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nifbe-Tagung am in der HAWK in Hildesheim

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Präsentation zum Thema: "nifbe-Tagung am in der HAWK in Hildesheim"—  Präsentation transkript:

1 nifbe-Tagung am 7.11.2012 in der HAWK in Hildesheim
„Die professionelle Kindertagesstätte, wie Praxis Komplexität organisiert“ Forum 4 "Zeit (er)leben und Zeit gestalten in der Kita" Professionelle Zeitgestaltung und Zeitorganisation in der Kita Moderation: Souheila Othmani, nifbe-Regionalnetzwerk Südost Input: Tilmann Wahne, Uni Lüneburg, Institut für Sozialpädagogik, Input: Edelgard Schiemann, ehem. pädagogische Leitung im ev.-luth. Kirchenkreis Celle und eines ev. Kindergartens in Hambühren

2 1. Zur „Zeit“ -Was ist Zeit?-
„Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bißchen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit...“ (Michael Ende: Momo) Momo en de tijdspaarders Tilmann Wahne (M.Ed.) Leuphana Universität Lüneburg Institut für Sozialpädagogik Lehramt an Berufsbildenden Schulen, Fachrichtung Sozialpädagogik, B.A./M.Ed.

3 1. Zur „Zeit“ Bis ins Mittelalter wird das gesellschaftliche Leben vorwiegend von einem zyklischen Zeitverständnis bestimmt: Regelmäßige Ereignisse & religiöse Vorstellungen als Takt-/Impulsgeber Wachstum, Vorsorge, sich ausbreitende Handelsbeziehungen führen in den folgenden Jh. zu einem linearen Zeitverständnis: Die Lebensplanung/-gestaltung wird vergleichbar mit einem linearen Zeitstrahl vorausschauend wirtschaftlich geplant und organisiert. Während der Industrialisierung etabliert sich eine Produktionsweise, die durch Zeitkontrolle/-disziplin und der Orientierung an Maschinen- und Uhrenzeiten gekennzeichnet ist. Die (soziale) Zeit wird endgültig ökonomisiert.

4 1. Zur „Zeit“ Private und öffentliche Zeitstrukturen werden an die Zeitordnung der Industriegesellschaft angepasst. Die institut. Kleinkindbetreuung übernimmt die ökonomisch geprägten Zeitstrukturen; z.B. ein stundenplanmäßiger Tagesablauf Heute: Schlüsselposition der Bildungs-, Erziehungs- & Betreuungs- einrichtungen im Prozess der kindlichen Zeitsozialisation Lebens-Zeiten in Krippe, KiTa, Hort, Schule, Berufsschule & Hochschule Konfrontation mit spezifischen Zeitstrukturen & zeitlichen Anforderungen, „Zeitsozialisation“ & Integration in die vorherrschende Zeitordnung KiföG 2013: Rechtsanspruch der Einjährigen auf Tagesbetreuung 2010: Ca. 93% der 3-6 Jährigen in Kindertagesbetreuungsformen 2011: Ca. 25% der 0-3 Jährigen in Kindertagesbetreuungsformen

5 2. Zeit (er)leben & Zeit gestalten in Kinderinstitutionen -Zeit-Druck-
Die industriell-ökonomisch verkürzte Zeittaktung bestimmt als offener & geheimer Lehrplan vielerorts immer noch den Alltag in Kinderinstitutionen. In der Folge entsteht Zeitdruck: Durch die täglichen zu leistenden zeitlichen Koordinations- & Synchronisationsanforderungen (Erzieher*innen, Eltern) Durch die pädagogischen Ansprüche (Erzieher*innen, Eltern) Durch die bildungspol. Vorstellung einer „verschulten“ & an Zeiteffizienz orientierten institut. Bildung, Erziehung, Betreuung Erzieher*innen: „Wir müssen gleich mal aufräumen & den Frühstückstisch decken & dann anfangen zu frühstücken & die andere Gruppe kommt dann dazu & wir gehen dann Turnen!“ Kinder: „Wir müssen uns beeilen, die Eltern warten bestimmt schon am Kindergarten & fahren dann wieder weg! Eltern: „So Emil bitte, Markus hat um zwei einen Termin, dann müssen wir wie die Wilden fahren! Ich mache eure Räder schon auf!“ I'm late, I'm late, for a very important date!

6 Aber: Kindliche Widerstandspotentiale!!!
2. Zeit (er)leben & Zeit gestalten in Kinderinstitutionen -Folgen des Zeitdrucks- Akuter Abbruch, Beschleunigung, Verschiebung, Nicht-Einlösung von Zeitkontingenten & Nicht-Berücksichtigung der unters. Zeitbedürfnisse teilweise unreflektiertes, unflexibles Zeithandeln der Erwachsenen Stress, Frustration, Demotivation, negative Effekte auf die kindlichen Bildungsprozesse und erhöhte Arbeits- und Gesundheitsbelastungen Aber: Kindliche Widerstandspotentiale!!! Kinder sind häufig nicht bereit, die Nicht-Berücksichtigung ihrer Zeitbedürfnisse zu akzeptieren: wehren sich gegen den nicht-empathischen Umgang mit Zeit widersetzen sie sich dem Zeitdruck & bestehen auf ihre Eigenzeit erobern fremde Zeitterrains, machen fremdbestimmte Zeitanteile zur selbstbestimmten Eigenzeit kehren im Alltag immer wieder zu selbstbestimmten Tätigkeiten zurück

7 2. Zeit (er)leben & Zeit gestalten in Kinderinstitutionen
Mädchen und Jungen als „Zeitpioniere“?!: Ebenso wie „Zeitpioniere“ realisieren sie ihr Bedürfnis nach mehr Eigenzeiten, erobern fremde Zeitterrains, handeln gemäß ihres jeweils individuellen Rhythmus‘, vergessen mitunter Zeit & Raum. „E., weißt du warum ich jetzt CD hören will im Durchgang? Weil es mir neben an zu laut ist & ich hier Zeit für meine Ruhe haben will!“ Diese Zeitkompetenz stellt ein idealtypisches Muster eines möglichen gesellschaftlichen Zeitwohlstandes dar, das lohnenswert ist, weiter durchdacht zu werden. Aber: Konsequenz des Aufbegehrens gegen die ökonomische Zeittaktung ist nicht selten die Sanktionierung von Zeit

8 3. Zeit-Gerechtigkeit & Zeit-Wohlstand in Kinderinstitutionen
Herausforderung, im eigenen Umgang mit Zeit flexibler zu werden und zu versuchen, sich dem kindlichen Handeln in der Zeit mehr anzunähern: Reflexion der eigenen industriell-ökonomisch geprägten Zeitsozialisation Partizipation: Gemeinsam die Zeitverwendung aushandeln Potentiale pädagogischer Konzepte für positive Zeitgestaltungen analysieren Berücksichtigung der unterschiedlichen Rhythmen der Kinder Zeithandeln im Bereich von Spazier-/Exkursionszeiten überdenken Zeitverbrauchsimperative an jedem Tag der Woche? Feste Mahlzeiten und/oder „rollende“ Essenszeiten? Den Kindern mehr frei zur Verfügung stehende Zeit gewähren

9 3. Zeit-Gerechtigkeit & Zeit-Wohlstand in Kinderinstitutionen
Professionell Zeitgestaltung zu leben & fachlich zu vertreten heißt (nicht nur) für pädagogische Fachkräfte im Elementarbereich konkret: „Sich Zeit nehmen, anderen Zeit geben und gemeinsam Zeit (er)leben“ „Sie litten alle unter der Angst, keine Zeit für alles zu haben, und wussten nicht, dass Zeit haben nichts anderes heißt, als keine Zeit für alles zu haben." (Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften)

10 Vielen Dank für Ihr Interesse!
Tilmann Wahne (M. Ed.) Leuphana Universität Lüneburg Institut für Sozialpädagogik Scharnhorststraße 1, C1, R. 302a 21335 Lüneburg Tel.: 04131/

11 Literatur Bamler, V./Schöneberger, I./Wustmann, C. (2010): Lehrbuch Elementarpädagogik. Theorien, Methoden und Arbeitsfelder. Weinheim und München Karsten, M.-E. et al. (2003): Bildung in Kindertagesstätten. ver.di (Hrsg.). Berlin. Karsten, M.-E. (1992): Zeitleere-Zeitüberfüllung. Über Zeitorganisation und Zeitmanagement in personenbezogenen sozialen Diensten. In: Otto, H.U. et al. (Hrsg.): Zeit-Zeichen sozialer Arbeit. Entwürfe einer neuen Praxis. Neuwied, Berlin, Kriftel. S Reyer, J. (2006a): Einführung in die Geschichte des Kindergartens & der Grundschule. Bad Heilbrunn. Wahne, T. (2012): ZEIT zum Leben in Kinderinstitutionen. In: Kita aktuell, im Ersch. Wahne, T. (2012): Zur grundlegenden Bedeutung von Zeit-Analysen in der Elementarpädagogik“ (unveröff.). Leuphana Universität Lüneburg. Wehr, L. (2009): Alltagszeiten der Kinder. Die Zeitpraxis von Kindern im Kontext generationaler Ordnungen. Univ., Diss. u.d.T.: Kind sein, Zeit haben? Basel und Weinheim. Zeiher, Hg./Schroeder, S. (Hrsg.) 2008: Schulzeiten, Lernzeiten, Lebenszeiten. Pädagogische Konsequenzen und zeitpolitische Perspektiven schulischer Zeitordnungen. Weinheim und München

12 Die professionelle Kindertagesstätte - wie Praxis Komplexität organisiert -
Forum 4 „Zeit (er)leben und Zeit gestalten in der Kita“ Professionelle Zeitgestaltung und Zeitorganisation in der Kita Edelgard Schiemann Ehem. pädagogische Leitung im ev.-luth. Kirchenkreis Celle und eines ev. Kindergartens in Hambühren

13 Der Zeit ist es völlig egal, ob wir uns hetzen . . .
Zitat aus einem Interview mit dem Münchner Zeitforscher Prof. Dr. Karlheinz Geißler: Der Zeit ist es völlig egal, ob wir uns hetzen . . . „Eigentlich ist unsere Zeit gar nicht knapp, denn täglich kommt ja wieder neue dazu. Trotzdem haben wir alle das Gefühl, keine oder nicht genug Zeit zu haben.“ Bleibt die Frage: Wie kann man es schaffen, im Einklang mit der Zeit zu leben, statt ihr ständig hinterher zu laufen?

14 Der Mensch - ein Rhythmus-Wesen!
„Der Mensch ist in einen Lebensrhythmus hineingeboren. Der Atem, die Grundlage unseres Lebens geschieht in einem natürlichen Rhythmus: Einatmen – Pause – Ausatmen – Pause - Einatmen - … Den passenden Wechsel von Aktivität (Einatmen und Ausatmen) und Passivität (Pausen) hinzubekommen ist die Herausforderung vor der wir immer stehen – im Beruf genau so wie im Alltag oder im Familienleben. Für jeden Menschen ist es wichtig, den für ihn passenden Rhythmus von Aktivität und Passivität zu leben.“ Zitat Prof. Dr. Geißler

15 Zeit (er)leben in der Kita
Zeit im Lebensrhythmus mit den Kindern erleben: - Kindern ausreichend Zeit zum selbstbestimmten Spiel lassen, - Wert der Selbstbildungsprozesse - - das Tun der Kinder aktiv beobachten und sich beteiligen, ins Spiel einbringen/mitspielen - Ruhephasen bewusst gestalten – Musik hören, singen, in die Natur gehen, Meditation, . . . - geplante Angebote auch mal zurückstecken oder rechtzeitig ankündigen, damit Kinder ihr eigenen Tun beenden können. - Prioritäten setzen, was ist für die Kinder (das einzelne Kind) heute wirklich wichtig und was kann auf später verschoben werden. - Gewichtung zwischen geplantem und selbstbestimmtem Lernen der Kinder

16 Zeit im Alltag der Kita! Der Umgang mit Zeit von Kindern und Erwachsenen unterscheidet sich deutlich. Kinder handeln noch in ihrem natürlichen Lebens- rhythmus. Unterbrechungen werden als Frustration erlebt! Wir Erwachsenen werden im Alltag oft von äußeren Zeittakten beeinflusst, Arbeitsabläufe werden durch die Uhr bestimmt!

17 Zeittakte aus der Praxis
Das Thema Zeit ist für uns Menschen allgegenwärtig, auch schon in unseren Kindertagesstätten. Betreuungszeit der Kinder / Spielzeit - Bildungsangebote Verfügungszeit der päd. Mitarbeiter Zeit für Gespräche mit den Eltern Austausch und Planung im Team Öffentlichkeitsarbeit Beobachtungen auswerten / Lernziele formulieren Portfolio für jedes Kind erstellen Vorbereitung und Gestaltung von Festen / Elternabenden

18 Einteilung des Tagesablaufs in Zeittakte:
Ankommen / Begrüßung 1. Spielphase der Kinder Päd. Angebot / Bildungsangebot Essenszeit (Frühstück, Mittagessen, …) 2. Spielphase Verabschiedung Aufräumzeit Nachbereitung / Vorbereitung der päd. Inhalte Austausch im Team

19 Bildungsauftrag und gesellschaftliche Anforderungen an die Kita
Um den Erwartungen an Bildung von Eltern und Gesellschaft zu entsprechen, stehen die päd. Mitarbeiter häufig unter Zeitdruck. Bildungsarbeit soll erkennbar, messbar und nachweisbar sein. Im Tagesablauf müssen effizient „bildende“ Zeitanteile erkennbar sein. - Das führt bei Erzieherinnen (leider auch bei Eltern) oft dazu, in das selbstbestimmte Zeithandeln der Kinder unreflektiert einzugreifen und über dieses zu bestimmen. - Bei den Kindern kann dieses Eingreifen zu tiefen Frustrationen und damit zu Lernstörungen führen.

20 Arbeitszeit und Arbeitsauftrag
Die Arbeitszeit der Erzieherin (päd. Mitarbeiter) steht im Widerspruch zum Arbeitsauftrag und bedeutet immer wieder ein sehr hohes Engagement jeder Mitarbeiterin. Bei einer Gruppengröße von 25 Kindern und zwei päd. Fachkräften kommen auf jede Fachkraft 12,5 Kinder und folglich dementsprechend auch die gleiche Anzahl Eltern (Familien). Die Verfügungszeit von 3,5 oder 4 Std. pro Woche für Vorbereitung der Bildungsangebote, Elterngespräche, Teambesprechungen, Portfolios erstellen,. . . Diese geringe Zeit erfordert große Fähigkeiten im Zeitmanagement jeder Erzieherin.

21 Mein Fazit: Im elementarpädagogischen Alltag müssen wir verstärkt das selbstbestimmte Handeln der Kinder als wesentliche Bildungsarbeit verstehen und für Eltern transparent machen ErzieherInnen sollten vermehrt die Kinder in ihrem Spiel (Handeln) begleiten und sich auf ihr Tun einlassen, um die darin enthaltenen Bildungsanteile effektiv zu nutzen. In der Kindertagesstätte müssen wir uns Zeit nehmen und Zeit gemeinsam mit den Kindern erleben und auf den Lebensrhythmus der Kinder anpassen. Wechsel von Aktivität und Passivität sollte bewusst wahrgenommen werden. Die Kinder sollen oft ihre Zeit selber gestalten können, damit sie im späteren Leben zeitliche Selbstbestimmung sinnvoll leben können.

22 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse
Edelgard Schiemann Ehem. pädagogische Leitung im ev.-luth. Kirchenkreis Celle und eines ev. Kindergartens in Hambühren Oldauer Heuweg 20 29313 Hambühren Tel

23 Arbeitsauftrag Bitte finden Sie sich jeweils zu 2/3 Personen aus unterschiedlichen Einrichtungen zusammen Arbeiten Sie dann bitte gemeinsam bestehende Zeit- Probleme heraus, die für Ihren jeweiligen pädagogischen Alltag charakteristisch sind Ihnen stehen 10 Minuten zur Verfügung!


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