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Universität Heidelberg

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Präsentation zum Thema: "Universität Heidelberg"—  Präsentation transkript:

1 Universität Heidelberg
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim / Universität Heidelberg Angststörungen während Schwangerschaft und früher Postpartalzeit- Möglichkeiten der Behandlung Maria Gilles

2 Agenda (Was sind Angststörungen?) – Vorredner!!!!
Was ist eine peripartale(pp) Angsterkrankung? Fallbeispiel aus der Ambulanz Welche therapeutischen Maßnahmen gibt es? Take Home Message

3 Körperliche Symptome der Angst Psychische Symptome der Angst
Unsicherheit Vermeidung Selbstwertverlust Angst Rückzug Innere Unruhe / Anspannung Qualvolle Einengung Schlafstörungen emotionale Labillität Gefühl, ausgeliefert zu sein Verminderte Belastbarkeit Fixierung auf ängstliche Erwartungen

4 Erklärungen zu einigen Fachbegriffen
Peripartal = Schwangerschaft / Geburt / erste Zeit nach der Geburt Antenatal = in der (Spät-)Schwangerschaft / vor Geburt Präpartal = (Zeit) vor der Entbindung Postpartal (pp) = (Zeit) nach der Entbindung Postnatal = nach der Geburt (aus der Sicht des Kindes) >> in der Praxis werden beide Begriffe praktisch gleichgesetzt

5 Quizz Wie viele Kinder wurden 2013 in Deutschland geboren? 682.100
Wie viele Kinder in Baden Württemberg? 91.504 Wie viele Kinder in Mannheim? 2.896

6 Peripartale Angststörungen
Die klinischen Kriterien einer peripartalen Angststörung entsprechen denen anderer Angststörungen Zusätzliche Symptome / Mögliche andere Angst –(Zwangsinhalte): Angst um Schwangerschaftsverlauf, Angst vor der Geburt, Angst um das Kind, Gesundheit des Kindes, antizipatorische Befürchtungen etc. Mit der Angsterkrankung oft komorbide depressive Beschwerden Oft verbunden mit negativen Kognitionen, eine schlechte Mutter sein zu können / zu sein und dem Kind Schaden zufügen zu können

7 Peri- / Postpartale Angststörungen
Symptome: immer wieder auftretende schwere Angst- und / oder Panikgefühle im Vordergrund. Die Ängste können vage und allgemein oder aber auch ganz konkret sein. Bei den konkreten Ängsten stehen meist das Baby & sein Wohlergehen im Zentrum. Die betroffenen Mütter fürchten dann beispielsweise, das Kind könnte durch falsche Behandlung Schaden nehmen oder sogar versterben.

8 Peri- / Postpartale Angststörungen
Beginn: tritt in den ersten Monaten (-1 Jahr) postpartal auf Dauer: abhängig vom Schweregrad, Wochen bis Monate; im Extremfall auch länger („Chronifizierung“) Häufigkeit: 8-18 % bei allen Entbindungen

9 Quizz II Wie viele Mütter in Deutschland erlitteN 2013
Statistisch gesehen eine PP-Angststörung? 68.210 Wie viele Mütter in Baden Württemberg erlitten Statistisch gesehen eine PP-Angststörung ? 9.150 Wie viele Mütter in Mannheim erlitten 2013 Statistisch gesehen eine PP-Angststörung? 289

10

11 Diagnostisches Screening zur postpartaler Depression- Die Edinburgh Postnatal Depression Rating Scale ( EPDS )

12 EPDS

13 Behandlung von Angststörungen in der Peripartal- Zeit
Differenzial-Diagnose, Komorbiditäten (+ depressiv?) & Behandlung von Angststörungen ist wichtig!!!! Die Behandlung der Angststörung ist abhängig von Ausprägung und Schweregrad In Abhängigkeit von der Symptomatik bietet sich eine kombinierte psychotherapeutische und auch medikamentöse Behandlung an

14 Medikamentöse Behandlung in der Peripartale Zeit
Bei schweren Angststörungen kann der Einsatz von Medikamenten (Antidepressiva) nötig werden Falls eine Behandlung mit Antidepressiva in der peripartalen Zeit erforderlich ist, sollte dies ein Fachmann / Fachfrau prüfen, überwachen es gibt Präparate, die nach entsprechender Nutzen-Risiko-Abwägung auch in der Peripartalzeit gegeben werden können Bei der Auswahl des Medikamentes ist auch zu berücksichtigen, ob die Mutter stillen möchte /stillt

15 Psychotherapie der Angststörung ( Verhaltenstherapie)
Effekte psychotherapeutischer und psychosozialer Interventionen zur Prävention postpartaler Angst nachweisbar, besonders wenn schon in der Schwangerschaft begonnen Hauptthemen sind dabei die Wahrnehmung positiver und negativer Gedanken und Gefühle, Rollenbilder, das Erkennen von Verhaltensmustern sowie von Stressfaktoren und das Aufstellen von Stressbewältigungs- strategien sowie eines Krisenplans. Entspannungsverfahren und imaginative Techniken Ziel der psychotherapeutischen Maßnahmen: ist die Bewältigung der Krankheitssymptome Aufklärung über die Erkrankung unter Einbeziehung des Umfelds Erlernen des Umgangs mit Angstsymptomen

16 Behandlung von Angststörungen
gute Betreuung (vor) während und nach der Schwangerschaft Stressvermeidung resp. Stressreduktion Vorausschauende Planung (incl. Geburtsvorbereitung etc.) Erstellung eines „Geburtsplans“ Dazu gehören frühzeitige Absprachen zu Geburtsmodus und Stillen, aber ggf. auch Überlegungen zur Med. nach der Geburt Die frühzeitige Besprechung der relevanten Punkte können entlasten und das Gefühl der „Eigenkontrolle“ wiedergeben Soziale / familiäre Unterstützung (früher: Großfamilien) „Professionelle“ Unterstützung verlängerte Hebammenbetreuung Haushaltshilfe / Mütterpflegerin

17 A, 2. Kind, EPDS: 17 Punkte in der 34. SSW
Erste Vorstellung in der 34. SSW; zweite, ungeplanten Schwangerschaft am Anfang der SS nur geweint mit einhergehenden Gedanken "werde ich das Kind lieben können, werde ich mich um beide Kinder kümmern können". zunehmend Ängste ab 25. SSW: "werde ich die Geburt überleben, was passiert, wenn ich unter der Geburt sterbe, wie würden die Kinder dann versorgt werden; werde ich das hinbekommen, wenn ich überlebe, mit zwei kleinen Kindern, werde ich jedem Kind gerecht werden…“ Deutliche Ängste um ihr erstes Kind („ab und an das Gefühl, wenn ich nach Hause komme, dann ist er tot"), um ihren Partner, z.B. falls dieser nicht pkt. zu Hause ist. Sie schildert Panikattacken: aus dem Schlaf heraus mit Angst zu erwachen mit Herz-rasen, Zittern, aufsteigende Übelkeit, Kloßgefühl und Gedanken und „Panik“ um das ungeborene Kind Stimmung seit 30. SSW verändert, sie berichtet intermittierend unter einer gereizten Stimmung zu leiden, sehr sorgenvoll zu sein, affektlabil (nicht durchgängig)

18 Psychiatrische Anamnese:
A, 2. Kind Psychiatrische Anamnese: "immer schon ein ängstlicher Mensch gewesen zu sein", schildert "schon lange" ungute Gefühle wie Herzrasen, innere Unruhe bemerkt zu haben, schon während der Ausbildung ebenfalls Schwierigkeiten, resp. würde dies vermeiden, in Menschenmengen zu sein, bei Konzerten. Sie würde es ebenfalls vermeiden, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Retrospektiv am ehesten nach der ersten Geburt postpartale Depression (führend) mit einhergehenden Angstgefühlen

19 Generalisierte Angst / Panikstörung
A, 2. Kind Arbeitsdiagnose: ? Generalisierte Angst / Panikstörung Betreuung durch unsere Ambulanz, wöchentliche Kontakte Aufklärung über Angsterkrankung / Infomaterial mitgegeben kurz anhand ihrer Symptome Teufelskreis der Angst erklärt Angsttagebuch PMR (progressive Muskelrelaxation) Hausaufgabe: Angsttagebuch führen; auf mögliche Veränderungen der Angst am Tage / Nachts achten

20 A, 2. Kind 2. Termin, aktuell 35. SSW: gyn.: alles ok, nächtliche Symphysenlockerungsschmerzen Seit dem letzten Termin keine Panikattacken; nach wie vor sehr unruhiges /angespanntes Gefühl, "Wellen von Angst" meist abends beim Abendessen. In der letzten Woche viele Aktivitäten, deshalb gute Ablenkbarkeit von den Symptomen. Intermittierend "Geburtsangst", kann sich aber besser ablenken von den Gedanken >>> plant Route zum KH abzufahren, Vorstellung in Schwangerenambulanz Laborkontrolle >>> Schilddrüsenwerte ok ; Anämie (HB: 10,0) Strategien bei Angstgedanken / Umgang damit Erneute Erarbeitung des Teufelskreis ihrer Angst Umgang mit Angstgedanken: Ablenkung! „Auto-Suggestion“! Vulnerabilitäts-Stress-Modell erklärt (u.a. welche Stressfaktoren?)

21 A, 2. Kind 3. Termin, aktuell 36. SSW: gyn.: alles ok; Besserung der nächtlichen Symphysenlockerungsschmerzen keine Panikattacken mehr; keine abendlichen "Wellen der Angst mehr“. Schlaf (auch wegen nachlassender Schmerzen) besser. Fühlt sich am Tage weniger angespannt, unruhiger, fühlt sich seit wenigen Tagen auch körperlich besser. Sie hat sich mit ihrem Mann ihre Wunschgeburtsklinik angeschaut und fühlte sich dort gut beraten und aufgenommen (hat viele Infos von dortiger Gyn. erhalten). Auch die Eisensubstitution habe ihr Kraft gegeben, weniger erschöpft am Tage. Ist hinsichtlich ihrer "Geburtsangst" entspannter (auch nach Vorstellung in der Klinik), keine Sorge mehr, unter der Geburt zu sterben. Merkt, dass Infos / Aufklärung ihr helfen mit antizipatorischen Befürchtungen besser umzugehen. Angsttagebuch: Kontrolle wieder erlangen positive (Sport / Aufklärung / Infos über Angst / Nestbau) Modulatoren der Angst / Anspannung & negative (Termindruck, „Kontrollverlust“) Modulatoren der Angst / Anspannung Unterstützung und Entlassung zuhause: Familienhelferin / Mütterpflegerin Ressourcen aktivier(t) –(en) („Humor / Sport / PMR / Nestbau) Unterstützung Geburtsplan / Planung der „Versorgung“ Kind Literatur empfohlen (Stressverarbeitung / -Management

22 A, 2. Kind 6. Termin, aktuell 39. SSW: gyn.: Wassereinlagerung; epigastrische und Flankenschmerzen; Vorwehen Seit ca. 10 Tagen wieder vermehrte Angstsymptome, im Bezug auf die Geburt, aber weniger katastrophisierend und besser von ihr "beherrschbar" als zuvor Realitätsprüfung; Wegschieben der negativen Gedanken. Einmalig blitzartig der Gedanke " jetzt sehe ich meinen Sohn zum letzten Mal"; konnte diesen Gedanken aber sofort als unsinnig und als "Quatsch!" terminieren. Ab und an noch abendlichen "Wellen der Angst". Schlaf gestörter, aber keine nächtlichen Grübelneigung. Hilfreich: Unterstützung durch die Familie, gute Vorbereitung der Geburt (wer versorgt den Sohn / ist die Whg. "geputzt" und vorbereitet etc.) und fühlt sich durch Hebamme gut betreut. Mütterpflegerin ab September PMR- regelmäßig ambulante VT pp anzustreben (wenn möglich mit zwei Kindern)

23 Fazit- Therapie Aufklärung & Verständnis & konkrete Unterstützung / Hilfestellung geben! Psychosoziale Beratung – z.B. über Schwangerenberatungsstellen (0-3 Jahre) Medikamentöse Behandlung Psychotherapeutische Behandlung Sport / Entspannungsverfahren Ergotherapie (am ZI: u.a. soziales Kompetenztraining, Achtsamkeitstraining) Selbsthilfegruppen: z.B. „Zwickmühle“, Heidelberg: „Wiegeschritt“; Wiesloch; ; Tel:

24 Hilfreiches Hebammen !!!!!! Mütterpflegerin ( Elternverbände „Wellcome“ ( Telefon 040/ ) unterstützt junge Familien für einen geringen Beitrag mit Nachbarschaftshilfe Literatur: Anke Rhode: „Rund um die Geburt eines Kindes: Depressionen, Ängste und andere psychische Probleme: Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und ihr soziales Umfeld“

25 Hilfreiche Internetadressen
Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit Informationen zu allen psychischen Störungen rund um Schwangerschaft, Geburt und Kinderwunsch Selbsthilfe-Organisation zu Fehl-, Früh- oder Totgeburten Hilfe für Mütter nach traumatischem Kaiserschnitt Marcé-Gesellschaft zu peripartalen psychischen Erkrankungen Selbsthilfe-Organisation zu peripartalen psychischen Erkrankungen

26 Hilfreiches „Hand in hand- Perinatales Präventivnetz Rhein-Neckar
Caritas Mannheim (Kleinkindersprechstunde) Frühe Hilfen Mannheim (Gesundheitsamt) Diakonie / Familienhelferin Sozialpsychiatrischer Dienst Mannheim (spdi) mannheim Mutter-Kind-Behandlung im psychiatrischen Zentrum Nordbaden Mutter-Kind-Behandlung in der Uniklinik Heidelberg Selbsthilfegruppen („wiegeschritt“ / „Zwickmühle“)

27 Take home! Angststörungen sind häufig Aufklärung über und Sensibilisierung für das Thema Angststörungen in der Zeit rund um die Geburt („vulnerable Zeit“) Wichtigkeit der frühen Diagnostik und Behandlung Angststörungen sind gut behandelbar

28

29 Die Zeit um die Geburt… Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

30 EPDS

31 Geschlechtsspezifische Aspekte /Hormone / Perinatale Zeit
Perinataler Zeit = DIE vulnerable Zeit für psychische Erkrankungen: vermehrt ist in der peripartalen Zeit mit dem Auftreten von psychischen Störungen zu rechnen Die häufigsten psychischen Symptome in der Schwangerschaft sind depressive Verstimmungen und vielfältige Ängste Panikattacken sind nicht selten auch Symptome einer antenatalen / postpartalen Depression Am häufigsten sind Wiedererkrankungen bei vorbestehenden psychischen Störungen

32 Geschlechtsspezifische Aspekte / Hormone
>>> d.h. hormonelle Faktoren sind bei Angsterkrankungen relevant, in vielfältiger Hinsicht: Bei Panikstörungen gibt es vielfältige Hinweise darauf, dass Östrogene einen modulierenden Einfluss haben. Während einer Schwangerschaft kann es sowohl zur Ersterkrankung als auch zur Veränderung von Angstsymptomen kommen (Verbesserung, Abklingen, aber auch Verschlechterung von Angst-symptomen) nach einer Entbindung ist das Neuauftreten oder die Verschlechterung einer bestehenden Angsterkrankung möglich.

33 Geschlechtsspezifische Aspekte
Frauen sind ca. zweimal häufiger als Männer von Angsterkrankungen betroffen Erhebliche Geschlechtsunterschiede bei Symptomatik, Verlauf und Prognose Für Angststörungen gibt es wenige systematische Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen dem Beginn und Verlauf der Störung und hormonellen Veränderungen…dennoch: Einige Frauen nehmen, besonders prämenstruell , eine Verschlechterungen ihrer Angstsymptomatik wahr Neuauftreten bzw. einer Verschlechterung der Angst-symptomatik unter hormonellen Verhütungsmitteln („Pille“)

34 Was ist Angst. = Stress 2. Verschiedene Angstformen 3
Was ist Angst? = Stress 2. Verschiedene Angstformen 3. Dia mit vielnen Bezeichnungen (Oanik, Social phobie… 4. individuelle Stressreduktionsverfahren 5. PMR /autogenes Training 6. case reports 7. Hilfreichs: SPORT !! Ausdauer 8. Behandlung 9. Somatisch zu beschten: Hyperthxreose; Thyreotox. Krise 10. Angstkriterien 11. Psychoedukation, Stimuluskontrolle, Angsttagebuch, „sich sorgen dürfen“ Angstgedanken zu ende denken & formulieren; visualisieren …“was wäre wenn“ STAI-S & T; ASQ!!!!! HADS Klärung Komorbide Störungen

35 Postpartale Zwangserkrankungen
wiederkehrende Zwangsgedanken und / oder Zwangshandlungen Bei Zwangsgedanken handelt es sich um aufdringliche Ideen, Gedanken, Bilder oder auch Impulse Bei Zwangshandlungen um von den betroffenen Frauen als sinnlos oder zumindest übertrieben empfundene Handlungen, zu denen sie sich innerlich gedrängt fühlt Dabei ist den Frauen zumindest zeitweilig die Unsinnigkeit ihres Denkens und Handelns durchaus bewusst „typische Inhalte“ in der postpartalen Zeit: dem Baby Schaden zuzufügen: es fallen lassen / es verletzten / ersticken oder erstechen / es in den Herd packen / es sexuell missbrauchen zu können Folge: Vermeidung!!! Postpartale Zwangserkrankungen Das Hauptmerkmal von postpartalen Zwangsstörungen sind wiederkehrende Zwangsgedanken und / oder Zwangshandlungen. In mehr als der Hälfte aller Fällen tritt beides zusammen auf. Bei Zwangsgedanken handelt es sich um aufdringliche Ideen, Gedanken, Bilder oder auch Impulse. Bei Zwangshandlungen um von den betroffenen Frauen als sinnlos oder zumindest übertrieben empfundene Handlungen, zu denen sie sich innerlich gedrängt fühlt. Dabei ist den Frauen zumindest zeitweilig die Unsinnigkeit ihres Denkens und Handelns durchaus bewusst. Trotzdem gelingt es ihnen nicht, sich aus der Gefangenschaft ihrer Zwangsgedanken und -handlungen zu befreien. Erst nach dem oft stundenlangen Ausführen ihrer Zwänge können sie sich wieder anderen Dingen zuwenden.  Das gesamte Familienleben wird von den Zwängen stark beeinträchtigt. Nicht selten werden die Zwänge so dominant und quälend, dass sich die Frauen vollständig zurückziehen und ihr Alltagsleben nicht mehr bewältigen können.  

36 Posttraumatische Belastungsstörung
Nach einer traumatisch erlebten Entbindung Beginn: erste Tage bis Wochen nach der Entbindung Dauer: abhängig vom Schweregrad und klinischem Bild, Wochen bis Monate; im Extrafall auch länger Erste Symptome: Wiedererleben der Geburt in Albträumen und eindringlichen Erinnerungen („flashbacks“), Schlafstörungen, Weinen, Gefühl der inneren Taubheit, Reizbarkeit, sozialer Rückzug und nich selten eine „Begleitsdepression“ Häufigkeit: 6-8 % Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Eine objektiv schwere oder auch eine subjektiv als besonders belastend und traumatisch erlebte Geburt kann ebenfalls zu erheblichen psychischen Beeinträchtigungen im Wochenbett führen. In Einzelfällen kann sich hieraus eine so genannte "Posttraumatische Belastungsstörung" (PTBS) entwickeln. Untersuchungen zufolge haben bestimmte Faktoren unter der Geburt einen deutlichen Einfluss auf dieses Risiko. Genannt werden in diesem Zusammenhang vor allem Kaiserschnittgeburten oder andere instrumentelle Eingriffe, wenig unterstützende und einfühlsame Geburtshelfer sowie eine unzureichende Vorbereitung auf das Geburtserlebnis. Studien lassen vermuten dass etwa 2 bis 5 Prozent aller Frauen mit einem schwierigen oder als schwierig empfundenen Geburtserlebnis eine posttraumatische Belastungsstörung entwicklen. Eine sehr viel größere Zahl leidet unter quälenden Gedanken und Alpträumen ohne weitere Krankheitsanzeichen. Typische Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung sind immer wiederkehrende schmerzhafte innere Bilder des traumatischen Geburtserlebnisses („Birth-Flashbacks“), Schlafstörungen, übermäßige Gereiztheit mit Wutausbrüchen sowie die Unfähigkeit, sich zu entspannen und von dem Erlebten Abstand zu gewinnen. Hinzu kommt das konsequente Vermeiden aller Aktivitäten, die mit dem Geburtserlebnis in Verbindung gebracht werden. Zum Beispiel Sexualität und Körperkontakt mit dem Partner, der Besuch auf einer Wochenbettstation oder auch Gespräche über eine mögliche weitere Schwangerschaft. Langfristige Folgen der PTBS können Bindungsängste und eine erhöhte Ängstlichkeit im Umgang mit dem Kind sein. Beides wirkt sich unter Umständen belastend auf die Mutter-Kind Beziehung aus und beeinflusst so möglicherweise auch das Verhalten des heranwachsenden Kindes. Umso wichtiger ist es deshalb, dass eine vorliegende posttraumatische Belastungsstörung rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

37 EPDS

38 Peripartale Angststörungen
Risikofaktoren Positive Familienanamnese für depressive Störungen Erstgebärende , junges Alter der Gebärenden Antenatal bestehende depressive Symptome Frauen mit einer postpartalen Depression in der Anamnese Pränatale mütterliche Angstsymptome Stressbelastung in der Schwangerschaft Sozioökonomische Faktoren Traumatische Erlebnisse in der eigenen Kindheit Traumatisches Erleben der Geburt Nikotinabusus / Suchtmittelmissbrauch Biologische“ Auslöser: Hypertonie Hyperemesis Präeklampsie Schwangerschaftsdiabetes ►1,5fach höheres Risiko an peripartaler Depression zu erkranken Risikofaktoren Antenatal bestehende depressive Symptome gelten als Risikofaktoren für eine postpartale Depression. Darüber hinaus haben Frauen mit einer postpartalen Depression in der Anamnese ein um 25% erhöhtes Risiko eines Rezidivs bei einer erneuten Schwangerschaft. Weitere Risikofaktoren: Pränatale mütterliche Angstsymptome Stressbelastung in der Schwangerschaft Sozioökonomische Faktoren (Geringes Einkommen, niedriger Bildungsstand, Fehlen einer Partnerschaft, mangelnde soziale Unterstützung, häusliche / partnerschaftliche Gewalt, unerwünschte Schwangerschaft, geringe Partnerschaftszufriedenheit, belastende Lebensereignisse) Traumatische Erlebnisse / Vernachlässigung in der eigenen Kindheit Traumatisches Erleben der Geburt Biologische Auslöser Geringe oder gar keine soziale Unterstützung Geringe Partnerschaftszufriedenheit Nikotinabusus Suchtmittelmissbrauch Hypertonie Präeklampsie Schwangerschaftsdiabetes (Kozhimannil KB, et al JAMA) Darüber hinaus haben Frauen mit einem Diabetes ein 1,5fach höheres Risiko an peripartaler Depression zu erkranken (Berle JO, Spigset O Curr Womens Health Rev) 38

39 EPDS

40 EPDS Summe: 0-9 Punkte: Wahrscheinlichkeit für Depression gering
Punkte: Wahrscheinlichkeit für Depression mäßig vorhanden ≥13 Punkte: Wahrscheinlichkeit für Depression hoch International ist die Edinburgh Postnatale Depression Skala (EPDS) in der Zeit nach der Geburt in breiter Verwendung. Dieser Fragebogen schließt körperliche Symptome aus, die Schwangerschaftsbedingt oder nach der Geburt häufig vorkommen (Müdigkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit) und in dieser Phase nicht unbedingt als depressive Symptome zu bewerten sind. Als ein Screening-Instrument soll die EPDS die Stimmungslage der letzten 7 Tage erheben. Hohe Scores sind nicht von vornherein mit der Diagnose Depression gleichzusetzen, ebenso können Frauen niedrige Scores haben und trotzdem unter einer Depression leiden. Die EPDS stellt keine klinische Diagnose Depression und soll auch nicht als Ersatz für eine psychiatrische Evaluation dienen. Die EPDS kann auch nicht voraussagen, ob jemand einmal in der Zukunft eine Depression haben wird, sie kann nur eine gegenwärtige Verstimmung erfassen. Richtlinien zur Anwendung der EPDS Die EPDS ist ein 10 Fragen umfassender Selbstausfüllerfragebogen. Frauen werden gebeten, eine von vier Antwortmöglichkeiten zu wählen, die dem möglichst nahe kommt, wie sie sich in den letzten 7 Tagen gefühlt haben. Jede Frage hat einen Punktewert von 0 bis 3 und die Werte der 10 Fragen werden zusammengezählt. Die höchste Punktezahl ist somit 30 und würde eine sehr schwere Depression bedeuten, das Minimum wäre 0 und würde völliges Fehlen jeglicher Symptome bedeuten. Wichtig: bei manchen Fragen werden die Punkte in der anderen Reihenfolge vergeben. Der Wert der EPDS liegt darin, dass sie einfach auszu- füllen ist, dass sie in Bezug zu anderen standardisierten psychiatrischen Instrumenten validiert wurde und dass sie von den Frauen gut akzeptiert wird. Die Verwendung erlaubt den Müttern über ihre Gefühle zu sprechen und den Professionellen auf einfühlsame Weise das Thema postpartale Depression anzusprechen. Die EPDS kann zu jedem Zeitpunkt nach der Geburt angewendet werden. Sehr hohe Scores in der ersten Woche nach der Geburt zeigen einen Baby-Blues an. Dieser kann in eine Depression übergehen, wenn er sehr schwer ist. Eine Anwendung 6–8 Wochen nach der Geburt ist sinnvoll, eine Wiederholung nach 3 und 6 Monaten wurde empfohlen, am besten ist es, die EPDS die ersten 12 Monate nach der Geburt wiederholt anzuwenden. Es sollen mindestens 2 Wochen vergehen, bevor man die EPDS wiederholt. Wissenschaftliche Ergebnisse Zahlreiche Studien haben verschiedene Werte evaluiert, ab denen eine Depression mit hoher Wahrscheinlichkeit vorliegt (so genannte Cut-off-Werte). 0–9 dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression gering 10–12 dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression mäßig vorhanden >=13 dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression hoch Es gibt jedoch die Übereinkunft, dass Frauen mit Werten >=13 eine 60–100%ige Wahrscheinlichkeit haben, unter einer Depression zu leiden. Sehr hohe Werte können bei einer akuten Krise oder einer Frau mit Persönlichkeitsstörung vorliegen, bei denen eine Abklärung erfolgen soll. Der Vorteil der EPDS ist auch, dass man sehr schnell Frauen identifiziert, die Selbstmordgedanken haben. Wenn die Frau bei Frage 10 Punkte aufweist, muss man in jedem Fall genau nachfragen, ob es sich um Selbstverletzung, Lebensüberdruss oder richtige Selbstmordgedanken handelt. Wenn die Symptome weniger schwer sind, oder während einer Zeitdauer kürzer als 2 Wochen vorhanden sind, kann es sich um andere Diagnosen handeln, wie zum Beispiel Anpassungsstörungen, Minor Depression und/oder eine gleichzeitig auftretende Angststörung. Andere Ursachen für Symptome wie Anämie, Schlafentzug, Schilddrüsenfunktionsstörung oder Trauerreaktion sollten bedacht werden, bevor eine Depression diagnostiziert wird. Diese Zustände können aber auch zusammen mit einer Depression vorliegen. Eine Gesamtwert von „0“ sollte noch genauer abgeklärt werden, denn dies kann auf eine „sozial erwünschte“ Beantwortung der Fragen hinweisen Obwohl die EPDS für die Verwendung postpartal entwickelt wurde, wurde sie auch für die Zeit der Schwangerschaft validiert und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die EPDS korreliert gut mit anderen Depressionsinventaren wie der Beck Skala (BDI) und dem Gesundheitsfragebogen (GHQ).

41 Häufigkeit PTBS-Symptome post partum (N = 424)
Pantlen/Rohde, 2001

42 Relevante Symptomgruppen der PTBS


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