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Dr. habil. Gertrud Kamper, Berlin

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Präsentation zum Thema: "Dr. habil. Gertrud Kamper, Berlin"—  Präsentation transkript:

1 Dr. habil. Gertrud Kamper, Berlin
Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener Jubiläen und Entwicklungen Dr. habil. Gertrud Kamper, Berlin

2 Worüber sprechen wir eigentlich?
Wer ist illiterat? Wer verfügt nicht über Grundbildung? Was können wir über die Größenordnung wissen? Was können wir über die Entwicklungs-tendenz plausibel annehmen? Wieviel Lesen und Schreiben braucht der Mensch?

3 Worüber sprechen wir eigentlich?

4 Analphabetismus oder Illiteralität
Primärer Analphabetismus Totaler Analphabetismus keine Beschulung Sekundärer Analphabetismus Funktionaler Analphabetismus Analphabetismus trotz Schulbesuchs Schwierigkeiten der Definition, der Kriterien Größe des Problems, i. S. der Zahl Betroffener Literacy, Adult Basic Education Erwachsenen-Grundbildung  Lernkapazität Lernen des Lernens Problemlösefähigkeit

5 Den weit verbreiteten Sprachgebrauch betreffend:
Über Schriftsprache zu verfügen, ist etwas, das man im Laufe des Lebens lernt - oder auch nicht, je nach Notwendigkeit und Umständen. Analphabetismus und Illiteralität sind Termini dafür, daß Menschen das nicht gelernt haben. Es handelt sich NICHT um eine Krankheit. Es handelt sich NICHT um einen Feind. Folglich sind weder „behandeln“ noch „bekämpfen“ sinnvoll - sondern: Alle Menschen sollen – in jedem Lebensalter – alle für ihre Entwicklung notwendige Unterstützung erhalten. Das gilt auch für jene, die sich schrift-sprachliche Fähigkeiten nicht bereits als Kinder angeeignet haben.

6 Den weit verbreiteten Sprachgebrauch betreffend (Fortsetzung):
Prä-vention bedeutet wörtlich „zuvorkommen“ und wird im Rechtssystem und in der Medizin verwendet im Sinne von „vorbeugen“ und „verhüten“ Nicht über Schriftsprache zu verfügen ist WEDER eine STRAFTAT noch eine KRANKHEIT. Fragen: Ist die Institution Schule dafür zuständig und wird aus Mitteln der Allgemeinheit finanziert, ALLEN Kindern Grundbildung incl. des Verfügens über Schriftsprache zu vermitteln? Erfüllt ein System, erfüllen seine Einrichtungen, nachweislich eine ihrer zentralen Aufgaben nicht - werden dann nicht Strukturen, Bedingungen und Vorgehensweisen eines solchen Systems geprüft und entsprechend verändert? Wie angemessen ist es, von PRÄVENTION des Analphabetismus zu sprechen?

7 Wer ist illiterat? Wer verfügt nicht über Grundbildung?

8 Illiteralität in industrialisierten Ländern
eingeborene Bevölkerung dominante Sprache als Muttersprache Zweitsprache (ethnische/kulturelle Minor.) Alter Geschlecht sozioök. Sit. zugewanderte Bevölk. illiterat in der Muttersprache dominanten Spr. des Landes erste Generation zweite u. weitere Gen. Alter Geschlecht sozioök. Sit. Kultureller Hintergr. u. Perspektiven

9 „Der Analphabet“ existiert nicht Gemeinsamkeiten & Unterschiede unter „funktional illiteraten/analphabetischen“ Menschen Jahre Schulbesuch leidvolle u. demütigende Erfahrungen im Zusammenhang von Schule Deutsch als Muttersprache oder Deutsch als Zweitsprache Leid u. Demütigung im Zus.hang damit, nicht „ordentlich“ L&S zu können Breites Spektrum vorhandener Fähigkeiten Strategien, um den „Makel“ zu verheimlichen trotzdem zu überleben (–> Abhängigkeiten) Männer u. Frauen Alte u. Junge Häufig Zusammenhang mit – Armut – Arbeitslosigkeit – schlecht qualifizierter/bezahlter Arbeit – psychisch bedingten Erkrankungen – Alkoholismus Verschiedene familiäre u. berufliche Erfahrungen verschiedene Vorlieben u. Gewohnheiten Angst, Lernhemmungen, Lernschwierigk.

10 Was können wir über die Größenordnung wissen
Was können wir über die Größenordnung wissen? Was können wir über die Entwicklungstendenz plausibel annehmen?

11 Sprechen wir von (Bildungs)Exoten, von einem im Grunde vernachlässigbaren Problem?
Eine OECD-Studie der 90er Jahre (International Adult Literacy Survey, IALS) wies nach, dass in Deutschland 10 % der erwachsenen Bevölkerung nur über eine sehr niedrige und weitere 30 % nur über eine niedrige Lesekompetenz verfügen. PISA-Studie: etwa 23 % der 15-Jährigen in Deutschland gehören aufgrund ihrer Leseschwäche zu einer Risikogruppe, die von gesellschaftlichem Ausschluss bedroht ist. In beiden Studien wurde die noch anspruchs-vollere Schreibkompetenz NICHT getestet.

12 Mit jedem Schuljahrsende nimmt die Zahl der in funktionaler Hinsicht Illiteraten zu
Jeder Punkt steht für einen Landkreis, in dem die Zahl der Schul-abgänger 2001 ohne Hauptschulabschluss über dem Bundes-durchschnitt von 9 % lag Aus dem Vortrag von Dr. Fiebig auf der Tagung 2004 des BV Alphabetisierung

13 ehem. Greifswalder Forschungsgruppe (Breuer u. Weuffen):
ungefähr % der Kinder jedes Altersjahr-gangs kommen mit unzureichend ausgebildeten verbo-senso-motorischen Grundlagen des Schriftspracherwerbs in die Schulen diese Kinder haben eine nicht sehr erfreuliche bis schwierige Schulzeit zu erwarten – immerhin die nächsten 12 Jahre ihres Lebens für einige von ihnen werden diese Schwierigkeiten so groß sein, daß sie nach ihrer Schulzeit immer noch illiterat sein werden, zumindest i. S. der Definition einer funktionalen Literalität

14 Ein Echo der Anfänge Zur Bedeutung relativ elementarer Fähigkeiten für Schwierigkeiten beim Lesen- u. Schreibenlernen (Kamper 1987) 44 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zwischen 18 und 56 Jahren aus verschiedenen Grundkursen Lesen/Schreiben und ausbildungsnahem Unterstützungs-Unterricht sieben untersuchte Bereiche relativ elementarer und für den Schriftspracherwerb relevanter Fähigkeiten Gruppen gebildet von TN „ohne Schwierigkeiten” mit „einfachen Schwierigkeiten” mit „massiven Schwierigkeiten”

15 Kinderarmut in reichen Ländern Meldung v. 1.3.2005
Seit 1990 Verschlechterung in 17 von 24 OECD-Staaten In Dänemark und Finnland < 3 % arme Kinder In USA > 20 % arme Kinder Deutschland im Mittelfeld – Platz 12 ABER in der Entwicklung der Kinderarmut auf Platz 18 von 24 In Westdeutschland: von 4,5 % armen Kindern in auf 9,8 % in 2001 erhöht In Ostdeutschland: auf 12,6 % in 2001 erhöht Arme Kinder aus Zuwandererfamilien: in den 90er Jahren von 5 auf 15 %

16 Uli Stein: PISA-Alarm, 2003

17 Grundkurse Lesen u. Schreiben für Erwachsene
1978 erste Alphabetisierungs-kurse in Deutschland 1980 in Bremen erste bundesweite Konferenz „Für ein Recht auf Lesen - Analphabetismus in der Bundesrepublik Deutschland“

18 Grundkurse Lesen u. Schreiben für Erwachsene (Fortsetzung)
Mai 1985 begannen an der VHS Osnabrück die ersten beiden Kurse mit dem Titel "Grundkurs Lesen und Schreiben" für Anfänger und Fortgeschrittene - und mit einer ABM-Stelle begann der Aufbau der „muttersprachlichen Alphabetisierung“ Anfang des 21. Jahrhunderts nehmen „etwa Erwachsene an Alphabetisierungs-kursen teil, davon etwa Migranten.“ (BundesVerband Alphabetisierung) Daneben findet „Alphabetisierung“ auch bei Freien Trägern, in Förderkursen Berufsvorbereitender Maßnahmen und in ähnlichen Zusammenhängen statt

19 Alphabetisierung & Grundbildung Erwachsener und die Wissenschaft (in Deutschland)
Von Anfang an haben Kurs-leiterInnen Diplomarbeiten zum Thema geschrieben 1990 wurde die erste Dissertation zum Thema verteidigt und publiziert Danach immer wieder einzelne Dissertationen Forschungsaufträge nur vereinzelt und befristet Bis heute KEINE Verankerung des Themas in universitärer Forschung und Lehre (keine Professur, kein Institut, kein Aufbaustudiengang etc.)

20 Wieviel Lesen und Schreiben braucht der Mensch?

21 Wer fragt das? - und - Mit welchem Ziel?
Bildungs-PolitikerInnen? Bildungs-ÖkonomInnen? Finanz-PolitikerInnen und Haushalts-ExpertInnen? FB-LeiterInnen von VHSen? Kurs-LeiterInnen und -TeilnehmerInnen der Alphabetisierung? Welcher Mensch? Wer ist „DER Mensch“? Einschränkung auf „in Deutschland lebende Menschen”? Differenzierung nach div. Lebensumständen

22 Frage reformulieren - Alternativen
Lesen und Schreiben wieviel? (5 Seiten pro Tag?)  Quantität welche Literalitäten? (fürs Büro, fürs Lager, fürs Labor, für Liebesbriefe, für die Schule etc.)  Qualität wieviele verschiedene Literalitäten? (schulische, häusliche, berufliche, mathematische etc., muttersprachliche, zweitsprachliche, fremd-sprachliche, computer- etc.)  Umfang der Qualitäten wie gut? (Schwierigkeitsgrad, Zuverlässigkeit, Schnelligkeit etc.)  Niveau Wann im Leben braucht man welche Literalitäten auf welchem Niveau?

23 Literalitäten im Plural (zwei Extreme)
Plakat des Bundesverbandes & EU-Projekt zur visuellen Alphabetisierung Alphabetisierung "Sehen ist lernbar"

24 PISA 2000 Kompetenzstufe I (Elementarstufe) – wer sie erreicht, ist in der Lage: explizit angegebene Informationen zu lokalisieren, wenn keine konkurrierenden Informationen im Text vorhanden sind (Inform. ermitteln); den Hauptgedanken oder die Intention des Autors in einem Text über ein vertrautes Thema zu erkennen, wobei der Hauptgedanke relativ auffällig ist, weil er am Anfang des Textes erscheint oder wiederholt wird (textbezogenes Interpretieren); einfache Verbindungen zwischen Informationen aus dem Text und allgemeinem Alltagswissen herzustellen, wobei der Leser ausdrücklich angewiesen ist, relevante Faktoren in der Aufgabe und im Text zu beachten (Reflektieren und Bewerten).

25 PISA 2000 – Ergebnisse aus Deutschland
fast 10 % erreichen Kompetenzstufe 1 NICHT, d.h. diese Schüler u. Schülerinnen sind den angegebenen Anforderungen NICHT gewachsen weitere 13 % befinden sich AUF der Kompetenzstufe 1 ca. 23 % der 15-Jährigen mit unzureichendem Entwicklungsstand hinsichtlich ihrer Lesefähigkeiten Was bedeutet das für Schreibfähigkeiten? Was bedeutet das für Grundbildung?

26 Internat. Untersuchung von Grundqualifikationen Erwachsener (1995)
Internat. Untersuchung von Grundqualifikationen Erwachsener (1995) IALS Stufe 1 im Prosa-Leseverständnis (also ohne Tabellen, Grafiken und ohne Rechnen) bedeutet direkte Identifikation von Einzelinformationen Stufe 2 im Prosa-Leseverständnisses: Wenn keine erschwerenden Bedingungen gegeben sind, ver-mögen sie, die direkt identifizierten Einzel-informationen miteinander in Bezug zu setzen OECD und Statistics Canada (Hrsg.): Grundqualifikationen, Wirtschaft und Gesellschaft. Ergebnisse der ersten Internationalen Untersuchung von Grundqualifikationen Erwachsener. Paris und Ottawa In der englischen Fassung „Literacy, Economy and Society. Results of the first International Adult Literacy Survey“, kurz IALS. Eine Aufgabe wurde einer Stufe zugeordnet, wenn die Erwachsenen AUF dieser Stufe sie mit 80% Wahrscheinlichkeit bewältigen konnten.

27 IALS 1995 - aus den Ergebnissen in Deutschland
Teilnahme an dieser Untersuchung von vornherein abgelehnt: 33% Erwachsene mit sehr niedrigem Literalitätsniveau: um die 10% = kamen nicht über Stufe 1 hinaus Erwachsene mit niedrigem Literalitätsniveau: um die 30% = kamen nicht über die Stufe 2 hinaus Wieviele (in %) der Erwachsenen in Deutschland leben mit unzureichendem Entwicklungsstand hinsichtlich ihrer Lesefähigkeiten? Was bedeutet das für Schreibfähigkeiten? Was bedeutet das für Grundbildung?

28 979 Angaben bei 1.015 Befragten (BA Arbeit)
Die Alphabetisierung eines Erwachsenen kostet ca Euro pro Jahr und dauert durchschnittlich 2,5 Jahre. Das Risiko, als funktionaler Analphabet auf staatliche Transferkosten ein Leben lang angewiesen zu sein, ist sehr hoch. 979 Angaben bei Befragten (BA Arbeit) Diese Kosten übersteigen die notwendigen Bildungsinvestitionen pro Jahr um den Faktor 10. Aus dem Vortrag von Dr. Fiebig auf der Tagung 2004 des BV Alphabetisierung

29 zum Weiterdenken ... Aufgrund welcher Werte soll auf welche Zukunft hin gearbeitet werden und in welche Bedingungen und Widersprüche sind diese Entscheidungen eingebettet? Gibt es ein Grundrecht auf Bildung? Worin und wie weit geht Grundbildung über „ausreichende“ oder „funktionale“ Schriftsprach-Kompetenzen hinaus? Was bedeutet das in einer Gesellschaft, die als Wissensgesellschaft definiert wird? In der das lebens-lange oder lebens-begleitende Lernen zur Pflicht erhoben wird? Wie relevant ist das alles in einer 2/3-Gesellschaft?

30 Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Feste, Jubiläen und Treffen feiern, wie sie fallen Und viel Kreativität, Mut und Durchhaltevermögen für die weitere Entwicklung! Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!


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