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2. Teil: Wenn Kinder und Jugendliche trauern

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Präsentation zum Thema: "2. Teil: Wenn Kinder und Jugendliche trauern"—  Präsentation transkript:

1 2. Teil: Wenn Kinder und Jugendliche trauern
Trauerbegleitung als Praxisfeld der Schulpastoral

2 Übersicht: Schritte Tod und Trauer im Kontext von Schule – Aufgaben und Kompetenzen von Religionslehrkräften Maßnahmen bei Bekanntwerden der Todesnachricht Wie Kinder und Jugendliche trauern Altersstufen, Phasen, Ausdrucksformen, unverzichtbare Elemente Was in der Trauerbegleitung zu tun ist – Begleitung von einzelnen und in der Klasse Trauerrituale Ich will die Thematik des zweiten Teils in folgenden Schritten angehen:

3 Tod und Trauer im Kontext von Schule – Aufgaben und Kompetenzen von Religionslehrkräften
Ich möchte im Folgenden differenziert anschauen, auf welche Weise Lehrkräften mit Tod und Trauer in der Schule konfrontiert werden – und was das für die jeweiligen Handlungsformen bedeutet. Und ich möchte begründen, warum ich das als „pastorales“ Handeln verstehe.

4 Schule als Ort der Trauer?
Trauer gesellschaftlich nur am Rande und für begrenzte Zeit zugelassen Unterdrückte Trauer sucht sich eigene, auch pathologische Wege „Der Unfähigkeit zu trauern entspricht die Hilflosigkeit zu trösten“ Umso mehr Notwendigkeit, in der Schule Raum für Trauer zu geben – nicht zuletzt angesichts zunehmender Zeit, die dort verbracht wird Schule und RU haben auch kompensatorische Funktion gegenüber Familie; Schule als „zweites Zuhause“ Entwicklung einer schulischen Trauerkultur Ist Schule überhaupt ein angemessener Ort, um zu trauern? Ist das nicht viel mehr die eigene Familie, der engste Freundeskreis? Und weiter: Ist Schule ein geeigneter Ort, um zu trauern – ein Ort, an dem ein gewisser Leistungdruck herrscht, wo es es Noten und feste Regeln gibt? Diese Fragen darf und muss man stellen – und wenn wir ehrlich sind, ist die konkrete Situation an den meisten Schulen nicht unbedingt förderlich für Trauerprozesse. Dennoch: Schule ist ein Ort, an dem getrauert werden darf und muss, und zwar, allein schon deswegen, weil in unserser Gesellschaft Trauer eher am Rande und nur für eine begrenzte Zeit zugelassen ist. Sie soll so wenig wie möglich auffallen. Früher war das anders. Wenn ein Mensch in Trauer war, signalisierte das die dunkle Kleidung; das Einhalten des Trauerjahres war gang und gäbe. Man kann das unterschiedlich bewerten; auf jeden Fall wurde Trauer stärker nach außen hin signalisiert als heute und bedeutete von daher auch eine gewisse Schonzeit für die Betreffenden. Heute: Möglichst rasch Rückkehr zur „Normalität“; vgl. Erwartung: „Nach 1 Jahr muss das doch vorbei sein“. Trauer aber braucht Räume und Zeiten, braucht darum auch ihren Platz in der Gesellschaft. Wo sie unterdrückt, ignoriert, ja bekämpft wird, da bricht sie sich auf andere, u.U. pathologische Weise Bahn, und kann dann nur noch therapeutisch bearbeitet werden. Und nicht nur das: „Der Unfähigkeit zu trauern entspricht die Hilflosigkeit zu trösten“. Dieser Satz, aus der Arbeitshilfe des Referats Schulpastoral der Diözese Rottenburg zum Umgang mit Trauer und Tod entnommen, hat mich sehr nachdenklich gemacht. Je mehr Trauer aus unserer Gesellschaft verschwindet, desto mehr auch die Fähigkeit zu trösten – und desto mehr besteht die Notwendigkeit, dass Schule hier Gegenakzent setzt, indem sie Raum zum Trauern gibt. Dies gilt nicht zuletzt angesichts zunehmender Zeit, die Kinder und Jugendliche in Schule verbringen. Auch wenn es sich nicht um eine Ganztagesschule handelt, verbringen sie dort an Werktagen zumeist mehr Zeit als zuHause und in Familie. Schule wird zum zweiten zuHause, nicht nur aufgrund der dort verbrachten Zeit, sondern auch, weil sie vielfach eine Kompensationsfunktion gegenüber Familie hat; muss zum Teil das einholen, was dort nicht geleistet sprich: was dort nicht getrauert werden kann oder will.

5 Religionslehrkräfte alsTrauerbegleiter?
Kinder und Jugendliche in Trauer zu begleiten, ist nicht in erster Linie Angelegenheit von Experten, sondern von Familie und Umfeld (dazu gehört wesentlich die Schule) Verarbeitung von Trauer geschieht nicht primär durch Therapie, sondern durch die Auseinandersetzung mit der Situation im Alltag Kinder und Jugendliche sind dabei dringend auf Unterstützung angewiesen Lehrer/innen können hier mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln viel erreichen

6 „Der erste Trost, den wir als Erwachsene einem Kind geben zu können, ist traurig sein zu dürfen.“

7 Tod in verschiedenen Kontexten – unterschiedliches Handeln
Unmittelbarer Schulkontext: Tod von Klassenkamerad/in bzw. Mitschüler/in (Klassen)lehrer/in Personal (Hausmeister, Sekretärin etc.) Extremfall: Tod in der Schule (z.B. beim Sport, Unfall) ► Zwangsläufig Thema in der Schule Muss darum in Schule/ Klasse aufgegriffen werden Familiärer Kontext der Schüler/innen: Tod von Eltern bzw. Elternteil Geschwisterkind Tod von Großeltern, anderen Angehörigen, Freund/in, auch Haustier ►Ansprechen in Absprache mit Betroffenen In der Schule begegnet Tod in zwei verschiedenen Kontexten: Der eine ist der direkte Schulkontext: -Tod von Klassenkamerad/in bzw. Mitschüler/in (Klassen)lehrer/in Personal (Hausmeister, Sekretärin etc.) Extremfall: Tod in der Schule (z.B. beim Sport, Unfall) Zwangsläufig Thema in der Schule Muss darum in Schule/ Klasse aufgegriffen werden Der andere ist der familiäre Kontext der Schüler/innen, den sie in die Schule einbringen: Massivster Einschnitt: Tod eines Elternteils oder gar beider Eltern; trauernde Geschwister laut Trauerforschung eine vernachlässigte Gruppe; Großeltern (oder andere Angehörige) sind bisweilen Elternersatz, Freunde Geschwisterersatz, ähnlich Haustiere (Für ein Kind, das jahrelang mit einem auf den Menschen bezogenen Tier – vorwiegend Hund oder Katze -zusammengelebt hat, kann das wie der Verlust eines Familienmitgliedes oder guten Freundes sein.) In solchen Fälle sollte der betroffene Schüler mitentscheiden, ob und sie seine Trauer in der Klasse angesprochen werden soll. Wenn ein Elternteil stirbt, ist gewiss kaum vorstellbar, dass in der Klassengemeinschaft darauf nicht in irgnd einer Weise Bezug genommen wird – das wäre schlicht unmenschlich. Andererseits gilt aber auch: Nicht jede Todeserfahrung und nicht jede Trauer muss in der gesamten Klasse ausführlich zum Thema werden. Es wird auch Fälle geben, in denen sich die engen Freunde und eine Lehrkraft bzw. einige, die dem Kind oder Jugendlichen besonders Nahestehenden, darum kümmern. Hier ist wieder viel Fingerspitzengefühl gefordert. WEnn z.B. ein Geschwisterkind gestorben ist, wollen Schüler/innen nicht unbedingt ständig vor allen auf diesen Tod angesprochen werden – abe sie sind. dankbar, wenn sie mit ihrer Religionslehrerin im geschützten Raum darüber reden können.

8 Verschiedene Todesarten – unterschiedliches Handeln
Tod nach längerer Krankheit Plötzlicher Tod bzw. Unfalltod Zu unterscheiden sind im Kontext auch von Schule die Konfrontation mit verschiedenen Arten, zu Tode zu kommen, denn sie erfordern unterschiedliches Handeln. Tod nach längerer Krankheit: Hier besteht die Möglichkeit – und auch Notwendigkeit - sich darauf vorzubereiten, Abschied zu nehmen und diesen Abschied auch zu gestalten - und dann gemeisam zu überlegen, auf welche Art und Weise die eigeneTrauer zum Ausdruck gebracht werden kann. Hier findet also längerer Prozess statt, der manchmal schon mit der Diagnose beginnt. Ganz anders verhält es sich bei einem plötzlichen Tod bzw. einem Unfalltod: Der Schock ist hier in der Regel viel größer. Hier fehlt jegliche Möglichkeit, sich darauf einzustellen, sich vorzubereiten, auch Abschied zu nehmen. Umgekehrt stellt sich hier die Notwendigkeit, möglichst rasch zu handeln und Trauerformen zu finden, um das Ganze zu verarbeiten. Eine besondere Situation ist ein Todesfalls durch Gewaltverbrechen. Zum Moment des Plötzlichen und Unvorbereiteten tritt hier noch die Durchmischung derTrauer mit Hass und Wut und womöglich intensiven Rachegefühlen – und das alles muss offen zum Ausdruck gebracht werden. Ein eigenes Thema, auf das ich hier deswegen nicht ausführlich eingehen kann, ist der Tod durch Suizid: Hier ist besondere Sensibilität und Vorsicht geboten. Das Thema Suizid ist mir vielen Tabus belegt. Trauer kann sich hier häufig gar nicht entwickeln, weil Schuldgefühle („Warum haben wir nichts bemerkt? Konnte ich es nicht verhindern?“) und häufig auch Schuldzuweisungen („Hätte ihn die Klasse besser integriert, könnte er noch am Leben sein!“) viel stärker sind. Zwingend ist hier eine möglichst große Offenheit: Gefühle, besonders Schuldgefühle und Schuldzuweisungen müssen transparent gemacht werden. Schuldgefühle – entweder weil keiner die Anzeichen gemerkt hat, oder weil sich Schuld- oder Klassengemeinschaft ganz konkret mit schuldig fühlt an der Entwicklung, aufgrund von Mobbing o.ä. Tod durch Gewaltverbrechen Suizid

9 Trauer ist nicht verallgemeinerbar!
Auf das Individuum und seine Bedürfnisse achten! Grenze aller Handreichungen zur Trauerpastoral Beziehung zum Verstorbenen im Blick behalten - prägt Art und Intensität der Trauer WEnn wir über Trauer in der Schule nachdenken, dann kann man sich im gRunde nicht genug ofrt sagen: Es gibt nicht die eine Trauer; Trauer ist nicht verallgemeinerbar. Haben Sie darum immer, bei allem, was Sie darüber hören oder lesen, den oder die einzelne mit seinen/ ihren Bedürfnissen im Blick – denn die sind nicht verallgemeinerbar und können sehr unterschiedlich sein. An diesem Punkt kommen alle Handreichungen zur Trauerpastoral an ihre Grenze; verbieten sich jegliche Rezepte. Es geht immer um das konkrete Kind, den konkreten Jugendlichen. Ebensowenig existieren bezüglich der Intensität der Trauer Vorgaben: Bei diesem Verlust dürfen Schüler besonders lange und schwer trauern, bei jenem weniger. Haben Sie immer die Beziehung zu dem Verstorbenen im Blick: Denn die Intensität der Trauer und Betroffenheit ist abhängig von Art der Beziehung. Wenn etwa in einer Grundschulklasse die geliebte Klassenlehrerin stirbt, löst das einen anderen Prozess aus als der Tod eines als schwierig geltenden und nicht sonderlich beliebten Fachlehrers an einer weiterführenden Schule. Und wo in einem Fall der Tod der weit entfernt lebenden Großmutter, die ein Kind nur zweimal im Jahr erlebt hat, zwar traurig macht, aber nicht zu größerer Erschütterung führt, kann der Tod der Großmutter, bei der ein Kind aufgrund der Berufstätigkeit beider Eltern im Alltag lebt, eine schwere Krise auslösen.

10 Anzustrebende Kompetenzen von Religionslehrkräften
Auf eine (unverhoffte) Todesnachricht im Kontext Schule angemessen reagieren können Sensibel werden für verschiedene Ausdrucksformen von Trauer bei Kindern und Jugendlichen Verständnis für befremdlichen Reaktionen entwickeln Einzelne trauernden Schüler/inne/n begleiten können Mit Trauer in der Klassengemeinschaft umgehen können Über ein Repertoire von Ritualen verfügen Wissen, wann und wo professionelle Hilfe einzuholen ist Gemeinsam ist allen Begegnungen mit Tod und Trauer in den verschiedenen genannten Kontexten, dass Religionlehrkräfte sie nicht ignorieren können, sondern dass ihre Reaktion und ihr Handeln gefragt ist. Folgendes sehe ich als von Religionslehrkräften: Auf eine (unverhoffte) Todesnachricht im Kontext Schule angemessen reagieren können. (Wer sich noch nie damit befasst hat, was in einer solchen Situation zu tun ist, reagiert zunächst einmal hilflos – und genau diese Hilflosigkeit soll überwunden werden. Sensibel werden für verschiedene Ausdrucksformen von Trauerbei Kindern und Jugendlichen Verständnis für befremdlichen Reaktionen entwickeln Einzelne trauernden Schüler/inne/n begleiten können Mit Trauer in der Klassengemeinschaft umgehen können Über ein Repertoire von Ritualen verfügen Wissen, wann und wo professionelle Hilfe einzuholen ist

11 Frage nach dem eigenen Rollenverständnis
„Wer anderen die Tränen abwischt, macht sich die Hände nass.“ Begleitung von trauernden Schülern verändert eigenes Rollenverständnis: Ein Stück weit Aufgabe der professionellen Berufsrolle Offenlegen von eigenen Gefühlen, eigenen Erfahrungen, eigener erlebter Trauer Tod löst auch bei der Lehrkraft Trauer, Angst, Verunsicherung aus Weniger der/die Lehrer/in und mehr der Mensch wird offenbar

12 Nicht ohne persönlichen Zugang!
Begleitung von anderen in Trauerprozessen erfordert von Lehrkräften eigene persönliche Auseinandersetzung mit Endlichkeit des Lebens, Todeserfahrung und Trauer Die Beschäftigung mit Verlust und Trauer ist eine sehr persönliche Angelegenheit, genauso und womöglich noch mehr als die Beschäftigung mit der Frage nach demTod. Das Thema macht etwas mit uns – mit mir, als ich diesen Tag vorbereitet habe, mit Ihnen, die Sie hier sitzen. Je nachdem, ob ein persönlicher Trauerfall für Sie noch gar nicht solange zurück liegt, ob Sie vielleicht zur Zeit selbst in einer Trauerzeit sind, gehen Sie anders damit um. Auch wenn Sie es schaffen, sich dieses Thema momentan ganz gut vom Leibe zu halten: Wer andere in Trauerprozessen begleiten will, kommt nicht umhin, sich damit persönlich auseinander zu setzen, sich zu fragen, was er mit den Stichworten Tod und Trauer verbindet, welche Erfahrungen und Gefühle dabei hochkommen. Klar ist auch: Heute und hier ist nicht der Ort für eine solche Auseinandersetzung. Sie braucht andere Orte und Formen – und ich gebe Ihnen dieses Anliegen gewissermaßen als Hausaufgabe mit.

13 Warum „schulpastorales Praxisfeld“?
Umgang mit trauernden Schüler/inne/n ist Aufgabe des Religionsunterrichts Gleichzeitig Schnittstelle zwischen Religionsunterricht und Schulpastoral Ich stelle diese Kompetenzen und dieses Handeln unter den Begriff „ Schulpastoral“. Sie mögen sich vielleicht fragen: Was hat das mit mir zu tun? Die wenigsten, die hier sitzen, haben einen offiziellen Auftrag für Schulpastoral (---evtl. rückfragen durch Handheben); sie alle sind Religonslehrkräfte. Der Umgang mit bzw. die Begleitung von trauernden Schüler/innen ist Aufgabe des Religionsunterrichts. Und gleichzeitig wird hier der enge unterrichtliche Rahmen überschritten hin auf eine pastorale Tätigkeit – so dass wir hier tatsächlich an der Schnittstelle zwischen RU und Schulpastoral arbeiten. Die Begleitung von Trauernden ist Mitarbeit an der Schulkultur – eben darauf bezieht sich Schulpastoral. Und bitte verlieren wir nicht aus dem Blick, dass die Rahmenbedingungen von Schule nicht die günstigsten sind, um Trauerbegleitung zu ermöglichen und dass von daher die Mitgestaltung einer entsprechenden Kultur unerlässlich ist.

14 Nicht institutionalisierte Form von Schulpastoral
Schulpastoral hat unterschiedliche Gestalt: Institutionalisierte Form – nicht explizit wahrgenommene und dennoch relevante Formen Beispiele: „Offenes Ohr“, Krisengespräche, Gottesdienste etc. Trauerbegleitung ist ein Aspekt davon Ein Engagement, das Religionslehrkräfte in aller Regel schon vorher gezeigt haben, bekommt einen Namen! Was fällt alles unter Schulpastoral? Es ist hier nicht der Ort, um das zu klären. Ich will nur eine wichtige Differenzierung vornehmen:

15 Adressat/inn/en Pastorales Handeln in der Schule konzentriert sich nicht nur auf Schüler/innen, sondern alle Beteiligten am Schulleben sind im Blick Dennoch: Im Folgenden stehen die Lehrer-Schüler-Interaktionen im Blickpunkt Begleitung von Kolleg/inn/en etc. nur am Rand im Blick Gespräche mit Eltern als eigenes Thema (vgl. 3 Teil)!

16 Abgrenzung von Krisenintervention
Besonders nötig in Situationen wie Betroffenheit einer Schule durch Naturkatastrophen, Unfall, Amoklauf etc. Nicht durch einzelne/n leistbar, sondern erfordert Zusammenwirken vieler Klare Absprachen (Wer informiert wen? Wer entscheidet was?), Erstellung von Krisenplan, Krisenmanagement Prüfen ---- Stimmt das alles so wirklich? Was ist Krisenintervention genau? Trauerbegleitung durch Religionslehrkräfte ist zu unterscheiden von Krisenintervention. Diese ist nicht weniger wichtig, aber ein eigenes Thema, das hier nicht auf die Schnelle abgehandelt werden kann. Denn: Krisenintervention Nicht durch einzelne/n leistbar, sondern erfordert Zusammenwirken vieler: Schulleitung, Einbezug von Sekretariat, unterschiedliche Lehrkräfte, ggf. ältere Schüler, Eltern, außerschulische Hilfsangebote. Nötig: Klare Absprachen und Erstellung von Krisenplan. Situationen: Naturkatastrophen, Amoklauf

17 Notwendigkeit: Professionelle Hilfe
Schulpsycholog/inn/en Notfallseelsorger/innen Psychologische Beratungsstellen Bestattungsinstitute Lehrkräfte sind in der Regel weder ausgebildete Notfallseelsorger noch haben sie umfassend Psychologie studiert. Diese Grenze müssen sie akzeptieren – und sich darum nicht scheuen, professionelle Hilfe zu holen, wenn sie allein nicht weiterkommen bzw. wenn diese erforderlich scheint. Hilfe bieten können Schulpsychologen, sofern es solche an einer Schule gibt; ausgebildete Notfallsorger; psychologische Beratungsstellen – und nicht zuletzt auch bEstattungsinstitute. Hinweis auf LInkListe!

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19 Maßnahmen bei Bekanntwerden der Todesnachricht
Unvermittelt mit einer Todesnachricht konfrontiert zu werden, macht hilflos: Wie reagieren? Was jetzt tun? Diese Situation macht hilflos, so hilflos wie jenen Lehrer an einer Realschule, der zur ersten Stunde in die Klasse kommt. Statt einer Begrüßung sagt er: „Der Jonathan ist tot, gestern abend auf dem Nachhauseweg vom Sport verunglückt. Jetzt beruhigt Euch wieder und schlagt das Erdkundebuch auf.“ Was hier erzählt wird, ist eine wahre Begebenheit. Es ist ein Leichtes, sich darüber zu mokieren. Schwieriger ist es, es selbst besser zu machen. Wie sagen wir es in der Schule, wenn ein Mitschüler, eine Lehrerin, ein Elternteil gestorben ist? Welche Maßnahmen sind zu ergreifen? Ich will im Folgenden wichtige Schritte und auch mögliche Formulierungen nennen. Dabei ist natürlich immer die konkrete Situation zu beachten und ggf. auch mit dem Klassenlehrer, der Klassenlehrerin abzusprechen: Übernimmt er oder sie einen Teil des Vorgehens – und was ist Ihre Aufgabe? Häufig kann man beobachten, dass der „religiöse Part“ eindeutig von der Religionslehrkraft erwartet wird.

20 Angemessene Information
Möglichst rasche und sachliche Information ans Kollegium bzw. die unterrichtenden Lehrer und die betroffene Klasse Verhindert unnötige Spekulationen, Gerüchte und auch Ängste Klare Information auch bei Suizid! Bei Grundschulkindern: U.U. Benachrichtigung der Eltern

21 Todesfall als „Unterbrechung“ des Alltags akzeptieren
Unterbrechung des normalen Tages- bzw. Unterrichtsablaufs durch: Gespräch in der Klasse, Gedenkminute Gefühlen Raum geben Gemeinsam nachdenken, wie die Klasse mit dieser Situation umgehen möchte Hinweis: Schüler einfach nach Hause schicken, ist keine Lösung: 1. ist dort möglicherweise keiner, 2. ist die Gemeinschaft mit den anderen und die Erfahrung der Trauer in einer Gruppe oft hilfreicher, weil das soziale Netz trägt. Wichtig ist auch, gemeinsam miteinander nachzudenken: Was wollen wir jetzt tun? Was passiert ggf. mit den persönlichen Dingen? Was hilft uns in der Trauer?

22 Die Lücke benennen und gestalten, die der Tod hinterlässt
Bei Tod von Mitschüler/in Platz im Klassenzimmer gestalten: Foto, Blumen, Kerze, Kreuz Kurzes Gebet, Vaterunser Wichtig ist weiter, dass die Lücke, die dieser Tod hinterlässt, klar benannt und auch sichtbar gemacht bzw. gestaltet wird. Beim Tod eines Mitschülers empfiehlt es sich, bald nach dem Bekanntwerden der Todesnachricht seinen Platz zu gestalten – und zwar auch dann, wenn dieser gestaltete Ort nicht länger so bleiben kann, weil die Klasse gar kein festes Zimmer hat oder andere Klassen in den Raum kommen. Ich nenne im Folgenden verschiedene Möglichkeiten: Dabei hängt es vom Todesfall und von den jeweiligen Umständen ab, was sinnvoll und realisierbar ist – und auch, was Sie zur Hand haben. Mögliche Worte können lauten: „Ihr habt es schon gehört: NN. Ist heute Nacht gestorben und kommt nicht mehr. Wir wollen seinen Platz gestalten, damit wir uns an ihn erinnern können.. Deshalb stellen wir sein Bild auf. Wir legen ein Kreuz dazu, das Zeichen für Leid und Tod. Und wir zünden eine Kerze an. Sie ist ein Symbol für das Licht und die Helligkeit, die NN. in unser Leben gebracht hat – und sie ist für Christen zugleich ein Symbol für Jesus Christus und die Hoffnung auf Auferstehung. Vergessen Sie nicht: Sie sind in der Rolle des/der Religionslehrer/in – und da dürfen Sie auch ein kurzes Gebet sprechen oder ein Vaterunser. Vielleicht finden sich auch in der Klasse einige Schüler, die einige Worte des Gebetes oder der Bitte sagen wollen.

23 Die Angehörigen nicht vergessen
Trauerkarte Persönliche Briefe Kondolenzbuch

24 Weiteres Vorgehen klären
Nötige Absprachen treffen, besonders bei Tod von Mitschüler/in oder deren Angehörigen auch mit Familie: Teilnahme an Beerdigung, späterer Besuch am Grab, eigene Trauerfeier in der Schule, Gemeinsam klären: Ort der Trauer und Erinnerung gestalten, Wunsch nach eigenen Ritualen

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26 Wie Kinder und Jugendliche trauern
Auf die Konfrontation mit einer unerwarteten Todesnachricht folgt irgendwann die Begegnung mit dem trauerenden Schüler oder Schülerin. Religionslehrkräfte sollen befähigt werden, Formen der Trauer überhaupt wahrzunehmen – die manchmal so ganz anders sind als die Ausdrucksformen von Erwachsenen und aif die Erwachsene gerade deswegen kaum aufmerksam sind. Denn Kinder – und auch Jugendliche - erleben den Verlust eines nahestehenden Menschen oft ganz anders als die Erwachsenen. Je nach Altersstufe gehen sie sehr unterschiedlich mit dem Verlust um.     Ihre Reaktionen verunsichern oder irritieren. Kinder trauern anders. Es ist wichtig, sie in ihrer Trauer so anzunehmen, ihnen beizustehen und ihnen zu helfen.

27 Vorschulalter bis zum Beginn der Grundschulzeit
Solange kein Verständnis für die Endgültigkeit des Todes: Trauer einerseits nur begrenzt möglich – andererseits massive Verlusterfahrung Traurigkeit über Zerbrechen von Spielzeug auf gleicher Ebene wie über Tod des Großvaters Haltung gegenüber Tod wirkt auf Erwachsene oft eigentümlich unemotional Reaktion auf Verlusterfahrungen: Unterschiedliche Irritation

28 Grundschulzeit Begegnung mit Tod zunehmend affektiv besetzt
Zunehmend zu Trauer fähig Aber: Kinder leben stark in der Gegenwart, sind leichter ablenkbar – kürzere Zeit, in der sie sich intensiv mit erlittenen Verlust beschäftigen

29 Grundschulzeit Bedürfnis, andere Trauernde zu trösten
Trauerbewältigung im Spiel Versuche, die verstorbene Person zu imitieren, ihre Vorlieben zu übernehmen oder ihr auf andere Weise nah zu sein --- Solche Versuche wirken oft eigentümlich. Bsp.: Ein Mädchen, dessen Mutter bei einem Verkehrsunfall zu Tode gekommen war und das als letztes mitbekommen hatte, wie die Sanitäter die Mutter aus dem Auto zogen und auf den Boden legten, legte sich im Unterricht und besonders beim Sport ebenfalls immer wieder auf den Boden, um der Mutter auf diese Weise nah zu sein.

30 Ab dem 10. Lebensjahr Kinder zeigen jetzt mehr und mehr Trauerreaktionen, die denen von Erwachsenen entsprechen Bisweilen Beschützerinstinkt der Kinder ihren Eltern gegenüber: Damit die Eltern/Bezugspersonen nicht noch trauriger sind, halten sie ihre tatsächlichen Empfindungen zurück. Typisch für Kinder: Abrupter Wechsel von tiefer Trauer und überschäumender Lebenslust – dringend nötig, um wieder Lebenskraft zu gewinnen! Kinder zeigen jetzt mehr und mehr Trauerreaktionen, die denen von Erwachsenen entsprechen Bisweilen Beschützerinstinkt der Kinder ihren Eltern gegenüber. Betroffene Kinder spüren, dass die Eltern bzw. Bezugspersonen unter dem Verlust leiden, auch (oder gerade dann) wenn die Trauerreaktionen der Erwachsenen vor den Kindern zurückgehalten werden. Damit die Eltern/Bezugspersonen nicht noch trauriger sind, halten die Kinder ihre tatsächlichen Empfindungen zurück. Damit “beschützen” sie die anderen - und wollen sie vor noch mehr Leid bewahren. Typisch: Abrupter Wechsel von tiefer Trauer und überschäumender Lebenslust

31 Trauer von Jugendlichen
Pubertät als Zeit besonderer Verletzlichkeit und Empfindsamkeit Häufig Verbergen der eigenen Trauer: um „cool“ zu wirken oder um „tapfer“ zu sein und das System Familie möglichst aufrechtzuerhalten „Aufschieben“ der Trauer auf später Starke Gefühlsschwankungen Verarbeitung von Todeserfahrungen oft weniger in Elternhaus und Schule, sondern stärker in Freundeskreis/ Gruppe Angst vor „Trauerzwang“ und verordneten Ritualen Nicht zur Tagesordnung übergehen! Dass die Pubertät als Zeit besonderer Verletzlichkeit und Empfindsamkeit ist, brauche ich hier nicht eigens zu betonen. Ensprechend mit Problemen behaftet ist die Art und Weise, wie Jugendliche trauern. Es kann der Eindruck entstehen – und das ist häufig der Fall – dass sie gar nicht so sehr trauern, weil sie nämlich überaus geschickt sind, ihre eigene Trauer zu verbergen. Sie tun das entweder, weil sie „cool“ sein wollen und weil man in einer bestimmten Altersstufe möglichst keine Gefühle zeigt, besonders Jungen nicht. Oder aber sie tun alles, um „tapfer“ zu sein, weil sie spüren, dass alles zusammenbricht, dass das System Familie so nicht mehr weitergeführt werden kann und wenn irgendwie möglich aufrechtzuerhalten ist. Seien Sie hellhörig, wenn Ihnen Eltern sagen, wie „taper“ ihre Kinder Tod und Beerdigung hingenommen haben. Jugendliche haben sogar die Fähigkeit, Trauer aufzuschieben, zu vertagen, bis wieder Normalität herrscht oder die Familienverhältnisse stabil sind. Und plötzlich beobachten Sie heftigste Trauersymptome nach einer Zeit, nach der sie längst hätten vorbei sein müssen. WEnn Jugendliche ihre Trauer ausleben und zeigen, dann ist das oft verbunden mit starken Gefühlsschwankungen, starkem Wechsel zwischen Tränenausbruch jetzt und Discobesuch unmittelbar darauf. Verarbeitung von Todeserfahrungen oft weniger in Elternhaus und Schule, sondern stärker in Freundeskreis/ Gruppe Angst haben Sie vor „Trauerzwang“ und verordneten Ritualen: Oft gehen Jugendliche nicht gerne mit ihren Eltern auf den Friedhof oder in die Kirche, sondern lieber hinterher alleine – und das ist zu respektieren. Ein letztes: Jugendliche, wenn sie Trauer zulassen, wehren sich sehr dagegen, wenn allzuschnell scheinbar wieder zur Tagesordnung übergegangen wird: wenn im Klassenzimmer ein anderer den Platz des verstorbenen Mitschülers einnimmt, oder auch wenn der übriggebliebene Elternteil rasch wieder eine neue Beziehung eingeht.

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33 Trauerphasen

34 Unterschiedliche Phasen
Schock: Nicht-Wahrhaben-Wollen, Fassungslosigkeit, Verdrängung; Empfindungslosigkeit bis Verzweiflung Aufbrechende Emotion (bei Erwachsenen: „Kontrollierte“ Phase – vielfach bis zur Beerdigung): Allmählich Anerkennung der Realität, verzweifelte Sehnsucht und Hoffnung auf Wiedersehen Regression: Suchen und Sich-Trennen (schwierigste Phase): Heftiger Schmerz, Gefühlschaos, Abschied von alten Handlungsmustern – Neues zeigt sich noch wenig konkret Adaption: Neuer Selbst- und Weltbezug: Allmähliche Neuorientierung und Bewältigung der Situation, neue Ziele, Verstorbener als innere Begleiter; Rückfälle in überwunden geglaubte Trauer Einzelne Phasen der Trauer sind bei Kindern nicht wesentlich unterschieden von den Erwachsenen. Ich führe sie hier auf, weil es beim Kontakt mit trauernden Schülern hilfreich ist, abschätzen zu können, in welcher Phase sie sich gerade befinden: Schock/ Nicht-Wahrhaben-Wollen: Fassungslosigkeit, Verdrängung; Empfindungslosigkeit bis Verzweiflung – möglicherweise sind Sie als Lehrkraft gerade dabei und gefordert, wenn Todesnachricht überbracht wird; Aufbrechende Emotion (bei Erwachsenen: „Kontrollierte“ Phase – vielfach bis zur Beerdigung; bei Kindern viel weniger kontrolliert): Allmählich Anerkennung der Realität, verzweifelte Hoffnung auf Wiedersehen, Sehnsucht, Suchen und Sich-Trennen (schwierigste Phase): Abschied von alten Handlungsmustern – Neues zeigt sich noch wenig konkret; Schmerz und GEfühlschaos Neuer Selbst- und Weltbezug: Allmähliche Neuorientierung und Bewältigung der Situation, neue Ziele, Verstorbener als innere Begleiter; Rückfälle in überwunden geglaubte Trauer

35 Ein „Trauerweg“ Vorsicht: Phasen sind kein festes Ablaufschema! Rede von „Phasen“ insofern auch irreführend, da oft ineinander übergehend und sich überlappend Trauer kein linearer Prozess mit einem bestimmten Anfang und Ende, sondern zyklisch verlaufend: Phasen müssen nicht zwangsläufig aufeinander folgen und können wiederholt auftreten Eher Spirale denn Stufe! Statt des Begriffs „Phasen“ begegnet in der neueren Literatur auch die Rede vom Trauerweg. Dieses Bild bringt anschaulicher zum Ausdruck, dass es dabei nicht um ein festes Ablaufschema geht – so wie zu einem Weg auch Umwege, Kehren und der nicht immer direkte Wegverlauf gehören.

36 Wie lange hält die Trauer an?
Keine allgemeinen zeitlichen Vorgaben, sondern jeder Mensch braucht seine individuelle Zeit Trauer um Angehörige keine Angelegenheit von Tagen und Wochen, sondern von Monaten und Jahren

37 Ausdrucksformen der Trauer
Trauernde Kinder und Jugendliche verhalten sich oft merkwürdig, irritierend, ja abstoßend. Hier gilt: Alles ist möglich – und es ist wichtig, das zu wissen und sich darauf einzustellen

38 Deutlich erkennbar Traurigkeit, NiedergeschlagenheitWeinen
Rückzug in sich selbst Reizbarkeit starke Stimmungsschwan-kungen Das sind uns Erwachsenen vergleichsweise vertraute Trauerreaktionen – und von daher am einfachsten zu erkennen.

39 Scheinbarer Ausfall von Trauer
Sehr rasche Rückkehr zur Normalität, Verhalten, als sei nichts geschehen Nach außen hin kalter und gefühlloser Eindruck Extreme Aufgedrehtheit, Herumalbern Hintergrund: Form von Selbstschutz (nicht zu nah an sich ranlassen), Bedürfnis nach „normalem Leben“,Stabilisierung des Gewohnten, Verdikt der „coolness“ Es gibt bei Kindern und Jugendlichen aber genau auch das andere Extrem, nämlich der Eindruck, dass sie überhaupt nicht trauern Da ist es entscheidend, solchen scheinbaren Ausfall von Trauer richtig einzuordnen.

40 Körperliche Reaktionen
Häufig deutliche psychosomatische Reaktionen - gerade bei scheinbarer emotionaler Unberührtheit Schlafstörungen, zugleich große Müdigkeit (95%) Kopfschmerzen (80%) Verändertes Essverhalten Kreislaufstörungen Gesteigerte Infektanfälligkeit Magen-, Darmbeschwerden Mangelnde Energie, Kraftlosigkeit Konzentrationsschwierigkeiten Wenn das Innere gänzlich unbeeindruckt erscheint, verrät oft der Körper Gegenteiligesn: ----

41 Verhaltensauffälligkeiten …
Entwicklungsrückschritt: Kinder verfallen in Baby-Rolle, geben sich extrem hilfsbedürftig; Rückkehr von bereits abgelegten Verhaltensweisen (z.B. Daumenlutschen, Bettnässen), Übermäßige Reife: Kinder/ Jugendliche übernehmen zu Hause die Rolle des/der Verstorbenen (als Familienoberhaupt, Partner, Bezugsperson der Geschwister) Rückzug in Vergangenheit, Schein- oder Traumwelt Hier wichtig --- evtl. sogar noch in Folie aufnehmen: Im einen Fall immer wieder an eigene Fähigkeiten und Möglichkeiten appellieren, nicht als Kleinkind behandeln. Im anderen Fall: Möglichkeiten zum Albern und zu Unbeschwertheit bieten Bei Rückzug in Scheinwelt: Immer wieder Appell, was jetzt und hier dran ist, zu tun ist, was es jetzt und hier zu erleben gibt

42 … und speziell in der Schule
Schüler/innen werden plötzlich verhaltensauffällig und stören den Unterricht Gegenteil: Kinder ziehen sich total in sich zurück und beteiligen sich gar nicht mehr Häufig: Plötzliches Schulversagen

43 Begleitende Reaktionen: Gefühlschaos
Zorn, Wut (bisweilen auch Zerstörungswut), Aggression - gegen den Verstorbenen, sich selbst, den anderen Elternteil, die Ärzte, gegen Gott – als Protest gegen die Realität des Todes Schuldgefühle (besonders bei Kindern):Fühlen sich für Tod verantwortlich (falsches Verhalten, Streit, nicht „brav“ gewesen) Angst (besonders bei Kindern): davor, dass anderes Familienmitglied oder sie selbst sterben könnten Trauer bleibt vielfach keine reine Trauer, sondern erscheint in unterschiedlicher gestalt bzw. mischt sich mit anderen Gefühlen: Zorn, Wut, Aggression - gegen den Verstorbenen, sich selbst, den anderen Elternteil, die Ärzte, gegen Gott – als Protest gegen die Realität des Todes. Das kann soweit führen, dass über den Toten nur Schlechtes gesagt wird, dass er beschimpft und herabgesetzt wird. Auch das ist eine Form des Selbstschutzes, des Nicht-zu-Nahe-Heranslassens der Todeserfahrung. Häufig, besonders bei Kindern, sind Schuldgefühle: Fühlen sich für Tod verantwortlich (falsches Verhalten, Streit, nicht „brav“ gewesen) – vgl. entwicklungspsychologisch bedingt; Hinzu kommt Angst (besonders bei Kindern): davor, dass anderes Familienmitglied oder sie selbst sterben könnten ----

44 Was in der Trauerbegleitung zu tun ist

45 Was Kinder und Jugendliche in ihrer Trauer brauchen
Verlässliche Beziehungen (zu einem oder zwei Lehrer/inne/n) Verständnis und Toleranz Gespräch und Schweigen Möglichkeiten, die Trauer auszuleben Auch „trauerfreie Zonen“

46 Aufgaben der Begleitenden
Grundhaltung: Akzeptieren, dass trauernde/r Schüler/in Recht hat, auf je eigene Art mit Schmerz umzugehen Wahrnehmen, aushalten, nicht urteilen Agression nicht persönlich nehmen Abweichendes Verhalten nicht als gewollte Störung des Unterrichts verstehen ►Haltung der Toleranz, aber nicht Gleichgültigkeit Bei gelingender Trauerverarbeitung: Beschriebene Phänomene klingen allmählich ab Andernfalls therapeutische Intervention erforderlich

47 Notwendige Elemente des Trauerns
Akzeptanz des Todes als Realität – sonst kein Trauerprozess Durchleben des Abschiedsschmerzes – statt ihn unterdrücken zu versuchen Sich-erinnern und verinnerlichen, was war – statt möglichst rasch zu vergessen Neuorientierung und Entwicklung einer neuen Identität Trauern ist Arbeit – mit gutem Grund sprechen wir auch von der Trauerarbeit. Damit Trauerarbeit gelingt, damit der Trauerprozess auf Dauer zu einer Bewältigung des Verlustes führen, müssen sie mehrere und verschiedene Elemente umfassen. So wie es bei den vorhin genannten Phasen der Trauer nötig ist, dass der trauernde Mensch nicht zwischendrin auf einer Phase stehen bleibt und nicht zur weiteren gelangt, so ist es nötig, dass die einzelnen Elemente tatsächlich auch durchlebt werden. 1. Akzeptanz des Todes als Realität – sonst kommt kein Trauerprozess in Gang. Darum ist die Teilnahme an der Beerdigung so wichtig, weil spätestens hier sich die Realität nicht mehr verleugnen lässt. 2. Durchleben des Abschiedsschmerzes – statt ihn unterdrücken zu versuchen. 3. Sich-erinnern und verinnerlichen, was war – statt möglichst rasch zu vergessen. 4. Neuorientierung und Entwicklung einer neuen Identität: Die trauernde Mensch löst sich allmählich von der Vergangenheit. Neue Beziehungen werden aufgebaut, Kinder finden neue Spielkameraden und Freunde. Das heißt nicht, dass der Verstorbene keine Rolle mehr spielt. Er wird viellmehr ins Leben integriert, wird Teil des bisherigen Lebens. –

48 Aufgaben für die Begleitenden
„Durchleben“ und „Ausleben“ der Trauer zulassen und fördern: Abschied gestalten Angebote machen, um den unterschiedlichen Gefühlen Ausdruck zu verleihen Über inneres Erleben sprechen Orte, Zeiten und Formen der Erinnerung anzubieten, über die verstorbene Person miteinander sprechen Quellen der Kraft und emotionalen Energie erschließen Neuaufbrüche unterstützen

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50 Individuelle Trauerbegleitung eines Schülers oder einer Schülerin
Nach diesen grundsätzlichen Ausführungen komme ich auf die zwei grundlegenden Möglichkeiten zu sprechen, auf wen die Trauerbegleitung in der Schule abzielen kann. Hier macht es einen gewissen Unterschied, ob eine Lehrkraft eine ganze Klasse in der Trauer begleitet – etwa weil ein Klassenkamerad gestorben ist oder ein Lehrer/in – oder ob die Lehrkraft individuell ein Kind oder einen Jugendlichen begleitet, dessen Eltern, Geschwister oder andere Verwandte gestorben sind. Solche individuelle Begleitung wird zwar vielfach die Klasse oder Teile davon einbeziehen – aber eben nicht die Klasse als solche ist unmittelbare Adressatin der Begleitung, sondern der einzelne Schüler/in. Diese Situation nehme ich als erstes in den Blick.

51 Erstbegegnung mit dem/der trauernden Schüler/in
Von großer Bedeutung – daher bewusst gestalten Behutsam Anteilnahme zeigen (angesichts der Angst, die Fassung zu verlieren) Offenheit für Gespräch signalisieren, aber nicht aufdrängen (viele wollen erst mal nichts sagen) Unterstützende Maßnahmen anbieten Form: Gespräch oder auch kurzer Brief Als erstes stellt sich die Frage, wie ich als Lehrer/in dem trauernden Kind bzw. Jugendlichen begegnen soll und kann in der konkreten Situation, wenn es nach dem Trauerfall wieder in die Schule zurückkommt. So schwer gerade dieser erste Kontakt fällt – er ist von großer Bedeutung. Denn hier wird gewissermaßen die Basis für die weiteren Schritte gelegt. Dieser erste Schritt sollte darum ganz bewusst angegangen und nicht einfach dem Zufall überlassen werden.

52 Hilfreiche Formulierungen
„Ich weiß nicht, wie Du dich fühlst, aber ich kann mir denken, dass es Dir jetzt sehr schlecht geht.“ „Wenn ich jetzt oder auch später etwas für Dich tun kann, gib Bescheid.“ „Deine Situation kann ich nicht ändern, aber wir können überlegen, wie es für Dich in der Schule etwas leichter wird.“

53 Begleitung im individuellen Gespräch
Bereitschaft zum Zuhören, Erinnerung beleben, vom Verstorbenen und der gemeinsamen Zeit erzählen lassen Verschwiegenheit Authentizität

54 Unterstützung bei Schulschwierigkeiten
Häufig Leistungsabfall Nötig: Gespräch mit Klassenlehrer, Eltern, Beratungslehrer/in, ggf. Schulpsychologen Organisation von Nachhilfe, Hausaufgabenbetreuung, Nacharbeiten des Lernstoffs Angemessene pädagogische Reaktion auf schlecht ausgefallene Klassenarbeiten Lehrkraft kann entweder das Gespräch suchen oder unter die Arbeit Bemerkung schreiben, wie „Leider ist diese Arbeit nicht so gut ausgefallen. Ich weiß: Das Lernen fällt Dir momentan schwer. Deine Situation kann ich nicht ändern, aber ich möchte Dir gerne helfen.

55 Unterstützende Angebote in und mit der Klasse
Nicht alleinige Verantwortung der Lehrkraft Gemeinsam überlegen, wie Mitschüler/in nach Rückkehr unterstützt werden kann: durch Angebot besonderer Rückzugsmöglichkeiten, Rückhalt durch Freunde, Hilfe beim Lernen Unterstützen und schützen – aber zugleich auch zumuten und befähigen!

56 Fazit Trauernde Schüler/innen brauchen keine dauerhafte Sonderbehandlung – sonst Gefahr der Ausgrenzung bzw. Sonderrolle in Klassengemeinschaft Sie brauchen jedoch eine behutsame und verständnisvolle Behandlung

57 Trauerbegleitung in der Klasse
Im Folgenden geht es jetzt um die gesamte Klasse, die in einer Verlustsituation Begleitung erfährt – etwa weil eine Lehrerin oder ein Mitschüler gestorben ist.

58 Mögliche anzusprechende Themen
Ängste bei Mitschülern vorm eigenem Tod oder Sterben von Familienmitgliedern: Offen aufnehmen als „normal“; z.B. durch Malen Ausdruck verleihen Wut und Aggression: Raum dafür geben, z.B. durch Sport, Bewegung, Tanz Schuldgefühle: Unterscheidung zwischen realer Schuld und Gefühl hilfreich Bei tatsächlichem kollektiven Schuldanteil bei Suizid (Ausgrenzung, Mobbing): Offen bennen, nicht uminterpretieren; ggf. Gespräch im kleinen Kreis Nötig: Geschützter Raum

59 Formen der Aufarbeitung
Baldige Wiederherstellung von Halt und gewohntem Rhythmus durch geregelten Tagesablauf Gleichzeitig Orte und Räume ermöglichen, wo Schmerz ausgelebt und Erinnerung gestaltet werden kann Suche nach geeigneten Ritualen Grundsätzlich: Soweit als möglich die Schüler/innen mit ihren Vorstellungen, Bedürfnissen, Wünschen einbeziehen

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61 Mögliche Trauerrituale
Es gibt keine allgemein gültigen Formen, wie die Trauer in einer Klasse gestaltet und gelebt werden kann. Das hängt ab von den schülern, von der verstorbenen Person und nicht zuletzt von der Persönlichkeit der jeweiigen Lehrkraft. Darum gibt es auch keine allgemein gültigen Rituale, die alle als hilfreich und gelungen empfinden. Ich kann im folgenden nur einige mögliche Trauerrituale vorstellen – und Sie entscheiden, sinnvollerweise mit der Klasse, welche davon Sie übernehmen möchten.

62 Zum Sinn von Ritualen Schwierige Situationen bewältigen Loslassen üben
Orientierung geben Vom Schweigen zum Wort, von der Lähmung zur Handlung trösten Mit dem Unbegreiflichen besser umgehen Entlastung

63 Den Schmerz leben

64 Der Erinnerung einen Ort geben

65 Der gemeinsamen Vergangenheit Ausdruck verleihen
Vielfach besteht das Bedürfnis, über den gestalteten Platz hinaus noch etwas zu haben, um einen Ort für die eigene Trauer zu haben und auch um sich zu erinnern. Hier bietet sich entweder im Klassenzimmer oder auch außerhalb, je nachdem ein eigener Tisch an, oder auch eine Wand mit Bildern und Zeichungen oder möglicherweise auch eine Vitrine. Dort können Abschiedsbriefe ihren Ort finden, Wünsche, die die Schüler dem Verstorbenen mitgeben, selbst gemalte Bilder, Fotos aus der gemeinsamen Zeit, vielleicht auch Dinge, die dem Verstorbenen wichtig waren. Oft stellt sich die Frage: Wie lange bleibt der Platz in der Form gestaltet? So lange wie die Klasse es will und sich jemand dafür einsetzt, dass es so bleibt.

66 Abschied gestalten

67 Zeichen der Hoffnung setzen

68 Später: Geburts- und Todestag als Gedenktage
Gedenken durch Zeichen wie Blumen, Kerze bzw. Lebenskerze in Form einer kleinen Andacht

69 Trauer hat viele Gesichter

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