 2 Ebenen
Borderline- Problematik Narzissmus- Problematik Ebene des psychischen Funktionierens (der intra-psychischen Beziehungsregulierung) Borderline-Persönlichkeits-organisation (kann an vielen psychischen Störungen beteiligt sein) Störung des Systems zur Selbstwertregulation (kann an vielen psychischen Störungen beteiligt sein) Ebene der diagnostischen Kriterien (des beobachtbaren Verhaltens) Borderline- Persönlichkeitsstörung (beschreibt eine spezifische Persönlichkeitsstörung) Narzisstische Persönlichkeitsstörung (beschreibt eine spezifische Persönlichkeitsstörung)

5 2 Funktionen: Narzissmus als Abwehr
Narzissmus als Abwehrmechanismus meint: als Reaktion des Rückzugs vom Objekt eine Hinwendung zum Selbst (Narzissmus als »Selbst-Liebe«). In diesem Sinne werden alle diejenigen Tendenzen, Phantasien, Befriedigungen usw. narzisstisch genannt, die durch eine Abwendung vom Objekt und eine Hinwendung zum Selbst charakterisiert sind (libidinösen Besetzung des Selbst) Gegensatzpaar: narzisstischer Selbstbezug vs. Objektbezug Objektbezug funktioniert nach dem Lustprinzip (pleasure seeking) narzisstischer Selbstbezug funktioniert nach dem Sicherheitsprinzip (safety seeking)

6 Exkurs: Selbstbeschreibung von narzisstischer Wut
Es ist nicht die »übliche Wut«, die ich als den »roten Stier« bezeichne, sondern das ist mehr, sehr viel mehr. Eine geballte Ladung an Gefühlen. Ich fühle dieses Zusammengeballte auch sehr intensiv in der Magengegend. Es fühlt sich an, wie ein Stein, also sehr hart und drückend, schmerzhaft drückend von innen. Wenn die »Wut« gerade sehr aufflammt, wird mir richtig gehend übel davon. Also diese »Wut« ist auch körperlich sehr präsent und unangenehm spürbar für mich. Neben der Wut sind da Hass, heißer Zorn, Kränkung, Verletzung, Angst, Scham und ein wahnsinniger Schmerz fühlbar. Der Schmerz dirigiert die Wut .... je mehr Schmerz ich spüre, desto mehr steigt der Wutpegel an. Dieser Schmerz ist riesengroß und verbunden mit einem Gefühl der Ohnmächtigkeit. Lasse ich meiner Phantasie freien Lauf, sehe ich mich einen Amoklauf machen .... Die narzisstische Wunde bricht immer in sehr nahen Beziehungen auf, wird mir eben bewusst. Früher war mir das nicht klar, da habe ich meine Wut meistens sehr subtil ausagiert, bis die Beziehung beendet war. Heute sehe ich das sehr viel klarer und ich will lernen, diese Wunde zu schließen. Sie endlich verheilen lassen.

7 2 Funktionen Narzissmus als Selbst(wert)System
Narzissmus als Selbst-System umfasst alle Bedürfnisse, Befriedigungen, Affekte, Mechanismen usw., die bei der Selbstkonstitution, Selbstentfaltung und insbesondere der Regulation des Selbstwertgefühls beteiligt sind. Was erhöht das Selbstwertgefühl? (narzisstische Zufuhr) Was gefährdet oder mindert das Selbstwertgefühl ? (z.B. Kritik, z.B. narzisstische Kränkungen, auf die mit narzisstischer Wut reagiert werden kann) Gegensatzpaar: Selbst(wert)regulation vs. Triebregulation Triebregulation funktioniert nach dem Lustprinzip (pleasure seeking) Selbstwertregulation funktioniert nach dem Sicherheitsprinzip (safety seeking)

8 Narzisstische Homöostase
Unter einer stabilen Regulation des Narzissmus versteht man die Aufrechterhaltung eines emotionalen Gleichgewichts, einer narzisstischen Homöostase als Zustand, der stabil und dauerhaft im grünen Bereich ist: bezüglich des Gefühls von innerer Sicherheit [safety seeking] roter Bereich: z.B. Kränkungen, Scham, Identitätskrisen bezüglich des körperlichen und psychischen Wohlbefindens [well being], roter Bereich: z.B. Alter, Krankheit, Flemm, Stress bezüglich des Selbstwertgefühls [self esteem], zwei rote Bereiche: → narzisstisches Hochgefühl (unrealistisch aufgebläht) → depressive Verstimmung (unrealistisch aufgelöst)

9 Eigenschaften des Selbstwertsystems
Fortbildung April 2002 / Dreher Eigenschaften des Selbstwertsystems Systemeigenschaften Stabilität der Regulation stabil und gut funktionierend vs fragil und schlecht Angemessenheit gegenüber der Realität unterentwickelt/unrealistisch angemessen/realistisch übersteigert/unrealistisch Stabilität meint nicht Konstanz! Sondern die Fähigkeit, das System in einem annähernden Gleichgewicht (einer Homöostase, im grünen Bereich) zu halten trotz ständig wechselnder positiver wie negativer Einflüsse. Positive Selbstwert-Zufuhr soll einen nicht "abheben" lassen, negative Zufuhr soll einen nicht "am Boden zerstören", sondern zu konstruktiven Maßnahmen motivieren. Was meint Angemessenheit? man kann ein übersteigertes, unrealistisch hohes – und damit unangemessenes - Selbstwertgefühl haben (bis hin zu Arroganz und Größenwahn) man kann ein angemessen realistisches Selbstwertgefühl haben man kann ein viel zu kleines, unterentwickeltes – und damit ebenfalls unangemessenes - Selbstwertgefühl haben (Minderwertigkeitsgefühl und Schüchternheit) Aus Sicht der Psychoanalyse sind übrigens beide unrealistischen Ausprägungen gleichermaßen Zeichen von „Schwäche des Systems“. Die Angemessenheit eines Selbstwertsystems resultiert auch aus der Relation (aus dem Abstand) von Real-Selbst (wie ich bin, wie ich glaube zu sein) Ideal-Selbst (wie das Selbst – nach Erwartung anderer - sein sollte oder wie das Selbst – nach eigenen Wünschen - sein möchte oder wie das Selbst in Zukunft sein könnte) Wie ich sein könnte: hierunter versteht man das prospektive oder mögliche Selbst, wenn man so will, das Potential eines Selbst in der Zukunft.

10 Fortbildung April 2002 / Dreher
zentrale Instanzen, die das reale Selbst bei der Selbstwertregulation beeinflussen Real-Selbst Über-Ich Andere ideale Selbst ideales Die Regulation des Selbstwertes ist vornehmlich ein Job des realen Selbst. Allerdings wirken drei zentrale Instanzen auf das reale Selbst ein, welche die regulativen Prozesse mitbestimmen. Was ist das ideale Selbst? Das reife Ideal-Selbst ist die positive, realistisch korrigierte Vorstellung von sich selbst. Das Ideal sollte so weit vom realen Selbst entfernt sein, dass es motiviert – also unter Umständen teilweise erreichbar ist. Es sollte nicht illusionär weit entfernt sein – das würde demotivieren [es gibt eine optimale Distanz zwischen real und ideal] Trotz Fehlern, Misserfolgen und Kritik hat man als Puffer gegen Erschütterungen ein leidlich stabiles Selbstvertrauen. ("Ich bin ganz O.K., obwohl ich einige verbesserungswerte Fehler habe – ich sollte also noch an mir arbeiten") Was sind die idealen Anderen? Die reifen idealen Anderen sind jene Menschen oder Leitbilder, die man – nicht unbedingt kritiklos – bewundert, deren Nähe man sucht, die man als Teil von sich in sich aufnimmt (die man assimiliert) und mit denen man sich (selektiv) identifiziert. ("Ich anerkenne und bewundere, was diese Menschen leisten oder denken, eigentlich möchte ich ein wenig so sein wie sie, wenngleich auch sie Menschen mit kleinen Fehlern sind") Was ist das Über-Ich? Das reife Über-ich ist das Gewissen, die Verinnerlichung von sozial akzeptierten Normen und Regeln, die eine stabil funktionierende und gerechte Ordnung garantieren. ("Wir brauchen akzeptierte und vernünftige Regeln des Umgangs miteinander zur Realisation von Freiheit und Gerechtigkeit")

11 Stabilisatoren des idealen Selbst
Fortbildung April 2002 / Dreher Stabilisatoren des idealen Selbst Ideal-Selbst frühe Stabilisatoren Glanz in den Augen der Mutter bewusste/unbewusste Urvertrauen sichere Bindung Größenphantasien Wohlbefinden reife Anerkennung und Wertschätzung durch bedeutsame "als Mensch" Andere Das ideale Selbst der Kindheit und Jugend ist durchsetzt von Allmachtsphantasien (allmächtig sein, unsterblich sein usw.) In Märchen und Science-Fiction-Filmen und Computerspielen werden diese Phantasien bedient. Für kleine Kinder ist es nicht schwierig sich vorzustellen, z.B. fliegen zu können, unsichtbar zu sein oder durch Wände zu gehen. Insbesondere aus der Zeit der Adoleszenz sollte man einige dieser Phantasien erinnern. Auch Erwachsene haben Größenphantasien, aber die Frage, was ist eine realistische Vision, was bleibt ein Traum, ist gar nicht leicht zu beantworten, denn die Zukunft ist offen. Unternehmen projizieren oft Pläne und Hoffnungen in die Zukunft, was sich dann realisieren lässt und was nicht, kann man nicht sicher vorhersagen. In der frühen Kindheit wird die wesentliche Basis für ein stabiles Ideal-Selbst gelegt, vor allem durch eine feinfühlige Bemutterung und eine angemessene emotionale Verfügbarkeit der caregiver. Die Entstehung einer sicheren Bindung ist eine notwendige Voraussetzung. Die positive Spiegelung und die beständige narzisstische Zufuhr gehören dazu ("wie toll Du bist", "was Du schon alles kannst"..) Im Erwachsenenalter wird diese Säule der Selbstwertregulation durch die Anerkennung und Wertschätzung jener Menschen gesponsert, die einem emotional etwas bedeuten (Partner, Freunde, enge Kollegen). Diese Anerkennung basiert aber darauf, dass man so angenommen wird, wie man ist – einfach als Mensch mit Stärken und Schwächen, mit guten wie mit schlechten Seiten. Zwei Dinge sind wichtig bezüglich der Anerkennung: sie funktioniert auf Dauer nur bei Gegenseitigkeit (wie in der Diplomatie) Anerkennen kann man auch jemanden, der Konkurrent oder gar Gegner ist

12 Stabilisierung durch ideale Andere
Fortbildung April 2002 / Dreher Stabilisierung durch ideale Andere ideale Andere frühe Stabilisatoren Nähe, symbiotische idealisierten Anderen identifikatorische sichere Bindung, Abhängigkeit Teilhabe an reife Werten, Idealen, Zielen Identifikation mit Verbundenheit mit Vorbildern, selektive Die idealen Anderen der frühen Kindheit sind caregiver, die ein Kind nicht nur physisch nähren, schützen und sichern, sondern die auch hinreichend gut psychologisch für das Kind sorgen, deren Nähe und Schutz ein Kind also angstfrei und verlässlich suchen kann. Bei kleinen Kindern kann man dabei auch von symbiotischer Nähe sprechen, wobei es eine "Verschmelzung" im eigentlichen Sinne nicht gibt, nur eine Form intensiver emotionaler Abstimmung. Diese setzt auf der Seite der caregiver eine Sensitivität für kindliche Bedürfnisse und eine emotionale Verfügbarkeit voraus. In der späteren Kindheit und Jugend möchte man (manchmal) genauso sein wie die bewunderten Anderen. Man möchte sich z.B. genauso kleiden wie die Fußballspieler oder die Popstars. Allerdings sind diese Identifizierungen "total" – negative Informationen bezüglich der verehrten Personen erträgt man nicht, Kritik an ihnen ist nicht möglich. Der ideale Andere hat nicht nur personale Bedeutung bezüglich einzelner Menschen, er hat auch soziale Bedeutung bezüglich der Zugehörigkeit einzelner zu Gruppen (z.B. Abteilungen oder Firmen), zu Ethnien, zu Wertegemeinschaften (Religionen), zu Nationen, zu Kulturkreisen.

13 verschiedene Arten des Über-Ich im Umgang mit Normen und Regeln
Fortbildung April 2002 / Dreher verschiedene Arten des Über-Ich im Umgang mit Normen und Regeln Über-Ich frühkindliches Gebote und Verbote Akzeptieren lernen, Grenzen elterliche kindliches zweier Geschlechter zweier Generationen Akzeptanz reifes gesellschaftlicher sozialer und Anerkennung Gewissen, Regeln Ein schwieriges Problem bei der Erziehung von Kindern ist "Grenzen setzen" auf eine Art und Weise, dass Kinder diese Grenzen akzeptieren lernen. Keine oder zu wenige oder zu unklare Grenzen konturieren das Kind nicht ausreichend, zu starre oder zu viele oder falsch vermittelte Grenzen engen das Entwicklungspotential des Kindes zu sehr ein – man muss also lernen, eine Spannung auszuhalten. Die Stabilität dieser Säule der Selbstwertregulation basiert auf der Anerkennung durch erbrachte Leistungen. Das Über-Ich garantiert die Erfüllung übernommener Pflichten und die Einhaltung von Geboten wie Verboten. Übrigens ist ein "reifes" Über-Ich nicht immer ein sehr strenges Über-Ich: es gibt Regeln, aber gelegentlich (wenn Dritte z.B. nicht geschädigt werden) kann es auch Ausnahmen geben. Wer nachts bei leerer Straße vor einer roten Fußgängerampel wartet, hat ein strenges Über-Ich. Ein strenges Über-Ich ist übrigens insofern ein schwaches Über-Ich, weil es zu wenig adaptativ und flexibel reagieren kann. Ein gut entwickeltes Gewissen ist ein mächtiger Regulator sozialen Zusammenlebens, in demokratischen Gesellschaften unerlässlich.

14 verschiedene Funktionen des Über-Ich bei der Verhaltenssteuerung
Fortbildung April 2002 / Dreher verschiedene Funktionen des Über-Ich bei der Verhaltenssteuerung Über-Ich frühkindliches Über-Ich (behavioral) Verhaltenssteuerung durch Lob und Strafe kindliches Über-Ich (internal) internalisierte familiäre Regeln reifes Gesetze, Werte Prinzipien Diese Abbildung soll verdeutlichen, dass auf den verschiedenen Entwicklungsstufen neue Modi hinzukommen, die das Verhalten steuern. Bei kleinen Kindern steuert man deren Verhalten durch konkretes Lob und konkrete Strafe, beides in engen zeitlichen Zusammenhang mit "der Tat", beides auf emotional verständliche Weise (z.B. sollte eine Strafe nicht so ausfallen, dass das Kind Angst bekommt, nun stehe die ganze Beziehung zur Disposition) Im weiteren Verlauf der Kindheit werden natürlich weiter Lob und Strafe angemessen zugeteilt, zusätzlich wird jedoch erwartet, dass sich ein Kind auch ohne elterliche Beobachtung gemäß den anerzogenen Regeln verhält – die Gebote und Verbote sollten zunehmend "nach innen" genommen, internalisiert werden. Ab der Adoleszenz sollen die zunächst familiären Regeln und Werte (vermittelt durch die primären Bezugspersonen) erweitert werden durch jene gesellschaftlichen, sozialen oder religiösen Werte und Prinzipien, zu denen man sich als Erwachsener bekennt und zugerhörig fühlt. Was das Über-ich angeht kann man sagen, dass eine "Außensteuerung" sukzessive ergänzt und teilweise ersetzt wird durch eine "Innensteuerung" – durch assimilierte Werte.

15 Beispiele für Selbstwertregulatoren mit positiv-stabilisierender Wirkung
menschlich befriedigende Beziehungen (pleasure seeking und object seeking) Sicherheit spendende Quellen narzisstischer Zufuhr (safety seeking) stabiles, aber auch flexibles Über-Ich realitäsangepasstes und zumindest in Teilen erreichbares Ideal-Selbst befriedigend erlebter sozio-ökonomischer Status (Hierarchie, Macht, Erfolg, Einkommen usw.) als sinnvoll erlebte Arbeit soziale Anerkennung durch Freunde und Kollegen physische Attraktivität

16 Fortbildung April 2002 / Dreher
Beispiele für Selbstwertregulatoren mit positiv-stabilisierender Wirkung stabile Mechanismen zur Regulation des körperlichen Wohlbefindens (well-being) (Ernährung, Bewegung, Selbstbelohnungssysteme usw.) Möglichkeiten der Regression im Dienste des Ich (Batterien aufladen können) realistisches Körperbilds trotz Alter und Krankheit weitgehende Akzeptanz der eigenen Person trotz realistischer Sicht der eigenen Schwächen angemessener Umgangs mit Kritik und Lob angemessener Umgangs mit Scham und Wut Henseler, Heinz (1974) Narzißtische Krisen. Zur Psychodynamik des Selbstmords. Reinbek, Rowohlt "... versteht die Psychoanalyse heute unter Narzißmus oder narzißtisch die verschiedenen Zustände des Selbstwertgefühls, der affektiven Einstellung des Menschen zu sich selbst. Ist diese realitätsgerecht, spricht man von gesundem Narzißmus, ist sie es nicht, von narzißtischer Störung. Die narzißtische Störung kann sich in einem übertriebenen Selbstgefühl ebenso wie in übertriebenen Minderwertigkeitsgefühlen äußern. (...) Unter Regulation des Narzißmus versteht die Psychoanalyse die Aufrechterhaltung eines affektiven Gleichgewichts bezüglich der Gefühle von innerer Sicherheit, von Wohlbehagen, Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit, im folgenden kurz Selbstgefühl genannt. Dieses affektive Gleichgewicht ist wohl zu unterscheiden von der Entspannung nach Triebabfuhr. Die Regulation des Selbstgefühls stellt die Psyche vor eine nicht minder wichtige und schwierige Aufgabe als die der Triebregulation. (S. 73)

17 Beispiele für Selbstwertregulatoren mit problematischer Wirkung
beständige Suche nach Hochgefühlen durch psychotrope Mittel (Drogen, Medikamente, Alkohol usw.) unangemessene Idealisierungen von sich Selbst oder von Anderen oder von Idealen beständige Flucht in Größenphantasien (Grandiosität, Omnipotenz, Unsterblichkeit, Unverletzlichkeit usw. – was die science-fiction-Welt hergibt)

18 Brecht-Maxime: Man suche sich zwei Laster, eines ist zu viel
Die Regulierung des Narzissmus funktioniert auf Dauer besser, wenn es mehrere Quellen gibt, die den Selbstwert regulieren – wer nur einen einzigen Selbstwert-Stabilisator hat, lebt riskant Wer sich zu sehr von Beziehungen abhängig macht, bekommt ein Problem bei Trennung oder Tod Wer sich zu sehr von Triebbefriedigungen abhängig macht (Sex, Aggression, Essen usw.) übersieht, dass Triebbefriedigungen nicht lange vorhalten (und es drohen Süchte) Wer nur auf den perfekten Körper und dessen Wohlbefinden baut, bekommt Probleme im Alter und bei Krankheit Wer sich nur über den Erfolg definiert, fällt tief bei Misserfolgen (Kündigung, Pleite, Vermögensverluste usw.)

19 Biologische und soziologische Einflüsse auf das Selbstwertsystem
Merkmale mit erwartbar positiven Auswirkungen auf die Selbstwertregulation Merkmale mit erwartbar negativen Auswirkungen auf die Selbstwertregulation attraktiv hässlich gesund krank jung alt reich arm mächtig machtlos hoher Status niedriger Status

20 Fremdeinschätzung: positiv (Lob)
Umgang mit Lob und Kritik: mögliche Reaktionen selbstwertlabiler Personen Selbsteinschätzung: positiv negativ Fremdeinschätzung: positiv (Lob) Ich bin eben einfach toll oder aber: Das war doch nicht der Rede wert - das hätte jeder andere auch hingekriegt Ich bin ein Genie, ohne viel Arbeit konnte ich die anderen einwickeln, und die haben überhaupt nichts gemerkt Fremdeinschätzung: negativ (Kritik) Ich habe Perlen vor die Säue geworfen, aber die Zuhörer sind eben blöd und können mich nicht verstehen. Natürlich hätte ich leicht auch sehr gut sein können, aber diese Leute (dieses Thema) waren es einfach nicht wert, sich anzustrengen.

21 Fremdeinschätzung: positiv (Lob)
Umgang mit Lob und Kritik: mögliche Reaktionen selbstwertstabiler Personen Selbsteinschätzung: Positiv negativ Fremdeinschätzung: positiv (Lob) Ich freue mich über die Rückmeldung, aber ich habe bemerkt: einige Details sind noch verbesserungsfähig. Ich habe Riesen-Glück gehabt, die Zuhörer waren nicht sehr anspruchsvoll. Aber eigentlich geht es so nicht, das darf mir nicht wieder passieren. Fremdeinschätzung: negativ (Kritik) Irgend etwas ist schlecht gelaufen, vielleicht sind meine Standards falsch oder ich muss mich einfach noch besser vorbereiten. Das ist die gerechte Quittung für meine schlechte Arbeit. So etwas möchte ich den anderen (und mir) in Zukunft nicht wieder zumuten.

22 Was sind reife Reaktionen auf Kritik oder Kränkung?
Fähigkeit zur Realitätsprüfung Berührt die Kritik einen realen Mangel? Kann man diesen Mangel beseitigen? Sollte man Nachsicht üben? Soll man sich gegen ungerechtfertigte Kritik wehren? Fähigkeit zur Regulierung der Distanz zwischen Real-Selbst und Ideal-Selbst Anstrengungen erhöhen (besser werden) und damit sein Real-Selbst nach oben korrigieren Ideal-Selbst nach unten korrigieren (und mit seinen Defiziten leben lernen)

23 Was sind unreife Reaktionen auf Kritik oder Kränkung?
Fortbildung April 2002 / Dreher Was sind unreife Reaktionen auf Kritik oder Kränkung? Verleugnung der Kritik und der schmerzlichen Realität Abwertung der Kritiker Vernichtungswunsch bezüglich der Kritiker (mit gelegentlichen Taten) Idealisierung der eigenen Person „trifft mich nicht, bin ein Genie“ „mir kann keiner“ Verleugnung der kränkenden Realität und Idealisierung von Selbst und Anderen sind "normale" Modi früherer Entwicklungsphasen, auf die in der Krise zurückgegriffen wird Neben den "reifen" und den "unreifen" Modi des Umgangs mit Kränkungen gibt es noch die pathologischen Modi des Umgangs mit Kränkungen: hypochondrische Zustände Depersonalisierung Regression in den harmonischen Primärzustand (samt Agieren von Verschmelzungsphantasien)

24 Strategien für den Umgang mit Kritik und narzisstischen Kränkungen
in unübersichtlichen Situationen: erst einmal Zeit gewinnen, z.B. durch Rückfragen vertagen Sie Ihre Reaktion, geben Sie sich eine Auszeit (z.B. "ich muss darüber nachdenken"). Wenn Sie einen schlechten Tag haben, sich unsicher fühlen, gehen Sie aus dem Felde bestimmen Sie Ort, Zeit und Modalitäten der Krisenbewältigung lassen Sie sich Vorwürfe und Kritik detailliert beschreiben vergewissern Sie sich, dass Sie die Kritik richtig verstanden haben, indem Sie sie in eigene Worte fassen

25 Strategien für den Umgang mit Kritik und narzisstischen Kränkungen
Fortbildung April 2002 / Dreher Strategien für den Umgang mit Kritik und narzisstischen Kränkungen versuchen Sie, die Motive Ihres Kritikers durch Checken des Kontextes herauszufinden lassen Sie offenbar bösartige Kritiker auflaufen durch kurze Bemerkungen oder wörtliche Rückfragen versuchen Sie einen sachlichen Ton zu treffen, hohe emotionale Beteiligung würde gegen Sie ausgelegt weisen Sie ungerechtfertigte Kritik durch Richtigstellung zurück, akzeptieren Sie berechtigte Kritik geben Sie Fehler zu, gestehen Sie, dass Sie etwas nicht wissen – und lernen Sie, sich zu entschuldigen

26 Ein Mensch mit einer schweren Störung der Selbstwertregulation
nimmt nur sich selbst, seine Bedürfnisse und Gedanken als eigentlich real wahr und ist gekennzeichnet durch eine Selbstbezogenheit, die nicht mehr zu erkennen mag, was zur Sphäre des Selbst gehört und was nicht bezieht alles, was andere tun oder lassen, auf sich selbst und hat für Personen und Dinge, die außerhalb ihres egozentrischen Horizonts liegen, keinen Blick und kein Interesse ist von seiner Ausnahmestellung und ihrer absoluten Überlegenheit zutiefst überzeugt, und alles, was diese Selbsteinschätzung bedrohen könnte - etwa Kritik oder auch nur die Angst, bloßgestellt oder übertrumpft zu werden - löst gewaltige Reaktionen, häufig auch anhaltendes Racheverhalten aus

27 Ein Mensch mit einer schweren Störung der Selbstwertregulation
stellt sich die bohrende Frage, was diese Person, dieses Ereignis »für mich bedeuten« wünscht sich, mehr empfinden zu können, oder bloß wirklich empfinden zu können und hat jedes mal im Augenblick der Begegnung das Gefühl, nicht genug zu empfinden sucht im Du nur sich selbst und hat kein integriertes Konzept bedeutsamer anderer Menschen hat ein übermäßiges Selbstwertgefühl, Erfolgsphantasien, das Bedürfnis nach dauernder Aufmerksamkeit und die Neigung zur Ausbeutung anderer und zeigt in zwischenmenschlichen Beziehungen mangelnde Empathie entwertet leicht die (zuvor) idealisierten Objekte und zieht sich total zurück zeigt eine merkwürdige Oberflächlichkeit oder Nichtverfügbarkeit tiefer gehender Beschreibungen bedeutsamer Anderer

28 Ein Mensch mit einer schweren Störung der Selbstwertregulation
neigt dazu, übertrieben neidisch auf Andere zu sein ist in seinen Beziehungen zu Anderen häufig ausbeuterisch und parasitär führt einen dazu, dass man unter einer oft charmanten und einnehmenden Oberfläche oft Kälte und Skrupellosigkeit fühlt ist in Wirklichkeit unfähig, von jemandem abhängig zu sein, da er anderen zutiefst misstraut, sie entwertet und unbewusst »verdirbt«, was er empfängt, was wiederum mit unbewusstem Neid zusammenhängt ist charakterisiert durch eine Überschätzung des Selbst, eine erhöhte Selbstwahrnehmung auf Kosten der Realitätsprüfung, eine extreme Empfindlichkeit und Selbstbezogenheit projiziert innere Prozesse und erlebt sie als äußere Realität

29 Ein Mensch mit einer schweren Störung der Selbstwertregulation
erlebt sich so, dass nur die Person selbst, ihr Körper, ihre Bedürfnisse, ihre Gefühle, ihre Gedanken und alles und jedes, was zu ihr gehört, als völlig real erlebt wird, während alles und jedes, was keinen Teil der eigenen Person bildet oder nicht Gegenstand der eigenen Bedürfnisse ist, nicht interessiert, keine volle Realität besitzt und nur intellektuell wahrgenommen wird; affektiv bleibt es ohne Gewicht und Farbe könnte ohne Beziehung existieren, aber nicht ohne Echo wird nur durch eine Nachricht gelähmt: das Spiel ist aus. Und nur eine Nachricht bringt ihn wieder in Bewegung: das Spiel kann beginnen zeigt zwei mögliche narzisstische Symptome : »Allein höre ich auf zu existieren. Nichts als eine Leere. Es muss jemand da sein, damit ich mich lebendig fühle« »Wenn ich zu lang mit anderen zusammen bin, verliere ich meine Grenzen. Ich bin nur wirklich ich selbst, wenn ich allein bin«

30 Was regulieren Affekte?
Affekte regulieren gleichzeitig interpsychisch: die Beziehungen zwischen Menschen intrapsychisch: das emotionale Gleichgewicht Affekte lösen (intrapsychische und interpsychische) Regulationen aus evaluieren Regulationen beenden Regulationen

31 3 Funktionen des Beziehungsgefühls (Affekte und Emotionen in Beziehungen)
die narzisstische Funktion es werden in affektiven Beziehung nur jene Attribute erlebt, die das Subjekt für die Stützung des Selbstgefühls und der Autonomie braucht die resonante (symbiotische) Funktion als gemeinsames Erleben von Gefühlen und Phantasien als Basis für Empathie, Gemeinsamkeit und Intimität der responsive (objektale) Funktion umfasst die Fähigkeit, affektive Signale des Objekts in seiner Individualität wahrzunehmen und zu decodieren, sowie die Fähigkeit zur guten Encodierung affektiver Signale

32 Basisaffekte (mit impliziter Kommunikationsfunktion)
Interesse (interest) (nachweisbar ab der Geburt) Interesse dient der Suche nach der Bezugsperson und dient der Herstellung und Sicherung der Bindung Erregung (excitement) (ab der Geburt) Erregung signalisiert eigene Präsenz und ist eine Antwort auf des Verhaltens des Gegenübers Freude (joy) (ab der Geburt) signalisiert der Bezugsperson, durch seine Präsenz und Aktivität die eigenen Bedürfnisse richtig reguliert zu haben (wirkt als positiver Verstärker)

33 Basisaffekte (mit impliziter Kommunikationsfunktion)
Ekel, Abneigung (disgust) (erstmals nachweisbar zwischen 3. bis 6. Monat) signalisiert der Bezugsperson, dass dessen Regulierungsbeitrag einen negativen Effekt hat ("etwas, was mir nicht bekommt, stammt von dir") Traurigkeit (sadness) (3. bis 6. Monat) signalisiert eine nicht gewünschte Unterbrechung der Beziehung und den Wunsch nach Wiederherstellung Verzweiflung (distress) (3. bis 6. Monat) signalisiert, dass das affektive Kommunikationssystem keine Wirkung mehr hat und ist ein Zeichen für einen Zusammenbruch der reziproken Regulierung. Wird später zum psychischen Schmerz (psychic pain), der eine Verminderung des Sicherheitsgefühls anzeigt

34 Kommunikative Affekte (mit expliziter Kommunikationsfunktion)
Ärger (anger) (2. Hälfte des 1. Lebensjahres) signalisiert dem Anderen Unzufriedenheit. Das Objekt soll etwas ändern, aber in der Beziehung bleiben Verachtung (contempt) (2. Hälfte des 1. Lj.) signalisiert, dass es zu einer Disruption der Beziehung kommt, wenn das Objekt sich oder sein Verhalten nicht ändert Furcht (fear) (2. Hälfte des 1. Lj.) signalisiert eine Bedrohung seitens des Objekts ("geh weg") Scham (shame) als kommunikativer Affekt (2. Hälfte des 1. Lj.) signalisiert eine Selbstveränderung gemäß den vermuteten Intentionen des Objekts ("Ich weiß, dass etwas nicht gut ist, aber bleib bei mir und verachte mich nicht")

35 strukturelle Affekte (mit Wirkung auf die psychische Struktur)
Schuld signalisiert eine Konfliktaktivierung im Kontext von Überich-Regeln und gehört zum Bereich der Selbstwertregulation Scham (als struktureller Affekt) signalisiert eine Differenz zwischen den Selbstidealen und dem aktuellen oder phantasierten Verhalten und gehört zum Bereich der Selbstwertregulation Hoffnung antizipierende Angst


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