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Sakramente und Sakramentalien

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Präsentation zum Thema: "Sakramente und Sakramentalien"—  Präsentation transkript:

1 Sakramente und Sakramentalien
Orte der Begegnung von Gott und Mensch

2 Fundamentaltheologie
reflektiert über die menschlichen Bedingungen der Möglichkeit einer sakramentalen Heilsvermittlung, z.B. über Bedeutung und Wirkung des Sakramentsgeschehens

3 Dogmatik stellt die Sakramente aufgrund der Quellen christlichen Glaubens als konkrete, situationsbezogene Verwirklichungsweisen des Universalsakramentes Kirche dar und reflektiert die christologische und pneumatologische Grundlegung der Sakramente

4 Moraltheologie bedenkt, wie der Mensch und die Gemeinschaft der Christen den Sakramenten zu begegnen haben und welche Normen und Impulse sich aus ihnen für das sittliche Leben ergeben.

5 Pastoraltheologie bedenkt, wie durch die Sakramente Glauben und Glaubensgemeinschaft unter den Bedingungen unserer Zeit am besten verwirklicht werden können.

6 Kirchenrecht stellt das geltende Sakramentenrecht dar, das im CIC von 1983 bezeichnenderweise nicht mehr wie früher dem „Sachrecht“ zugeordnet ist, sondern dem Heiligungsdienst der Kirche. fragt, ob die dogmatische Sakramentenlehre neue rechtliche Konsequenzen fordern könnte, z.B. hinsichtlich der ordentlichen Spender und Empfänger.

7 Liturgiewissenschaft
sieht die Sakramente als wesentliche Teile des Gottesdienstes der Kirche in ihrer liturgischen Einbettung, fragt nach deren Struktur- und Formgesetzen und untersucht, ob sie der dogmatischen Sakramentenlehre entsprechen.

8 Anthropologisch Christologisch Ekklesiologisch
I. Systematisch-theologische Vorüberlegungen: Sakramente als Orte der Begegnung von Gott und Mensch Anthropologisch Christologisch Ekklesiologisch

9 Anthropologische Dimension
Sensibilität für Zeichen Veränderte Blickrichtung Postmoderne Ästhetisierungstendenz

10 Anthropologisches Verständnis der Sakramente
Äußerlichkeit und Innerlichkeit Sein und Handeln (agere – esse) Gläubige Beziehung zu Jesus Christus Gemeinschaftscharakter Prägung des gesamten Lebensvollzugs

11 Scholastische Differenzierungen
Sacramentum tantum – res tantum (= res sacramenti) – res et sacramentum Signum rememorativum – signum demonstrativum – signum prognosticum Materia (materia proxima – materia remota) - forma

12 Symbolisches Denken Symbolon Realsymbol Vertretungssymbol
Fragmentcharakter der Sakramente Wirklichkeit schaffendes Wort

13 Sakramental-biographische Knotenpunkte
Geburt Tod Geschlechtliche Gemeinschaft Mahlzeit

14 Grenzen des anthropologischen Ansatzes
Reformatorischer Einspruch: gegen eine Werkfrömmigkeit Katholischer Einspruch: Sakramente als „Widerfahrnisse göttlicher Transzendenz“ und Weisen der Selbstmitteilung Gottes

15 Sakramente als Vermittlungsgeschehen
Wahrung des Gottseins Gottes Erschließung des Gottseins Gottes Wahrung des Menschseins des Menschen In-Bewegung-Setzen des Menschseins des Menschen auf Gott hin

16 Christologische Dimension der Sakramente
Christus als Ursakrament (Schillebeeckx: „Sakrament der Gottesbegegnung“) - Begegnung mit dem Gottmenschen - neue Botschaft der Befreiung - Dienst und Hingabe in Passion und Auferstehung - Verheißung des Hl. Geistes an die Kirche - Auftrag und Vollmacht an die Jünger

17 Einsetzung der Sakramente durch Christus
Einwand der Reformatoren und die Antwort des Konzils von Trient Einsetzung durch Christus – historisch, geistlich, ekklesiologisch, gnadentheologisch Verhältnis von Natur und Gnade Sakramente als „Vehikel der neuen Schöpfung“

18 Siebenzahl der Sakramente
Offener Sakramentsbegriff von der Patristik bis zur Frühscholastik Bedeutung der Zahlensymbolik: 2, 3, 4, 7 oder 12 Sakramente Lehramtliche Festsetzung der Siebenzahl auf dem Konzil von Lyon (1274) Sacramenta maiora: Taufe und Eucharistie Sacramenta minora: Buße, Krankensalbung, Firmung, Ordo, Ehe

19 Ekklesiologisch-pneumatologische Perspektive
Kirche als Grund-, Haupt- oder Wurzelsakrament Sie steht zwischen Christus als Ursakrament und den Einzelsakramenten (Bild von den Wellenringen) Sakramententheologie muss immer pneumatologisch konzipiert sein Dennoch gilt für den Begriff katholischer Sakramentalität, dass er inkarnatorisch ist, nicht nur pneumatisch (evangelischer Sakramentenbegriff), d.h. die Gläubigen werden selbst zum Sakrament, insofern sie Kirche sind (vgl. K.-H. Menke) In dem Maße, in dem der einzelne Christ, die sakramentale Katholizität der Kirche realisiert, ist er heilig Christus als Ursakrament realisiert seinen Heilswillen durch das Hauptsakrament Kirche

20 Die innere Gnade Aufgabe der Kirche ist es, dem Heilswillen Jesu die konkrete Gestalt zu geben – daraus folgt eine gewisse Veränderlichkeit der Sakramente (vgl. SC 21) Diese Sicht bewahrt die Kirche sowohl vor einer biblizistischen Verengung als auch vor einem verengten Traditionsbewusstsein Drei Voraussetzungen für den Nachvollzug der Sakramente Glaube an den dreifaltigen Gott der Offenbarung Glaube an den lebendigen Christus Erstnehmen der Geschichte, des menschlichen Lebens Opus operatum – opus operantis Facere quod facit ecclesia – facere quod in se est (kein obex) Spender und Empfänger der Sakramente (vgl. Handout)

21 Exkurs: Gefahren für die Sakramentalität – Wunden des Katholizismus (K
Exkurs: Gefahren für die Sakramentalität – Wunden des Katholizismus (K.-H. Menke) Stichworte antisakramentalen Denkens Entsakralisierung (der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht Gott / das Heilige) Funktionalismus (Frage nach dem Nutzen einer Sache) Mystizismus (nur das, was der Einzelne subjektiv erfährt, ist wirklich / wahr) Integralismus (nur das, was die Autorität objektiv vorgibt, ist wirklich / wahr) Liturgie: Problem der Entsakralisierung neben der subjektiven Repräsentation des Heiligen gibt es auch eine objektive Repräsentation das Sakrale = das in besonderer oder ausschließlicher Weise Christus Repräsentierende Negative Entwicklungen der heutigen Zeit (vgl. Josef Pieper) „Abhebung“ im positiven Sinn macht die Sakralität und Sakramentalität der Kirche aus (keine „Abschottung“ von der Welt und dem Menschen, sondern Öffnung von Räumen, in denen der Mensch dem Ganz-Anderen begegnen kann)

22 Sakramente als Feiern der Kirche
grundsätzlich Akte der Gemeinschaft Gemeinschaft ist „Subjekt“ der sakramentalen Feier Feiern der Hoffnung Machen nicht das Ganze der christlichen Existenz oder des kirchlichen Lebens aus (Liturgia – Diakonia – Martyria) Ganzheitliche Betrachtung (Lex orandi = Lex credendi)

23 Taufe – Initiation des Christseins
Initiations- oder Grundsakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie Im Anschluss an die Taufverkündigung im NT entwickelt sich schon in den ersten Jahrhunderten ein Gesamtritus der Christwerdung, den man als christliche Initiation (Einweihung, Eingliederung) bezeichnet Die geschichtliche Entwicklung führte in der westlichen Kirche zu einer stärkeren Aufgliederung und zum getrennten Empfang

24 Taufe – Initiation des Christseins
Allgemeine Vorbemerkungen Berechtigung der Kindertaufe Bis weit in das 4. Jh. hinein war der Regelfall die Erwachsenentaufe (im 4. Jh. wurden weder alle noch auch nur die meisten Kinder christlicher Eltern getauft) Für das 1. und 2. Jh. sind Kindertaufen nicht auszuschließen, aber an den Texten schwer nachweisbar (möglicherweise ist die urchristliche Formel, „N.N. und sein/ihr ganzes Haus“ sind getauft worden, an einigen Stellen der Apg so zu verstehen, dass Kinder eingeschlossen waren) Die theologischen Vorstellungen rund um die Taufe sprachen nicht für die Kindertaufe, doch ab dem 3. Jh. wurde sie aus kirchlichen Gründen zunehmend praktiziert (Grabinschriften für getaufte Kinder) Theologie von Erbsünde und Säuglingstaufe (Ambrosius, Augustinus) Im 5. und 6. Jh. setzte sich die Praxis der Säuglingstaufe wenige Tage nach der Geburt allgemein durch und verdrängte bis zum 7./8. Jh. die Erwachsenentaufe Rituale 2007, Praenotanda (Nr. 2): „Die Kirche, die zum Verkünden des Evangeliums und zum Taufen gesandt ist, hat von den ersten Jahrhunderten an nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder getauft.“

25 Taufe – Initiation des Christseins
Taufgespräch und Taufaufschub Die heutige Ordnung der Kindertaufe ist bemüht, den Eltern, die ihr Kind zur Taufe anmelden, die Verpflichtung zur weiterführenden christlichen Erziehung bewusst zu machen Dies soll vor allem durch ein vorausgehendes Taufgespräch geschehen Taufaufschub (nach vorherigem Gespräch mit den Eltern) nur im Einvernehmen mit dem Dekan (Dechant) möglich Die Möglichkeit der Feier der Taufe in zwei Stufen (wie sie das neue Rituale anbietet) hat nichts mit einem Taufaufschub zu tun. Vielmehr müssen Eltern, die dieses Angebot für ihr Kind wünschen, bereit sein, den Weg mit ihrem Kind zur Taufe zu gehen

26 Taufe – Initiation des Christseins
Kindertaufe und Gemeinde Der Ortsgemeinde kommt als sichtbarer Vertretung der Gesamtkirche eine erhebliche Aufgabe und Verantwortung zu Es geht nicht um einen individuellen Heilsvorgang Die neue Ordnung unterstreicht den Bezug zur Gemeinde (Eingliederung in das Volk Gottes) Taufe normalerweise in der Pfarrkirche Es ist sinnvoll, die Tauffeier mehrerer Kinder regelmäßig im Rahmen der Sonntagsmesse stattfinden zu lassen, so dass die Gesamtgemeinde daran teilnehmen kann und der enge Zusammenhang zwischen Taufe und Eucharistie deutlich wird

27 Taufe – Initiation des Christseins
Patenamt Geschichtliche Entwicklung: Innerhalb des Kindertaufritus treten die Paten immer mehr an die Stelle der Eltern und verdrängen sie schließlich ganz; im neuen Kindertaufritus wird die rechte Relation zwischen Eltern und Paten wiederhergestellt Funktion: Der Pate ist gleichsam der Dauerrepräsentant der Gesamtkirche und ein sichtbarer Mittler zur Gemeinde hin. Ferner kann ein Pate bei längerer Krankheit oder frühem Tod der Eltern sich des getauften Kindes annehmen Anforderungen vom Täufling oder den Eltern bestimmt nötige Reife, aber auch Möglichkeit einer längeren Ausübung voll initiiert (Taufe, Firmung, Eucharistie) kein Rechtshindernis (Möglichkeit eines nicht-katholischen Taufzeugen) nicht Vater oder Mutter (im Notfall Verzicht auf einen Paten)

28 Taufe – Initiation des Christseins
Termin der Kindertaufe Bis tief ins Mittelalter hinein waren Oster- und Pfingstvigil, in manchen Regionen auch die Nacht vor Epiphanie die bevorzugten Tauftermine Vorstellung, dass ungetaufte Kinder des Heils verlustig gehen, führte zur sehr frühen Taufe (unmittelbar nach der Geburt) – heute offiziell nicht mehr Lehre der Kirche (Abschaffung des limbus puerorum) das neue Taufritual bestimmt, dass die Tauffeier in den ersten Wochen nach der Geburt stattfindet. Nur in Todesgefahr ist das Kind unverzüglich zu taufen. Hierfür ist ein verkürzter Ritus vorgesehen. Das jetzige Rituale bietet neben dem Ritus für die Taufe eines Kindes in Lebensgefahr auch einen Ritus für ein Kind, das die Nottaufe bereits empfangen hat Taufempfehlung: Osternacht oder ein Sonntag, der ja die wöchentliche Feier des Ostergeheimnisses ist

29 Taufe – Initiation des Christseins
Eröffnung der Feier Begrüßung der Taufgemeinde Fragen an Eltern und Paten Bezeichnung mit dem Kreuz Gebet Wortgottesdienst Prozession zum Ort des Wortgottesdienstes Lesung(en) und Homilie Anrufung der Heiligen und Fürbitten Gebet um Schutz vor dem Bösen (Exorzismusgebet) Salbung mit Katechumenenöl (oder Handauflegung) Spendung der Taufe Prozession zum Taufort Lobpreis und Anruf Gottes über dem Wasser Absage und Glaubensbekenntnis Taufe

30 Taufe – Initiation des Christseins
Ausdeutende Riten Salbung mit Chrisam Bekleidung mit dem weißen Taufgewand Übergabe der brennenden Taufkerze Effata-Ritus (fakultativ) Abschluss der Feier Prozession zum Altarraum Gebet des Herrn Segen und Entlassung Gang zum Marienbild (fakultativ)

31 Taufe – Initiation des Christseins
Eröffnung der Feier Begrüßung und Einstimmung möglichst am Eingang der Kirche (Taufe als Eingangsportal in das Heil) In dem folgenden Gespräch geht es darum, dass die Eltern öffentlich erklären, welchen Namen sie ihrem Kind gegeben haben und was sie in dieser Stunde erbitten (Fragen und Antworten sind nicht unbedingt an eine feste Formulierung gebunden) Der katholische Brauch der Namenstagsfeier sollte neu belebt werden Der Priester oder Diakon erinnert die Eltern daran, dass sie mit der Bitte um die Taufe auch die Aufgabe der christlichen Erziehung übernehmen Neu ist das Wort an alle Anwesenden (Nr. 38), eine Bitte um Stärkung mit dem Hl. Geist für die Mithilfe und Begleitung. Die auffallendste Änderung im neuen Rituale ist die an dieser Stelle schon erfolgende Bezeichnung mit dem Kreuz (Geste der Segnung) Der Eröffnungsteil endet mit einem Gebet

32 Taufe – Initiation des Christseins
Wortgottesdienst Prozession zum Ort des Wortgottesdienstes Paränetischer Teil der Tauffeier Das neue Taufbuch bringt insgesamt 23 Schriftlesungen zur Auswahl (4 atl., 7 ntl. Briefe und Offb, 12 Evangelien) Homilie als „echte Mystagogie“ Fürbitten werden eingeleitet mit der Anrufung der Heiligen. Unter ihnen sollen auch die Namenspatrone der Kinder, Eltern und Paten und die Kirchenpatrone sein Exorzismusgebet ist beibehalten (darin wird gebetet, Gott möge die Täuflinge aus der Verstrickung des Bösen befreien) Salbung der Brust mit Katechumenenöl darf noch im Zusammenhang mit dem Exorzismus gesehen werden (vielfältige Symbolik des Öls) Katechumenensalbung kann ersetzt werden durch eine Handauflegung mit Begleitwort

33 Taufe – Initiation des Christseins
Spendung der Taufe Taufgemeinde begibt sich zum Taufbrunnen Osterkerze im Baptisterium: an ihr sollen die Taufkerzen der Täuflinge entzündet werden Nach den neuen Bestimmungen wird nur noch in der österlichen Zeit jenes Wasser benutzt, das in der Osternacht feierlich geweiht worden ist. Sonst wird das Taufwasser jeweils eigens geweiht Taufwasserweihe als „theologisches Herzstück“ der Taufe (Hochgebet mit Anamnese und Epiklese) Absage und Glaubensbekenntnis: Auswahlmöglichkeiten beim Absagetext (nicht beim Glaubenstext) Eigentliche Taufhandlung Nochmalige Frage an Eltern und Paten !? Zwei gleichwertige Möglichkeiten (Immersions- und Infusionstaufe) Spendeformel: „N., ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (wird gleichmäßig auf das dreimalige Untertauchen bzw. Übergießen verteilt) Dieser Kernritus genügt auch in äußerster Todesgefahr

34 Taufe – Initiation des Christseins
Ausdeutende Zeichen Chrisam-Salbung kommt unter den Zeichenhandlungen nach der Taufe ein besonderer Rang zu – Im Gegensatz zur Stirnsalbung bei der Firmung erfolgt hier die Salbung auf der obersten Erhöhung des Hauptes (Scheitelsalbung) – Vorbild in der atl. Priester- und Königssalbung – Teilhabe am dreifachen Amt Christi Nach der Chrisamsalbung wird jedem Neugetauften ein weißes Kleid angelegt – „Christus als Gewand anlegen“ meint im Anschluss an antike Mysterienvorstellungen die Neuheit des Lebens in Christus – Gewand nicht schon zu Hause anziehen, da sonst die Zeichenkraft verloren geht Der dritte ausdeutende Ritus ist die Überreichung der brennenden Taufkerze an die Eltern des Kindes – Christus als Licht der Welt – Brauch, die Taufkerze auch als Kommunion-, Braut- und Sterbekerze zu benutzen Effata-Ritus hatte früher seinen Platz unmittelbar vor der Absage an den Satan und war im Altertum ein Bestandteil des 7. Skrutiniums (Prüfung und Segnung) am Karsamstagmorgen – Erinnerung an die Heilung des Taubstummen – im neuen Rituale fakultativ

35 Taufe – Initiation des Christseins
Abschluss der Feier Zum Schluss begibt sich die Gemeinde zum Hauptaltar der Kirche (Tauflied) Vater unser Priester segnet die Mütter der neu getauften Kinder, ihre Väter und Paten und die übrige Taufgemeinde (fünf Segensgebete zur Auswahl) Wo es üblich ist, die Kinder vor ein Marienbild zu tragen und der Gottesmutter zu empfehlen, soll dieser Brauch beibehalten werden Fazit /Einschätzung Situation der unmündigen Kinder wird ernstgenommen (keine „fingierten Dialoge“) Eltern und Paten werden in Pflicht genommen (Rolle der Paten tritt zurück) Kindertaufe als liturgische Feier der Gesamtgemeinde (wird ihres stark individualistisch-privaten Charakters enthoben) Große Flexibilität (Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten möglich)

36 Taufe – Initiation des Christseins
Tauferneuerung - Möglichkeiten die alljährliche Feier des Osterfestes, insbesondere der Osternacht mit ihrer Erneuerung des Taufbekenntnisses Eine wenigstens gelegentliche Wiederaufnahme der Weihwasserbesprengung („Asperges“) am Beginn der Messfeier am Sonntag (anstelle des Bußaktes) Die Bekreuzigung mit Weihwasser beim Betreten unserer Kirchen, die – recht verstanden – jedes mal ein Bekenntnis zum Dreifaltigen Gott, zum erlösenden Kreuzestod Christi und zum Gottesgeschenk unserer Taufe ist Die persönlich-häusliche Feier des Tauftages aller Familienmitglieder im Sinn eines dankbaren und frohen Gedenkens der Christwerdung. Jeder Christ sollte seinen Tauftag kennen wie seinen Geburtstag Missbrauch des Wortes Taufe (Schiffe und Flugzeuge werden „getauft“; Taufe von Tieren?; Nachäffungen heiliger Mysterien gab es schon im Altertum)

37 Taufe – Initiation des Christseins
Feier der Taufe innerhalb der Hl. Messe (am Sonntag) Empfang der Täuflinge (am Anfang der Hl. Messe; Begrüßung und Bußakt entfallen) Wortgottesdienst (Lesungen vom Sonntag, Homilie soll auf die Taufe Bezug nehmen; Glaubensbekenntnis entfällt, da später von der ganzen Gemeinde gebetet) Spendung der Taufe (ab Exorzismusgebet wie im Rituale mit Taufwasserweihe, Taufe und ausdeutenden Zeichen) Nach der Tauffeier wird die Messe in der üblichen Weise fortgesetzt Abschluss und Segen (Segensformeln des Taufrituales möglich)

38 Taufe – Initiation des Christseins
Die Feier der Kindertaufe in zwei Stufen 1. Feier zur Eröffnung des Weges Greift Katechumenatsriten aus der Taufliturgie auf, berücksichtigt aber zugleich auch die besondere Situation der Säuglingstaufe Bei der Bezeichnung mit dem Kreuz kann der Zelebrant auch Augen, Ohren, Mund und Hände der Kinder mit dem Kreuz bezeichnen Ablauf: Eröffnung, Lobpreis Gottes und Dank für die Geburt, Wortgottesdienst, Fragen an Eltern und Paten, Bezeichnung mit dem Kreuz, Anrufung der Heiligen, Fürbitten, Abschluss 2. Feier der Taufe außerhalb / innerhalb der Hl. Messe - Eröffnung mit Hinweis auf die längere Vorbereitungszeit - Wortgottesdienst und Tauffeier wie in der Grundform des Kindertaufritus

39 Taufe – Initiation des Christseins
Beurteilung der Kindertaufe in zwei Stufen Die Kindertaufe in zwei Stufen kann nur dann sinnvoll gefeiert werden, wenn auf die „Feier der Eröffnung des Weges“ ein längerer Weg der Glaubensvertiefung folgt Im Idealfall werden hierzu alle Eltern eingeladen, die in der letzten Zeit ihr Kind zur Taufe angemeldet haben (Bildung von Elterngruppen) Bei aller Analogie zum Erwachsenenkatechumenat geht es bei der hier vorgesehenen Elternkatechese nicht um einen katechumenalen Weg der Kinder. Deshalb sollten auch nicht bestimmte „Fortschritte“ der Eltern zur Voraussetzung der Taufe gemacht werden Ebenso ist die „Feier der Eröffnung des Weges zur Taufe“ keine allgemeine Segensfeier, mit der ein jahrelanger Weg beginnt, an dessen Ende die Kinder selbst - vielleicht sogar erst als Jugendliche oder Erwachsene - entscheiden, ob sie sich taufen lassen wollen.

40 Taufe – Initiation des Christseins
Beurteilung der Kindertaufe in zwei Stufen Die „Feier der Eröffnung des Weges zur Taufe“ darf nicht als ein Ersatz verstanden werden, wenn eine Taufe noch nicht möglich ist Der Weg zur Taufe soll nicht als Prüfungszeit erlebt werden, an deren Ende erst über die Frage eines Taufaufschubs entschieden wird; vielmehr ist diese Feier der Beginn eines Weges, zu dem alle Eltern eingeladen sind, die ihr Kind für die Taufe angemeldet haben Ziel ist die Glaubensvertiefung der Familien und der Gemeinde Man kann es wohl kaum allen Eltern einer Pfarrei rigoros vorschreiben (Angebotscharakter, keine Vorleistung) Man wird nicht verlangen können, dass Eltern mehrerer Kinder diesen Weg bei jeder Taufe beschreiten Bisher (seit 2007) gibt es nur wenig Erfahrungen mit diesem Weg in den Gemeinden

41 Taufe – Initiation des Christseins
Eingliederung Erwachsener in die Kirche: Geschichtlicher Überblick schon am Ende des 2. Jhs bildete sich die Institution des Katechumenats für die Taufbewerber heraus (Hippolyt von Rom / Traditio apostolica: genauer Einblick in die Struktur des Katechumenats im Zentrum der westlichen Kirche) durchschnittliche Dauer von drei Jahren (Glaubensunterricht / Katechesen, der mit Gebet und Handauflegung schloss) Beginn der Fastenzeit (Quadragesima): Zeit intensiverer Vorbereitung mit Exorzismen, Handauflegungen, Bezeichnungen mit dem Kreuzzeichen, Übergabe des Glaubensbekenntnisses und des Vaterunsers Der Empfang der drei „Initiationssakramente“ (Taufe, Firmung und Eucharistie) geschah in der Osternacht Osterwoche: Zeit der Mystagogie („mystagogische Katechesen“) II. Vatikanum: Wiederherstellung eines mehrstufigen Katechumenats

42 Taufe – Initiation des Christseins
Ordnung des Katechumenats und der Initiation (1975) Präkatechumenat: Zeit des Erwachens des ersten Interesses am christlichen Glauben Eigentliches Katechumenat: Feier der Annahme, Aufnahme in die Reihen der Katechumenen, Rolle der Bürgen, Eintragung in das „Buch der Katechumenen“, Zeit der Reifung im Glauben, Katechumenatskreis Zeit der näheren Taufvorbereitung: Feier der Einschreibung / Ritus der erwählung, Bewerber sind „Electi“ (Erwählte) Zeit der Läuterung und Erleuchtung: sechs Wochen bis zur Osternacht, Skrutinien, Übergabe des Glaubensbekenntnisses und des Vaterunsers, Karsamstagmorgen besonderer Wortgottesdienst mit einigen präbaptismalen Riten (z.B. Effata-Ritus, Salbung mit Katechumenenöl) Feier der Eingliederung in der Osternacht (Scheitelsalbung unterbleibt bei gleichzeitiger Spendung der Firmung) Zeit zwischen Ostern und Pfingsten: Zeit der Mystagogie

43 Firmung – Abschluss der Initiation und / oder Bewährung christlicher Existenz?
Geschichtliche Entwicklung der Firmung - Ursprüngliche Reihenfolge: Taufe, Firmung, Eucharistie in einer Feier (Praxis noch heute in der Ostkirche) - Im NT gibt es noch kein eigenständiges Sakrament der Firmung, wohl aber Anknüpfungspunkte (Apg 8,14-17) - Im ganzen NT ist die Geistverleihung engstens mit der Taufe verknüpft - In der lateinischen Kirche wurden seit dem 4. Jh. die Handauflegung und die Salbung von der Taufe gelöst und damit die Firmung zu einem eigenen Sakrament Trennung von Taufe und Firmung aus drei Gründen a. Lehre von der Erbsünde (seit Augustinus besonders profiliert) - Augustinus leitete die theologische Überzeugung von der Erbsünde aus der bereits geübten Praxis der Kindertaufe ab, während später umgekehrt diese Praxis mit der Erbsünde legitimiert wurde - Firmung ist Besiegelung und Vollendung der Taufe (aber nicht heilsnotwendig)

44 Firmung – Abschluss der Initiation und / oder Bewährung christlicher Existenz?
Geschichtliche Entwicklung der Firmung b. Frage der Ketzertaufe die Aufnahme von Häretikern in die kirchliche Gemeinschaft erfolgte ohne neue Taufe, sondern nur noch durch die bischöfliche Handauflegung zum Zeichen der vollgültigen Eingliederung des ehemaligen Häretikers in die Kirche Loslösung der Firmung von der Taufe, wie wir sie heute noch bei einer Konversion in die katholische Kirche kennen c. Gründung von Filialgemeinden und Differenzierung des kirchlichen Leitungsamtes Ursprünglicher Taufspender war der Bischof, später der Priester vor Ort Handauflegung und Salbung erfolgten erst später durch den Bischof als dem Repräsentanten der Ortskirche (Vollendung der Taufe und Bestätigung / confirmatio durch den Bischof)

45 Firmung – Abschluss der Initiation und / oder Bewährung christlicher Existenz?
Geschichtliche Entwicklung der Firmung Fazit „In der lateinischen Kirche entstand durch die zeitliche Loslösung der (post- baptismalen) Salbung - als Symbol der Kräftigung und der Inanspruchnahme eines Menschen für Gott (Weihe) - und der Handauflegung durch den Bischof vom Akt der Wassertaufe die Firmung als eigenes Sakrament. Diese Abspaltung wurde mit der karolingischen Reform endgültig“ (H. Vorgrimler) Die Streiflichter in die Geschichte zeigen aber auch, dass bei der Entwicklung eines eigenständigen Firmsakramentes nicht die theologische Reflexion vor dem praktischen Vollzug stand, dass vielmehr umgekehrt die faktische Entwicklung nachträglich reflektiert und theologisch gedeutet wurde

46 Firmung: Abschluss der Initiation und/oder Bewährung christlicher Existenz?
Theologische Begründung Aufweis des engen Konnexes zwischen Tauge und Firmung Komplementäre Sicht: Die Firmung ergänzt die Taufe (zu prüfen, ob der ergänzende Aspekt nicht der Taufe zugeordnet werden kann) Komparative Sicht: Die Firmung verdeutlicht und entfaltet einen Aspekt der Taufe (Frage nach der Rechtfertigung für ein eigenes Sakrament) westlicher Hang zur Analyse (mit genauer Zuschreibung bestimmter Wirkungen an bestimmte Vollzüge) – östliche, eher integrale Sicht Pastoral ist die Frage aufgegeben, wann die geforderte „Mündigkeit“ gewährleistet ist komplementäre Sicht der Firmung ergibt sich auch aus der Zuordnung zu den heilsgeschichtlichen Schlüsselereignissen Ostern und Pfingsten (doch sind alle Sakramente zugleich christologisch wie pneumatologisch)

47 Firmung: Abschluss der Initiation und/oder Bewährung christlicher Existenz?
Theologische Begründung Nach LG 11 werden die Getauften durch die Firmung „vollkommener der Kirche verbunden und mit einer besonderen Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet.“ Diese komparativen Aussagen sind darauf zu befragen, inwiefern die Firmung in ekklesiologischer Hinsicht ein Mehr gegenüber der Taufe bedeutet, wenn doch schon die Taufe in den Leib Christi eingliedert Wichtig ist die Bindung an den Bischof: Die Firmung ist jenes Sakrament, welches in die geschichtlich-konkrete Sendung der Kirche hineinnimmt und durch die Herabrufung der Gaben des Geistes zu einer verantwortlichen und kreativen Teilnahme an dieser Sendung auch befähigt

48 Firmung: Abschluss der Initiation und/oder Bewährung christlicher Existenz?
Theologische Begründung Gratianisches Dekret (1140): Die Firmung genießt deshalb einen eigenen Vorrang vor der Taufe, weil sie vom Bischof, dem höhergestellten Amtsträger gespendet wird II. Vatikanum (LG 26): Bischof ist nicht mehr „minister ordinarius“ (= ordentlicher Spender), sondern nur noch „minister originarius“ (= ursprünglicher Spender) Da somit auch Priester ordentliche Spender („ministri ordinarii“) der Firmung sein können, ist die diesbezügliche Praxis durch das Zweite Vatikanische Konzil wieder offener geworden

49 Firmung: Abschluss der Initiation und/oder Bewährung christlicher Existenz?
Ordnung und Ritus der Firmung Der neue Ordo betont den inneren Zusammenhang der Firmung mit der Gesamtinitiation und sieht ihre Spendung in der Regel innerhalb der Eucharistiefeier, dem dritten Initiationssakrament, vor Alter der Firmlinge Bis zum 7. Lebensjahr (Praxis bis ins 13. Jh.) Neue Ordnung: Bischöfe können Alter festlegen Würzburger Synode: Mindestalter 12 Jahre, aber auch Möglichkeit, die Firmung im Einzelfall auf ein späteres Alter – auch das der jungen Erwachsenen – zu verschieben CIC 1983: „Unterscheidungsalter“ (d.h. 6-8 Jahren) Kurt Koch: Frage des Firmalters ist Ermessenfrage und drängt sich theologisch nicht auf (sollte pragmatisch-pastoral entschieden werden)

50 Firmung: Abschluss der Initiation und/oder Bewährung christlicher Existenz?
Ordnung und Ritus der Firmung Firmpatenschaft Unter Aufhebung von can. 796,1 des alten CIC wird empfohlen, den Taufpaten auch zum Firmpaten zu wählen, um so die enge Verbindung von Taufe und Firmung deutlicher werden zu lassen Der neue CIC hat sich dieser Regelung angeschlossen Die Notwendigkeit eines Firmpaten ist keine unbedingte („quantum id fieri potest = insoweit es möglich ist“, can. 892) Aufgabe des Firmpaten ist es, zusammen mit den Eltern darum besorgt zu sein, dass der Gefirmte den mit dem Sakrament übernommenen Verpflichtungen gerecht wird

51 Firmung: Abschluss der Initiation und/oder Bewährung christlicher Existenz?
Ordnung und Ritus der Firmung Aufbau der Feier Der eigentliche Ritus beginnt nach dem Evangelium Vorstellung der Firmlinge und Homilie des Bischofs Absage und Taufbekenntnis Stilles Gebet der Gemeinde Gebet und Ausbreitung der Hände über die Firmlinge Oration mit der Bitte um die sieben Gaben des Hl. Geistes Firmlinge treten vor den Bischof (Auflegen der Hände des Paten auf die Schulter des Firmlings), Nennung des Namens Chrisamsalbung der Stirn unter Handauflegung (mit Spendeformel: „N., sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“) – Firmling: „Amen.“ Bedeutung von Chrisam und der Salbung der Stirn in Kreuzesform Bedeutung des character indelebilis Frage nach der Notwendigkeit der Handauflegung

52 Firmung: Abschluss der Initiation und/oder Bewährung christlicher Existenz?
Ordnung und Ritus der Firmung Aufbau der Feier Spendeworte sind inhaltlich identisch wie im byzantinischen Ritus Friedensgruß an die Firmlinge ist variierbar (früher leichter Backenstreich, um die Kinder an die Firmung zu erinnern!) Fürbitten (Gebet für die Neugefirmten, ihre Eltern und Paten, für die Gesamtkirche und die ganze Menschheit) Besonderer Segen (dreigliedrig – Oratio super populum)

53 Eucharistie – Sakrament der Liebe
Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens Geschenk der Selbsthingabe Jesu Abschluss der christlichen Initiation Sacramentum caritatis Redemptionis sacramentum

54 Struktur und Einzelteile der Messfeier
Eröffnung Wortgottesdienst Eucharistisches Opfer Kommunion Entlassung

55 Eröffnung – Begegnung mit dem menschgewordenen Gott
Gesang zum Einzug / Eröffnungsvers Altarkuss, ggf. Altarinzens Kreuzzeichen Einführung Bußakt (3 Formen) mit Vergebungsbitte Kyrie-Rufe Gloria (an Festen und Hochfesten) Tagesgebet (Collecta)

56 Wortgottesdienst – Vergegenwärtigung der Botschaft Jesu vom Reich Gottes
Lesung und Leseordnungen Antwortpsalm (Graduale) Halleluja bzw. Ruf vor dem Evangelium (Tractus) Evangelium Predigt / Homilie ggf. Glaubensbekenntnis Allgemeines Gebet / Fürbitten

57 Gabenbereitung „Darbringen“ von Brot und Wein
Eucharistisches Opfer – Gemeinschaft mit dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus Gabenbereitung „Darbringen“ von Brot und Wein Mischung von Wein und Wasser Händewaschung Gabengebet

58 Eucharistisches Opfer – Gemeinschaft mit dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus
Hochgebet Präfation Sanctus Postsanctus Epiklese Einsetzungsworte Akklamation Anamnese Darbringungs- und Opfergebet Kommunionepiklese Interzessionen Gedächtnis der Märtyrer und Heiligen Doxologie

59 Kommunion – Vereinigung mit dem auferstandenen Herrn
Vater unser (mit Embolismus) Friedensritus Brechung und Mischung Agnus Dei Vorbereitungsgebet des Priesters Kommunion Art und Weise der Kelchkommunion Schlussgebet

60 Entlassung – Weg mit Christus in die Welt
Mitteilungen Segen Entlassung

61 Beobachtungen zur dritten Auflage des römischen Messbuchs (2002)
Gestalt des Buches Neuerungen in der Grundordnung Stille Ambo Kommunion und Kommunionspendung Charakter von Vorschriften Frage der Inkulturation

62 Buße – Sakrament der Wiederversöhnung
Stiftungsurkunde im NT: Joh 20, 22f. Wohl kein anderes Sakrament hat im Lauf seiner Geschichte so grundlegende Wandlungen des äußeren Erscheinungsbildes durchgemacht wie das Sakrament der Versöhnung Entwicklung in der Alten Kirche Spannung zwischen Heiligkeit und Barmherzigkeit Bußverfahren Öffentliches, allgemeines Schuldbekenntnis (Exhomologese) Aufnahme in den Stand der Büßer Liturgische Wiederaufnahme (Handauflegung, ggf. Salbung) Bußstufen Weinende Hörende Knieende oder Niederfallende Dabeistehende

63 Buße – Sakrament der Wiederversöhnung
Das Bußverfahren war v.a. für schwere Schuld vorgesehen. Als schwerste Schuld galt in der Zeit der Verfolgungen der Glaubensabfall (barmherziger Umgang mit den lapsi) Unterscheidung von schweren Sünden (von Unreinheit, Mord und Götzendienst bis zu Trunksucht und Unmäßigkeit) und leichteren Sünden (die nicht in einem öffentlichen Bußverfahren geheilt wurden, sondern durch Almosen und Gebet) Einfügung spezieller Bußakte in die Eucharistie Bußzeiten wenige Wochen bis 1 Jahr (z.B. vorehelicher Geschlechtsverkehr) bis zu 20 Jahre (z.B. Mord, Inzest) Bußübungen Almosengeben, Gebet, Fasten (klassisch) Badeverzicht, sexuelle Abstinenz, Besuch von Kranken und Gefangenen Einem Sünder blieb es ein Leben lang verwehrt, öffentliche Ämter zu bekleiden

64 Buße – Sakrament der Wiederversöhnung
Mit der Vermassung des Christentums in der Spätantike, die zu unzähligen schweren Sündern führte (die Gemeinden waren jetzt nicht mehr eine kleine „Gemeinschaft der Heiligen“), wurde die öffentliche Kirchenbuße zusehends schwieriger und irgendwann einmal nicht mehr praktikabel. Im 6. und 7. Jahrhundert verfiel schließlich die öffentliche Buße immer mehr. Es kam zur Privatisierung der Buße. Im Westen entwickelte sich – vom irisch- angelsächsischen Raum her – die private Beichte Die Buße wurde zu einem geheimen, privaten, unbegrenzt wiederholbaren und regelmäßig praktizierten Sündenbekenntnis, das zunächst (Mitte des 7. Jh.) in der Wohnung des Priesters, etwa seit der ersten Jahrtausendwende im Kirchenraum und in der Neuzeit (seit dem 17. Jh.) im „Beichtstuhl“ abgelegt wurde (Rituale Romanum 1614) Verständnis der Buße Im Westen: amtlich-rechtlich (Buße in der Hand des Bischofs / Priesters) Im Osten: seelsorglich-geistlich (Buße als lebenslanger Erziehungsprozess in der Hand eines erfahrenen geistlichen Begleiters)

65 Buße – Sakrament der Wiederversöhnung
Erneuerung der Buße durch das II. Vatikanum Ekklesiale Dimension Sichtbare liturgische Form Sozialer Charakter Formen des Bußsakramentes Feier der Versöhnung für Einzelne (die neue Lossprechungsformel ist seit verpflichtend) Gemeinschaftliche Feier der Versöhnung mit Bekenntnis und Lossprechung der Einzelnen Gemeinschaftliche Feier der Versöhnung mit allgemeinem Bekenntnis und Generalabsolution

66 Buße – Sakrament der Wiederversöhnung
Feier der Versöhnung für Einzelne Allgemeine Einführung (Ort: Beichtstuhl / Beichtzimmer, Zeit: Zeit der Messfeier ausgeschlossen; liturgische Gewandung: wie bei anderen Sakramentalien) Ablauf der Feier Begrüßung und Ermutigung des Pönitenten: Kreuzzeichen, persönliches Wort Schriftlesung: Auswahl kurzer Schriftworte, unterstreicht den liturgischen Charakter Reue, persönliches Sündenbekenntnis und Auferlegung eines besonderen Bußwerkes (Zeichencharakter) Gebet des Beichtenden (frei formuliert) Lossprechung (mit Handauflegung oder -ausstreckung): besteht aus Anamnese, Bitte und Lossprechungsworten Lobpreis Gottes und Entlassung Kurzform: Reue, Sündenbekenntnis, Bußwort, Absolution (in Todesgefahr nur letzter Satz der Absolutionsformel)

67 Buße – Sakrament der Wiederversöhnung
Gemeinschaftliche Feier der Versöhnung mit Bekenntnis und Lossprechung des Einzelnen Begrüßung der Gemeinde (Priester) Gebetseinladung Wortgottesdienst (eine oder mehrere Lesungen) Homilie Zeit der Stille / Gewissenserforschung Allgemeines Schuldbekenntnis Vater unser Persönliche Beichte Lobpreis und Dankgebet Segen und Entlassung

68 Buße – Sakrament der Wiederversöhnung
Gemeinschaftliche Feier der Versöhnung mit Bekenntnis und Lossprechung des Einzelnen Bewertung Das Wort Gottes kann ausgiebiger vorgetragen und die Teilnehmer besser disponiert werden Gemeinschaftliche Feier Möglichkeit zu einer umfassenderen und intensiveren Gewissenserforschung (vgl. GL ) Im gemeinsamen Beten, Singen und Bereuen kommt deutlicher zum Ausdruck, dass auch die Feier der Buße Gottesdienst ist und Sünde, Umkehr und Buße zutiefst die Gemeinde tangieren und nicht nur eine Angelegenheit zwischen dem einzelnen Christen und seinem Gott sind

69 Buße – Sakrament der Wiederversöhnung
Gemeinschaftliche Feier der Versöhnung mit allgemeinem Bekenntnis und Generalabsolution Voraussetzungen: physische und moralische Unmöglichkeit (mangelndes Vertrauen in den Beichtvater, verwandtschaftliches Verhältnis zum Beichtvater, absolutio complicis) Form: wie oben außer der persönlichen Beichte Generalabsolution nach dem allgemeinen Sündenbekenntnis und dem darauf folgenden Wechselgebet und Vater unser Dreigliedriges Gebet und Absolutionsformel (im Plural) Möglichkeit der Generalabsolution ist in den letzten Jahren von den Bischofskonferenzen z.Z. zurückgenommen worden (Schweiz u.a.) Bußgottesdienste ohne sakramentale Lossprechung Sinnvoll als Vorbereitung auf die persönliche Beichte (keine Alternative zur Einzelbeichte) Verschiedene Modelle im Rituale (vgl. auch GL 596,2)

70 Krankensalbung – Stärkung in der Krankheit und / oder Letzte Ölung?
Die Kontroverse Biblischer Grundtext: Jak 5, 14-16 Erster Pol (Krankensalbung): Stärkung in der Krankheit und Hoffnung auf Gesundheit Zweiter Pol (Letzte Ölung): Kranksein als Sündersein, Vollendung der Buße, Vorbereitung auf den Tod Mittelweg: Der ganze Mensch erfährt Hilfe, Heil und Rettung; Erneuerung von Glaube, Hoffnung und Liebe in einer existentiellen Situation Wichtige Texte: SC 73; CIC can. 998, 1004; KKK 1515 Praxis: kein unbedenkliches Wiederholen des Sakramentes angesichts leichter Erkrankungen, aber auch kein Aufschieben bis zur unmittelbaren Todessituation

71 Krankensalbung – Stärkung in der Krankheit und / oder Letzte Ölung?
Ritus der Krankensalbung Begrüßung des Kranken und der Anwesenden Besprengung mit Weihwasser Einführende Ansprache Bußakt Schriftlesung mit kurzer Homilie Fürbitten Auflegung der Hände Weihe des Öles bzw. Danksagung Salbung mit Spendeworten Abschließendes Gebet Vaterunser und Schlusssegen

72 Krankensalbung – Stärkung in der Krankheit und / oder Letzte Ölung?
Begrüßung des Kranken Grußwort (Friedensgruß) Persönliche Worte Besprengung mit Weihwasser Rückbindung an die Taufe Begleitworte: Anamnese Modellansprache Anlehnung an Mt 18, 20 und Jak 5, 14f Beteiligung des Kranken und der Anwesenden Jakobusoration

73 Krankensalbung – Stärkung in der Krankheit und / oder Letzte Ölung?
Bußakt Confiteor mit anschließender Vergebungsbitte oder Empfang des Bußsakramentes Schriftlesung Heilung des Knechtes in Kapharnaum (Mt 8, ) Schriftlesung verpflichtend, aber Möglichkeit, eine andere Lesung zu verwenden (z.B. Passionsberichte) Kurze Ausdeutung

74 Krankensalbung – Stärkung in der Krankheit und / oder Letzte Ölung?
Fürbitten Auch für die in der Krankenpflege Tätigen Auflegung der Hände Vorbild in Jesus und den Aposteln „Urgebärde kirchlichen Heilungsdienstes“ (B. Fischer) Vertrauen und Zuversicht zu Jesus Weihe des Öles bzw. Danksagung Aus Pflanzen oder Früchten gewonnenes Öl Weihe durch den Bischof (Missa chrismatis) Bedeutung des Öls in der antiken Welt Weihetext des Öls Dankgebet (im Stil der alttestamentlichen „Berakah“) Bitte um Linderung der Schmerzen und Stärke in der Schwäche

75 Krankensalbung – Stärkung in der Krankheit und / oder Letzte Ölung?
Salbung (Kernritus) Stirn und Hände (stellvertretend für den ganzen Menschen) – früher 5 Sinnesorgane! Anpassung an die Denkungsart und Überlieferung der Völker möglich in Notfällen eine einzige Salbung Salbungsformel: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes.“ A. „Amen.“ – „Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.“ A. „Amen.“ Hervorhebung des Heiligen Geistes Anlehnung an den Jakobusbrief Rettung und Heil, Aufrichtung des Kranken, Vergebung der Sünden

76 Krankensalbung – Stärkung in der Krankheit und / oder Letzte Ölung?
Abschließendes Gebet Volle innere und äußere Gesundheit Mehrere Austauschorationen (Altersschwäche, große Lebensgefahr, Agonie) Vaterunser und Schlusssegen Bedeutung der Bitten des Vaterunsers Fünfgliedriges Segensgebet Gemeinschaftscharakter des Sakraments Spendung im Rahmen einer Eucharistiefeier Möglichst immer kleine Gemeinschaft Gebet des Glaubens als wesentliches Element

77 Sakrament der Weihe – dreifach aufgegliedert?
Zur derzeitigen Diskussion – Blick in die Geschichte Alte Kirche – Hippolyt (Traditio apostolica): Dreifach gegliedertes Amt – Diakon wird bestellt „zum Dienst für den Bischof“ Mittelalter (Scholastik): Akzentverschiebung auf die Priesterweihe hin (Konsekrationsvollmacht) – Bischofsamt keine eigene Weihestufe 20. Jahrhundert (II. Vatikanum): Orientierung an der Alten Kirche – Bischofsweihe vermittelt die „Fülle des Weihesakramentes“ – Priester haben an der Weihevollmacht Anteil – Frage der Sakramentalität der Diakonenweihe

78 Sakrament der Weihe – dreifach aufgegliedert?
Ritus der Diakonenweihe Aufruf und Vorstellung der Kandidaten („Adsum.“ – „Hier bin ich.“) Ansprache des Bischofs (Dienst des Wortes, des Altares und der Liebe) Befragung und Gelöbnis der Kandidaten (Armen und Kranken beistehen, Ehrfurcht und Gehorsam dem Bischof gegenüber) Allerheiligenlitanei (Gebet der Gemeinde: Kandidaten liegen auf dem Boden, Gemeinde kniet) Handauflegung und Weihegebet (sakramentaler Kernritus) Ausdeutende Riten: Anlegen von Stola und Dalmatik, Überreichung des Evangelienbuches, Friedenskuss (Bischof und Diakone)

79 Sakrament der Weihe – dreifach aufgegliedert?
Ritus der Priesterweihe Aufruf und Vorstellung der Kandidaten Ansprache des Bischofs (Teilhabe am Bischofsamt – auch der Leitung!; Helfer und Mitarbeiter des Bischofs) Befragung und Gelöbnis der Kandidaten Allerheiligenlitanei (Gebet der Gemeinde) Handauflegung (alle anwesenden Priester) und Weihegebet (Bischof) Ausdeutende Riten: Anlegen der priesterlichen Gewänder (Kasel und Stola), Salbung der Hände, Überreichung von Patene und Kelch („Nimm hin die Gaben des Volkes für die Feier des Opfers. Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst, und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.“), Friedenskuss

80 Sakrament der Weihe – dreifach aufgegliedert?
Ritus der Bischofsweihe Hymnus („Veni creator spiritus“), Vorstellung (mit assistierendem Priester), Verlesung des päpstlichen Auftrages Ansprache des Hauptkonsekrators (Nachfolge und Sendung der zwölf Apostel, Weihesakrament in seiner höchsten Stufe, Bild des guten Hirten) Befragung und Gelöbnis des Electus („Ich bin bereit.“) Allerheiligenlitanei (Gebet der Gemeinde) Handauflegung (alle anwesenden Bischöfe) und Weihegebet (mit Auflegung des Evangelienbuches) Ausdeutende Riten: Salbung des Hauptes mit Chrisam (Anlehnung an die Salbung des alttestamentlichen Hohepriesters), Übergabe des Evangelienbuches (Teilhabe am Lehramt Christi), des Ringes (Treueverpflichtung), der Mitra und des Hirtenstabes, Geleit zur bischöflichen Kathedra, Friedenskuss (alle anwesenden Bischöfe) Schlussritus am Ende der Eucharistiefeier (Te Deum, erster bischöflicher Segen, kurze Ansprache, Schlusssegen)

81 Ehe – das Sakrament von Gottes unbedingter Treue
Geschichtliche Entwicklung I Liturgische Ausgestaltung seit dem 4. Jh. (Verschleierung der Braut im Westen, Krönung der Brautleute im Osten) In der römischen Liturgie kein eigener Verlobungsritus Öffentlichkeit der Trauung führt ab dem 10. Jh. zu einem liturgisch gestalteten Konsensaustausch „Brauttorritus“ im 12. Jh. (Normandie) Beiderseitiger Ringwechsel im Osten ab dem 11. Jh., im Westen erst seit dem 13./14. Jh.

82 Ehe – das Sakrament von Gottes unbedingter Treue
Geschichtliche Entwicklung II Konzil von Trient ( ): Bunte Vielfalt von Trauungsriten werden gebilligt Rituale Romanum (1614): verkürzter Ritus Collectio rituum (1950): Herausstellung des Ehe begründeten Konsenses und der freien Partnerschaft II. Vatikanum: Erneuerung des Trauungsritus (1969 – – 1992), Anlehnung an die Gebräuche des Landes und Volkes, Trauung möglichst innerhalb der Messfeier

83 Ehe – das Sakrament von Gottes unbedingter Treue
Die Feier der Trauung (Rituale 1992) Römische Praenotanda: stark theologisch geprägt, Wert liegt auf der Zeugung und Erziehung der Nachkommenschaft sowie auf einer gründlichen Vorbereitung der Brautleute Pastorale Richtlinien: anthropologisch-theologische Gesamtschau der Ehe auf dem Hintergrund unserer gesellschaftlichen Situation Pastorale Erwägungen zur Trauung von Katholiken mit Christen anderer Konfessionen und Religionen bzw. Agnostikern und Atheisten

84 Ehe – das Sakrament von Gottes unbedingter Treue
Kapitel I: Feier der Trauung in der Hl. Messe Abholung am Kirchenportal Trauungsritus nach der Homilie Bereitschaftsfragen (2 jeweils getrennt an Bräutigam und Braut, 2 an beide) Segnung der Ringe Vermählung (Vermählungsspruch oder Ja-Wort) Bestätigung der Vermählung (Handreichung der Brautleute, Umwickeln der Hände mit der Stola des Zelebranten, Zeugenannahme der Trauzeugen) Feierlicher Trauungssegen (konstitutives Element für die Ostkirche, 4 Formulare) Fürbitten Beteiligung der Brautleute bei der Gabenprozession, Kommunion unter beiderlei Gestalt

85 Ehe – das Sakrament von Gottes unbedingter Treue
Kapitel II: Feier der Trauung in einem Wortgottesdienst Vorgesehen v.a. bei konfessionsverbindenden Paaren Größere Freiheit bei der Auswahl der Texte, Gebete etc. Angefügte Kommunionfeier nicht sinnvoll

86 Ehe – das Sakrament von Gottes unbedingter Treue
Kapitel III: Trauung eines Katholiken mit einem nicht getauften Partner, der an Gott glaubt Schlichter Wortgottesdienst Problem: Aussagen des christlichen Glaubens, z.B. zur Gottheit Christi oder Trinität Empfohlen eine Lesung aus dem AT Rücksichtnahme bei den Fragen auf den nicht getauften Partner (auch keine trinitarische Formel beim Ringanstecken) Getaufter Partner soll seinen Glauben bezeugen

87 Ehe – das Sakrament von Gottes unbedingter Treue
Kapitel IV: Trauung eines Katholiken mit einem Partner, der nicht an Gott glaubt Keine Zurückhaltung bei den spezifisch christlichen Glaubensaussagen (trinitarische Formel etc.) Rücksicht auf die Gewissensüberzeugung des Nichtglaubenden Allgemein menschliche Grundüberzeugungen zur Ehe

88 Ehe – das Sakrament von Gottes unbedingter Treue
Gemeinsame Feier der kirchlichen Trauung Dispens von der kanonischen Eheschließungsform Rituale zur gemeinsamen Feier der kirchlichen Trauung (DBK- EKD) Evangelische Trauung in einer evangelischen Kirche unter Mitwirkung des katholischen Seelsorgers Katholische Trauung in einer katholischen Trauung unter Mitwirkung des evangelischen Seelsorgers Schrifttexte und Gebete im Wechsel Predigt hält der Gastgeistliche Konsens nimmt der gastgebende Geistliche entgegen

89 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Zu Begriff und Bedeutung von Sakramentalien Auch außerhalb der sieben Sakramente vergegenwärtigt und feiert die Kirche das Christusgeheimnis unter gottesdienstlichen Zeichen und handelt somit sakramental Diese im Laufe der Geschichte gewachsenen Zeichen und Zeichenhandlungen werden unter den Namen Sakramentalien gefasst (vgl. DH 3844; CIC 1983 can. 1166) Alle Sakramentalien sind in je unterschiedlicher Form mit einer Benediktion verbunden, wobei fast alle Ereignisse im Leben eines Menschen Anlass für eine Benediktion sein können SC 60: Heilszeichen, „gewisse Nachahmung der Sakramente“, Wirkungen geistlicher Art, Fürbitte der Kirche, hingeordnet auf die Sakramente, sichtbare Zeichen den unsichtbaren Gnade

90 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Benediktionsanlässe Unterscheidung Personal- und Real-/Sachbenediktionen Realbenediktionen: Offenheit im katholischen Benediktionswesen (Rituale Romanum 1614, Collectio rituum 1950/1966, Benediktionale 1978, Rituale Romanum 1984), Skepsis im evangelischen Bereich (Bedenken wegen Magie) Schöpfungstheologische Verankerung: all das kann gesegnet werden und Anlass für eine Benediktion sein kann, was der Schöpfungsordnung nicht widerspricht oder aus sich heraus auf deren Zerstörung ausgerichtet ist (Beispiel Soldat – Waffen) Positive Grundausrichtung auf Gott und seine Schöpfung SC 61: Ausrichtung auf die Heiligung der Schöpfung und Verwurzelung im Pascha-Mysterium

91 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Benediktionsanlässe Segen Gottes ist bei Realbenediktionen nicht nur in Bezug auf den Nutzen für den Menschen wünschenswert, sondern auch für die Schöpfungsgaben an sich Bitte um den Segen Gottes nicht nur auf den Nutzen und den Gebrauch für den Menschen beziehen, sondern auch für die Dinge an sich erbitten (Bitte um die Erhaltung der Schöpfung) Beispiel Tiersegnung: Tier hat seine Existenzberechtigung nicht nur aus seinem Bezug zum Menschen, sondern aus dem Schöpfungswillen Gottes heraus (nicht nur darum beten, dass die Tiere dem Menschen dienen) Für alle Realbenediktionen gilt: Den Eigenwert der Schöpfung herauszustellen und ins Gebet zu fassen bedeutet nicht, jene Sicht zu nähren, dass sich durch eine Benediktion die Dinge mit einer übernatürlichen Kraft aufladen (magisches Verständnis)

92 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Segnungen / Segnen Lat. „signare“ = „mit dem Kreuz bezeichnen“ Objekt ist der Mensch oder ein materielles Ding Gottes Segnen Lat. „benedicere“ (griech. eulogein; hebr. barak) = „loben, preisen“ Objekt kann Gott sein als Herr und Quelle allen Segens Lobpreis Gottes Weihen / Weihungen Wirkung bleibender Art (mit rechtlichen Folgen) Bezogen auf Menschen (Abtsweihe, Jungfrauenweihe) oder Dinge (Altarweihe, Glockenweihe) 8 von 99 Benediktionen sind „Weihen“ Lat. Unterscheidungen: beneditio, dedicatio, consecratio, ordinatio

93 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Erneuerungsarbeit im 20. Jahrhundert und seit dem II. Vatikanum Segnung des Feuers bei der Erneuerung der Osternachtfeier (1951) Segnung der Zweige bei der Erneuerung der Karliturgie (1956) SC 62: Anpassungen an die Erfordernisse der Zeit Gebet für die Personen, die gesegnete Dinge benutzen, nicht für die Dinge selbst (heute wieder differenzierter gesehen) Nur noch wenige Reservierungen für den Bischof (Kapelle/Oratorium, Kreuzweg, Glocken, Friedhof) Auch Laien sollen gewisse Sakramentalien spenden können Segensaufgaben des Diakons: Blasiussegen, Auflegung der Asche, Segensauflegung von Reliquien, Segnung des Wassers, des Rosenkranzes und anderer Devotionalien, Segnung von Personen und Häusern

94 Segnungen in Missale und Rituale
Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt Segnungen in Missale und Rituale Missale Erste Gruppe Hingeordnet auf eine anschließende Eröffnungsprozession Benediktion der Kerzen am Fest der Darstellung des Herrn (Lichtmess) Benediktion der Zweige am Palmsonntag Benediktion des Feuers in der Osternacht Zweite Gruppe Ersetzen das Schuldbekenntnis Benediktion der Asche am Aschermittwoch Benediktion des Wassers beim sonntäglichen Taufgedächtnis Deutung der materiellen Dinge in ihrer Zeichenhaftigkeit (Bezug auf die Menschen)

95 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Rituale Erste Gruppe Benediktion der Ringe bei der Trauung Benediktion des Grabes beim Begräbnis Im Grunde auch ohne vorherige Benediktion verständlich Zweite Gruppe Benediktion des Wassers bei der Taufe Benediktion des Katechumenenöls bei der Erwachsenentaufe Benediktion des Krankenöls bei der Krankensalbung Muss durch ein Wort gedeutet werden: die Benediktion will keine göttlichen Kräfte mitteilen, sondern Gott preisen

96 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Das deutsche Benediktionale (1978): Entstehungsgeschichte und inhaltliche Ausrichtung Studienausgabe, „um in der augenblicklichen Verwirrung Abhilfe zu schaffen“ Struktur: gemeinschaftliche Feier, Wort Gottes soll gebührenden Platz haben, Bezug auf den Menschen, nicht auf die Gegenstände Dennoch weiterhin Sachsegnungen möglich; dabei sollte der Bezug zum Menschen deutlich werden (Haus, Auto etc.) Klärung der Begriffe „Segnen“ und „Weihen“ Reservationen Segnungen durch Diakone und in der Familie Das bisher einzige liturgische Buch ohne vorausgehenden römischen Modellritus

97 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Ritualefaszikel „De benedictionibus“ (1984) Allgemeine Vorgaben, wie nachvatikanische Benediktionen für die Feier zu konzipieren sind Bemühen, die Teilnehmer an einer Benediktion als Mitfeiernde zu integrieren und in das Gebet mit einzubeziehen (verschiedene liturgische Dienste, mehr Wort Gottes) Unterschiede zum deutschen Benediktionale (1978) gibt es in der Feierstruktur (z.B. Stellung der Fürbitten) Problem, das römische Rituale nach den Prinzipien von „Liturgiam authenticam“ ins Deutsche zu übersetzen (wird derzeit nicht angestrebt)

98 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Aufbau und Inhalt des Benediktionale Pastorale Einführung Vom Sinn der Segnung Pastorale Bedeutung Aufgabe der Gemeinde und des Spenders Gestalt und Elemente Hinweise Hauptteil: Gliederung in drei große Bereiche (Kirche, Familie und Öffentlichkeit) Segnungen im Leben der Pfarrgemeinde (im Laufe des Kirchenjahres, bei besonderen Anlässen, Segnungen religiöser Zeichen) Segnungen im Leben der Familie Segnungen im Leben der Öffentlichkeit (öffentliche und soziale Einrichtungen, Arbeit und Beruf, Bildungseinrichtungen, Verkehrseinrichtungen, Freizeit – Sport – Tourismus) Allgemeine Segnung Anhang

99 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Theologische Einordnung: Was ist eine Segnung? Kugler: Unterscheidung zwischen Sinn- und Feiergestalt der Benediktionen Sinngestalt: große Kontinuität im Lauf der Jahrhunderte seit dem Rituale Romanum von 1614 Feiergestalt: signifikante Veränderungen seit dem II. Vatikanum im Hinblick auf „mehr Liturgie“ (verpflichtende Schriftlesung, Fürbitten etc.) Anthropologische Begründung Segnen als „Urgestus“ des Menschen Segen ist bezogen auf das Segnen Gottes in der Heilsgeschichte (anamnetisches Tun) Mensch erkennt Gott als Quelle allen Segens und antwortet auf Gottes Segen mit dem Lobpreis Segen als Zeichenhandlungen

100 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Theologische Einordnung: Was ist eine Segnung? Ekklesiologische Begründung kirchliche Segnungen sind „immer Tun der Kirche und niemals nur rein private Handlungen“ (SC 26) Feier in Gemeinschaft Spender sind grundsätzlich alle Getauften, „je mehr aber eine Segnung auf die Kirche als solche … und auf ihre Öffentlichkeit bezogen ist, desto mehr ist sie Trägern eines Dienstamtes (Bischof, Priester, Diakon) zugeordnet.“ Drei Elemente: Wort, Zeichen, Kirchenbezug Definition: Segnungen sind Zeichenhandlungen der Kirche, in denen Gott – auch mittels der Hl. Schrift – für seine Gaben gepriesen und sein Heil auf den Menschen herab gerufen wird

101 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Segnungen/Benediktionen durch Laien Unterscheidung von Benediktionen mit und ohne Beauftragung des Bischofs Segensvollmacht von Laien auf Grund des durch Taufe und Firmung vermittelten Anteils am Priestertum Christi Benediktionen ohne Beauftragung des Bischofs: alle Segnungen im Leben der Familie (u.a. Verlobung, Segnung einer Wohnung) Benediktionen mit Beauftragung des Bischofs: viele Segnungen aus dem Benediktionale (insgesamt 66 von 99 Segnungen) Ausgenommen werden lediglich die meisten Segnungen im Leben der Pfarrgemeinde, die Segnungen religiöser Zeichen und die Formulare für Bildungseinrichtungen Offene Fragen: Nicht immer einsichtig, warum eine Benediktion für einen Laien erlaubt ist und warum nicht

102 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Gestalt und Elemente der Segensfeiern Drei Schemata: Vollform (32 Segnungen), vereinfachte Form (53), im Zusammenhang mit einer Hl. Messe (14) Vollform Eröffnung mit Gesang Begrüßung und Einführung Eröffnungsgebet Schriftlesung Antwortgesang Ansprache Segnung Fürbitten Gebet des Herrn Entlassung

103 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Gestalt und Elemente der Segensfeiern Einführung: kurzes deutendes Wort, durch das die jeweilige Segnung auf den heilsgeschichtlichen Zusammenhang hingeordnet und ihr „Sitz im Leben“ aufgezeigt wird Eröffnung: umfasst Gesang, Begrüßung, Einführung und Eröffnungsgebet, dem Kyrie-Rufe vorausgehen können Schriftlesung: wenigstens eine Lesung vorgesehen (Alternative: Lobpreistext aus der Hl. Schrift) Segensgebet: Lobpreis (als Anrufung mit Volksbeteiligung) und Bitte um den Segen Fürbitten: weiten das bittende Element des Segensgebetes in doppelter Hinsicht aus (Konkretisierung, Weitung auf Kirche und Welt); stehen im dt. Benediktionale nach dem Segensgebet Abschluss: Vater unser und Schlusssegen

104 Sakramentalien: Segnungen und Weihen als Zeichen von Gottes Wirksamkeit in dieser Welt
Pastoralliturgische Bedeutung des Segens Abflauen der Entsakralisierungswelle Verbindung von Gottesdienst und Leben Einbeziehung einer Vielfalt von Ereignissen und Wirklichkeiten des menschlichen Lebens (nicht nur die entscheidenden Lebenssituationen wie bei den Sakramenten) Überwindung der rationalistischen Einseitigkeit (durch Zeichencharakter der Segnungen) Bejahung der Schöpfungswirklichkeit Überwindung der liturgischen Verarmung Sinn für Festlichkeit Neue Segnungstermine: Valentinstag (für Menschen in Beziehungen), Kosmas und Damian (für Kranke und Pflegende) Erlebnisdimension für das Glaubensleben


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