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Chat, SMS, Facebook Neue Kommunikationsformen, neues Schreiben?

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Präsentation zum Thema: "Chat, SMS, Facebook Neue Kommunikationsformen, neues Schreiben?"—  Präsentation transkript:

1 Chat, SMS, Facebook Neue Kommunikationsformen, neues Schreiben?
Prof. Dr. Christa Dürscheid

2 Gliederung des Vortrags
Informelles Schreiben Neue Kommunikationsformen – schlechtes Schreiben? Jugendliche: „Generation Facebook“? Die Kommunikationsplattform Facebook Schreiben auf Facebook: Unterrichtsvorschläge Fazit

3 1. Informelles Schreiben
Wir stehen vor einer riesigen schwarzen Wand ... und warten. Weder Sie noch ich wissen, was wir gleich auf dieser Wand sehen werden, oder? ... Ich möchte, dass Sie mich auf meinem Durchgang durch eine der besten wissenschaftlichen Ausstellungen begleiten... Und wir? Besitzen wir ebenfalls ein solches Charakterface? Und nun haben wir zwei Autos und sind immer noch nicht zufrieden. Weil Friedhelm immer nur mit dem kleinen ollen Fiat zur Arbeit fahren muss, weil ich mit dem nicht klar komm, ich bin eben so an den Opel gewöhnt. koennen wir machen, wann und wo, passt dir am besten als tp?

4 1. Informelles Schreiben
Über stilistische Merkmale beschreibbar, die in der Fachliteratur als „konzeptionell mündlich“ bezeichnet werden (z.B. umgangssprachliche Ausdrücke, Gesprächspartikeln, unvollständige Sätze). Unterscheidung: stilistisch: (1) Zu faltig fürs Flirten? Quatsch! orthographisch: (2) Heute Abend wird im Iglu geschlafen !!! typographisch: (3) *loveyou* du bisch di beste ♥

5 1. Informelles Schreiben
Und nun haben wir zwei Autos und sind immer noch nicht zufrieden. Weil Friedhelm immer nur mit dem kleinen ollen Fiat zur Arbeit fahren muss, weil ich mit dem nicht klar komm, ich bin eben so an den Opel gewöhnt. Auszug aus dem Roman von Judith Zander: Dinge, die wir heute sagten. (Deutscher Buchpreis 2010)

6 1. Informelles Schreiben
als Stilmittel (Parlando-Schreiben) als Reflex sozialer Nähe zum Herstellen sozialer Nähe als Reflex dialogischen Schreibens (bedingt durch die Kommunikation in den neuen Medien)

7 1. Informelles Schreiben
Artikel von Iris Radisch, Die ZEIT,

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9 2. Neue Kommunikationsformen – schlechtes Schreiben?
Beispiele aus dem Schweizer SMS-Korpus (siehe (1) koennen wir machen, wann und wo, passt dir am besten als tp? (2) Wie gross ist die Datei. Ich hätte einen USB mit ca. Noch 3 GB hier. (3) Weißt du tel. von mech. Werkstatt? Prototypische Merkmale: Schreiben in der Erwartung, dass der andere unmittelbar darauf antwortet Beiträge gehen häufig minimal zeitversetzt hin und her (quasi-synchron) konzeptionell mündlich Alter der Schreiber: 21, 19, 17

10 2. Neue Kommunikationsformen – schlechtes Schreiben?

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12 Vorgehensweise im Projekt
Anschreiben von Schulen mit der Bitte um Mitarbeit Akquisition und Auswertung eines Korpus von schulischen Texten sowie eines Korpus von privaten Schülertexten Fragebogenerhebung bei Schülerinnen und Schülern Fragebogenerhebung bei Lehrpersonen Formulierung von Empfehlungen zur Förderung der Schreibkompetenz

13 Datengrundlage Schulkorpus mit 953 Texten aus Kantons-, Sekundar- und Berufsschulen Freizeitkorpus mit 1’148 Texten (v.a. SMS-, Chat-, -Texte) Fragebogenkorpus, bestehend aus 754 Schülerfragebogen Lehrerbefragung (47 Fragebogen)

14 Lehrerkommentare zur Schreibkompetenz
„Sie schreiben häufig völlig unbelastet von irgendwelchen sprachlichen Normen (Rechtschreibung, Grammatik, Stil usw.). Wichtig ist für sie, dass man versteht, worum es eigentlich geht!“ „Meine Schülerinnen und Schüler sind intelligent genug, um Textsorten und ihre Verwendungszusammenhänge unterscheiden zu können. Niemand kommt auf die Idee, eine Erörterung im Stil einer SMS zu verfassen.“

15 Beispiel aus dem Schulkorpus
Smileys im Text markiren (animiert)

16 Auszug aus dem Schlusskapitel
„In einer Auszählung von 350 willkürlich ausgewählten Texten aus dem gesamten Schulkorpus fand sich, verteilt über alle drei untersuchten Schultypen, keine einzige Verbform in der Funktion eines Inflektivs. Selbst in dem Korpus, das eigens für die Feinkodierung der Schultexte zusammengestellt wurde, weil hier Auffälligkeiten vermutet wurden (vgl. Kap. 7.3), gab es unter den 208 Texten nur einen einzigen Text, in dem – immerhin gleich drei – Inflektive auftraten […].“ Dürscheid/Wagner/Brommer (2010: 264)

17 3. Jugendliche: „Generation Facebook“?
Generation Golf Generation X Generation C64 Generation Y Generation Internet Generation Facebook Generation Praktikum

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20 3. Jugendliche: „Generation Facebook“?
Auszug aus dem Ergebnisbericht zur aktuellen JAMES-Studie (Stand: Februar 2013)

21 4. Die Kommunikationsplattform Facebook

22 4. Die Kommunikationsplattform Facebook

23 4. Die Kommunikationsplattform Facebook
“Facebook status updates are not as monologic as they seem; some can be highly interactive and relational in nature.“ Auszug aus: Lee, Carmen (2011): Text and practices of micro-blogging: Status updates on facebook. In: Thurlow, Crispin/Mroczek, Kristine (Hrsg.): Digital Discourse. Language in the New Media. Oxford: Oxford University Press,

24 Kontaktfunktion von Facebook
„Das eigene Online-Profil [...] fungiert als riesiges Adressbuch und als Fenster in das Leben der Anderen.“ Auszug aus: Döring, Nicola (2011): „Ich habe 180 Freunde.“ Freundschaften von Jugendlichen im Internet. In: Schüler. Wissen für Lehrer Themenheft: Aufwachsen in virtuellen Welten. Online_Offline. Friedrich Verlag, Hinter vielen Postings steht das Motiv, den Kontakt zu Personen, die man nur selten sieht, aufrecht zu erhalten, d. h. die „Freunde“ darüber zu informieren, was man macht, wo man ist, wie es einem geht – und man kann selbst nachlesen, was die anderen machen, wo sie sind, wie es ihnen geht.

25 5. Schreiben auf Facebook: Unterrichtsvorschläge
Herausarbeiten typischer Schreibphänomene (auf der Basis authentischer Facebook-Texte von Jugendlichen), z.B. 8 wundervolle Johr DANKE för dia unvergessliche Zit baby - *iloveyou* :-)“ „*loveyou* du bisch di beste ♥“ „=) lieebdiih ♥ ♥..“ Vergleich mit dem Facebook-Auftritt von Schulen, Behörden und Unternehmen (auf der Basis authentischer Facebook-Texte), z.B. (4) Zu faltig fürs Flirten? Quatsch! Im Frankfurter Gesundheitsamt können Menschen jenseits der 50 die Kontaktaufnahme zum anderen Geschlecht trainieren. Und dabei wird so manche winterdunkle Psyche von einem angenehmen Hormon-Cocktail aufgehellt.

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27 Schreiben auf Facebook

28 5. Schreiben auf Facebook: Unterrichtsvorschläge
Leitfragen: Welche sprachlichen Phänomene treten auf? Wo liegen die Unterschiede zum Internetschreiben Jugendlicher, wo die Gemeinsamkeiten? Vorgehensweise: Textanalysen auf stilistischer, orthographischer und typographischer Ebene. Lernziel: Reflexion über das Schreiben im öffentlichen Raum.

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30 5. Schreiben auf Facebook: Unterrichtsvorschläge
c) Reflexion über das Wort Freund Ausgangsfrage für das Unterrichtsgespräch: „Wandelt sich das Freundschaftskonzept durch Facebook, wird man künftig in einer Aussage, die sich nicht auf Facebook bezieht, Personen, die man nur flüchtig oder gar nicht persönlich kennt, auch als Freunde bezeichnen?“ Auszug aus: Dürscheid, Christa/Brommer, Sarah (2013): Ist ein Freund noch ein Freund? Facebook und Sprachwandel. In: Der Deutschunterricht 3/2013 (im Druck).

31 Zum Einstieg in das Unterrichtsgespräch
1) Werbeanzeige eines Mobilfunkanbieters oder 2) Zitate zum Thema Freundschaft 3) Zeitungsartikel zum Thema Facebook und Freundschaft

32 Zitate unter: http://de.wikiquote.org/wiki/Freundschaft
„Der Freundschaft stolzes Siegel tragen viele, die in der Prüfungsstunde treulos fliehn.“ – Friedrich Schiller, an Bettina von Arnim „Mein Vater sagt immer, wenn man bei seinem Tod fünf echte Freunde hat, dann kann man mit seinem Leben zufrieden sein.“ – Lee Iacocca „Die Freundschaft ist das edelste Gefühl, dessen das Menschenherz fähig ist.“ – Carl Hilty, „Briefe“ „Eine Freundschaft, die beendet werden kann, hat eigentlich nie so recht begonnen.“ – Mellin de Saint-Gelais, Œuvres poétiques „Facebook hilft, mit Leuten in Kontakt zu bleiben, die wir auch im echten Leben kennen. Mehr nicht. Wer glaubt, dass jeder Facebook-Kontakt ein Freund ist, der weiß nicht was Freundschaft bedeutet.“ – Mark Zuckerberg, Oktober 2008 Zitate unter:

33 Das Wortfeld Freund Wo liegen die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Bezeichnungen im Wortfeld Freund? Die Beispiele werden um weitere Bezeichnungen aus dem Wortfeld Freund ergänzt, dann kann man die semantischen Merkmale zur Abgrenzung der verschiedenen Bezeichnungen herausarbeiten. Solche Merkmale können sich auf den Grad der Vertrautheit, den Altersunterschied, die räumliche Nähe bzw. Distanz und die Dauer der Freundschaft beziehen.

34 Beispiele für die Verwendung allgemeinsprachlicher Wörter in der Fachsprache
Maus Ordner hochfahren Fenster schließen (am Bildschirm) Netz herunterladen Freund Basisliteratur zum Bedeutungswandel: Keller, Rudi/Kirschbaum, Ilja (2003): Bedeutungswandel. Eine Einführung. Berlin/New York: de Gruyter.

35 Vom Freund zum flüchtigen Bekannten?
Stufen des Bedeutungswandels: Facebook verwendet das Wort Freund (in Analogie zum englischen friend) zur Bezeichnung der Facebook-Kontakte seiner Nutzer. Das Wort Freund (im Sinne von ‚Facebook-Kontakt‘) wird auch von den Nutzern selbst verwendet (zwangsläufig, da vom System generiert), z.B. „FreundIn hinzufügen“. Das Wort Freund (im Sinne von ‚Facebook-Kontakt‘) breitet sich auch ausserhalb des sozialen Netzwerks aus, z.B.: „Ich habe 180 Freunde“ (aber fachsprachlich, d.h. mit Bezug auf Facebook). Das Wort Freund bekommt eine neue Bedeutungskomponente: Es steht allgemeinsprachlich nicht mehr nur für ‚Lebenspartner‘, ‚nahestehende, vertraute Person‘, sondern auch für ‚sozialer Kontakt‘ (ohne Bezug zu Facebook). Es kommt zu einer Polysemflucht, d.h. zum Verlust einer der Bedeutungsvarianten von Freund (‚Freund als nahestehende, vertraute Person‘). Dies kann langfristig zu einer „Polysemflucht“ führen (Terminus von Keller/Kirschbaum 2003, 159), d. h. zum Verlust einer der Bedeutungsvarianten von Freund (Freund als vertraute Person, enger Kontakt). Das wird dann vielleicht damit kompensiert werden, dass man künftig nicht mehr nur von Freund sprechen kann, wenn man sich auf eine nahestehende Person bezieht, sondern die Beziehung auf jeden Fall mit einem Zusatz, z. B. mit den Attributen eng, richtig oder gut, umschreiben muss (ein enger Freund, ein richtiger Freund, ein guter Freund – so wie von „mein Freund“ die Rede ist, wenn der Lebenspartner gemeint ist). Das im Jahr 1930 komponierte Lied „Ein Freund, ein guter Freund“ hätte diese Entwicklung dann gewissermaßen vorweggenommen.

36 Verbindung von Sprach- und Literaturunterricht
Freundschaftskonzepte in der Literatur… Cicero: „De Amicitia“ (um 44 v. Chr.) Michel de Montaigne (1580): „De l’amitié“ Johann Wolfgang von Goethe (1789): „An den Mond“ Friedrich Schiller (1798): „Die Bürgschaft“ Hermann Hesse (1906): „Unterm Rad“ Dirk Kurbjuweit (2001): „Zweier ohne“ …und im Film "In der Nacht, als das Mädchen vom Himmel fiel, wurde Ludwig mein Freund." Mit der Beschreibung dieser "unerhörten Begebenheit" beginnt die spannende, 2008 verfilmte Meisternovelle Zweier ohne des preisgekrönten Journalisten und Schriftstellers Dirk Kurbjuweit. Anrührend, packend und virtuos wird die abenteuerliche Geschichte zweier Jungen erzählt, die gemeinsam durch die Untiefen der Pubertät steuern und einen Traum haben: Wie Zwillinge wollen sie werden, in völligem Gleichklang leben, harmonieren, wie sie es beim Rudern im Zweier ohne Steuermann schon oft tun.

37 6. Fazit Welche neuen Kommunikationsformen gibt es? Facebook, Twitter, Second Life, Multi-User-Online-Spiele, SMS, MMS, WhatsApp, , Skype (mit Voice-Chat, Video-Chat, Text-Chat) u.v.m. Wozu dienen diese Angebote? Freundschaftspflege, Organisation des Alltags, Information, Spiel u.v.m. Welche Rolle spielt dabei die Schrift? Primäre Rolle: Twitter, Facebook, WhatsApp, SMS, Sekundäre Rolle (neben Bild und/oder Ton): Second Life, Skype, Online-Spiele, MMS

38 Keine strikte Trennung mehr
zwischen Kommunikation via Computer und Kommunikation via Handy (Smartphone) b) zwischen stationärer und mobiler Kommunikation zwischen verschiedenen Kommunikationspraktiken (z.B. Chatten und Mailen) zwischen verschiedenen Zeichenmodalitäten (z.B. Schrift und Bild)

39 6. Fazit Jugendliche als Vielschreiber – Jugendliche als Mobilschreiber Merkmale des mobilen Schreibens Schreiben als ständig verfügbare Möglichkeit der Kommunikation mit Abwesenden Schreiben als eine Beschäftigung neben anderen (Multitasking) Schreiben als quasi-synchrone Kommunikation > dialogisches Schreiben Schreiben über Alltägliches > informelles Schreiben Schreiben als Momentaufnahme

40 6. Fazit Neue Kommunikationsformen sind eine Realität.
Der Unterricht muss sich dieser Realität stellen. Zum Kompetenzbereich „Reflexion über Sprache“ im Deutschunterricht gehört die Reflexion über den Sprachgebrauch und über das Kommunikationsverhalten in den neuen Kommunikationsformen.

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