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28. Fachtagung der St. Gallus-Hilfe

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Präsentation zum Thema: "28. Fachtagung der St. Gallus-Hilfe"—  Präsentation transkript:

1 28. Fachtagung der St. Gallus-Hilfe 26.9.2013
Pflegefamilien – ein guter Ort für Kinder mit schwerwiegenden Behinderungen? Prof. Dr. Klaus Wolf Universität Siegen 28. Fachtagung der St. Gallus-Hilfe

2 Einige Vorbemerkung DANK FÜR DIE EINLADUNG
VORSTELLUNG PERSON: KEIN INSIDER DER BEHINDERTENHILFE Pflegefamilien für Kinder mit Behinderungen – Teil der Diversity Spezielle Pflegefamilien für spezielle Kinder: was ist mit Inklusion?

3 Zum Verhältnis der Betreuung in Einrichtungen und in Pflegefamilien
Stärken und Grenzen der Betreuung in PF Stärken und Grenzen der Betreuung in Einrichtungen Grundsätzliche Konkurrenz oder gute Arbeitsteilung? Im Hintergrund: Finanzierungsfragen + rechtliche Regelungen

4 Gliederung Was sind Pflegekinder? Was sind Pflegefamilien?
Sollen die Pflegeeltern professionell sein? Untersuchungsergebnisse – illustriert an Zitaten

5 1. Was sind Pflegekinder? Was sind Pflegefamilien?

6 Wie wollen wir Pflegekinder betrachten?
als Träger von Störungen? als Traumatisierte? als Opfer? als zwischen den Stühlen/Familien platzierte? als Jugendliche, bei denen in der Pubertät alles besonders schwierig wird? ......? Zur Einleitung : wie wollen wir die Kinder betrachten?

7 Mein Vorschlag: Lassen Sie uns Pflegekinder betrachten:
als Kinder und Jugendliche, Jungen und Mädchen die versuchen im schwierigen Gelände zurechtzukommen die Erfahrungen verarbeiten und sich ihre Welt erklären wollen die ein positives Selbstbild entwickeln und handlungsfähig bleiben wollen (Bewältigung)

8 Aufgaben und Probleme, die Mädchen und Jungen in unserer Gesellschaft bewältigen müssen
Besondere Aufgaben und Probleme von Kindern mit Behinderungen oder extrem belastenden Erfahrungen Besondere Aufgaben und Probleme von Pflegekindern

9 Pflegefamilien-Dreisatz
Pflegefamilien geben eine Antwort auf eine zentrale Frage in unserer Gesellschaft: Was können wir tun, wenn Kinder von ihren Eltern zeitweise oder auf Dauer nicht hinreichend betreut werden? Wir muten den Kindern, den Pflegefamilien und den Herkunftsfamilien mit der Unterbringung des Kindes in der Pflegefamilie komplizierte Aufgaben zu. Die Betreuung von Kindern in Pflegefamilien ist nur zu verantworten, wenn alle beteiligten Menschen die Unterstützung durch einen leistungsfähigen, professionellen Dienst erhalten.

10 Die Herkunftsfamilien-Pflegefamilien-Figuration

11 Belastungs-Ressourcen-Balance
Belastungen B Ressourcen R Belastungen B Ressourcen R

12 2. Sollen (oder müssen) die Pflegeeltern professionell sein?

13 Das Kolonialisierungsmodell
Im Hilfeplangespräch werden Ziele für das Pflegekind festgelegt. Wortführer in diesem Gespräch sind die Professionellen, Herkunftsfamilie und Pflegefamilie sind die Laien, die beteiligt werden und Aufgaben zugewiesen bekommen. Die Pflegefamilie wird als Dienstleister des Amtes definiert. Sie sind Subunternehmer, die bezahlt werden und deswegen die Aufträge des Amtes erfüllen müssen. Wenn sie das nicht können oder wollen sind sie ungeeignet und kommen als Geschäftspartner nicht (mehr) in Frage. Die Ziele werden operationalisiert, die Umsetzung der so entwickelten Planung wird in bürokratischen Verfahren kontrolliert: Die Zielerreichung wird bewertet und die Hilfeplanung systematisch fortentwickelt. Die Pflegefamilie hat die Planung umzusetzen und die Erwartung der Sozialen Dienste zu erfüllen. Leistet sie das nicht, kann ihr der Auftrag (und damit das Kind) entzogen werden.

14 Das Dienstleistungsmodell
Die Adressaten der Dienstleistungen und damit die potenziellen Nutzer sind die Pflegefamilie und alle ihre Mitglieder: die Pflegeeltern, die leiblichen Kinder der Pflegeeltern und die Pflegekinder. Je nach Aufgabenzuschnitt werden auch die Mitglieder der Herkunftsfamilie zu Adressaten. Diese Menschen haben es oft - neben den Themen, die auch andere Eltern beschäftigen - mit schwierigen, ungewöhnlichen Fragen, Problemen und Themen zu tun. Viele dieser besonderen Themen entstehen durch ihre Situation als unkonventionelle Familie. Sie suchen Antworten in Gesprächen in der Familie, mit Freunden und Verwandten und mit anderen Pflegeltern, z.B. auch in den sehr aktiven Onlineforen. Manchmal finden sie dort Antworten, manchmal bleiben Fragen offen und gravierende Belastungen bestehen. Hier kommen die Sozialen Dienste ins Spiel. Sie stellen sich der Aufgabe, den Menschen die Ressourcen zugänglich zu machen, die ihnen bei der Bewältigung ihrer besonderen Probleme nützlich sind und die sie in anderen Kontakten nicht finden. Dafür entwickeln sie Arbeitsbündnisse mit den Familienmitgliedern.

15 Dienstleistungsmodell – Fortsetzung
4. Wenn sie diese Ressourcen durch professionelle Mitarbeiter bekommen, dann haben wir ein Dienstleistungsverhältnis. Die Mitarbeiter übernehmen nicht die Regie in der Familie, sondern sie können z.B. ihr professionelles Wissen als Professionelle bei der Erziehungsberatung, der Suche und Finanzierung von therapeutischen Hilfen, des Dechiffrierens merkwürdiger Verhaltensweisen des Kindes sowie bei der Ermutigung und der Restabilisierung von Sinnkonstruktionen von Pflegeeltern zur Verfügung stellen. 5. Für die Erbringung der Dienstleistung durch die Fachkräfte gelten die Standards der Profession. 6. Die Professionellen können das private Leben unterstützen, erleichtern, fördern, sie können einen Puffer bilden zu belastenden Interventionen z.B. aus der Schule und als Dolmetscher zwischen den Sprachen der Familien und denen der Verwaltung, pädagogischer, therapeutischer, medizinischer und anderer Spezialisten übersetzen.

16 Wo soll die Professionalität angesiedelt sein?
Je leistungsfähiger ein Dienst ist, desto umfassender respektiert er das Eigenartige des privaten Lebens. Je weniger leistungsfähig ein Dienst ist, desto stärker fordert er die Professionalität des privaten Lebens. Wenn ein Dienst die wichtigen Ressourcen selber nicht hat – sei es weil er eine extrem schlechte Personalausstattung hat, die falschen Programme fährt oder eine Engführung von der Pflegefamilie als sein Dienstleister entwickelt hat, dann Verlangt er alles von den Pflegefamilien. Die müssen professionell sein, weil er es nicht ist.

17 Carers who identify as carers but accept the parenting role
Carers who identify themselves positively as foster carers e.g. enjoy their professional role /skills and their partnership with social workers value their training opportunities, work positively with the child, including regarding being in care support birth family as well as foster family identity AND Accept the role of parents fully committed to the child as a family member welcoming the prospect of the child being part of the family into adulthood Pflegeeltern, die sich primär als Betreuer (carer) verstehen, genießen ihre Rolle als professionelle Betreuer mit entsprechenden Fähigkeiten und einer guten Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern, sie schätzen Ausbildungsmöglichkeiten, arbeiten in positiver Weise mit dem Kind zusammen und berücksichtigen ihre Rolle als Betreuer auch im Verhältnis zur Herkunftsfamilie. Wir könnten dieses Selbstverständnis als das von Pflegepersonen , vielleicht auch von professioneller Betreuer bezeichnen.

18 2. Carers who identify themselves as parents but accept the role of carer
Carers who identify themselves positively as parents e.g. motivated to build a family emphasise normalising the child’s experience / acting as any parent would use their own family and friends as support systems AND Accept the role of carer e.g. Understand their role as carers on behalf of local authority Like to know the social work system / support is there for them and the child Pflegeeltern, die sich primär als Eltern verstehen, sind sehr motiviert eine Familie zu bilden, betonen die Normalität der Kinder in einer Familie, handeln wie andere Eltern auch und nutzen ihre eigenen Familien- und Freundschaftsnetzwerke zur Unterstützung. Wir könnten dies Selbstverständnis als das möglichst normaler Elternschaft bezeichnen. TEXT 18

19 Untersuchung

20 Schlüsselkategorien 1. Pflegeeltern brauchen Respekt für ihre besondere Persönlichkeit 2. Pflegeeltern brauchen diverse Netzwerke 3. Pflegeeltern brauchen gesellschaftliche Anerkennung

21 Schlüsselkategorie 1 Pflegeeltern brauchen Respekt für ihre besondere Persönlichkeit Deutungsmuster Sinnkonstruktionen Bewältigungsstrategien Umgang mit Emotionen : „Solche Pflegeeltern gibt es? warum tut man sich denn so was an? Ich könnte mir das nicht vorstellen.“ Die Auswirkungen der Individualität und der Eigenarten von Pflegeeltern müssen aus Sicht eines Dienstes allerdings auch berechenbar bleiben Die Gefahr für den Dienst ist: Solche Individuen können für andere auch unbequem sein. Für Behörden, Institutionen, Fremde, sogar Familie und Freunde sind das Engagement, der Lebensentwurf und die persönlichen Wertvorstellungen teilweise nicht zu begreifen. Die Bereitschaft der Pflegeeltern hängt mit ihren inneren Überzeugungen und Einstellungen zusammen. Diese sind ein reichhaltiger Schatz und eine wichtige Quelle für die Entwicklung der Kinder. Die für das Gelingen des Pflegeverhältnisses wichtigsten Menschen sind die Pflegeeltern selbst. Sie haben sich gemeinsam mit ihrem Partner oder alleine dazu entschieden, ein Kind mit einer schweren Erkrankung oder Behinderung in ihrem privaten Umfeld zu betreuen.

22 Deutungsmuster PM: „Meine erste Vorstellung war so, vielleicht gibt es irgendwo eine Familie mit vielen Kindern und das Letzte wird behindert geboren und die Familie schafft es nicht, sich darum zu kümmern, wegen der anderen Kinder und weil sie berufstätig sind oder vielleicht alleinerziehend. Die Sache mit den ganzen Misshandlungen, das kam erst später. Das kannten wir ja höchstens aus dem Fernsehen. Da denkt man ja nicht, dass man irgendwann mal so einem Menschen gegenüber steht. Am Anfang als ich die Arztbriefe gesehen habe und der Verdacht aufkam, dass es die Mutter gewesen sein könnte, die es letztlich auch war, da kam schon eine Menge Hass erst mal auf. Das hat ein Jahr ungefähr gedauert. Dann fing so ein Prozess des Umdenkens an. In den Arztbriefen stand immer geschrieben: ‚Die Mutter geht sehr liebevoll mit ihr um, kann aber keine Gefühle zeigen.’ Ich habe sie ja dann auch kennengelernt und irgendwie habe ich mir dann auch Gedanken über die Mutter gemacht. Ich habe dann in der Mutter meine Pflegetochter gesehen. Weil sie spielt auch mit ihrer Puppe und wenn sie den Knopf zum Ausmachen nicht findet, fliegt sie in die Ecke. Und wenn der Staat es zulässt, dass eine Frau, die geistig behindert ist und der Staat weiß, dass diese Frau sich nicht allein um das Kind kümmern kann und diese Frau dann nicht unterstützt, dann kann ich nicht jemanden dafür verantwortlich machen, der nicht den Verstand hat, zu wissen, was er tut. Sie ist mit ihr umgegangen wie mit einer Puppe. Ich möchte nicht, dass über die Mutter schlecht gesprochen wird. Die Verantwortung liegt nach unserem Eindruck bei den Ämtern, die das Kind nach der ersten Misshandlung wieder zurück in ihre Familie gegeben haben, so dass die Misshandlungen weitergehen konnten. Aber so ein Blick muss sich auch erst entwickeln.“ „Wenn ich mir die Situation erklären kann, weiß ich auch eher, was ich tun kann!“ Pflegeeltern benötigen Erklärungen sowohl für die allgemeinen als auch die besonderen Situationen, die sie in und neben ihrer Tätigkeit als Pflegeeltern erleben. Eine Pflegemutter beschreibt diesen Prozess für sich folgendermaßen: Zitat Individuelle Deutungsmuster können sich im Laufe der Zeit entwickeln und verändern. D „Was mein Leben reicher macht? Die unglaubliche Lebensfreude unseres dreijährigen, schwer mehrfach behinderten Sohnes, der uns beigebracht hat, uns über Dinge zu freuen, die wir früher übersehen oder als selbstverständlich genommen haben.“ Ein begleitender PKD kann helfen, solche Prozesse des Umdenkens und Weiterentwickelns zu unterstützen. Dazu kann es gehören, neue Erklärungen und Denkweisen zu entwickeln oder Perspektivwechsel zu initiieren.

23 Sinnkonstruktionen PV: „Dass das wirklich eine Berufung ist. Dass man das kann. Dass man die Fähigkeit hat, so ein Kind, irgendein Kind zu sich zu nehmen und das wirklich lieb zu gewinnen, so als wenn es das Eigene wäre oder in manchen Situationen vielleicht noch mehr. Weil es viel schwieriger ist, als normale Kinder in Anführungsstrichen. Wenn man die Berufung nicht hat, dann schafft man das nicht. Dann sagt man irgendwann: ‚Nee, ich habe die Nase voll. Ich will doch meine Ruhe haben.’ Und ich hoffe, dass wir auch in zwanzig Jahren noch nicht so weit sind und unsere Ruhe haben wollen. [...] Ohne unseren Glauben, weiß ich nicht, dann wäre es ein Beruf. Und mit unserem Glauben ist es eher Berufung. Ohne, dass die uns aufgedrängt wurde, das ist ganz komisch. Also bei Berufung, denkt man ja, das muss man machen. Könnte man jetzt denken, das muss man machen, weil irgendeiner gesagt hat: ‚Du machst das jetzt.‘ Sondern das ist irgendwie von innen heraus. Das macht uns ja auch Spaß. Es ist schön. Es gibt mehr schöne Seiten als schlechte Zeiten und das ist gut. Es hat uns als Familie gestärkt und es bringt uns viel, über uns selbst nachzudenken.“ Die Idee und Motivation, dass es sinnvoll, richtig und wichtig ist, einem Kind mit einer Behinderung einen Platz in der eigenen Familie zu geben, beruht auf Überzeugungen der Pflegeeltern, die sich mit ihrem eigenen Lebenssinn befassen. Ein Pflegevater drückt dies so aus: Zitat Für viele PE ist ihr Glaube ein wichtiger Anker. Aber nicht alle PE betonen diesen Aspekt. Menschlichkeit zu leben und sich dabei um einen bedürftigen Menschen zu kümmern, ist für viele ausschlaggebend. Die unterschiedlichen Überzeugungen können durch den PKD reflektiert, gestützt und ggf. hinterfragt werden. In Krisen kann es hilfreich sein, die Überzeugungen zu erweitern oder zu modifizieren.

24 Bewältigungsstrategien
PM: „Und wie gesagt, unsere Kinder werden begafft. Wir gehen hin, wir kommen da nicht drum herum, wir werden begafft. Also geht mein Mann hin und lässt sich die Fußnägel lackieren. Und dann guckt kein Mensch mehr auf die Kinder. Da rennen sie alle hin und gucken auf meinen Mann.“ PV: „Das mache ich ja nur aus diesem Grund, wenn ich mit lackierten Fußnägeln durch die Fußgängerzone gehe, mit Schlappen natürlich, bin ich der Hingucker. Dann guckt keiner mehr auf meine Kinder.“ Bewältigungsstrategien: Die Pflegeeltern richten ihre Bemühungen und ihr Handeln auf übergeordnete Ziele aus. Für sie ist es wichtig, dass es den Mitgliedern ihrer Familie (Partner, Kinder, Pflegekinder) und ihnen selbst gut geht. Darüber sind ihre Bemühungen darauf ausgerichtet (auch in durchaus widrigen Umständen) handlungsfähig zu sein und zu bleiben. Ein Pflegeelternpaar beschreibt dies sehr eindrucksvoll: Zitat Pflegevater geht beispielsweise mit einem Badenzug bekleidet ins Schwimmbad, Was hier zum Schmunzeln verleitet, hat natürlich einen sehr ernsten Hintergrund. Das hohe Maß an Einfallsreichtum, das gerne jenseits gesellschaftlicher Konventionen liegt, ist nicht ganz ungefährlich für die Pflegeeltern, wenn sie nicht über einen Pflegekinderdienst verfügen, der ihre Handlungsstrategien versteht. Der PKD kann solche Strategien als besondere Stärke und Chance erkennen und stützen, statt die Eigenarten und Bekenntnisse zu „Unnormalität“ (Wir sind unnormal!) als Bedrohung der Professionalität zu betrachten.

25 Umgang mit Emotionen PM: „Dann kommt noch das Highlight, dass er Fahrrad fährt. ‚Der Junge wird nie Fahrrad fahren. Da brauchen Sie sich gar keine Gedanken machen.’ Wir haben ein Fahrrad gekauft. Mein Mann hat das vom Trampeln her leichter gemacht. Dann hat er sich Pfingsten mit ihm hier hingestellt und Fahrradfahren geübt – die ganze Straße hat applaudiert – der fuhr, von jetzt auf gleich. Das war ein absolutes Highlight.“ Pflegeeltern sind besonders glücklich und zufrieden, wenn die Entwicklung des Pflegekindes einen positiven Verlauf nimmt und das Pflegekind emotional positiv auf sie reagiert. Eine Pflegemutter beschreibt dies folgendermaßen: Zitat Der Wunsch nach einer positiven Entwicklung des Pflegekindes wird selbstverständlich nicht immer erfüllt, was von den Pflegeeltern zum Teil als schmerzliches Erlebnis beschrieben wird. Pflegeeltern müssen zurecht kommen mit einem „Wechselbad der Gefühle“. Enorme Freuden über Entwicklungsfortschritte stehen im harten Gegensatz zu Trauer und Verzweiflung bei gesundheitlichen Rückschritten des PK (Sterben). PKD kann dabei zur Seite stehen (Freude, Trauer, Trost). Ein offenes Ohr für den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes haben und die aktuelle Situation der PF berücksichtigen. Auch die regelmäßige Entwicklung von realistischen Perspektiven mit den Pflegeeltern kann hier helfen. (PM: “Man weiß es, will es aber nicht wahrhaben“)

26 Schlüsselkategorie 2 Pflegeeltern brauchen diverse Netzwerke
Privates Netzwerk Professionelles Netzwerk durch Pflegekinderdienst Sonstiges professionelles Netzwerk Die Betreuung eines Pflegekindes ist eine zeitlich und emotional äußerst anspruchsvolle Tätigkeit. Die Pflegeeltern kümmern sich täglich umfassend um die Belange und Bedürfnisse ihrer Pflegekinder. Bei Kindern mit einer schweren Erkrankung oder einer Behinderung steigt das Ausmaß der Betreuungszeit zum Teil erheblich. Einige Pflegeeltern, die ihre Pflegekinder beim Sterben begleiten, berichten von besonders emotionalen Belastungen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass es neben den persönlichen Aspekten äußerst wichtig ist, über die Unterstützung von privaten und professionellen Netzwerken zu verfügen. Dann gelingt es den Pflegeeltern nicht nur ihr Leben und ihre Tätigkeit in einer Pflegefamilie zu organisieren und die unweigerlich auftretenden Probleme zu bewältigen, sondern darüber hinaus den besonderen Reiz und die besonderen Freuden ihres eigenen Lebensentwurfs zu genießen. Welche Unterstützung erhalten die Pflegeeltern aus ihrem Umfeld?

27 Privates Netzwerk: Partnerschaft
PV: „Für mich gibt es eine Sache, da verzichte ich nur ungern drauf. Abends noch so eine halbe Stunde oder Stunde in Ruhe auf der Couch zu sitzen – entweder alleine oder mit meiner Frau – das finde ich total wichtig. Eine halbe Stunde, in der ich auch mit meiner Frau mal noch ein paar Sachen besprechen kann, die anliegen oder wichtig sind oder einen einfach bewegen.“ Unterstützung im Rahmen der Familie: Für viele Pflegeeltern ist die eigene Partnerschaft die wesentliche Grundvoraussetzung für ihre Tätigkeit und den eigenen Lebensentwurf. Das gegenseitige Vertrauen, die verlässliche Unterstützung im Alltag und in besonders schwierigen Situationen sowie der vertrauliche und regelmäßige Austausch zwischen dem Pflegeelternpaar werden betont. Außerdem ist die Partnerschaft für viele Pflegeeltern ein Garant für Ausgleich und Regeneration. Gesicherte Zeiträume der Zweisamkeit, in denen die eigenen Belange und nicht die der Kinder im Vordergrund stehen, sind nicht selbstverständlich, aber nötig. Ein Pflegevater sagt dazu: Zitat Ergänzung: Bsp. Urlaubsplanung und unterschiedliche Bedürfnisse immer ohne PK immer mit PK noch nie nur zu zweit geschafft Paare brauchen Freiräume für sich. Die Gruppe der „alleinerziehenden“ PM (20%) benötigen ebenfalls Freiräume für sich (Regeneration, Aufbau einer Partnerschaft) PKD sollte Paare darauf vorbereiten, dass sich die Partnerschaft verändern kann und dass man diese aktiv pflegen muss. (PV: „Das gelingt nicht von alleine. Wenn man nicht aufpasst entwickelt man sich aus einer Liebesbeziehung zu einem Zwei-Mann-Team.“)

28 Privates Netzwerk: Leibliche Kinder
PM: „Da kommen immer wieder Bestätigungen, dass wir es bis jetzt richtig gemacht haben. Vor allen Dingen, wenn ich sehe, wie toll die Großen sich durch die zwei Kleinen entwickelt haben. Also, die haben denen ganz viel beigebracht. Und die wären auch nicht so, wenn unsere Pflegekinder nicht wären. Und wie hundertprozentig die dahinter stehen. Ja, das beeindruckt mich immer wieder.“

29 Privates Netzwerk: Pflegekinder
PV: „Wir haben ja von ihm auch eine ganz dolle Beschreibung von Ärzten und Psychologen bekommen. Als wir ihn dann gesehen haben, waren wir doch eigentlich richtig positiv überrascht, dass er so lieb ist. So klein, so zerbrechlich, also wir haben eigentlich sofort so einen Beschützerinstinkt gehabt. Jetzt war es auch noch so, er fremdelt ja nicht. Also er geht wirklich zu jedem hin und das war einfach schön. Wir sahen ihn zum ersten Mal. Die Bereitschaftspflegeeltern kamen in das Zimmer rein und er lief dann zu mir und blieb bei mir, obwohl ich ja fremd war und jedes andere Kind, normale Kind würde das gar nicht machen, weil er war in dem Alter, wo man fremdelt. Aber das war für mich eigentlich schön. Für mich war damit eigentlich das Eis gebrochen, was leicht zu brechen war.“

30 Privates Netzwerk: Befreundete Pflegeeltern
PM: „Vorhin rief eine Freundin an, das ist eine Pflegemutter, die hat im Moment zwei Bereitschaftskinder und hat sonst noch drei Pflegekinder. Die wäre vorbeigekommen, wenn Sie jetzt hier nicht sitzen würden. Mit der kann ich über solche Dinge reden, die versteht das. Das ist, als ob man mit einer anderen Sprache spricht. Man kann das nicht mehr mit allen Leuten besprechen, weil da der eigene Hintergrund ist und gewisse Empfindsamkeiten und Dinge, die man nicht allen Leuten erklären kann.“ Eine sehr belastende Erfahrung machen die Pflegeeltern mit Freunden und Familienmitgliedern, die sich von ihnen zurückziehen, weil sie sich in ihren Gewohnheiten und in ihrem unbeschwerten Leben durch das Pflegekind und dessen Probleme gestört fühlen. Bsp: Das Sterben eines Kindes scheint ein absolutes Tabuthema zu sein. „Darüber kannst du mit fast niemandem sprechen.“

31 Professionelles Netzwerk: Diakonie Düsseldorf
PM: „Die Mitarbeiter der Diakonie sind – glaube ich – kaum zu toppen. Also da wurde eine Crew zusammengebastelt, die spitze ist. Die sind immer erreichbar. Also auch in schwierigen Situationen, wo zum Beispiel der leibliche Vater aufgetaucht ist. Wo wir alleine vermutlich abgestürzt wären, wenn das schief gegangen wäre. Also, wie sie als zuständige Mitarbeiterin da war, was sie gemanagt hat, als Ansprechpartnerin die ganze Zeit kompetent zur Verfügung stand. Wie sie sich da eingesetzt und gekümmert hat, das fanden wir damals schon total faszinierend. Und das zieht sich eigentlich durch das ganze Team. Also zumindest die, die ich jetzt kenne, die sind wirklich durchgängig erreichbar. Und ich kriege das ja auch bei anderen Familien mit. Also wenn ‚Not am Mann’ ist, auch diejenigen die eigentlich nicht direkt zuständig sind für die Familien wirklich ‚Gewähr bei Fuß’ stehen und wirklich zu den unmöglichsten Zeiten da aufschlagen, weil es auch wirklich nötig ist. Und ich glaube, das macht das Ganze aus. Auch wenn die Kinder weit entfernt in einer Klinik behandelt werden müssen – dann hatten wir immer ganz kontinuierlichen telefonischen Kontakt. Ich weiß gar nicht wie oft die angerufen haben. Da ist einfach so eine andere Menschlichkeit dahinter. Nicht nur so dieses Sachliche. Die sind eigentlich wirklich immer griffig. Und ich finde, das macht das Besondere irgendwie aus.“

32 Sonstiges professionelles Netzwerk: Medizinischer Sektor
PM: „Dann kommen die hin und machen diese riesengroße Operation. Dann gehen die hin und holen ihre Kollegen aus Frankfurt und München dazu. Ja, also das ist doch eine Sache, wo ich sage: ‚Klasse, das sind Leute die wirklich Ahnung haben, die aber auch nicht nur aufs Gradewohl operieren, sondern die sagen: ‚So einen Eingriff gibt es fast nicht in Deutschland. Das gibt es in Afrika viel, aber hier gibt es damit nur wenig Erfahrung. Wenn es aber einer kann, dann ist es der Arzt aus München.’ Die dann sagen: ‚Wir operieren trotzdem nicht einfach los, wir lassen einen Kopf anfertigen, an dem wir Operationen üben können.’ Wo ich dann das Gefühl habe: ‚Hier fühle ich mich sicher. Hier wird einfach auch mitgedacht.’“

33 Schlüsselkategorie 3 Pflegeeltern brauchen gesellschaftliche Anerkennung Spezifische Weiterbildung, Informationsangebote, organisierter Austausch in Selbsthilfegruppen Medizinische Versorgung (solidarische Finanzierung & unbürokratische Bewilligung) Leistungsfähige, engagierte und kooperationsfähige Behörden und Soziale Dienste Transparentes und kindorientiertes Rechtssystem

34 Resümee PV: „Und da sieht man aber erst mal, was wirklich wertvoll ist. Wie wertvoll die Kinder sind. Und das verstehen die Leute nicht. Das kann man auch nicht erklären. Und wir oder ich jedenfalls haben aufgehört, den Leuten zu erklären, warum ich unseren Pflegesohn richtig für wertvoll halte. Weil das ist er einfach. Und wer das so nicht versteht, bei dem fehlt irgendwas. Also bloß weil er nicht rechnen kann und nicht spricht und immer noch nicht sauber ist, ist er trotzdem wertvoll. Und das müssen die Leute einfach kapieren. Und da ist die Gesellschaft so was von weit weg davon. Wenn man sich da die Fernsehsendungen anguckt, um was es da geht, um Schönheit und sonst was. Das ist so was von Pillepalle.“

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36 Danke für Ihre Geduld! Prof. Dr. Klaus Wolf Universität Siegen
FORSCHUNGSGRUPPE PFLEGEKINDER Adolf-Reichwein-Str Siegen Homepages:


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